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Sonnabend -—- Nr. 142. SS. Mai 1847. Deutsch« Allgemeine Zeit««». SM - " «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Nebe»-lick. Deutfehlien-. s Von der Nordsee. Veracruz und Antwerpen, -s Han nover. Lod des Ministers v. Stralenheim. ch Kassel- Der Lischtitel. Darmstadt. Landtag. — Da« Budget von Sachsen-Weimar. * Al tenburg. Auslieferungsvertrag. * Mckeburg. Lheucrungsmaßregcln. Wrentzen. Äerlm. Landtag. »Posen. Der Landtag. Die Polen. Pe tition. »Aus der Provinz Preussen. Die Einkommensteuer. chAus Schlesien. Eonversioncn. Oesterreich. Erzherzog Ludwig. "Aus Aöhmcn Die Getreidehändel. Portugal. Der Bürgerkrieg. El-anien. Geburtstagsfeier der Königin. Pater Fulgencio. Die Minister nach Aranjuez. LheucrungStumulte. General Pavia. Großbritannien. Unterhaus. Die LoricS. Einberufung des Colonial parlaments in Canada. Frankreich. Parlament. Hr. Dumon gegen die Abschaffung des Zei tungsstempels. Die Bittschrift von Hieronymus Bonaparte. Die Zei tungen. Graf Duchatel. DaS Geschwader des Prinzen von Zoinville. Don Enrique. General Narvacz. Tod des Barons Liebermann. Pa ris. Das Ministerium. Niederlande. * Amsterdam- Der Katholicismus in den Colonien. Schweiz. Solothurner Offiziere. Preßpolizei in Bern. Die genfer Ver fassung. Württembergische Note. Schweden nnd Norwegen. »Stockholm. Der König. Das Getreide wesen. Die Schiffahrt. Prof. Geijer. StznHland nnd Polen. * Petersburg. Zause. Türkei. Konstantinopel. Rüstungen. "Excesse. Die griechisch-türkische — Differenz. Uersonalnachrichten. Wissenschaft und Kunst. Die Bcfreiungshallc bei Kelheim. Handel und Industrie. * Altenburg. Zollwesen. »Lcipsig. Börsen bericht. -—c-Wasserstand der Elbe. — Berlin. — Leipzig. yrnkünbigungen. , ' 5''' "lb " a ' Deutschla«-. lsNon der Nordsee, 19. Mai. Als Ihr berliner »-Korrespondent in 1^8 die auf den Erfolg des nordamerikanischen Angriffskriegs be- grüudcte Anmuthung in Betreff der stehenden Heere zurückwies, eine Anmuthung, welche auch nur der Leichtsinn oder dieSophistik eines Par- teigängtts auf die erste Kunde eines einzelnen Factums gründen konnte, wußte er noch nicht, welche häßliche Kehrseite dieser gerühmte Sieg der UankeeS gehabt hat. Sie haben sich nicht gegen die Wälle von S. Juan de Ulloa gewagt, sie haben diese Veste nicht genommen, sondern dadurch erschlichen, daß sie einen reichen, bevölkerten, unbefestigten Platz bombar- dirten und auch dabei alle durch die Gebräuche civilisirtcr Völker gehei ligten Rücksichten gegen Hospitäler, Neutrale, Frauen und Kinder aus den Augen setzten, um nur durch Schreck und Noth eine schnelle, frei willige Ucbergabe zu erwirken. Die neuere Kriegsgeschichte Europas bietet einen Vorgang dar^ welcher den entschiedensten Kontrast zu der schmähli chen Heidenthal Les Generals Scott bildet: die Belagerung der Eitadelle von Antwerpen und deren Vcrtheidigung durch den General Chasse im Jahr I8S2. Hier lag es dem General Chasse sehr nahe, das reiche Ant werpen, waö bereits ünwiderruflich bestimmt war, ein Bcstandtheil des verhaßten Belgiens zu werden, und zahlreiche Gäter und Schiffe der Na tionen, über die sich Niederland zu beschweren hatte, in seinem Schoose barg, zu bombardiren; ja die Virtheidigung der Citadelle mußte dies nothwendig machen, wenn sie von dort aus angegriffen ward. Statt dessen verglichen sich Marsihall Gerard und General Chasse darüber, daß der Erstere sich alles Angriffs von Ler Seite der Stadt aus, der Letztere jeder Beschädigung der Stadt enthalten wolle; die so geschlossene Ueber- einkunft wurde mit der Treue, die sich bei allen von europäischen Krie gern über den Krieg und seine Führung geschlossenen Verträgen von selbst versteht, unverrücklich beobachtet und die dadurch verzögerte Belagerung regelrecht zu Ende geführt. Wir wollen nicht das Verfahren jenes Hamburger Publicistcn nach ahmen und aus dem Vorgänge von Veracruz einen entscheidenden Grund gegen alle aus Freiwilligen gebildeten Heere — Nationalheere sind unsere stehenden Heere auch — entlehnen. Die rohen Hinterwäldler und all die ses aus dem zuchtlösen Gesindel der südlichen Colonien zusammengelau- ffne Volk sind nicht Mit dem ritterlichen Aufschwung einer erlesenen Ju gend zu vergleichen- wie sie die gebildeten Völker Europas in den Tagen von 18IZ in den Kampf sendeten. Aber Das darf allerdings nicht auö den Augen gelassen werden: daß für die strenge Behauptung des euro päischen Kriegsrechts, welches so großartige, wohlthätige Milderungen der Schrecknisse des Kriegs in sich faßt, eine sehr sichere Disciplin und ei«' sehr lebendiger Sinn für ritterliche, soldatische Ehre und ihre Vorschriften die ersten Bedingungen sind. Ueberhaupt hat sich daö aus der Courtoisie deSLiitterthnms erwachsene Kricgsrecht, die neuere Kriegsmanier, in in-, nigstem Einklänge mit den stehenden Heeren ausgebildet, weshalb es auch im Bürgerkriege gänzlich in Wegfall zu kommen pflegt und bei einem durch allgemeine Volksbewaffnung geführten Kriege meistens wenigstens sehr vernachlässigt wird. Die in ihm liegende Schonung des Feindes, die Vermeidung unnöthiger Grausamkeit beruht auf dem Bewußtsein: daß der Feind nicht in persönlichem Hasse, sondern in Erfüllung der selben Berufs- und Standespflicht streite, welche auch uns unter die Fahnen rief. Die gegenseitige unverrückliche Beobachtung der Vertrags treue beruht auf der unbedingten Gewißheit: daß sie eben, begründet auf soldatische Ehre und feste Kriegszucht, eine gegenseitige sein werde. Die- Schonung der friedlichen Bürger und ihres Verkehrs und EigenthumS beruht auf der Bedingung: daß sie eben friedliche Bürger und bei Herd und Geschäft bleiben. s Hannover, 19. Mai. Während wir noch in Ungewißheit über das endliche Schicksal unserer Civilproceßordnung schweben, ist die-- scr Sache durch ein Ereigniß vielleicht eine entscheidende Wendung gc-, geben, auf das man weder rechnen noch cs vcrmuthen konnte, nämlich durch den Tod des Justizministers Frhrn. v. Stralenheim. Derselbe war. in dem hergebrachten Gange der Dinge schon recht alt geworden, überi 70 Jahre; Beweglichkeit war selbst in frischem Tagen seine Sache nicht gewesen; man lobt übrigens seine außerordentliche Gewissenhaf tigkeit und Genauigkeit. Es läßt sich denken, daß in seinen Jahren der Uebergang zu völlig neuen Verhältnissen schwer wird; ein solcher Ueber- gang ist Aufgabe der Jugend und der Begeisterung, die Schwierigkeiten sucht und in ihrer Besiegung sich gehoben fühlt. Wahrscheinlich hat. cs dem Hingeschiedenen Minister nur an dieser lehtern Eigenschaft, nicht an gutem Willen gefehlt, zu helfen und zu bessern. Wahr aber ist, daß er uns nach 2vjährigem Besitz des Justizportefeuille einen Civilproceß hin terläßt, den sein eignes Organ in der letzten Kammer mehr als ein Mal einen wahren „Pröceßjammer" genannt hat, und ein Strafverfahren, über - dessen Verkommenheit die Stimmen aller Parteien so einig sind, daß dasselbe erwähnte Organ die bittere Nothwendigkeit baldigster Neuerun gen zugeben mußte. Für das Unterrichtswcscn hat er ersprießlicher ge- wirkt; aber auch in diesem Zweige seiner Verwaltung traf ihn das Miß geschick, daß der Abgang der sieben Professoren von der Universität, deren Curator er war, dieser eine Wunde schlug, von der viel größere Anstren gungen als, die unternommenen sie so bald nicht zu heilen vermocht hätten. s Kassel, 17. Mai. So sehr die hessische Regierung auch darauf bedacht ist, alle Ursachen zu Conflictcn mit der römischen Confessio» jtl vermeiden, und dies namentlich durch ihre Behandlung der katholischen Dissidenten beweist, so können doch, selbst nachdem sich die leidige Misch ehensache einigermaßen beruhigt hat, nicht alle und jede Conflicte vermie- den werden. So gibt jetzt wiederum der sogenannte Tisch titel, d. i. die Versicherung des Staats, daß er einem geweihten römischen Priester den Lebensunterhalt reichen werde, so lange derselbe ohne Amt und Ein kommen sei, zu verschiedenen Ansichten Veranlassung. Nach dem Concor» date hat sich die Staatsregierung verpflichtet, in den früher» geistliche» Besitzungen des Landes, z. B. im Fuldaischen, den zu weihenden Prie stern dert Tischtitel zu geben. Der Bischof verlangt dies jedoch unbcdirgt, die Regierung dagegen will die Verleihung des Tischtitels davon abhän gig machen, ob der zu weihende Bcneficiat eine pernona grstu sei oder nicht. Letzteres scheint billig zu sein. Denn einmal könnte der Bischof eine Anzahl Priester weihen und den Staat somit zwingen, sie zu erhal ten; dann ist cs doch zu viel verlangt, daß die Regierung Beamte noch lebenslänglich besolden soll, von denen sie weiß und Voraussicht, daß sie ihr amtlich entgegen sein werde». Jedenfalls liegt die Ursache zu der be- rcgien Vorsichtigkcitsmaßregel der Regierung in dem Umstande, daß die römisch-deutschen Prälaten, besonders in Norddeutschland, wo die „gu ten" Katholiken immer seltener werden, häufig Jcsuitcnzöglinge auS kem deutschen Collegium zu Rom zur Bekehrung der „schlechten" Katholik«» und zur Bekämpfung der protestantischen Negierungen herbeiziehen. Des ist bereits in Hannover geschehen und hat die dortige Regierung zu Prä-, vcntivmaßregeln genöthigt. Unsere hessische.kommt in den gleichen Fall, und dieselbe wird ihre Rechte und die ihrer protestantischen Unterthanen gegen die jesuiltschen Eindringlinge dadurch zu wahren wissen, daß sie die-