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Wissenschaft ««d «Annst f-Dresden, im Zun. Sich gegenseitig belebend, nährend und ergänzend, wandeln Hand in Hand Kunst und Poesie durch das Reich der Schönheit, und die bildende Kunst dankt einen Theil ihrer großartigsten Schöpfungen den Werken der Dichter, den verklärenden Trägern der Weltgeschicke und der menschlichen Schicksale, doch werden die vom Künstler aus Dichtungen entlehnten Darstellungen nur dann Genügendes hervorbringen, wenn des Dichters Werk wie ein selbstgeborenes ihn durchdringt und daß volle Ver- ständniß desselben in seinen Leistungen sich zurückspiegelt. Zum Belege des Obigen beschränken wir uns hier, in gedrängter Mit- theilung einer m Oel ausgeführten Skizze zu gedenken, welche C. Vogel als Gegenbild seines rühmlich bekannten Werkes aus der viving Lommoclja des Dante, das groß auSgeführt im Palaste Pitti in Florenz sich befindet, jüngst vollendet hat. Dort entnahm der Künstler seinen Stoff dem größten poeti schen Werke des Südens, zum Gegenbilde wählte er den Inhalt des größten deutschen Dichterwerkes: den ersten Theil von Goethe'« „Faust". Die Bild tafel ist von gleichen Dimensionen wie die der Dante-BildeS und ebenfalls im Rundbogcnstyl auSgeführt; sinnvoll wie dort, umgeben in elf Feldern See men aus der Dichtung das Mittelbild, dort die Architektur und das Costume alt italienisch, hier beides in altdeutschem Style. Dort erblickt man Dante auf dem Grabe der Geliebten, wie er, von den Verlockungen der Erde sich losringend, durch den Entschluß eines geläuterten frommen Lebens die reli giös sittliche Wiedergeburt gewinnt, welche ihn der himmlischen Vereinigung mit der Geliebten würdig macht, die Geschichte der Dichtung wird in den kleinern Bildern zu klarer Anschauung geführt. Im Gegenbilde sehen wir als Mittel- und Hauptbild den Urstoff der Goethe'schen Dichtung: Faust in dem Schicksal entscheidenden Moment, wo er, den dunkeln Mächten verfallen, frevelnd von allem Heiligen sich lossagt und in maßlosem Drang und stol zem Ueberheben den Erdgeist beschwört. DaS Dichtwerk immer im Auge, zeigt nach einzelnen Scenen aus demselben der Künstler in den kleinern Bildern die Geschichte jenes Abfalls. Links über dem Mittclbild ein Blick in Faust'- fromme Kindheit; an der Mutter Hand wandelt der schuldlose Knabe der Kirche zu; die Richtung der Glocke zeigt, daß ihr Klang zur Andacht rufe. (Ostetmorgen in Goethe s „Faust".) Vor dem Angesichte des Herrn erscheint rechts das böse, das negative Prineip: Mephistopheles; er gesellt sich unterhalb dieser Gruppe zu Faust Folgendes ist daS schon neulich (Nr. 161) erwähnte Sendschrei- b-n der Stände des löbauer Kreises an die zur Zeit im Ver- einigten Landtage zu Berlin fitzenden beiden gemeinschaftlichen Abgeord neten der Ritterschaft der Kreise Strasburg und Löbau, Herren v. Be ringe und r. Kossowski: „Geehrte Herren! Wenngleich wir fast sämmtlich aus Gründen, deren Erörterung hier nicht hergehört, bei Ihrer Wahl zu gemeinschaftlichen Ab geordneten der Ritterschaft oer Kreise Strasburg und Löbau nicht mitgewirkt haben und auf die Ehre verzichten müssen, Sie zu den Mitgliedern unscrS eignen kreikständischen Verbandes zählen zu dürfen, so können wir dennoch nicht Anstand nehmen, Sie im gesetzlichen Sinne des Worts als unsere rit- terschaftlichen Landtagsvertreter anzuerkennen, da Ihre Wahl auf formell gesetzliche Weise erfolgt und allerhöchsten Orts bestätigt worden ist. Wir sind auch im Allgemeinen weit davon entfernt, daß Ihnen von den Wählern ertheilte ständische Mandat in irgend einer Weise schmäletn und beeinträch tigen oder Ihren freien Ueberzeugungen Schranken setzen zu wollen, die mit der Unabhängigkeit preußischer Ständevcrtrctung nicht vereinbar sind. Nichts destoweniger können Fälle eintreten, in welchen sowol auf civilrechtlichem als ständischem Gebiete Handlungen der Bevollmächtigten den Machtgebern die Berechtigung oder wol gar die Verpflichtung auferlegen, sich ihnen ver wahrend gegenüberzustellen, um nicht durch stillschweigende Genehmigung zu der Annahme zu verleiten, alß seien jene Handlungen durch Vertretung un mittelbar von ihnen selbst aukgegangen. Ein Fall dieser Art liegt zu un serm schmerzlichen Bedauern gegenwärtig vor und ist die Veranlassung zu dieser Zuschrift. Eine Fraction deß Vereinigten Landtags, bestehend aus 138 Theilnchmern, hat sich berufen gefühlt, eine Erklärung zu verlautbaren, durch welche daß allerhöchste Gesetz vom 3. Febr. d. Z. als nicht vereinbar mit früher ergangenen Verordnungen bezeichnet, und diese letztern daher, der ausdrücklichen Willensäußerung Sr. Maj. entgegen, als noch zu Recht be stehend anerkannt werden. Diese Erklärung ist, wie wir zu unserer Ueberraschung aus öffentlichen Blättern ersehen haben, auch von Ihnen mitunterzeichnet, mithin mit recht licher Wirkung zu Ihrem Eigenthume gemacht worden. Wir zählen uns aus freier, wohlerprobter Ueberzeugung nicht zu denjenigen Unterthanen Sr. Maj., welche sich ihrem Landcsfürstcn unter steter Geltendmachung bereits erworbener Rechte und unter der lieblosen, uns widerstrebenden Form recht licher Verwahrungen bemerkbar machen, sondern zu denen, welche vertrauens voll und dankerfüllt sich genügen lassen mit Dem, was das unbeschränkte und ungeschwächte Wohlwollen ihres Fürsten ihnen hochherzig cntgegenbringt. Wir sind daher auch durch die Gesetzgebung vom 3. Febr. d. I. hinreichend befriedigt, zumal uns dieselbe, neben erfreulicher Erweiterung der ständischen Freiheiten, zum Heil unser- Vaterlandes auch genügende Bürgschaften für die unumschränkte Macht und geheiligte Unverletzlichkeit der Krone gewährt, deren Rothwendigkeit und Unerlaßlichkeit sich in neuerer Zeit bereite mehr fach deutlich genug herauSgestellt hat. Eine Kritik dieser Gesetzgebung und eine eigen beliebige Renovation der dadurch erledigten älter» Verord nungen müssen wir, alß außer den Grenzen ständischer Befugniß liegend, für eben so ungesetzlich als ungebührend erachten. In diesem Sinne, ge ehrte Herren, haben wir gewünscht, von Ihnen auf dem Vereinigten Land tage vertreten zu werden, und wenn die von Ihnen unterzeichnete Erklä- in Gestalt eines Pudels. Daneben in der obern Hälfte deS rechten Spitz bogens: die Hexenküche. Faust ist der Macht der Sinnlichkeit verfallen; die obere Hälfte des linken Spitzbogens zeigt dem Beschauer Faust und Gret chen im Garten; unter, diesen: Gretchen vor dem Andachtsbilde der Nater Uoloros»; die Worte ihres vcrzweiflungsvollen Gebets: „Ich wein', ich wein', ich weine, daß Herz zerbricht in mir", sind in ihrem Angesicht erschütternd ausgedrückt. Auf der entsprechenden Stelle der rechten Seite, Scene aus der Walpurgisnacht: die er liebt, sieht Faust dem Unheile verfallen; in der lin ken untern Ecke: Valentin, die TodeSwunde von Faust empfangend, flucht sterbend der entehrten Schwester. Nächstes Feld: Faust und Mephistopheles reiten am Rabensteine vorüber; daneben in der rechten Ecke: Gretchen'« See- lenrettung; die Unglückliche im Kerker büßend und reuevoll, die gebotene Rettung durch den Geliebten hat sie mit Abscheu zurückgewiesen, ihre Er gebung versöhnt sie dem Himmel. Schlußscene: Faust wird von Mephisto pheles gewaltsam hinweggeführt. Dieses letztere Eckbild der zweiten Skizze und jenes auf dem linken untern Eckbilde der ersten Skizze sind der An knüpfung»- und Einigungspunkt der beiden inhaltrcichen Gemälde. Die Dun kelheit, welche den Beschauer, wenn er dem Falle Faust's folgt, immer dü sterer umgibt, wird von dem Lichte verdrängt, welches den Dante auf dem Wege der Reinigung und Verklärung mehr und mehrumgibt, und das Weh gefühl, welches der Schluß vom ersten Theil des Faust von Goethe hervor ruft, wird in der Göttlichen Komödie des Dante in eine versöhnende und ausgleichende Empfindung sich auflöscn. Mit welcher tiefen Erkcnntniß der Künstler unser bedeutendstes deutsches Dichterwerk in sich ausgenommen, of fenbart sich in der Wiedergabe, die wir in der sinnvollen Composition wahr nehmen, welche auch in allen Theilen mit der Meisterschaft und Sorgfalt, welche Vogel'S Werke auSzeichnen, hier ausgeführt sind. So vielfach Goethe'S Werk künstlerisch verherrlicht wurde, so hat dennoch bis jetzt noch kein Künst ler dessen Gesammtmhalt in Einem Bilde zu lebendiger Anschauung, wie hier geschehen, dargcstellt. Möchte dem rastlos thätigen Künstler die Mög lichkeit werden, sein treffliche» Werk in größerm Maßstab auSzuführen! rung Ihnen «inen Dem entgegengesetzten Charakter aufdrückt, so vindiciren wir unt wenigstens da» Recht, unsere hiervon abweichenden Ueberzeugungen al» freie preußische Stände wahren zu dürfen vor der Misdeutung, al» hät ten Sie bei jenem Acte rein individueller Auffassung in unserm Sinn und unserer Meinung oder wol gar in unserm Auftrage gehandelt. Wir verwahren un« ferner vor dem Ruhnw, den Sie etwa persönlich aus der Unterschrift jener Erklärung schöpfen und dadurch möglicherweise in direkt auch auf uns übertragen konnten, indem wir ausschließlich unsern ' Ruhm und unsere Zufriedenstellung darin suchen und finden, unter der wei sen und väterlichen, aber auch völlig freien Leitung unserS König» und Herrn die Geschicke unser» geliebten Vaterlandes einer sichern und gesegneten Ent wickelung entgegengeführt zu sehen. Wir finden endlich eine wahrhafte Be friedigung in der Art und Weise, mit welcher die große Mehrheit deS Ver einigten Landtags der Erörterung und Registrirung Ihrer Erklärung entge- gcngctreten ist, und glauben nicht mit Unrecht voraussetzen zu dürfen, daß auch die überwiegend große Mehrheit unserer Mitbürger sich in ihrem Nr theil über jene Erklärung der Auffassung und den Empfindungen de» Ver einigten Landtags sowie den unsrigen anschließen werde. Dieft unsere Er klärung haben wir der Vesfentlichkeit übergeben, da auch die Ihrige un« nur auf diesem Wege bekannt geworden ist. Neumark in Westpreußen, den 29. Mai 1847. Die Stände des löbauer Kreises." Hierauf enthält die Allgemeine Preußische Zeitung vom 13. Jun. folgende Entgegnung: „An den königl. Landrath, Ritter des Rothen Adlerordens, Hrn. v. BeN- kendorff-Hindenburg, Hochwohlgeboren zu Neumark in Westpreußcn. Auf Ew. Hochwohlgeb. in Gemeinschaft mit mehren" Ständen des löbauer Krei ser an uns unterm 29. Mai d. I. gerichtetes Schreiben glauben wir Nach stehendes ergebenst erwidern zu müssen. Daß Ew. Hochwohlgeb. und mehre Stände des von Ihnen verwalteten löbauer Kreises, welcher einen Theil un- sers Wahlbezirks bildet, nicht immer einverstanden sein würden mit der Art und Weift, in. welcher wir unser Mandat auf dem Vereinigten Landtag überzeugungsgctreu zu erfüllen bemüht sind, mußten wir leider vorausfttzen. Der Umstand, daß die lctztvollzogene Wahl auf den mitunterzeichneten v. Kos sowski und nicht auf Ew. Hochwohlgeb. fiel, und die von Ihnen selbst er wähnte Versagung Ker Mitwirkung zur ferner« Wahl ließ uns dies vorauS- sehen; daß Sic jedoch sich veranlaßt fühlen würden, sich gegen unser Ver halten zu verwahren, konnten wir allerdings nicht erwarten, va dasselbe schon gesetzlich lediglich uns, nicht unsern Committenten, moralisch aber wenigstens gewiß nicht der von Ihnen vertretenen Minorität der Wähler oder denjeni-, gen Unterzeichnern des Schreibens vom 28. v. M. zur Last fallen kann, welche gar nicht zu den ritterschastlichen Wählern gehören. Wenn wir dem nach zu der Form, in welcher Sie Ihre von der unsrigen abweichende An sicht zur öffentlichen Kenntniß bringen, keine bestimmte Veranlassung zu er kennen vermögen, ft ist dies noch weniger der Fall in Betreff der von Ih nen empfundenen wahrhaften Befriedigung über die Art und Weift, mit wel cher die große Mehrheit deS Landtags einer Erörterung und Registrirung unserer Erklärung entgegengetreten sein soll. N,ach den veröffentlichten Ver handlungen hat sich der Landtag nie in der Lage befunden, über die von dem Herrn Marschall aus formellen Gründen nicht angenommene Erklärung sich direkt auszusprechen. Inwieweit und in welcher Art dies bei den spätern Bethandlungen über die einzelnen, von un« aufgestellten Ansichten indirekt geschehen, ergibt sich aber zu deutlich aus den darüber veröffentlichten Ver handlungen, als daß wir darauf nähor eingehen dürften. Wir schließen mit der Versicherung, daß, so wichtig es für uns jederzeit sein wird, die Ansich ten jedeS unserer geehrten Committenten zu erfahren, wir von denselben nach wie vor doch nur den Nutzen werden ziehen können, den eigne Ueberzeugung und gewissenhafte Prüfung uns gestatten. Berlin, den 1V. Jun. 1847. Die Abgeordneten de» ritterschastlichen Wahlbezirks, löbauer und straSburger Kreise«. ». Beringe, v. KossowLki." . Verantwortliche Redaction: Professor Wükau. Druck und Verlag von K. Ak. »roePhau- in «et-jig. gung im ersten Steucrjahr ein. Uebrr die Geschäftsführung bei Festste! lüna und Erhebung der Steuern bemerkt die Denkschnft noch: Man wird wohl daran thuil, bei Prüfung des Gesetzentwurfs sich stets zu vergegen wärtigen, daß in den meisten Detailbcstimmungcn das Lästige hauptsäch lich nur in dem Falle hervortritt, wo die Angaben der Steuerpflichtigen unrichtig sind oder dafür gehalten werden.