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men Sitzung bestanden zu haben, nun rinsehe. Im Verlaufe der auf die früher» Anschuldigungen zurückkommenden, lumultuarischen Verhand lungen trat Hr. Fould auf, welcher als Derjenige bezeichnet wird, dem die PairSpromrsse ertheilt worden sei, und versicherte dir Unwahrheit die ser Angabe. Nach weiterem Hin- und Herreden votirte di« Kammer au Hrn. de Mornay'S Antrag, daß sie befriedigt von den ministeriellen Er klärungen zur Tagesordnung übergehen, mit 225 gegen IV2 Stimmen. — Die «Presse» bemerkt über das gestrige Votum der Deputirten- kammer (s. oben): „Die 225 Stimmen, welche die Mehrheit des Mi nisteriums bilden, sind ihm treu geblieben. Diese Mehrheit, welche ver langte, daß Licht werde, schloß die Augen, als Licht wurde. Die des Lan des sind aber geöffnet." Am Schluffe der Kammersihung erzählte man, Hr. Emile de Giiardin werde, um unter diesem Votum nicht zu leiden, als Deputirter seine Entlassung nehmen und von dem Ausspruche der Mehrheit an die Wähler appelliren. — Die Zusammenziehung der zum Lustlager bei Compiegne be stimmten Truppen wird gegen Ende August erfolgen. Es wird aus zwei Divisionen unter dem Herzoge von Aumale und dem General Aupick ge bildet werden; der Herzog von Montpensier wird eine Brigade comman- ' diren und der Herzog von Nemours den Oberbefehl erhalten. Im Schlosse sind schon die Befehle zu den Vorbereitungen cingetroffen. Alle Prin zessinnen der königlichen Familie werden dort für die Dauer des Lagers verweilen, und auch der König und die Königin wollen auf acht Tage dahin kommen. — lieber die Vorgänge in Cochinchina enthält ein Schreiben aus Havre, daß die französischen Kriegsschiffe zu Turane die cochinchincfi- , sche Flotte fanden, welche aus sieben bis acht nach europäischer Weise bewaffneten Corvetten und auß mehren Kanonenbooten bestand. DieMan- > darine nahmen anfangs die Einladung an, zur Unterhandlung über einen Vertrag an Bord der Gloire zu kommen, beschlossen aber hinterlistiger i Weise einen allgemeinen Angriff. Die Offiziere der Franzosen wurden ! ans Land geladen, um fie von ihren Schiffen fern zu halten; hier aber .benachrichtigte sie ein christlicher Cochinchinese von Dem, was ihnen drohe, und auf seinen Rath kehrten sie an Bord zurück. Nun begannen die Chinesen zu feuern, wurden aber, bevor eine Stunde vergangen war, durch Zerstörung ihrer meisten Kriegsschiffe gezüchtigt. -k Paris, 25. Jun. Die französischen Journale sprachen unlängst son einer wunderbaren Vision, die zwei Alpenhirtcn in der Nähe von Grenoble begegnet sein sollte, und welche zu einer gerichtlichen Unter suchung Anlaß gegeben. (Nr. I7i.) Es circulircn über diese merkwür dige Begebenheit eine Menge Broschüren und illustrirter Büchclchen, die in inizähligek Exemplar«« abgesctzt werden, und die Wundergeschichte findet allgemeinen Glauben bei dem „geistreichsten und aufgeklärtesten" Volke der Welt. Es verhält sich damit folgendermaßen. In einem Thal bei armen Hirten, unweit des Fleckens La Salette im Departement der Jsere, erschien, am lO. Sept. 1846, Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr, eine große, schlanke Dame von bläßlichem Aussehen. Um ihre Stirn funkelte «in blinkendes Diadem, und ihren Leib umhüllte ein schneeweißes Kleid; sie trug um den Hals einen drei Finger breiten Streifen Goldbrocat, der bis auf den Gürtel hinabrcichte, und auf der Brust an einer goldenen Kette ein diamantenes Crucifix mit einem gekreuzigten Christus von Sil ber; an dem einen Arme des Crucifixes war ein Hammer, an dem an- . bern eine halboffene Zange, die verkehrt herunterhingcn und an nichts be festigt schienen. Ihre weißatlassenen Schuhe waren mit einer Roscnguir- iande umsäumt und die Sohlen mit Rubinen beschlagen. Ihre ganze Gestalt schwamm in einem Lichtmeer und strahlte wie die Sonne; doch konnten die Hirtenkinder so viel erkennen, daß ihre Gcsichtszüge bezau bernd schön waren. Diese Kinder, ein Knabe von elf und ein halb und «in Mädchen von vierzehn Jahren, hatten mit der schönen und vornch- V inen Dame, die auf einem großen Steine saß, eine Unterredung, welche «ine halbe Stunde dauerte und anfangs in französischer Schriftsprache, dann aber, weil diese den Hirtenkindern nicht recht geläufig war, im Volksdialekte von La Salette geführt wurde. Die Kinder sind sehr artig und wohlerzogen und vergessen nie Madame zu sagen. Sie wurden zu erst gefragt, ob sie den lieben Gott gern hätten und ob sic regelmäßig ihr Morgen- und Abendgebet verrichteten, und da sie ganz naiv Nein sag ten, so ward ihnen streng ««beföhlen, cs ja zu thun, und wenn sie keine Zeit zum Beten hätten, wenigstens ein Pater noster und ein Ave Maria aufzusagen. Die schöne Dame erkundigte sich darauf, wie das Getreide und die Kartoffeln dieses Jahr gcrathen wären, und that zuletzt den ar men Kindern zu wissen, sie wäre gekommen, ihnen eine wichtige Bot schaft zu bringen. Sie sollten hingehen und den Franzosen, ihrem aus- gewählten Volke, sagen: der Arm ihres Sohnes sei aufgehoben und im Begriffe zuzuschlagen; wenn man sich nicht bekehre, so sei sie genöthigt, ben Arm fallen zu lassen; denn er sei so schwer, daß sie ihn nicht länger halten könne. Das übermäßige Fluchen wäre ihrem Sohn ein Gräuel; auch könne er nicht auSstehcn, daß man so selten in die Kirche und wäh rend der Fasten so fleißig zum Metzger gehe, daß Sonntags gearbeitet werde u. s. w. Man sähe bei der Messe nur Kinder und alte Weiber; die jungen Burschen und Mädchen spotteten ihres Sohnes. Wenn die Aernte verkomme, so seien die Sünden der Gottlosen daran schuld. Der vorjährige MiSwachs der Kartoffeln sei eine Mahnung gewesen, die man überhört habe. Von nun an würden alle Kartoffeln in den Scheuern verfaulen. Wer Korn habe, solle eö nicht säen, denn nächstes Jahr wür den es die Würmer auf dem Halme verzehren, und das Bischen, was man etwa cinärnte, werde unter den Dreschflegeln zerstäuben. „Ich sage euch, und verkündet daö meinem Volk: «ine große Hungersnoth wird kom men, wenn ihr sie nicht durch aufrichtige Bekehrung abwendet; kommt ihr aber mit reuigem Herzen zu meinem Sohne zurück, so werden die Steine und Felsen sich in Berge von Korn verwandeln, und die Kartof feln von selbst in den Feldern wachsen, wo keine gepflanzt worden sind." Nach diesen Worten stand die Dame auf und ging eine Strecke weit mit den Kindern, die deutlich sahen, daß sie auf den Grasspitzen wandelte, ohne daß sie sich umbogen, und daß sie keine einzige von den Rosen zertrat, die vor ihren Füßen aufblühtcn , dann stieg sie den Berg hinan, schwebte eine Weile, etwa sechs Fuß hoch über der Erde, in der Luft und schmolz allmälig „wie ein Stück Butter in der Suppe", nach dem malerischen Ausdrucke der Hirtenkinder, welche Abends die Kühe nach Hause trieben und dem ganzen Dorfe die Geschichte der Vision erzählten. Der Pfarrer wurde gerufen, und nun zweifelte Keiner mehr, daß die schöne Dame, welche man zuerst für eine Heilige gehalten, die Mutter Gottes in eigner Person gewesen. Von dem Augenblick an, wo die Sacht ruchbar geworden, bis zur jetzigen Stunde sind aus allen Theilen voi Frankreich eine Masse Menschen nach La Salette geströmt, um die Hirten kinder auszufragen, wo die Dame gesessen, wo sie gegangen und gestanden und wo sic wie Butter in der Suppe zerflossen. Die Meisten unterlassen nicht, gelegentlich eine kleine Flasche Wasser aus der Quelle mitzunehmen, die seitdem an der Stelle sprudelt, wo die heilige Jungfrau ihre Füße hinge setzt. Alle Grashalme, worauf sie getreten hat, ohne dieselben zu knicken, und alle Steine an der ganzen Bcrghalde (von den Rosen, die vor den Füßen der Madonna hervorsprossen, ist nicht die Rede) sind sorgsam als Reli quien aufgelesen worden und als solche gegen gute Bezahlung zu haben. Das größte Kleinod ist ein Stück von dem Steine, worauf die heilige Jungfrau saß. Als man es nämlich entzwcischlug, so fand man darin einen vollständigen Abdruck des Heilandes in ganzer Figur, woran das längliche Gesicht, die leidenden Züge, das gescheitelte Haar, der gespaltene Bart, kurz alle charakteristischen Eigenheiten der Gestalt des Erlösers, wie sie in den ältesten Mosaiken vorkommt, noch ganz deutlich zu erkennen waren. Der Stein ist im Besitz eines jungen Offiziers, der ihn für I0,0Ü0 Fr. oder Gencralscpauletten nicht weggeben wollte; aber er machte davon eine genaue Abbildung, die zu Corps in dem Cafe de l'Jsere, wo der wunderbare Fund von vielen Leuten gesehen wurde, unter Glas und Rahmen ausgehängt ist. In einem christlichen Reliquiencabinet hat die- er übernatürliche Abdruck der Gestalt Christi in Grauwacke einen un- chätzbaren Werth und nicht seines Gleichen mehr, da der wunderbare Abdruck des Antlitzes Christi auf dem Lcinentuche der heiligen Veronica verloren gegangen ist. Es versteht sich von selbst, daß der Stein außer ordentliche Wunderkräfte besitzt und Wundercuren zu Stande bringt. Das Wasser der erwähnten Quelle hat ebenfalls schon Preßhafte und Kranke eder Art geheilt und steht in höherm Preise als das Kölnische Wasser. Noch viele andere Wunder sind in Folge der Vision geschehen. Der kleine Hirtenjunge, vorher so dumm, daß er nicht einmal confirmirt wer den konnte, ist jetzt so gescheit, daß er sich zum Chorknaben qualificirt; önst ging er nicht alle Sonntage zur Messe; jetzt geht er jeden Tag hin. !r hat noch ein Gchcimniß in pstto, welches ihm die Dame vor dem Weggehen ins Ohr geraunt, das man aber platterdings nicht aus ihm herausbringcn kann, so große Mühe sich auch der Herr Pfarrer, der Herr Bürgermeister, die Herren Gendarmen und andere hohe Standespersonen des OrtS gegeben haben, ihm das Geheimniß zu entlocken. Der Junge sagt, am Tage des jüngsten Gerichts werde es offenbar werden. Sein sehnlichster Wunsch ist, die Weihen zu empfangen und nur noch ein einziges Mal die Mutter Gottes zu sehen, um sic zu fragen, wie man es anfangcn müsse, die Welt zu bekehren. Der ganze Kirchsprcngel ist. wie umgewandelt; Sonntags wird nicht mehr gearbeitet, sondern scharenweise zur Messe gegangen; das Thal des Labessay ist ein berühmter Wallfahrtsort geworden; sehr oft, besonders Sonnabends, bilden sich in Corps von selbst große Processionen und pilgern, Kirchenlieder singend und Gebete hcrsagcnd, nach dem Orte der Vision. Die Landleute der ganzen Umgegend glauben steif und fest, daß die Steine Korn tragen werden; man hat ihnen zwar von der Kanzel be deutet, daß jene Prophezeiung nicht buchstäblich, sondern bildlich zu neh men sei, aber die Bauern sträuben sich gegen diese Exegese. Schweiz. In der SonderbundSfrage wurde der Schlußsatz des Antrags des Regierungsraths von Basel-Land, daß die Gesandtschaft wegen bei Anwendung von Waffengewalt neue Instructionen einholcn müsse, gestrichen.