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das MiStrauen und di« Wachsamkeit der russischen Behörden in diesen Ländern, wo ihre Herrschaft stets so precair gewesen, derartige Nachfor schungen für Jeden, der nicht zu den Hähern Civil - und Militairbeamten gehört, sehr gefährlich, und selten haben sie erheblichen Erfolg. Daghestan grenzt nördlich an den Sulak, westlich an die Tschetschina, das Land der Kari-Kumukcn, LtSghistan und ändere schon beschriebener Strich«, östlich an das Kaspische Meer, südlich an die Provinz Atechgo, deren Hauptort Baku bekanntlich die Grenze der Russen an dieser Küste bildet. Hinter Baku findet man ein ödes und unfruchtbares Land von beträchtlichem Umfang, Arbatski und Asawetsi, sodann isolirte Kosacken- stationen inmitten der Steppe. Mehr und mehr gewinnt das Land einen weniger wüsten Anstrich, und in der Ferne zeigen sich Waldungen. Dei-, witschi, hundert Meilen von Baku, ist das erste Dorf, das man auf die ser Straße antrifft, und auch das ist eine Kosaekenstätion, eine Militair- coloNie nämlich. Endlich zu Bojut trifft Mn wieder Eingeborene, und bei ihnen gefälligere Sitten und größere Anmuth als bei den Tataren von Baku. Kuba, der Hauptort dieses Bezirks, ist in der Regel der Sitz eines WlitairbefehlShabers und die bedeutendste Stadt, di« man auf der Reise von Baku nach Derbcnd trifft, wiewol sie mehr das Aussehen eines großen Dorfes hat. In' einer waldreichen Gegend gelegen, erhält sie durch die sie umgebenden Hügel einen malerischen Anblick. Nicht weit von Kuba und obwol ich mit einem Postpaß und einer Escorte von acht, durch die Militärbehörde gestellten Reitern reiste, mußte ich den Samur, dessen reißender, gießbachähniichcr Lauf die Passage wirklich gefährlich macht, mittels einer Duft passiren. Kuba besteht aus einem muselmännischen Dorfe und einer Redoute, in der sich die Besatzung befindet. Derbcnd, die Hauptstadt von Daghestan, hat eine imposante und malerische Lage^; die unmittelbaren Umgebungen sind mit ungemein großen und besser ge arbeiteten Grabsteinen bedeckt, als man sie gewöhnlich in Persien, und der Türkei trifft. Alles trägt hier das Gepräge der alten Tatarenherrschast; am meisten fällt aber die merkwürdige und stolze Lage der Stadt auf, welche sich amphitheatralisch auf der einen Seite des Berges erhebt, und von deren höchstem Punkte, dem Schlosse, wo der Kommandant wohnt, man jedes einzelne Haus der ganzen Stadt erblicken kann. Der- bend liegt-unter 41° 52^ nördl. Br. und bildet ein Parallelogramm von lv,5vv Fuß Länge vom Schlosse bis zum Meer. Die Stadt wird von einer doppelten Ringmauer, mit einem Zwischenräume von IVO Toisen, umgeben, welche aus großen Quadern gebaut, wenigstens 5 Toisen hoch und an manchen Stellen IO Fuß dick ist. Theils runde, theilö vier eckige Thurme umgeben sie; nur auf die lehtern kann man Geschütz stel len, so schmal sind die Werke. Die Festung heißt Masya-Kaleh und war ehedem die Residenz des Khans, welcher das Land vor der russischen Be sitznahme beherrschte. Man sieht noch die Spuren einer alten Ring mauer, die sich bis auf den Gipfel des mit den majestätischen Ruinen ci- nep alten Citadelle gekrümmten Berges erhob. Es geht im Lande eine alte seltsame Sage, daß dieses Schloß zu einer Reihe von Befestigungen gehöre, die sich bis an das Schwarze Meer erstrecke, und die Einwohner behaupten, man sähe die Spuren von Strecke zu Strecke. Die Bevölke rung von Derbend wird auf nicht mehr als 25,OVO Einwohner geschätzt, ist aber ehedem ohne Zweifel viel stärker gewesen. Die Straßen sind ge pflastert, aber schmuzig; das umgebende Land ist gut bebaut; die Stadt hat keinen Hafen und die Schiffe ankern I Werst vom Strande. Die nächste Station über Derbcnd besteht aus zwei schönen , einander ganz nahen Dörfern. Die Straße galt schon vor dem Aufstande für sehr gefährlich, wegen der Nähe einiger lesghischen Stämme, welche Jermoloff nicht be zwingen konnte. Buyruk ist ein großer Marktflecken von malerischer Lage, wie alle Dörfer in Daghestan. Es liegt auf schönem Hügeln als die von Khiran. Kara-Kudah-Kent ist ein bevölkerter Marktflecken in pracht voller Lage. Die Straße, die nach Tarku, der Residenz des Schamtschal, führt, ist von Waldungen entblößt. Die Station von Uangh-Uurt, wie das Dorf Kazi Aurt am rechten Ufer des Sulak zeigen nichts Bemerkcns- werthes. Am linken Ufer des Sulak ist das Land eine Steppe. Auf der Station Mahmud-Mert residirt ein Häuptling der nogaischcn Tataren. Sunnitische Mongolen haben die Steppen bis zum Terek inne, und am linken User dieses Flusses trifft man sie wieder bei Kuma. Diese Tata ren wurden von Potemkin und Katharina von den Ufern des polnischen Bug in jene Steppen verpflanzt. Von Baku bis Arabatfchi sind 30, von da bis Arawedzi 60, dann bis Dewitschi 20, weiter bis Boyat 15, von da bis Kuba 35, dann bis Khudawi 18, von da bis Khulak 55, weiter bis Derbend 30, weiter bis Bisch 23, von da bis Kayunghint 25, dann bis Buynuk 35, von da bis Tarku 32, von da bis Jngu-Uurt 40, von da bis Kazi-Uurt 25, weiter bis Mahmud Mert 35, endlich bis Kislar 30, zusammen von Baku bis Kislar 508 Werst. Wissenschaft «nd «Kunss. *kom, 22. April. Ich meldete bereits, daß die römische Obev- censurbchörde außer dem Padre Maestro del Sagro Palazzo noch aus dem Marchese Carlo Antici, dem Professor Cavaliere Salvatore Betti, dem Advocaten Giuseppe Vanutelli (drei Säcularen) und dem Abbate An tonio Coppi besteht. Hr. Coppi aber ist ein Abbate von einer höchst um fassenden Gelehrsamkeit und darf sich darin mit jedem Nichtgeistlichen wol messen. Er ist unter Anderm der Fortsetzer von Muratori's Ge schichtsannalen und hat das große Verdienst, uns die Agralverfaffung Ita lien«, insbesondere des Kirchenstaats, in ihren vielfachen socialen und po litischen Beziehungen anseinandergesetzt zu haben. Coppi's „viseorsi sgra- rii" wurden ihres innern Gehalts wegen von vielen Blättern des Auslandes, sehr oft von der frühem Preußischen Staatszeitung, übersetzt mitgetheilt. Wir erwähnen hier von ihnen die bedeutendsten und neistrlichst erschienenen: I) „visoorso su»' ggrieultura clo»' «Mo Itomano." 2) „8a»' s^rivul- wra äi 8ivi»a." 3) 8u»o sorvitü s su»a »der« propristä cioi koncli in Italia." 4) „8oprs slouni stakilimenti o moßliorarnonti sgrari." 5) j,I)is- oorso agraria clel 1844 v »el 1845." , 6) „Oisoorso agraria <lel 1816 aon icleva <li lenua-moclo»«." — Von vr. Sir I. Richardson vom^haslor-Hospital in London ist der Plan einer auf dem Landwege zu unternehmenden Expedition nach dem Nordpol der britischen Regierung vorgclegt und von letzterer gebilligt worden, sodaß schon Befehle erlassen find, um die nöthigen Vorräthe Md Reisebedürfnisse aller Art für,die Expedition vorzubereiten.— Das jährliche Diner zum Besten veS Lheater-Unterstützungsfonds von Drurylanc fand am 24.April unter dem Vorsitze des'Herzog« von Cambridge statt, dem Graf Montcmolin zur Rechten saß. Auf den ihm vom Vorsitzenden dargebrachten Toast erwiderte Graf Montcmolin mit einer Dankrede,- worin er die Hoffnung aussprach, daß es auch einem Verbannten vergönnt sein werde, die trefflichen philan- ' thropischen Institute zu preisen, durch welche England sich vor allen Ländern auszeichne. Die Sammlung für den Fonds brachte fast 700 Pfd. St. ein. — Der deutfch-vlämische Sängerbund erläßt Einladungen zum zweiten deutsch-vlämischen Sängerfeste welches am 27. und 28. Jun. in Gent stattfinden wird. Daß Programm der Concerte ist folgendes: 1)Bacchus- chor Nr. 6 aus Sophokles' Antigone, Doppelchor mit Orchcsterbegleitung, vom General-Musikdirector vr. Mendelssohn-Bartholdy. 2) Meeresstille und glückliche Fahrt, Chor mit Orchesterbegleitung, vom Kapellmeister C. L- Fi scher. 3) Chor aus dem Oratorium „David" von Bernhard Klein; mit Orchesterbegleitung. 4) Festcantate von C. Lcibl, Domkapellmeister zu Köln; mie Orchesterbegleitung. 6) An das Vaterland: „Dir möcht' ich diese Lieder weihen"/von Conradin Kreutzer. 6) Liedesfreiheit: „Frei wie deß Adlers mächtiges Gefieder", von Heinrich Marschner. 7) Der Rhein, von Joseph Panny; mit Orchesterbegleitung. iy An die Künstler, vom General-Musik director 0r. Felix Mendelssohn-Bartholdy; mit Orchesterbegleitung. 10) Krie gerscene vom Kapellmeister C. L. Fischer in Würzburg; neues für dieses Fest besonders componirtes Werk; mit Orchesterbegleitung. II) Broeder- groet, door EyckenS, van Antwerpen. 12) Kyrie eleison, door Emil Beau- sacq, van Gent. >3) Zang der Gentenaren, door Mengal, van Gent. . 14) Ode Sapphica, door Hanssens, van Brussel. Krakau, 26. April. Eine heute in - unserer Zeitung publicirte Kund ¬ sechsmonatliche» Bedarf von Taback unversteuert behalten, Alles, was diesen übersteigt, sind sie jedoch verpflichtet zu versteuern. (S. Z ) Anbau der Feldrübe und der sogenannten Wurzel (Carotte) im größern Maße zu betreiben, um ein angemessenes Ersatzmittel für eine etwanige ge- > ringe Kartoffclärnte zu erzielen. Wir thun dieser Ansicht Erwähnung, da»! mit sie in weitern Kreisen bekannt und von verschiedenen Seiten einer Prü fung unterzogen, wenn sie sich aber bewähren sollte, auch überall augenblick lich berücksichtigt werde, wo Kartoffelmangel zu befürchten steht. * Äus Württemberg, im April. Schon im October v. I. begannen die drei süddeutschen Staaten de« Zollvereins, Württemberg, Baiern und Baden, vermöge unter sich getroffener Vereinbarung von dem über die Zoll- vcreinSgrenzc ausgehenden Getreide, Hülsenfrüchtcn, Mehl und Mühlen fabrikaten einen AuSgangszoll von 25 Proccnt der mittler» Durchschnitts preise auf Vereinsrcchnung zu erheben. Jetzt ist eine neuere Verständigung dieser drei Staaten nöthig geworden, welche sie dahin getroffen haben, daß Verantwortliche Rcdaction: Professor Wükau. Druck und Verlag von F. 4t. BroökhauS in «eipiig. Handel und Industrie. * Äus Watdeck,'30. April. Unsere Regierung hat sich in Betracht der jener Ausgangszoll fortan auf 50 Procent der Mittlern Durchschnittspreise Möglichkeit, daß in diesem Jahre die in den beiden Vorjahren zum Vor- erhöht worden ist, und zwar soll dieser Ausfuhrzoll auch für Brot und Mais schein gekommene Kartoffelkrankheit auch im laufenden Jahre wieder oder Welschkorn gelten. cintrete und daß es hm und wieder an dem nöthigen Bedarfe der Kartof- § Krakau, 26. April. Eine heute in- unserer Zeitung publicirte Kund- feln zum Auspflanzen fehle, veranlaßt gefunden, die gutachtliche Anpcht des Dachung des Grafen Deym enthält die von der Hofkammer festgesetzten Be- landwirthschaftluhen Vereins über etwamge Mittel zu erfodern, den Nach- stinimungen betreffs der Gegenstände, die dem Staatsmonopol unterlie- thcilen eines zu besorgenden geringen Ausfalls der Kartoffelarnte zu begeg- Von heute ab ist cs im Gebiete Krakaus verboten, Laback auf ir- landwirchschaftlichcn Verein erstattete Gutachten cm- eine Art, sei es zum eignen Gebrauch, oder für Rechnung Anderer, pfichlt, die MSsaat der Kartoffeln thunlichst zu vermehren und daneben dem g^r zum Verbrauche zuzuberciten, oder zu diesem Zweck eine GcwcrbSunter- v" s.. NU"--, einzurichtcn. Bis Ende April ist es den jetzt zu,,, Handel mit j Laback berechtigten Personen noch gestattet, die in ihrem Besitze befindlichen ! Vorräthe zu verkaufen. Die alsdann unabgesctztcn Vorräthe sind den gesetz lichen Abgaben an Zoll- und Licenzgebühren unterworfen. Außerdem darf nur von den dazu ausdrücklich berechtigten Personen vom I. Mai ab der. Verkauf des Labacks übernommen werden. Privatpersonen dürfen einen