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1348 nur Priucipirn aufstellcn? nahm indessen fast die ganze übrige Zeit dieser erste« Sitzung in Anspruch, weil «» dabei entschieden werden mußte, ob dasselbe irgend für die Gemeinden bindende Beschlüsse und Bestimmungen Iressen oder nur die allgemeinen Grundsätze aufstcllen solle, deren Ein führung in- Leben den Gemeinden überlassen werden müsse. Hierbei stellte sich denn auch die sogenannte positive Richtung eines Theiles der Ver sammlung heraus, indem diese dem Concil die eigentlich gesetzgebende Gewalt geben wollte und seine Bestimmungen als unbedingt bindend für die Gemeinden betrachtete. Von anderer Seite wies man darauf hm, daß die unversehrt zu erhaltenden Bestimmungen des leipziger Concils die Grundlage festgestellt hätten, auf welcher die Gemeinschaft beruhe; daß diese Grundlage eine allgemeine geworden sei, nicht weil sie das Eoncil aufgestellt, sondern weil sie eine nothwendige und vernünftige war, und daß trotz dem, daß die Bestimmungen damals nur als Vorschläge betrach tet wurden, dennoch alle Gemeinden sie angenommen, eben weil sie ver nünftig waren. Auch der Vertreter der Deutsch-Katholiken apostolischen' Bekenntnisses, Pfarrer Jettmar, betheiligte sich an dieser Verhandlung, indem er für die bindende Kraft der Concilbeschlüsse eintrat, unter der Vor aussetzung, daß dasselbe das Apostolikum zu seinem Bekenntnisse machen werde, wie er dies später Vorschlägen werde. Die Ansicht, welche die Freiheit der Gemeinden aufrecht erhalten und dem Concil nur die Aussprache allge meiner Principien als seine Aufgabe bezeichnen wollte, siegte gegen sehr wenige Stimmen. Die zweite und dritte Frage: Kann das Concil als Gerichtshof bei Streitigkeiten der Gemeinden unter sich, oder verschiedener Theile einer Ge meinde, oder der Geistlichen mit der Gemeinde als letzte Instanz ange- rufen werden? und: Welche Gültigkeit haben die Concilbeschlüsse den Ge meinden gegenüber? waren mit der ersten fast zugleich entschieden. Rich terliche Aussprüche sind nicht seine Aufgabe, sind auch nutzlos, da ihm alle Mittel fehlen, denselben Nachdruck zu verschaffen; und seine Be schlüsse bleiben nach der leipziger Bestimmung nur Vorschläge. Bezeich nend war bei Verhandlung des letzter» Gegenstandes, daß man selbst eine Kürzung oder Rrdactionsänderung der hier einschlagenden leipziger Bestimmungen auf Blum's Antrag und Ausführung einstimmig ablehnte. Der Wunsch, daß sich das Concil in gewissen Dingen als Gerichtshof letzter Instanz betrachten möge, war übrigens von den Süddeutschen aus gesprochen worden und veranlaßt durch die Vorfälle in Worms, wo be kanntlich ein von der Gemeinde längst nicht mehr anerkannter Vorstand der Gemeinde sowol als der Kreis- und Provinzialsynode starrsinnig wi- derstrM. die sich sämmtlich einstimmig gegen denselben ausgesprochen Ha den. Murch die Ankunft noch einiger Abgeordneten ist die Zahl der Letz tern auf 67, die Zahl der vertretenen Gemeinden auf 15t gestiegen; auch dxe- Geistlichen Albrecht und Millitzer sind noch cingetroffcn. Die Ge schäftsordnung ist in der Art festgestellt, daß die Sitzungen Morgens um 7sk8hr beginnen und mit Unterbrechung von einer halben Stunde bis 3 Uhr-Nachmittags fortwähren; die Nachmittagsstunden werden dann zu dtNiArbeilen des DirectoriumS, der Ausschüsse und Secretaire verwendet. HchhLdaS gesellige Zusammenleben, der persönliche Anschluß hat sich ge funden. Da der Vereinigte Landtag heute auf zwei Tage Ferien gemacht rind-dbditrch dem Concil seinen Präsidenten für diese ganze Zeit gegeben hatr-ifttÄäßt sich wol erwarten, daß das Wesentlichste binnen den näch- Tagen abgemacht wird, j i'lElMer das aus Berlin berichtete Hagelwetter (Nr. 147) erfährt mairHroch-unter Anderm, daß der Kern des Gewitters vorzugsweise die StM-KStroffen. Auf dem Anhaltischen Bahnhofe wurden gegen 1300 GchSihemiMchmettert; noch stärker ist die Verwüstung auf dem Bahn- hiHprderlPoUdam-Magdeburger Bahn gewesen. Der Hagel schlug mit solcher Gietvalt, nieder, daß selbst die Gesimse der Gebäude, zum Theil die DächemMttm haben. -u^MMMvÜSlan vom 22. Mai wird der Weser-Zeitung geschrieben: '„MchvZxbtzM»jünication des Fürsten Hatzfeld droht ernste Ver- vsiAtluriM zwischen der hohen katholischen Aristokratie und der Geistlich- kÄk"htM<züHhE Nicht eigentlich darüber zürnt der Adel, an dessen SAtzaMtyFÜrst'iHahfcld steht, daß Letzterer excommunicirt worden, son- LftnN)diese-' 'EM m MU ni ca ti o n geflissentlich vor das Forum derOeffent- lvchkMUHdgÜ^NNd->der Fürst mit seiner Familie bloßgestellt worden ist. BW lstt"BezllgW»rauf der Fürst selbst, der auf einer Reise nach dem TüdM ^griffe« ist,-zu thun gedenkt, weiß man noch nicht, wohl aber, döst d»^ MMr^Änbl,der Bruder der Fürstin (Herren v. Nimptsch) eine UNMffdchNn^ifvKjett^arger Verletzung der bürgerlichen Ehre beantragen wSHeilj" wKMW-Kcht schon eingeleitet ist. Die Strenge, welche der Fürstblsch-flE DsSprnbrock bei dieser Gelegenheit zur Richtschnur seiner HandlunKweisö'Mvtnmen, scheint er auf alle Maßregeln seiner bischöf- IMMWerMmng auszudehncn; so soll er dieser Tage einen hohen Dom- siWlichin-Äit'vior^-Wochen Stubenarrest und der Strafe: vier Monate Vitz'-SMa Nickl-MM zu dürfen, wegen eines Vergehens bei den kirchli- ch»iiMMiMn"bitegt haben." --rrm uimm- Defie*»etch. 21. Mai. Der siebenbürgische Adel steht i» yMcnsHaftMM.^ höher als der ungarische und auch als der deutsche, wenMenö in manchen Provinzen. Dieser Unterschied von Letz- term mag zum Theil dem hiesigen konstitutionellen Wesen zu danke» sei», denn der Adel kommt auf den Kreistagen oft in der Zahl von mehren Hunderten zusammen, um über öffentliche Angelegenheiten zu verhandeln, wobei denn so Mancher genöthigt ist, öffentlich zu sprechen, und daher für nothwendig findet, so viel als möglich vorbereitet und unterrichtet zu sein. Hier wird die Wohlredenheit geübt, welche man bei den jetzigen LandtagSverhandkmiM in Klausenburg anzuerkennen Gelegenheit hat. Schade nur, daß diese sogenannte aristokratische Verfassung eigentlich viel vom Proletariat an sich hat. Wenn nämlich in einem Cotnitat 3000 Edelleute sind, welche alle gleiche Stimme haben, so ist natürlich die Mehrzahl so arm, daß sie nicht mehr besitzen als einen kleinen Bauer hof, mithin nur die Bildung eines Bauers haben, ohne dessen Betrieb samkeit; denn Keiner: erzieht seinen Sohn zu einem nützlichen Gewerbe, das würde ihn entehren, lieber dient er als Kutscher bei einem Grafen. Unter solchen Umständen werden den Abgeordneten oft von solchen Com- mittenten die unglaublichsten Instructionen gegeben, und darum erwartet man von den Verhandlungen über die hiesigen bäuerlichen Verhältnisse keinen sonderlichen Erfolg. GroHvvitannie«. London, 23. Mai. Viele Parlamentsmitglieder und die meisten Minister haben London für die Dauer der Pfingstferien verlassen. Viscount Palmerston ging vorgestern nach Broadlands, wird aber schon am 25. oher 26. Mai zu rückkehren. Lord I. Russell hatte noch eine lange Unterredung mit dem von Paris eingctroffenen Marquis of Normanby, ehe er sich nach Rich mond begab. Der Colonialsecretair Earl Grey verweilt auf seinem Landsitz in der Nähe von Windsor. Ueber die Besetzung der Stelle des Secre- tkirS für Irland , welche durch die als gewiß betrachtete Uebernahme der Präsidcutschaft des Handelsamtes durch Hrn. Labouchere erledigt wird, gibt es noch immer nur Gerüchte. Sir William Somerville, Untersecre- tair im Departement deS Innern, und der sehr ehrenwerthe Fox Maule, jetziger Kriegsminister, werden als Candidaten bezeichnet. — In dem jetzt veröffentlichten, durch den Obersten Wylde überbrach ten Schreiben des britischen Gesandten in Lissabon, Sir Hamilton Seymour, an den Grafen das Antas in Oporto, heißt es mit Bezug auf die mögliche Ablehnung der gemachten Vergleichsvorschläge: „Mit Lem natürlichen Widerwillen, welcher empfunden werden muß, wenn man gegen einen Mann von Ehre und ausgezeichnetem Charakter die Sprache der Drohung erhebt, werde ich mich darauf beschränken, zu bemerken, daß, sollten diese Auffoderungen bedauerlicherweise unbefolgt bleiben, die Regierung Ihr. (britischen) Majestät, nsit wie großem Wi derstreben auch, doch genöthigt sein wird, mit den Regierungen von Spa- me» und Frankreich solche weitere Maßnahmen zu vereinbaren, wie die Umstände sie unvermeidlich machen könnten." Das dabei befindliche Schrei ben des spanischen Gesandten L. de la Torre Ayllon fodert einfach zur Nachgiebigkeit auf, ohne einen drohenden Ton anzustimmen. — Der Earl of Clarendon ist der 5V. Lordlieutenant von Irland seit 1692. Wie das Morninss Chronicle bemerkt, wird er am 25. Mai nach Dublin abreisen, um dir erfoderliche Vorbereitungen zum Antritte sei nes. Amtes zu treffen. Seine Gemahlin folgt ihm zunächst nicht. Bei Uebernahme dieser hohen Stelle, fährt das Chronicle fort, bringt sich Lord Clarendon in eine schwierige, Gefahr und zugleich hohe Ehre ver heißende Lage, wird aber auch gerade in den dermaligen irländischen Verhältnissen besondere und wichtige Vortheile finden, die, wenn mit Ge schick und Kraft gehandhabt, seine Verwaltung zu einer denkwürdigen macben können. Lord Clarendon besitzt große persönliche Eigenschaften für dieses Amt. Einer jedoch entbehrt er leider, und betrachten wir die innige Achtung und Anhänglichkeit, welche Irland seinem betrauerten Vorgänger zollte, so können wir dieselbe nicht gering achten: die Ver trautheit nämlich mit Charakter und Sitte des Volkes. Zur Ausglei chung dafür besitzt Lord Clarendon jedoch Erfahrung und diplomatischen Takt, sowie jene Leichtigkeit der Auffassung neuer Ideen und socialer Ge bräuche, die bei thäliger Wirksamkeit auf politischem Gebiete in fremden Ländern erworben wird. Wir glauben, daß genug wirkliche Verschieden heiten im Nationalcharakter und in Nationalsitten zwischen England und Irland bestehen, um ein blos in England verbrachtes Geschäftsleben zu einer sehr schlimmen Vorbereitung für die Leitung irischer Angelegenhei ten zu machen. — In der Grafschaft Kent haben mehre große Landwirthe die Ar beitslöhne im Vcrhältniß zu den gestiegenen Preisen der Lebensmittel erhöht, und der KentHerald zählt Beispiele auf, daß 18 — 20 Schill, wöchentlich bewilligt wurden. Zugleich fodert er zur Nachahmung dieses rühmlichen Vorgangs auf, der den arbeitenden Klassen ihre bei jetziger Thcuerung furchtbar gedrückte Läge allein wirklich erleichtern helfe. Aus dem westlichen England meldet der Globe, daß die vorgekommenen Ruhe störungen, zu denen nur der theurc Brotpreis die Ursache gewesen scheint, durch die bürgerlichen Behörden überall unterdrückt worden sind. — Auf der Greatwestern-Eisenbahn ist ehegestern bei Hanwell, 7 Miles von London, die Ueberbrückung des Uxbridge Road, bald nach dem der Mittagszug dieselbe passirt hatte, in Brand gerathen und aller