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Jugendliche Kraft, drängendes Verlangen und verhaltenes Sehnen, verzehrende, glühende Leidenschaft sind in dem farbenprächtig leuchtenden Tongemälde eingefangen. Ungemein treffend und sinnfällig sind die Themen des Werkes, das formal gesehen einen mit der Rondoform verquickten freien Sonatensatz darstellt. Zwei Hauptthemen charakterisieren den Helden Don Juan. In strahlendem E-Dur setzen die Violinen mit dem unerhört schwung vollen ersten Don-Juan-Thema ein: Erst nachdem die den Frauengestalten zugedachten Seitenthemen erklungen sind, naht das zweite Hauptthema siegesgewiß im Glanz der Hörner. Es beginnt mit einem für Strauss typischen Oktavaufschwung: Einen „Jungmeisterstreich voll überschäumender Lebenskraft und Ausdruck vorbehaltlosen Lebensoptimismus“ nennt E. Krause den „Don Juan“ („Richard Strauss — Gestalt und Werk“). „Ein Werk der Liebesseligkeit und nicht etwa des Liebesüberdrusses, wie man meinen könnte, wenn man die Verse des Dichters des Weltschmerzes, Nikolaus Lenau, liest . . . Ein Werk, in dem sich der junge Stürmer und Dränger mit der prüden bürger lichen Gesellschaft, mit dem ,öden Biersumpf 4 seiner Münchner Kapellmeistererfahrungen auseinandersetzte und mit dem vulkanischen Feuer seiner Musik zeigte, wie überströmende Lebenskraft stärker wirkt als Ewig-Unbefriedigtsein und Vergehen. Em Werk, das die Zeit widerspiegelt.“ Renate Jahn Vorankündigung: 31. Dezember 1959, 19 Uhr Silvesterkonzert „Aus komischen Opern“ Dirigent: Siegfried Geißler Solisten: E. Elstermann (Sopran), I. Ludwig (Alt) H. Neukirch (Tenor), F. Teschler (Baß) Staatsoper Dresden