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Nr. 179 S8. Junius 1847. Montag WM Deutsche Egemekne Zeitung. WM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! > vc «ebeebkiS. Deutschland. — München. Frhr. v. Freyberg. — Das bairische Ge richtswesen. »Ulm- Die Deutsch-Katholiken. Die BundeSfestung. — Die Untersuchungen in Stuttgart. »»Kremen. Der Washington. ** Hamburg. Die Unruhen. PreuGen. Krrlin Schluß de« Landtag«. Vertin. Landtag. * Aus der provins Sachsen. Die Gemeinde Wackersleben. --- Landtagsdiner. — Der Wildstand in der Grafschaft Hohlstein. — Die städtische Ressource in Kreslau. — vr. Knieivel. Portugal. Die Jnsurrection. Geoffbkitannien. Parlament. Der Hof. Di« Königin. Die Polizei- soldaten in Irland. Unglücksfall auf der Greatwestern - Eisenbahn. Da« Packetschiff Eulalia im Eise. Sir CH. Pollock. Nachrichten au« Ostindien, z London. Der mejicanische Krieg. Frankreich. CabinetSwechsel. Der Proceß Girardin. Deputirtenkammer. Der Proceß CubiereS. Hr. Leste und Hr. de CubitreS. Da« Lheater- privilegium für die Redactoren der Epoque. Neue« conservative« Blatt. Die fremden Flüchtlinge. Freie Neger in den französischen Colonien. Kampf mit den Cochinchinesen. Belgien. »Krüssel. Die Ministerkrisi«. Neue Bauten. Unruhen. — Der brasilische Geschäftsträger. Hr. Materne. Schweiz. Der große Rath von Appenzell. — Yr. Hirzel. Italien. AoM- Marchese Dragonetti. Festlichkeiten., Dänemark. Attentat. Griechenland. Äthen. Die Differenz. General Mameuri«. Bertrie- bene Griechen. Shtna. Conflict zwischen den Engländern und Chinesen, vtorbamerika. Koston. Zustände. Die Wiedertäufer. La Plataftaaten. Berennung Montevideos. Ermordung eine« eng lischen Quartiermeisters. Handel und Industrie. »Hannover. Di« neuen Steuerdirectionen. — Fruchtpresse. » Leipzig. Lel. Augsburg. Wolle. — Berlin. kknknndigungen. Deutschland. — München, 24. Jun. Wir haben eine Neuigkeit von entschiede ner Wichtigkeit zu melden, nämlich die der Entlassung d«S durch seine hochkatholischen Grundsätze bekannten und namentlich während des parla mentarischen und außerparlamentarischen Kampfs in Betreff der Prote stanten BaiernS ost genannten Staatsraths Frhrn. v. Freyberg. Man darf wol mit Recht sagen, daß, wenn Hr. v. Abel von Denjenigen rich tig beurtbeilt wird, welche ihm nachsagen, er sei als bairischer Minister in allen confessionellen Beziehungen noch römischer gewesen als der Papst selbst, Baron v. Freyberg ein noch entschiedenerer Abelianer gewesen ist als Hr. v. Abel selbst, wann, wo und wie ost eS sich nur darum gehan delt hat, in Wort und Lhat allem Akatholischtn Mtgegenzutreten. Man fand darin also auch gar nicht- Befremdendes, al- eS nach dem Mini- sterwechsel hieß, wie Baron v. Hörmann, so werde zweifelsohne auch Ba ron v. Freyberg der Personalkrisiß noch erliegen, und jetzt macht seine Entlassung oder Jnruhestandversehung in weitern Kreisen auch nur des halb ein großes Aufsehen, weil die an sich unausbleibliche Maßregel so lange auf sich hatte warten lassen. Die Nnausbleiblichkeit selbst hatten Besserunterrichtete nie bezweifeln können; denn ohne eine vollständige Mci- nungseintracht und ohne möglichst vollkommene Gesinnungsübereinstimmung zwischen den Räthen der Krone mit Portefeuilles (oder den vollziehenden Ministern) und zwischen den übrigen Mitgliedern des StaatSrathS, welche zugleich neben, vor, hinter und über den Ministern stehen, je nachdem eS eben gilt, im StaatSrathe Rath, Hülfe, Schutz oder im Falle stän discher Beschwerden auch den Spruch in letzter Instanz zu holen, kann von einem ungehemmten Wirke» und Streben der Minister gar nicht die Rede sein. Gerade darum wird von allen Befferunterrichteten auch eben in der Jnruhestandversctzung des Frhrn. v. Freyberg nicht bloS ein Act von entschiedener Wichtigkeit an und für sich erkannt, sondern man fühlt die Nothwcndigkeit, ihr besonders dann eine hohe Bedeutung beizulegen, wenn sie, wie fast mit Gewißheit anzünehmen, nicht die einzige bleiben sollte. Sie beschränkt sich übrigens nicht auf die freilich wichtigere Staatö- -rathsstelle, sondern auch auf die Eigenschaft des Frhrn. v. Freyberg als Vorstand des Reichsarchivs. Für Diejenigen, welch« tiefer zu blicken ver mögen, wird und muß es dann auch von hohem Jnteress« sein, daß gerade Baron v. Hormayr «S sein muß, auf welchen die Wahl des Königs bei der Wiederbesetzung der Stelle des ReichSarchivSdirrctorS vertrauensvoll gefallen ist (Nr. 177), namentlich aber höchst interessant für Die, welche sich aus den ausgehenden zwanziger und angehenden dreißiger Jahren her noch gewisser persönlicher Verhältnisse erinnern. Gewiß ist unter allen Umständen, daß die soeben gemeldete doppelte Neuigkeit unbedingt die wichtigste ist seit der neuen Gestaltung der Dinge. I — Dem Nürnberger Correspondenten wird aus ?tn-bach vom 2Z. Jun. geschrieben: „Den dem Landrathe von Mittelfranken am 2>. Jun. über die Grundlagen der neuen Gesetzgebung gemachten officiellen Mitthrilungcn fügen wir einige nähere Bestimmungen bei. Die Land- und Stadtgerichte bleiben als Einzelrichter für geringfügige Rechtshändel sowie für die freiwillige Gerichtsbarkeit sammt dem Hypothckenwesrn be stehen. Direktes Verfahr«», Oeffenllichkcit, Mündlichkeit und Collegia- lität (letztere mit Ausnahme der Stadt- und Landgerichte) sollen sowol dem Civil- als dem Strafverfahren zu Grunde gelegt werden. Die Verbrechen, deren Verhandlung auf den breitesten Grundlagen beruhe» muß und deshalb weder eine Wiederholung noch eine weniger zuverlässige Prüfung aus den Acten durch eine zweite Instanz verstattet, sollen durch ein zahlreiches Gericht aus der Mitte des Bezirksgerichts (etwa von neun Mitgliedern) abgeurtheilt werden, ohne Zulassung einer Berufung gegen die Entscheidung der Thatfragen, jedoch mit Vorbehalt des EassationS- recurseS. Das Institut der Staatsanwaltschaft soll bei sämmtlichen Collegialgerichten eingcführt werden." »Ulm, 24. Jun. Der Vorstand unserer deutsch - katholischen Gemeinde hat an die Schwestergemeinden von Württemberg undObet- baden eine Einladung zur Constituirung und Abhaltung eines Kreis- vereinS erlassen. Ein solcher wird nun am 28. Jun. hier stattfinden. Pfarrer Rau von Stuttgart wird Tags vorher den Gottesdienst abhal ten; die Erlaubniß dazu wurde ihm vom königl. Obtramt ohne alle Schwierigkeiten ertheilt. Bei dieser Gelegenheit dürfte die Berichtigung eines Jrrthums am Platze sein, der in Bezug auf die ebenfalls zu dem Kreisverein eingeladcne eßlinger Gemeinde vor einiger Zeit durch die Zei tungen gelaufen ist. Diese ist nämlich nicht aus dem deutsch-katholischen Verband ausgetreten, wie eS dort hieß, sondern sie hat nur ihren Na men in „freie deutsche" umgeändert, wozu sie »ach den Bestimmungen deö leipziger und berliner Concils volles Recht hat. UebrigenS steht sie allerdings äuf ziemlich schwachen Füßen. Die unsrige hat zwar auch seit langer Zeit kein«» Zuwach- «halte», dafür erstarkt sie aber innerlich im mer mehr, wie der in dm wöchentlichen Versammlungen herrschende Geist sattsam darthut. Die Vorträge des Pfarrers Albrecht locken in di« sonn täglichen Gottesdienste immer eine sehr zahlreiche Zuhörerschaft. — Der Bau unserer Bundesfestung rückt seiner Vollendung immer näher. Bereits sind in diesen Tagen fünf ausgerüstete Geschütze für dieselbe an- grkommen und auf den MichaeliSbcrg abgeführt worden. — Dem Frankfurter Journal schreibt man aus Stuttgart vom 22. Jun.: „Viele Freude erregt hier die Nachricht, daß der König dem hie sigen Criminalamte den Befehl hat zugehen lassen, die Untersuchung wegen der Vorfälle am 3. Mai zu beschleunigen und schnellstens zu Ende zu führen. Es wird dies bei dem langwierigen Proceßgange, der zur Zeit noch bei uns eingeführt ist, den Angeschuldigten insofern zu hatten kommen, als dadurch die Untersuchungshaft abgekürzt und die Ko- len vermindert werden. Zwar sind die meisten der anfänglich Verhaftr- en nach und nach wieder in Freiheit gesetzt, dagegen aber auch neue Ver haftungen selbst noch in den letzten Tagen vorgenommen worden." **Sremm, 25. Jun. Heute Morgen um 9 Uhr hat der Washing ton, von zwei Dampfschiffen geleitet, unter den besten Wünschen seine Rückreise angctreten. Die für Deutschland bestimmte Anzahl von zwei Drittheilen der Passagiere ist ganz vollständig, ein Dritttheil bleibt für England reservirt; ebenso ist der zugewiesene Theil des Güterraumrs be- etzt, sodaß mehre Güter nicht mehr ausgenommen werden konnten. ** Hamburg, 24. Jun. Seit acht Tagen befand sich das sonst so riedliche Hamburg gleichsam im Belagerungszustand«. Tag und Nacht mrchzogen Patrouillen die Straßen, auf allen Plätzen hielten Garnison und Bürgergarde Bivouac, und ein strenges Aufruhrmandat mahnte zur Ruhe. Diese Maßregeln hatten guten Erfolg; die Ruhe blieb ungestört, obwol besonders die beiden altonaer Markttage, die selbst in guten Zei ten selten ohne Excesse ablauftn, Besorgnisse erregt hattrn. Wirksam« als die militairische und polizeiliche Strenge bewiesen sich die Maßregeln zur Herabsetzung der Marktpreise, wozu man freilich viel früher hätte schrnten nlüffen, um diese traurige Empörung zu verhüten, die, so unbe- deutend sie auch an und für sich war, dennoch einige Menschenleben ge kostet hat. Der Senat erklärte in seinem Mandat zur Beschwichtigung der aufgeregt«» Menge, daß ja durch di« Theuerung Jtdermann, also auch d«r R«iche, leide; allein so richtig di«S auch ist, es springt doch der Unterschied in di« Augen, daß der Wohlhabend« und Reiche die theuern