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Donnerstag — Nr 217. — s. August 1847. WM Deutsche Allgemeine Zeit««- «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Preis für das Biertel- jakr 2 Tvlr. — Inserlionsgebuhr für de» Raum einer Aelle 2 Ngr. Ueberblick. Deutschland. —München. Der König. Die schweizer Studenten. — Ehemnits. Die Gewerbeversammlung. Die Eiscnbahnscheine. Die Unruhen. «Zwickau. Berichtigung. — Ausweisung aus Stuttgart. »Frankfurt a. M. Die Turnhalle. Sängerfest. Der Fruchlmarkt. — Commission gegen den Nachdruck. Preußen. VBerlin. Hr. Spontini. Hr. v. Rother. dlBerlin. Nicdetzki. — Die St.-Petrikirchc. — Hr. Diesterwcg — Pater Goßler. — Hr. v. Türk stirbt. Desterreich. Die Truppenmärschc. Verbot der Bilancia. — Der unga rische Landtag. »Krakau. Die preußische Post. Die Eisenbahn. Die Conscription. Die Aernte. Graf Stadion. Hr. v. Schaper. Der Po- lenproceß. Spanien. Der König- Das Ministerium. Der Carlistenchef Estrato. Großbritannien. Die Wahlen. Der Standard. Die Limes gegen die Peel'sche Rede in Tamworth. Sir Lytton Bulwer. Die ostindischen Nachrichten. Frankreich. Pairskammer. Die Journale. Der-Artikel des Journal des Debats gegen die Gegner des Ministeriums. Das Journal des Debats. Der Herzog von Nemours. Der Hcnog von Montpensier. Hr. de La martine. Festmahl in Scmur. Die Journalistenprotcstation. Die Für stin Lieven. Oberst Nozal. Der König der Belgier. Irrige Angaben über die Citywahlcn. Die römischen Vorgänge. Gcdächtnißrede auf O'Connell. ? Paris. Das Journal des Debats und das Ministerium. Niederlande. Unruhen in Zütphen. Schweiz. Kern- Tagsatzung. Matten. Neapel. Gerüchte. Schweden und Norwegen. Abreise des Königs. Der Prinz von Canino. Rußland «nd Polen. Der Lschcrkcsscnkrieg. ÄÄrkei. Aufstand in Albanien. Nordamerika. »Neuyork. Eine chinesische Dschonke. Perfonalnachrichten. Wissenschaft und Kunst. ^Dresden. Theater. Handel und Kndultrie. * keipfig. Börsenbericht. — Die Maindampf schiffahrt. Wien- Die Lombardisch-Venetianische Eisenbahn. — Berlin. MnkünSigungen. Deutschland. -----München, 1. Aug. Aus der Pfalz wird berichtet, daß man dort demnächst den König erwarte und sich anschicke, denselben ehrerbie tigst zu empfangen. Hier weiß man nur, daß derselbe übermorgen Brückenau verlassen wird, um sich nach Aschaffenburg zu begeben. In zwischen macht es die Gewohnheit des Königs, bei wichtigen Bauten sich von Zeit zu Zeit selbst von dem Fortgange der Arbeiten zu überzeu gen, sehr glaublich, Laß derselbe einen Ausflug nach der Pfalz macht, um sich davon zu vergewissern, daß am Festungsbau zu Germersheim seinen Befehlen entsprochen wird. Ohne Zweifel wird sich bei dieser Ge legenheit der Monarch überzeugen können, daß auf die Pfälzer nicht we niger als auf die übrige Landesbcvölkerung Dasjenige, was man die öf fentliche Umgestaltung in Baiern zu nennen pflegt, den erwünschtesten Eindruck hervorgebrackt hak. Nur find cs dort vorzugsweise die confes- fioncllen Hebel, welche die öffentliche Meinung bewegen; denn bekanntlich hatten gerade in den letzten Jahren die Klosteraufdrängungsversuche auf die katholischen und die retrograden Oberconsistorialordonnanzen auf die protestantischen Pfälzer nicht eben einen beschwichtigenden oder gar enthu- fiasmirendcn Einfluß geübt. Mit ungcheucheltem Enthufiasmus wird König Ludwig empfangen werden, wo er auch in Baiern unter seinem Volk er scheinen mag; daß aber aus dem soeben angcdeutetcn Grunde gerade jetzt in der Pfalz die Freude eine doppelt laute und allgemeine sein werde, ist nicht minder glaubhaft. Die Augsburger Postzcitung begnügt sich damit, die von hier ent fernten schweizer Studenten als „Conservative" zu bezeichnen (sonach wol als Opfer, welche dem an unserer Hochschule herrschend gewordenen Radicalismus gefallen?); aber ein rheinisches Blatt bezeichnet sie schon „als Märtyrer der Sitten und des Glaubens schweizerischer Urväter, oder von Sitten und von einem Glauben, wie man sie einst auch im Baiern- volke gefunden habe, dort aber jetzt natürlich nicht mehr suchen dürfe". Diesem Bannspruch über das ungastliche München folgen dann Betrach tungen im wohlbekannten Schmählone jener Leute, die noch vor einem halben Jahr an München nichts zu tadeln wußten, als daß seine Mauern nicht die ganze Welt umfaßten, und deren Angriffe sich cbcn darum jetzt selbst das Urthcil sprechen. Uebrigcns kann und wirb höchst wahrscheinlich eintrcffen, was der Münchner Corrrspondent für die Rhein- und Mosel- Zeitung züfügt, daß nämlich vom nächsten Herbst an aus den schweizer Urcantonen die Zahl unserer Studenten schwerlich werde vermehrt werden. Dagegen ist es aber auch nichts weniger als unwahrscheinlich, daß die Hoch ¬ schule selbst durch andere Gäste entschädigt wird. Aus der Schweiz selbst lauten übrigens seit ein paar Posttagcn die Nachrichten, wieder fried licher. Sind wir gut unterrichtet, so wird cs zu Gcmaltthätigkeiten trotz des Waffcngcräusches in den Urcantonen doch nicht mehr kommen. — Chemnitz, 3. Aug. Es war der Gcwcrbevcrcin zu Annaberg, welcher neuerlich das Zustandekommen einer allgemeinen Versammlung Abgeordneter sächsischer Gcwerbevercine thätig betrieb und, nachdem Chemnitz als der Ort dazu erwählt worden, dem hiesigen, tüch tigen Handwcrkcrvcreinc die nothwendigen Einleitungen deshalb übertrug. Auf die erlassenen Einladungen zu der am I. und 2. Aug. abzuhaltendcn Zusammenkunft ist denn auch, ich glaube, kaum Ein Verein zurückgeblie ben, und 80 Abgeordnete von 32 gewerblichen Vereinen waren anwesend. Der Empfang und die Annahme der Legitimation derselben durch den Vor stand des Handwerker-Vereins nahm die Vormittagsstunden des I. Aug. von 10 Uhr in Anspruch. Nach 2 Uhr Nachmittags eröffnete dann der Vorsitzende desselben Vereins, BuchbinLermcister Bauer, die Versammlung mit einem biedern Willkommenhcißcn und einer Danksagung für die Wahl von Chemnitz zum Orte derselben. Die bei allen solchen Versammlungen erfoderlichcn Präliminarien der eigentlichen Verhandlungen führten zu der Wahl des Hrn. Rewitzcr zum Vorsitzenden, des Hrn. Bauer zu dessen Stellvertreter, der HH. Advocal C. F. Heineck von Chemnitz und vr. A. Kaiser von der leipziger polytechnischen Gesellschaft zu Sccretaircn. Hier auf constttuirte sich die Versammlung unter Hrn. Newitzcr's Vorsitz und begann die Geschäfte, wozu vor Allem die Vereinbarung über das Wich tigste für die Geschäftsordnung, die natürlich nicht vorhanden war, und über die verbindende Kraft der zu fassenden Beschlüsse gegenüber von den vertretenen Vereinen gehörte. Es wurde allseitig anerkannt, daß in dieser Hinsicht die Versammlung nur einen berathcnden Charakter haben könne. Es kann hier nicht die Absicht sein, über die Verhandlungen der beiden Tage (am zweiten dauerten sie Vormittags und Nachmittags neun Stun den), ausführlich zu berichten; sie werden nach davon genommenen steno graphischen Niederschriften veröffentlicht werden. Nur Einzelnes und vor Allem mag erwähnt werden, daß im Gcsammtgange derselben sich das lebhafte Verlangen nach Austausch der Erfahrungen und Ansichten und der aufrichtige Wunsch für vereinigtes Wirken zum Bessern sehr erfreu lich kund gab. Gedruckt an die Anwesenden verthcilt wurde eine Abhand lung des Rentamtmanns Preusker: „Andeutung mehrer Vortheile eines ausführbaren sächsischen Gewerbvcreinbundes." Eine vielfach instructive, Verhandlung fand über die mehrfach vorliegenden Anträge statt, welche auf Beseitigung der Hindernisse gingen, die dem bessern Besuche der Sonn tagsschulen hier und da sich cntgegenstellcn, und wobei man bis zum Zwange gegen Lehrlinge und Gesellen sowie hinsichtlich der dazu erfoder lichcn Erlaubniß auch gegen die Lchrhcrren und Meister von manchen Seiten gehen wollte. Die Ansicht der Versammlung vereinigte sich je doch. in der Annahme von Resolutionen und von Beschlüssen, die keines wegs dem dirccten Zwange günstig sind, wie z. B. der Anempfehlung, daß die Gcwerbvereinc in ihre Statuten die Verpflichtung ihrer Mitglic- der aufnehmcn möchten, dem Besuche der Sonntagsschulcn nicht, hinder lich zu werden (Bergmeister Fincke von Crimmitzschau), und daß der näch sten Generalversammlung von allen bei der jetzigen vertretenen Vereinen Berichte über den Bestand und Fortgang der Sonntagsschulen ihrer Hei mat sowie über die Ursachen cingercicht werden sollen, welchen der etwa verminderte Besuch zuzuschreiben sei (Dr. Kaiser). Aus diesem Berichte soll dann ein Gcsammtbcricht zusammengestellt und veröffentlicht werden. Außerdem wurde ein Ausschuß für die an das Sonnlagsschulwcscn sich knüpfenden Fragen gewählt. Den größern Theil der letzten Sitzung nahm eine Debatte über das Schutzzollsystem und das freiere (gewöhn lich Freihandels-) System weg. Sie ward durch den Verein von Glauchau angeregt, für welchen unter der allerallgemeinstcn Firma: „Berathungcu über Mittel zu Verbesserung gewerblicher Verhältnisse", der Beamtete dieser Richtung in Sachsen, Hr. I. Georg Günther, mit einem langen Expose ausrückte, das meist die bekannten Zusammenstellungen Dessen wie derholte, was von dieser Seite vorgcbracht zu werden pflegt. Um damit zum Vortrage zu gelangen, war einige Partcitaktik nicht geschont wor den. Indessen erscheint es fast gut, daß es so gekommen, denn es machte sich in der Versammlung nach Anhörung des von einigen Rednern da gegen Ausgestellten doch mehrfach geltend, daß darüber eine Resolution mit Jg und Nein keineswegs zu fassen sei. Besonders drastisch wirkte Advocat Heincck's Bemerkung zu der von Hm. Günther vorgeschlagenen Herabsetzung der Zölle von Zucker, was denn dabei aus der nationalen Arbeit bei der Rübenzuckerfabrikation werden solle. Auf Antrag deö Bür-