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14. Junius 1847. Zur Nachricht. 2tuf das am I. Jul. >847 beginnendr neue vierteljährliche Abonnement der Deutschen Allgemeinen Zeitung werden bei allen Postämtern und Zeitungsexpeditionen des In- und Auslandes Bestellungen angenommen. Der Preis beträgt in Sachsen vierteljährlich 2 Thlr., in den übrigen Staaten wird derselbe nach Maßgabe der Entfernung von Leipzig erhöht. Deutschland. — München, IO. Jun. Soeben hören wir, daß seit gestern eine Münchner Korrespondenz in einem ulmer Blatte (wenn dieselbe anders aus München wirklich stammt) hier viel besprochen wird. Dieselbe muß jeden falls au§ sehr unreiner Quelle kommen, wenn cS wahr ist, daß sic an der Aufrichtigkeit jener freudigen Stimmung zweifeln will, die hier allgemein über die neuesten officiellen Bekanntmachungen in Betreff der künftigen Gesetzgebung herrscht, einer Stimmung, von welcher am Abend des 6. Jun. der König bei seinem Erscheinen im Theater durch einen wahr Haft beispiellos enthusiastischen Empfang selbst den unzweideutigsten Be weis erhalten hat. Wo ein öffentliches Uebel so allgemein empfunden wird wie in Baiern das Uebel einer mit den Zeit - und Landcs- bedürfnissen durch keinerlei Flickwerk mehr in Einklang zu bringenden veralteten und obendrein unter sich nicht einmal übereinstimmenden Ge setzgebung, und wo, wie wiederum in Baiern, über die Zeit und Rich tung, in welcher die Befreiung des Landes von diesem öffentlichen Uebel eintreten soll, je länger desto mehr Ungewißheit und Spannung herrschend gewesen ist, da muß wol die Freude über eine königl. Entschließung wie die jüngste über die bei der neuen Gesetzgebung zu befolgenden Prin- cipien mit Blitzesschnelle sich verbreiten,-und wenige Lage müssen hin reichen, den Sinn und die Bedeutung einer solchen Neuigkeit zum geisti gen Eigenthum Aller zu machen. Daher ist eine solche öffentliche De monstration, wie wir sie (in der Art früher ohne Beispiel) am vergan genen Sonntag Abend im Theater erlebt haben, allerdings etwas sehr leicht Erklärbares, und nur böser Wille oder sonstige Unlauterkeit können Ursache sein, das Thatsächliche so keck und schnöde in vollen Zweifel zie hen zu wollen. L Dresden, 12. Jun. Seit 14 Tagen haben wir uns hier nicht eines einzigen heitern, warmen Tag« zu erfreuen gehabt, wie man dies wol im Juni erwarten kann, und wenn wir in der sechsten und siebenten Morgenstunde nicht mehr als 8 —S Grad Wärme hatten, so steigerte sich diese höchstens bis Mittags auf 13—17 Grad und sank bis gegen Abend 8 Uhr wieder auf 7 — 8 Grad herab. Diese ungewöhnlich an. . haltende Kühle hat, wie man denn überhaupt jetzt Alles, was wohlthätig - oder nachtheilig auf den Stand der Feldfrüchte einwirken könnte, mit ängst- - sicher Aufmerksamkeit beobachtet, zu mehrfachen Befürchtungen Veranlassung gegeben; aber diese empfindliche kalte Temperatur des Brachmonats hat bis ' jetzt noch nicht im geringsten geschadet, wohl aber die Vermehrung der Rau pen und andern den Kraulfrüchten nachteiligen Ungeziefers verhindert, und . nur der Erdfloh ist es, der dieses Jahr auffallend zahlreich sich zeigt und besonders der jungen Kohlrabi u. dergl. Schaden zufügt. Seit achtTa- gen und noch länger ist der Himmel über unserm Elbthale fortwährend ! mit Gewitterwolken bedeckt, ohne daß diese sich hier entladen; jedoch ge winnt cs ganz den Anschein, als ob eine Aenderung der bis jetzt herr- schcnden Temperatur eintreten werde, da wir auch bereit« seit gestern den j ersten warmen Regen gehabt haben und heute Wetter an Wetter sich -.über unserer Stadl zusammenzieht.— Ist es der Druck der Zeit, ist cs das Unangenehme der Witterung oder sonst ein anderer Grund, warum Dresden dieses Frühjahr und nun jetzt bei eintretendem Sommer verhäkt- nißmäßig so arm an Fremden ist, wir wissen es uns nicht bestimmt zu erklären; aber ausfallend ist diese Erscheinung dieses Jahr, und um so betrübender, da nach einem langen Winter, nach einem fast gänzlichen Stocken dxr Geschäfte Alles mit froher Hoffnung gläubig dem kommen- deü Frühling entgcgensah; aber man frage unsere Hoteliers, man frage die Inhaber unserer Galanterie- und Modewaarenhandlungen, die Ge schäftsleute aller Branchen, Oid Alle werden einstimmig aussprechen, daß dieser Sommer sür den Verdienst der Betheiligtcn einer der schlechtesten zu werden scheint. Fremde Durchreisende genug, aber Dresden wird sie in den Hotels und Gasthöfen, in den Läden der Kaufleute und Modisten, in den Vcrkaufslocalen der Handwerker und selbst in Concerten und Thea ter kaum gewahr! . - — Dem Nürnberger Korrespondenten schreibt man aus Stuttgart vom 9. Jun.: „Die Auflösung unseres Männerturnvereins ist nun doch erfolgt. Gestern Abend erschien der Oberpolizeicomniissar Bul linger irt dem Vereine und sprach sie im Auftrage der königl, Stadtdi- rection amtlich aus. Den einzelnen Mitgliedern der Gemeinde soll es jedoch unbenommen bleiben, den Turnplatz nach Belieben zu benutzen, denn nur der Verein als solcher ist für ausgelöst erklärt." — Eine poli zeiliche Bekanntmachung setzt die bisher auf 1S Uhr Nachts beschränkte Polizeistunde von nun an auf II Uhr fest. ' * Frankfurt a. M., II. Jun. Der Bundespräfidialgesandte Graf v. Münch-Bellinghauscn wird morgen von Wien hier zurückerwartet. Er wird sofort den Vorsitz im Kreise der Bundesversammlung wie der übernehmen. Es werden sodann, wie verlautet, in dieser Versamm lung unverzüglich mehre wichtige Angelegenheiten von allgemeinem deut schen Interesse, namentlich in Bezug auf die Auswanderungsfrage, die geeigneten Maßnahmen zu möglichster Verhütung eines Wiedereintritts eines so drückenden Nothstandes, wie er in der letzten Zeit auf dem Volke gelastet, und in Bezug auf eine neue Gestaltung der Lage der Presse zur Verhandlung kommen. Was den letzterwähnten Gegenstand anlangt, so scheint cs, als würde das Zustandekommen einer definitiven Vereinba rung, nicht schon in der gegenwärtigen Session des Bundestags zu erwar ten sein. Der Entwurf eines preußischen Preßgesctzes, dessen Bestim mungen dem Vernehmen nach bei den betreffenden Berathunge» zu Grund« gelegt werden sollen, hat keineswegs, wie von einigen Seiten behauptet worden ist, bei seiner vorläufigen Mittheilung an die Regierungen der verschiedenen Bundesstaaten eine solche Zustimmung gefunden, daß ange nommen werden könnte, cs würden die Principien und Festsetzungen die ses Entwurfs als Grundlagen eines allgemeinen deutschen PreßgeseheS ausgestellt werden. Eine Ausgleichung der divergirendcn Ansichten dürfte . nicht so leicht gewonnen werden; und aufrichtig gesagt, nach Dem, waö man über den Inhalt des fraglichen Entwurfs vernommen, würde es in der That nicht als ein Unglück zu betrachten sein, wenn statt einer Ein führung dieses Preßgesctzes die Ccnsur noch länger in Deutschland fort- bestchen bliebe. — Seit einigen Tagen haben wir eine etwas kühle, reg- MM Dentsch« Allgemeine Zeitung. AM > «Wahrheit und Recht, Freiheit und GesetzI» Ueberblick. Deutschland. —München. Stimmungen. -Dresden. Die Witterung. Die Aernte. Die Fremden- — Der stuttgartcr Turnverein. Die Polizei stunde. »Frankturta-M. Die Bundesversammlung. Das Preßgesetz. Der Getreidehandel. — HandclSpolcmik. PoenFen. Äertin. Landtag. ** Vertin- Die Einstellung der Arbeiten an der Weichselbrücke. Der Landtag.— Die Opposition. — Der Wucher. — Der Gottesdienst der Juden. — Die stettiner Kaufmannschaft Defkerreich. . Finanzwesen. Die griechische Differenz. Italien. Die Ge treideausfuhr. — Ungarische Zeitungen. LheuerungSunruhen. — Verord nungen. Portugal. Gefangennahme des Grafen da« AntaS. Spanien. Da« königliche Ehepaar. Espartero. GooFdeitannien. Parlament. Die Eisenbahnbills. Die Herzogin von Kent. Prinz OSkar von Schweden. Die RepealvereinSsitzung. O'Con nell und die LebenSversicherungSgesellschaften. Die Kriegebrigg Krolic. Frankreich. Parlament. CabinetSrath. Graf Duchatel. Hr. Emile de Girardin. Einsturz eines ViabuctS. 4« Paris- Corruption. Belgien. * Krüssel. Die Wahlen. Der englische Gesandte. Der König. Biederlande. Die Opposition. Schweiz. Der französische Gesandte und Hr. Ochsenbein. — Instruction von Schaffhausen. Malten. * Nom. Cardinal Micara. Der Papst. Die Schweizer: Dänemark. Russische Schiffe. Griechenland. Athen. Türkische Rüstungen. Türkei. Die griechische Differenz. BraMe«. Der Kaiser. Handel und Hjnduttrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht. — Die Petersburg - Lübecker Dampfschiffahrt. — Eröffnung der Pfälzischen Lud- wigSeisenbahn. — Fruchtpreise, »Leipsig- Ocl. »Neustadt a. d. Orla. Wollmarkt. — Wollmarkt in Landsberg a. d. Ul. — Verkehr deutscher Eisenbahnen. — Berlin. Ankündigungen.