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5467 SS ist hier soeben die „Denkschrift nebst Petition der chemnitzer Ar biter an da» k. sächsische Ministerium gegenSrhöhNnß d«rAar»zöllc" al» gedruckte Abschrift erschienen,. um dadurch wo möglich auf die De- batbo zu mflueneircn, welche dem Schutzzolliotereffe nächstens in der zwei, 1»mL«»dtags-Eurie bevdrstcht. Die chemnihdrArbeittftKlition ist veranlaßt, wie es im Eingangs heißt, durchs eitle von US Kaufleuten unk FabrikiM' tftr UdtkvWchnet» Petition an di« k. sächsischen Ministerien des Jtrnern und de«Kin»nzewsowi«.-an di« Kammern-, worin die Unterzeichner die Noth- mendjgkaiti «in«p Erhöhung der Zollsätze auf ausländische Game darzu HM sich, bemühe» und in einer bcigrgebrnrn Denkschrift auf die diesfalls flgen Borschläge der bekannten berliner Conftrcnz von 1845 verweisen. We chetrmiher Arbeiterpetition sucht die darin ausgestellten Behauptungen Schritt für Schritt z« widerlegen und als irrig nachzuweiseN, und schließt mit folgenden, Beherzigung verdienenden Worten:-„So gern wir eS auch sehen, woun dik inländischen Spinnereien gedeihen (wiewdb wir in den sogenannten guten, Perioden meist das schlechteste Garn von ihnen erhicl- ten) und odschoti wir unser Garn am liebsten in. der Nähe einbauftn, so vermögen wir doch in der vorgeschlagenrn Zollerhöhung, selbst mit der UNSi aks Lockung hingehaltenen Ausfuhrprämie, nicht das dazu geeignet« Mittel zu erkennen. Da nun selbst unsere Gegner einräumen, daß schon dir mit diesem Jahr eingetretcncn Erhöhungen für uns verderblich seiest so komm« wir nicht, wie unsere Gegner, auf die weitere Steigerung der bereits als schädlich anerkannten Maßregeln, sondern gerade auf die entgegengesetzte Folgerung: auf depen Wiederaushebung. Wir bittin näm lich dis hohen Ministerien im Namen von Hunderttausendet, fleißiger Ar beiter, welch« mit bangen Besorgnissen für ihre Zukunft erfüllt sind, so ehrerbietig als inständig, dieselben wollen sich bei den Regierungen der übrige« zum deutschen Zollvereine verbundenen Länder für die ungesäumte Wiederaufhebung der seit dem 1 Jan: d. I. eingetretenm Erhöhung der Garnzölle kräftigst verwenden und gegen jede Steigerung des EiNgangs- zvlleS von Kammgarn erklären. Da die üblen Folgen der Zollerhöhung sich- auch in andern Gegenden des Zollvereins, namentlich um Elberfeld, sehr fühlbar gemacht und bereits zu nicht zu billigenden Ausnahmemaß- regeln geführt haben, so leben wir doch der Hoffnung, daß unsere Bitte um die gewünschte Verwendung nicht ohne Erfolg bkeiben werde, während di« hohen Regierungen in Gewährung einet angemessenen Spindelprämie ein sehr geeignetes Mittel haben, mit Berücksichtigung aller Bedürfnisse der Betheiligten ebenso auf die Vermehrung der Spinnereien in dazu geeigneten Gegenden wie auf deren Vervollkommnung in Erzielung aller de« heimischen Industrie nöthigen Garnsorten hinzuwirken, ohne die lctz- tech zu benachcheiligen und ohne die Consumenten mit einer bleibenden Lastzu beschweren" rc. 6 Hnlsierstndt, 11. Jun. Zur vollen Kenntniß unserer kirchlichen Verhältnisse theilen wir folgende Actcnstück« mit, aus denen zugleich er hellt, daß der Grund der abschläglichen Antwort, wie er in einer Eor- respondenz aus der Provinz Sachsen in dieser Zeitung (Nr. 160) angeführt war, ein irriger ist. Die Aktenstücke sind folgende: 1) „Die vop Mitgliedern der Martinigemeinde in der Immediateingabe vom 3. März d. I. in Betreff der Berufung des Pastors Wislicenus zu Bedra nach Halberstadt gestellten Anträge sind in der abschriftlich anliegen den allerhöchsten Lrdte vom !" d. M. von Sr. Maj. dem Könige zurückge wiesen worden. Indem wir Ihnen dies dem uns gewordenen Auftrag« ge- nsäß eröffnen , fodern wir die Unterzeichner jener Eingabe auf, den Fortgang der Wahlgeschäfte in Ruhe zu erwarten. Magdeburg, den al. Mai 1847. Königl. Consistorium für die Provinz Sachsen (Gez.) vr. Zerre nncr. An den Hrn. F. W- Wenig und Genossen zu Halberstadt." 2) „Unter den in Ihrem Berichke vom 30. v. M. angezeigten Umständen i rann ich mich nur völlig einverstanden damit erklären, daß das Consistorium zu Magdeburg einem Manne, der wie der Pastor Wislicenus zu Bedra . nach den eingereichten Predigten mit den Grundlehren und Bekenntnissen der evaygcljschen Kirche in offenem Widerspruche sich befindet, die Bestätigung der Präsentation als Wahlcandidat für die Stelle des Bberpfärrers bei der Martinikirche zu Halberstadt versagt hat. Ich kann mich daher auch um so ' weniger bewogen finden, den rc. Wislicenus auf daß nebst den gedachten Pre- digten hierbei zuvückgehende Gesuch des F.W. Wenig und einer Anzahl an- dxrer Mitglieder der Martinigemeinde nachträglich zur Wahl zuzulassen, als ich neben der Freiheit und Achtung, welche ich durch mein Patent vom 30. März d. I. jedem Bekenntniß auf neue zugesichert habe, nicht geweint bin, dew Bekenntnisse der Kirche allein geringer» Schutz zu gewähren, und da- Hst bei der Besitzung von offenen Predigerstellen mit verdoppelter Sorgfalt hiernach verführen wissen will. Sie haben die Bittsteller demgemäß abschläg- lich zu bescheiden, zugleich aber Sorge dafür zu tragen, daß die durch de- rfp Reclqmation von neuem verzögerte Wiedcrbcsetzung der Stelle möglichst beschleunigt werde. Berlin, den 0. Mai 1847. (Gez.) Friedrich Wir- - hekm. An den Staatsminister Eichhorn." Nachdem das mrtgetheilte Schreiben und die königl. Ordre in der - Behausung des BuchdruckkreibesiherS A. W. Wenig hier den Entschie- densten am 0. d. M. bekannt gemacht worden- entstand folgende Verhand- . l«ng, und es bildete sich danach hier eine vom Kirch enrcgiment unabhän- gigr evangelische Gemeind^ dir sich unter den Schuh des königl: Patents - om 3S: März d. I. zu stellen beabsichtigt. „Da nach unserer Ueberzeugung die evangelische Kirche, wenn man dem , «eist, aus dem sie geboren ist, treu bleiben will, nicht nur nicht rückwärts gxführt werden darf, sondern vielmehr die von ihrem Wesen nothwendig, ge loderte freie Verfassung bekommen muß, in welcher sie ihr Leben nach allen Seiten hin au »bild«» und entwickeln kann, di« evangelische Landeskirche ß»N» Mr- im Aegentheil von Lag zu Lag gebundener eefthtint und neun uuS selbst in der Geltendmachung unserer Ueberzeugimg thatsächlich in ihr gehindert sehen, so weichen wir der äußern Macht und verlassen die Landes kirche, nicht aber die evangelische GesMMtkitchc., indern Wir uns zu Scher !voM KIrchenregimeNt unabhängigen evangelischen Gemeinde vereinen. Als dm Kern des Evangelium« erkenn«» wir mcht »is WUNderwclt und Vlir übrh gen Vorstellungen einer längst vergangene«'Ztitz (Und die sonstigen jüdisch«» Vorstellungen), von denen es in den asten Urkunden umgeben ist, souchrn vielmehr den geistigen und deswegen allgemein menschlichen Gehalt deffelbeii, nämlich die Freiheit von allem äußerlich Bindenden in der Religion und dadurch von Irtthum und von Sunde, und die Liebe gegen alle Mensches Jene Freiheit kommt aus der Erkenntnis der Wahrheit Und wächst durch den Fortschritt? dieser Erkenntniß. Diese Liebe kann sich nur im Bunde mit jener Freiheit, indem diese nicht nach bestimmten religiösen Vorstellungen Md Lehrsätzen fragt, sondern eine geistige Richtung ist, wahrhaft entfalte« und ungehindert zur Lhat werden. Freiheit und Liebe sind also der Geist des Evangeliums, den die evangelische Gemeinde immer rciNer zu crfasstk upv immer völliger in alle LebenSverhältnsisi einzreführen bestrebt sein muß. Gisit> solche auf stete Vervollkommnung gerichtete Arbeit ist eine allgemeine und rein menschliche, und so kann und darf sich dieselbe nicht von dem Loben und Streben der Menschheit trennen, sonder» muß, sich daran betheiligpnst das Wahre suchen, ergreifen und fördern- Demnach muß die evangelische Gemeinde nvthwendig die Gemeinde des Fortschritts sein, wenn sie ihr Wc- fe» nicht verläugnon will. Das sind die Grundsätze- die wir bekenne»; das Leben und Streben in ihnen ist der Geist, der uns einigt. Ihn, und- zwar ihn allein erkennen wir als nothwendig zum Heile der Menschen. Jeder, der in diesem Geiste leben will, ist uns in unserm Bunde willkommen, denn ein Festhalten an bestimmten Glaubenssätzen und religiösen Gebräuche» ver-» langen wir nicht. Um aber den Glaubensstandpunkt, auf dem wir im All gemeinen jetzt stehen, näher zu bezeichnen, stellen wir, ohne den Einzelnen dadurch beschränken und binden zu wollen, folgende Sätze aus: Wir glau ben an Gott, dem- heiligen Vater aller vernünftigen Wesen, den ewigen Ur quell alles Lebens. Wir glauben an Jesus, der um seiner Göttlichkeif in Gesinnung und Lhgt willen, nicht durch seine Geburt vorzugsweise der Sohn des ewigen Vaters ist und durch die von ihm errungene, in Wott Md Lyat kundgegcbene weltüberwindende Macht der Wahrheit, Freiheit und Liebe zum Weltheilande geworden ist. Wir glaube» an dem Heiligeri Geist als den von Gott, ausgehenden und i» Jesus herrschenden Geist der Wahrheit, Frei heit und Liebe, der die Menschheit noch, heute durchweht und- sie für immer in dem echten beglückenden Leben fördert. Wir glauben, daß dieser Geist, so sehr er auch bisweilen Lurch Jrrthum oder böse Absicht nitdttWillte» wird, doch zuletzt als Herr Alles dichtet- und Jedem, der ihn in sich pflegt, die Bürgschaft ewiger Fortdauer ist. Mit Berufung auf alles Vorhergehend» erklären wir uns durch Namcnsunterschrift als Mitglieder der heute hier zusammengetretencn, vom Kirchenreaimcnt unabhängigen evangelische» Ge meinde. Halberstadt, den 9. Jun. 1847." (Folgen die Unterfthrifteü.)- ° lloröHausen, 10. Jun.-Als das Verbot des BreNnereibetrie- bes am 13. Mai in hiesiger Stadt in Kraft trat, mußte die Mehrzahl der Branntweinbrenner enorme Opfer bringen, weil das Verbot so un erwartet schnell kam, daß Niemand daran gedacht hatte, den normalen Vichstand irgendwie zu vermindern oder mit anderweitige» Füllerungs- milteln sich zu versehen. Die hiesigen Brennereien sind lediglich Kprn- brannlwcinbrcnncrcicn und haben einen solchen Betrieb, daß Jahr alls Jahr ein regelmäßig gebrannt wird, im Gegensätze zu den KartoffiMannt- weinbrcnnereicn, die in der Regel nur im Herbste bis zm» Frühjahre brennen, Das Verbot des BrcnnercibctricbeS, hervorgeruftn durch die allgemeine Noth und Thrucrung aller Lebensmittel, soll laut Cabinetö- ordrc vom 1. Mai bis 15. Äug. d,.J. in Kraft bleiben. Wer möchte aber bestimmen wollen, daß Milte August die Lebensmittel wohlfeiler wären, wo durch lleberhäufung der Feldarbeiten jede): Landmann verhindert wird, alte oder neue Dorrälhe ans den Markt zu bringen, und wo, was herap- kommt, von den neu ins Leben gerufenen Brennereien verschlungen wird? Wenn wir nun auch eine gssegüele Acrnte vor Augen haben, so ist die StaatsregikruNg Mitte August doch nicht im Stande zu beürtheilen, ob nicht, durch Mttcrungscinfluß rc. bedingt, ein abermaliges Verbot des Brennereibelriebes bis zur Acrnte 184l8 wiederholt erfolgen und somit die Branntweinbrenner neuen ungeheuer« Verlusten ausgesetzt werden müssen, zumal bei den jetzigen Grundsätzen weit eher ein. Verbot der Branntwein brennereien als" ein Verbot der Ausfuhr vön Getreide erwartet wird. Das Königreich Sachsen hat das Verbot bis zum 1. Oct. d. I. aus- gcdehnt, und cs möchte aus den angeführten Gründen wol wünschen/^ sein, daß auch Preuße» dasselbe thäte, zumal cs an Branntwein.- und SpiritUsvorräthen keineswegs mastgelt, wie die neuesten Erfahrungen be wiesen hqben. der Oder, 10. Jun. Deutschland wird cs längst mit Freude vernommen haben, welche Sorgfass Preußen der Befestigung spiner Ost- grcnze weiht und wie dort eine Festung und ein verschanzter Posten nach dem andern entsteht. Denn- diese Festungswerke sind eben so vielp Boll werke für Deutschland gegen eine Invasion des Nordens. Indessen ver nahm man bisher-nur von einer irmster stärker» Befestigung der Land grenze und der Meichfellini«. Die Sicherung der Seekü'ste schien min der ins Auge gefaßt zu werden. Allein di« Wichtigkeit derselben ist un serer Regierung keineswegs entgangen. Bei der großen Ausdehnung UM sers Küstenstrichs von Memel bis Stralsund ist immer- zu fürchten, dass Rußland im Fall eines Kriegs sich »jcht blys auf Landopcrationen be schränken, sondern auch mit seinen Flotten angrcifen und Landungen im