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SonnabeM, Rr. L4S. —-— SS. Mai 1847. SW Deutsch- Allgemeine Zeitnng. UM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» - De«tschks«». fÄUS Thüringen, 2S. Mai. Ein Correspondent aus Detmold be- fpricht in Rr. 128 den auch dort herrschenden Nothstand, meint, daß sich dabei sichtlich Uebervölkerung ergeben habe, daß von der Auswanderung keine Abhülfe zu erwarten sei, weil eben Niemand mehr auswandern wolle, die Armen überdem nicht auswandern könnten; daß mehr« Verthtihnrg, des Grundcigenthumß nur ein Paüiativmittel sei, was in 30 Jahren das Hebel nur stärker Miederkehren lasse; daß daher nichts übrig blei» as- strenge Erschwerung der Armenehen. Zu dem Allen wird sich MancheS bemäken lassen. Zuvörderst legt sich Ueberoölkerung, welche doch nur darin bestehen könnte, daß mehr Menschen im Lande wären, als sich darin unter höchster Anstrengung aller Erwerbsquellen zu ernähren ver möchten, nicht bloS in einzelnen durch MiSwachs erzeugten Theuerungs- jahren dar, sondern sie müßte sich zunächst in einer fortwährenden ver- gltichungsweisen Theuerung des Getreides kundthun, während es jetzt doch wahrlich nicht zu lange her ist, daß man eben so sehr über zu niedrige Getreidepreist klagte wie jetzt über zu hohe. TheuerungSjahre hat es bekanntlich zu allen Zeiten gegeben und z. B. 1816, unmittelbar nach fchrfundzwanzigjährigen Kriegen, war von Ucbcrvölkerung doch keine Rede, die Noth aber nicht geringer, theilweise größer als jetzt. Das Verhält- niß der Bevölkerung zu den Nahrungsmitteln kann nicht nach einem ein zelnen Jahre, sondern es muß nach Durchschnittsergebnissen berechnet wer den. Auch die Armuth einzelner Klassen des Volks ist nicht mit Ueber- völkerung zu verwechseln und kommt auch in dünn bevölkerten Ländern vor, z. B. in Ungarin Sie ist überall eine ernste und traurige Erschei nung, aber sie ist wie Alles eben als Das aufzufassen was sie ist, nicht mit andern Erscheinungen zu verwechseln und zu vermischen. Im Uebrigen ist eS allerdings gewiß, daß alle Verhältnisse schwieriger und verwickelter werden, je dichter die Bevölkerung wird, wiewol eben in dieser Dichtig keit auch wieder manche Erleichterungen, Verbesserungen und Vortheile wurzeln. Daß durch Auswanderung nicht viel zur Hebung dpr be klagten Zeitübel, namentlich nicht viel zur Erleichterung der Zurückblei- benden gewirkt werde, glauben wir selbst und ist auch durch alle Erfah rungen bestätigt. Wenn einmal die Verhältnisse den Zug zur Vermeh rung und Verdichtung der Bevölkerung und namentlich zur Erzeugung von Proletariermassen haben — was Alles keineswegs fortwährend und überall eintritt, sondern besondere Dispositionen her Zustände dazu vor- «uösetzt —, so wachsen in jede Lücke außerordentlich schnell neue Volks- rung in Betreff der Umstände, aus denen ihre Noth fließt, zu zeige« pflegt: daß z. B. die Bewohner der rauhesten Gegenden die meiste An» hänglichkeit an ihre Heimat haben, die Angehörigen eines schlecht näh» usndeikMsd verfallenden Erwerdszweigeö durchaus denselben nicht aufge ben mögen und in gewissen Schichten der Gesellschaft so viel Vorliebe für ErwerbSweisen lebt, welche weit weniger sichern Unterhalt verbürge« als z. B. Feldarbeit, aber sonst ihr Annehmliches für diese Leute habe«. Näher liegt es freilich als alle Auswanderung, die im Lande selbst vorhandenen natürlichen Hilfsquellen.zu benutzen, und wenn der Bode« iM Stand ist, ohne Rachtheil für den Betrieb des Landbaueö mehr Fa milien in leidlichem Wohlstände zu beschäftigen als zeither, so Mag ma« immer sich freuen, wenn eine mehre Theilung des Boden- eintritt. Es ist naturgemäß, daß mit zunehmender Bevölkerung auch die Boden- - vertheilung zunimmt. Eine vermehrte landwirthschaftliche Bevölkerung gibt auch den gewerblreibenden Ständen vermehrte Beschäftigung. Unter alle« Umständen sind doch diejenigen Proletarier, die ein Stück Land das Ihre nennen können, besser daran als Die, welche das nicht können. Jedenfalls ist dieses Mittel, auch wenn cs nur ein Palliativmittel wäre, unendlich zweckmäßiger als das beliebte Palliativmittel, was durch künstlichen soge nannten Schutz eine Proletarierbevölkerung auf irgend einen misliche« Zweig der unsichern und in ihrer ganzen Organisation so bedenklichen Fa brikindustrie stützen will. I Das Verbot oder doch die harte Erschwerung derArmenehen ist daS älteste und beliebteste Mittel bei Leuten, die selbst verheirathet sind and ihr gutes Auskommen haben; wie denn überhaupt die Besitzenden viel leichter in Alles eingchen, was ihnen die Armen aus den Augen bringt oder sonst beseitigt, als in Das, was die Lage der Armen und ihr We sen gründlich verbessern könnte. Wir halten jenes Mittel für rechts-, sitten- und religionswidrig, und daraus kann nichts Gutes kommen. ES kann auch in der That nichts helfen, so lange man die Armen nicht lie ber gleich infibulircn oder castriren will! Sind etwa uneheliche Kinder «i« hoffnungsreicherer Zuwachs der Bevölkerung als eheliche? Bietet das Cvn- cubinat der Gesellschaft bessere Bürgschaft als die christliche Ehe? Ist ei« Geldcapital von einigen Hundert Thalern, das unter Ungeschicklichkeit und Unwirthlichkeit oder bei Misgeschick im ersten Jahre verloren sein kann, eine bessere Garantie als Gesundheit, Arbeitskraft, Fleiß und guter Wille? Gerade dem Armen bringt die Ehe an sich auch wirthschaftlich ost mehr Vortheil als Nachtheil, und moralisch gehen doch noch aus ihr die mei sten Bindemittel, die wohlthätigstcn Lichtblicke in sein Leben hervor. I« manchen über dem Proletarier stehenden Ständen mag aus zu frühen, i« der Regel mit Verehelichung verbundenen Etablissements vieles Unheil erwachsen; den eigentlichen Proletarier, dessen Frau auch mit arbeiten und Deutschland. fAus ThüriNAtn Uebervölkerung. Auswanderung. Bo- dentheilung und Armenehen. — Hr. v. Stetten. — Hr. Peter. VAus dem Grosshersogthum Hessen- Theologische Richtungen. »Weimar. Hohe Gäste. Hr. v. Seebach. PreuGe«. Berlin. Landtag. * * Berlin. Die berliner Zeitungen. Die Trierer Zeitung. Die Declaration, x Berlin. Das deutsch-katholische Concil. — Dar Hagelwetter. — Die Hatzfeld'/che Angelegenheit. Deftwreeich. »Aus Siebenbürgen. Der Adel. lMesHdritannien. Die Pfingstferien. Da» Schreiben des britischen Ge sandten. Der Earl of Clarendon. Erhöhung der Arbeitslöhne in Kent. Die Ruhestörungen im westlichen England. Brückenbrand. Der meji- canische Consul. Frankreich. Die Blätter. Deputirtenkammer. Das Cabinet. Die engli sche Expedition nach Socotora. Hr. Bustamente, v- Paris. Confer »a-: tiveS Journal. Verschwörung. Lord Normanby. Madrid. Portugal. Miederlande. Großfürst Konstantin. FtalHev* Meuchelmorde in Forli. Mt-l-au und Walachei. »Aus der Walachei. Universität. Die Deut schen. Das preußische Consulat. . Ekeg-Hte«. Alexandrien. Die Ingenieure. Der Rildamm. Sami-Pascha. Mohammed-Ali. U Makfaualnachrichtets. Wissenschaft und chunft. »Aus Preussen. Die Gelehrtenanstaltcn , ,' in Dänemark und den Herzogthümern. Sande» und Fndussrie. »Leiprig. Börsenbericht. »Hannover. Die Landesbahnen. — Die Bereinigung des Dnjester mit dem Sanfluß. — Wasserstünd der Elbe. — Berlin. — Leipzig: «nkünbigungen. glicder nach, und bis jetzt ist selbst in den britischen Inseln, von wo die Auswanderung am ältesten und stärksten ist, der jährliche Zuwachs der Bevölkerung mehr als drei Mal größer als die Abnahme durch Auswan derung. Indessen etwas Erleichterung mag doch in einzelnen Fällen dar aus hervorgehen und jedenfalls ist es im Interesse der Auswandcrnde« selbst zu wünschen und eine Pflicht der Humanität, daß in wirksamerer Weise, als zeither geschehen, sür das Schicksal der scheidenden Brüder gesorgt werde. Würde auch dadurch die Auswanderung noch so beträcht lich zunehmen, die Uebel der Entvölkerung, viel größer als die der Ueber- völkerung und ein viel schlimmeres Zeichen, hat Europa wahrhaftig nicht zu befürchten. Auch in diesem Sinne könnte die orientalische Frage sehr bedeutsam werden, wenn sie in einem Sinne gelöst würde, wo die über- Irömende Bevölkerung Mitteleuropas sich in größerer Nähe in vertrau tere Verhältnisse wenden und zum allseitigen Segen daran arbeiten könnte, die schönsten Länder der Erde ihrer Nalurbestimmung zurückzugeben. Solche Auswanderung, in großem Maßstabe und planmäßig, im Sinne der Alten ausgeführt, könnte dann allerdings ihren Segen bringen, und dies um so mehr, wenn man inzwischen auch im Vaterlande beflisse« wäre, mit Ernst und Nachdruck zu thun, was den beklagten Zeitübel« cntgegenwirken kann, zu unterlassen, was ihnen Vorschub leistet. Frei lich läßt sich hier nicht Alles vom Staate, vom bewußten menschliche« Willen au- thun und einrichten und bewirken, sondern es find hier Ein flüsse im Spiele, die sich im freien Naturwege in den Tiefen der Zeit entwickelt haben, sich aber in gleichem Wege, mit Gottes Hülfe, Such jun» BMrn wenden mögen. Im Uebrigen liegt freilich eine große Schwie rigkeit auch darin, daß gerade in den Gegenden und Klaffen, die amrüei- sten Noth linden, sich eine unbesiegbare Abneigung gegen jede Verände