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Sonnabend Nr. 240. — S8. August 1847. des Handels und der Navigation war somit absolut die Eroberung oder Erwerbung derjenigen Welttheile, welche die Peripherie des HandelSkreife» bilden; denn ohne einen Ausschluß der andern Nationen von dieser Peri pherie, ohne das Glück der Eroberung wäre die Maßregel lächerlich ge- wtseu, ja sie hätte nur schädlich gewirkt, sobald die Engländer überall von den fremden Welttheilen ausgeschlossen wären und zu Hause noch ih ren eignen indirecten Handel sich selbst verboten hätten. Durchzusetzen iss also eine solche Maßregel nur, wenn ein Land von der Natur oder dem Ereignissen der Geschichte als das Hauptcentrum des Welthandels wirk lich gesetzt wird, wenn es die nöthigen Mittel hat, um die Erfolge zu sichern, di« nöthigen Schiffe und die nöthigen Colonien, und wenn nicht alle Handelsländer sich verbinden, Gleiches mit Gleichem zu erwidern. Es ist diesen Gesetzen nicht zuzuschreiben, daß eö den Engländern gelang, den Handel der transatlantischen Welt an sich zu reißen, denn sie hatten schon damals ihre Siege über die Spanier und Holländer erfochten, und das Colonialsystem mit seinen exclusiven Rechten war ein allgemeines bei allen Staaten, welche Colonien besaßen. Alle vorhandenen Kräfte soll ten gleich viel, ob mit Verlust zu Hause — auf die Erwerbung und Erhaltung der fernen Welttheile gerichtet werden. Wer in diesem Wett laufe nicht glücklich war, der konnte Alles verlieren, wie Spanien und Portugal Alles verloren haben, er konnte zu Hause in das tiefste Elend versinken, 6ssssr aut nilül war der kühne Wahlspruch Cromwell s und dieser Gesetzgebung, lächerlich im Munde eines StaatS, dem da§ Glück oder die Gelegenheit dazu fehlt. Es gab damals neue Welten zu erobern, die Colonialgeschichte war eine fortlaufende Kriegsgeschichte, und die Handelsgesetze ,waren die Adjutanten der Kriegsthaten. England allein konnte aber mit Erfolg ein solches Gesetz lange Zeit aufrecht erhalten, weil es das glückliche war, der Sieger im Colonien- crwerbe. Uebrigenö bemerke man, daß der große Küstenhandel Großbri tanniens selbst (über 700 Meilen Küsten) das Hauptfundament der eng lischen Schiffahrt par und noch ist, daß die natürliche Lag« Englands den Erfolg des Gesetzes allein gewissermaßen verbürgen konnte, denn nimmt man Alles zusammen, sagt die Handelskammer von Köln mit Recht, was von englischen Schiffen an den eignen Küsten nach und von den eignen Colonien, nach und von fremden Ländern tranSportirt wird, so beträgt/davon der letztere Antheil nur ungefähr 10 Proc., der Verkehr mit den Colönien ebenfalls 10 und die Küstenschiffahrt ungefähr' 80 Proc. Nachahmenöwerth kann daS englische Gesetz also in keinem Land erschei nen, das nicht dieselben natürlichen Bedingungen aufzuweisen hat, so etwa, daß man die bei den Schwankungen d«S Handels überschüssigen Schiffe für transatlantische Fahrten auch im Küstenhandel beschäftigen könnte (die auswärtige ^Schiffahrt Englands schwankt sehr stark, dem Tonnengehalle nach), in keinem Lande, das nicht dieselben politischen Gründe für die directe Verbindung mit seinen Colonien oder fremden Welttheile» aufzuwrisen hat." * Frankfurt a. M.» 25. Aug. Der Kurprinz-Mitregent von Hessen, welcher sich mit seiner Familie gegenwärtig in WilhelmS- bad bei Hanau befindet und sich einige Zeit daselbst aufhatten wird, stattete am 22. Aug. mit seiner Gemahlin, der Gräfin v. Schaumburg, und mit zweien seiner Kinder dem in unserer Stadt residirenden Kuxfür sten von Hessen einen Besuch ab und nahm bei demselben das Mittags mahl ein. Es wird versichert, daß bei diesem Anlasse verschiedene nicht Unwichtige Punkte ihre definitive Erledigung gefunden hätten. Drei» He«. *Aus der Provins Sachsen, 25. Aug. Der Bauer Richard aus Wackersleben bei Oschersleben, welcher nach Vorlesung des aposto lischen Glaubensbekenntnisses dem Geistlichen bei einer Taufe auf die ge wöhnliche Frage mit „Nein, das glaub' ich nicht mehr" geantwortet hatte (Nr. 152), ist jetzt doch noch förmlich vor Gericht gestellt worden, und zwar als Religionsspötter, während es anfangs schien, als werde daS Konsistorium selbst die Sache untersuchen. Die vom OrtSgeistlichen auSge- gangene Klage wurde vom Consistorium dem Oberlandesgerichte zu Halber stadt übersendet. Da aber Wackersleben zu einer Anzahl preußischer Dör fer gehört, die unter dem braunschweigischen Patrimonialgerichte des eben falls preußischen Dorfes Hötensleben stehen, so konnte die Klage gar nicht als an das Oberlandeßgericht zu Halberstadt eingesendct betrachtet wer den, sondern sie ging an daS Consistorium zurück und ist, wie wir hören, von dem PatriMonialrichter in Hötensleben jetzt bereits angenommen. Dec Bauer Richard, welcher damals bei einem Enkel Gevatter stand, ist eiw LMZ Deutsch« Allgemeine Zewmg. -ML »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» * A»rs Gbersachsen. Die englische NavigationSacte. *Franbk»rt a. FN. Der Kurprinz-Mitregent von Hessen. " * Au» der provinj Sachsen. Hr. Richard in Wackersleben. *pom Main. Dit Reise des Königs. — Hr. Detroit. — Hr. v. Bar deleben. ) Ivesserretch. Der Typhus in Krakau. * Aus Kärnten. Zehntenunru- tzen. Dir Nernte. * Lissabon. Das Ministerium. Die Presse. Madeira. Bank- ' und Finanzwesen Mpauie«. Die Dank. Di« Königin. , . MuchHvpttAWchte«. Die Wahlen. Zahlungseinstellung. Hr. WAhorn. Der-Great Britain. Die Armen in Cork. Selbstmord. Der Bruder des Grafen von Montemolin. WtNMkUelch. Per Proceß Praslin. Die Familien Sebastian! und PraS- - lin. Di« reformistische Opposition. Neue Anleihe. Der Kornwucher. General Narvaez. * * Paris. Die Verhältnisse in Spanien, Italien und der Schweiz. GlöhWstß. Kern- Lagsatzung. — Rüstungen in Bern. ZUtUtzt«». *Rom- Ferrara. Geistliche und Laien in LoScana. Rom. Fer- (. rara. Die Nationalgarde. Maßregeln. — Besetzung von Ferrara. Rom. Di« Staatseinnahmen und Ausgaben. Frosinone. Sonnino.— Converti- ten. Neapel. SanitätSpolizei. bk Patras. Quarantainewesen. - MoStürSzko'S Erbschaft. " . . ' ' tUNÜKunss. ** Leipzig. Theater. * Weimar. Der Lhü- , * Frankfurt a. Kl Die Messe. DerFondS- -- Fruchtpresse. — Berlin. Leipzig. WMMDGGd. *ÄUS Dk Aug.-- I» einem fortgesetzten Artikel der Alge»«»« Dettimtz üb«, Differentialzölle heißt «4 in Betreff der englisch«» NavigationSacte und wird mit Thatsache« er- wirsm, daß die Behauptung ganz grundlos sei, als wär« dieselbe das Fundament d«r englischen HandelSgröße gewesen. Wären es überhaupt die exclusiven Maßregeln und di« Differentialzölle gewesen, welche die Größ« der englische» Schiffahrt und des Handels hervorriefen, so hätte, Meint jener Artikel, England lange vor Cromwell und den Stuarts, lange vor dem 17. und 18. Jahrhunderte di« andern Rationen in der Schiff fahrt und dem Handel überflügeln müssen. „Abrr alle diese älter» Gesetzt Hätten keine außerordentliche Wirkung haben können, sobald ihnen das Feld der Wirksamkeit Mangelte oder so lange England nicht Colonien, die -der Mittelpunkt des transatlantischen Handels wurden, erworben hatte, tleberall sahen sich die Briten von Spaniern, Portügitsen und Holländern m Ostindien, Westindien, Amerika und Astika vom Handel ausgeschlos sen, sie konnten also an ein« Nachahmung der exclusiven Gesetze nur dann denken, wenn sie selbst ein hinreichendes Territorium in jenen Welttheile» besaßen und so viel Mittel der Verbindung hatten, daß sie diese aufrecht ierhaltt» konnten. Richt im Seeverkehr« mit europäischen Ländern waren sse zurückgeblieben, sie hatten den größten Theil deS Ostseehandels, einen GrönlandhandelS inne; sondern «S galt, die Macht derSpa- -Mtz^D^ugiiesm, Franzosen und-namentlich der Holländer zu brechen, Echtz -Ämtern bei dem allMäliAn Verfalle der ersten beiden Länder die -Neuen Erwerber der fremden Welttheile für die Zukunft zu sein schienen." DeShdlb die Gesetze Cromwell s und Karl'S ll. „Diese Gesetze verfolgten 'M« Gesichtspunkte: Bertheidigüngsmittel des StaatS in d«r auf weiten Meisen geübten Handelsmarine zu schaffen, eine tüchtige, erfahrene See- Mannschaft zur gelegentlichen Benutzung der Kriegsmarine und die direc- 4«n Handelsverbindungen der Engländer mit den fernen Welttheilen, wenn «uch auf Kosten deS Handels, zu erzwingen. Denn da der directe Handel Mit den europäisch«» Ländern immer den beiden Flaggen erlaubt war, so Eann man nicht sagen, daß die Engländer auch diesen europäischen Han- Hel allein an sich reißen wollten. Man stellte wie ein Programm derZu- Hunst hin: England soll das große Centrum des Welthandels werden, an -Hem zwar jede-Land Theil nehmen kann, sobald es sich zu eigner Schiff fahrt erhebt, aber die Schiffahrt soll so vertheilt werden, daß, während Hi« Engländer überall hin und her direct fahren sollen, jede auswärtige ' Nation nach England nur direct fahren kann. Die Gesetze concentrirtrn Hie Schiffahrt auf England, während die andern Rationen nur einzelne Radien des englischen Schiffahrtskrriseö einnehmen sollten. Die Vor- «uSsetzung einer günstigen Wirkung dieser Gesetze für den Aufschwung