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7LL mischt Rede de» Profess-« v. Raumer an die Akademie der Wissen schaften erlasse». ES lautet wie folgt: „Das Schreiben der Akademie der Wissenschaften vom 4. v. M. hat mir da« sehr befriedigende Gefühl gewährt, den Autdruck der edlen und loyalen Gesinnung wiederzufinden, welche ich in einer Versammlung so sel tener und au«g«,e>chneter Männer, wie die Akademie sie vereinigt, nie habe bezweifeln können. ES ist mir wichtig, daß auch die Akademie nie daran zweifle, daß ich nicht gemeint bin, den freiesten Meinungsäußerungen ihrer Mitglieder eine Schranke zu stellen, wohl wissend, daß dieselben verwerflichen Meinungen nie eine Stätte unter sich gönnen werden. — Mein Handbillet an den Staatsminister Eichhorn greift nur die Form der Rede am Gedächt- nißtage des großen Königs an, welche Veranlassung zum mißbilligenden Schweigen der altern und zum rohen Gelächter der jungern Zuhörer gege ben hat und einem Manne, den ich seit 34 Jahren kenne und vielfache Aus zeichnungen habe zu Theil werden lassen, als «in versteckter und hämischer Tadel meiner Regierungsgrundsätze vom Publicum gedeutet worden ist. Da« Schreiben der Akademie beweist mir, welchen Eindruck jene Rede auf die selbe gemacht hat, und die« freudig anzuerkennen und ihr dafür zu danken, ist der Zweck dieser meiner Antwort. Berlin, den 8. März 18-17. (Gez.) Friedrich Wilhelm." — Neuerdings wird wieder „aus zuverlässigster Quelle" versichert: der sslettinev Landtagsabgeordnete habe sich nur für den Fall bereit erklärt, den vereinigten Ständen die ihm milgetheiltcn Petitionen zur Prü fung vorzubringen, wenn cs ihm möglich wäre, vermöge der ihm zuge sicherten schriftlichen Motivirung derselben eine selbständige Unsicht da von zu gewinnen. Oesterreich. Aus Bnnsbvuök vom 20. März wird in einem Schreiben an die augsburger Allgemeine Zeitung die Nachricht der Frankfurter Obcr-Post- amts-Zeitung, daß das Denkmal Eßlair's von den tirolische» Bauern zerstört worden sei (Nr. 77), mit Entrüstung für unwahr erklärt. Großbritannien. London, 22. März. Vorgestern Nachmittag wurde in der Privatwohnung des Marquis of LanSdowne, Präsidenten des Geheimenraths, ein zweistündiger Cabi- netsrath gehalten. — Die Times nimmt lebhaft das Wort für die Ansprüche der Inha ber spanischer Fonds, welche durch Lord George, Bentinck bei dem Anträge auf Verwendung zu ihren Gunsten im Unterhause morgen zur Sprache kommen werden. „Zu einer Zeit, sagt das Cityblatt, wo die Existenz seiner constitutionellen Freiheit auf dem Spiele stand, borgte Spa nien große Summen zur Unterstützung in seinem mannhaften Kampfe. Sie wurden ihm liberal und auf die Garantie des Landes durch dieselbe Regierung gewährt, welche damit unterstützt und gekräftigt und in den Stand gesetzt ward, ihre Zusagen zu erfüllen. Wenn König Karl V. die von Isabella II. eingegangenen Verpflichtungen verläugnet hätte, so würde das mit einigem Grunde haben geschehen können, keineswegs aber von der Seite, von welcher das Geld aufgenommen wurde. Gleichwol körte drei Jahre nach Jsabella's Thronbesteigungen die Zinszahlungen auf. Vier Jahre nach der ersten Zahlungsunterlassung, im November 1840, schenkte die spanische Regierung endlich den dringenden Vorstellungen ihrer hülflosen Gläubiger Gehör, ohne jedoch zur wirklichen Zahlung der rückständigen Zinsen zu schreiten, sondern bewilligte nur dir Capitalisirung dieser Rück stände und erkannte ihre Verzinsung an. Diese aber ist nicht erfolgt, und die Classificirung in activc, in ausgesetzte Schuld rc. hat zu nichts Wei term als der verschiedenen Benennung und dem jetzigen Stande der Rechnung mit Spanien geführt, der in runden Zahlen folgender ist. Spanien schuldet den Schuldinhabern 45 Mill. Pf. St. Capital in so genannter activcr, 13 Mill. Capital in passiver Staatsschuld, 7 Mill, vis 1840 rückständige und dazugeschlagene Dividenden, 12 Mill, seit dem rückständige Zinsen und also Alles in Allem gegen 80 Mill. Pf. St., hauptsächlich an England. Auf diese Summe hat es seit zwölf Jahren keinen Sixpence Zinsen bezahlt, elende 3 Proc. auf die 7 Mill, ausgenommen. Diese Lage der Dinge ist wahrhaft infam. Jede darüber an den Tag kommende Einzelheit erschwert dieselbe noch mehr. Der verschuldete Theil ist auch gar nicht in zahlungsunfähigen Verhältnis sen. Theils mittels jener Darlehen, thcils durch die Hülfsquellen eines so von Natur gesegneten und reichen Landes, daß die größten MisAiffe der Regierung sie nicht versiegen machen können, hat das Gedeihen Spa niens so rasch zugenommen, wie unter AlberonLs Verwaltung. Seine zur Zeit jener Anleihe 6 Mill. Pf. St. betragenden Einkünfte, welche bei der Capitalisirung der ersten Rückstände aus 1V Mill, gestiegen waren, werden jetzt öffentlich als 12 Mill. Pf. St. übersteigend angegeben. Spanien -hat gegenwärtig ein Mehreinkommen über die Ausgaben von fast V, Million, und es wird gar nicht verneint, daß durch die ge wöhnlichste Umsicht und Klugheit dieser Ucberschuß verzehnfacht werden könne. Obgleich es nun nichts gethan zur Erfüllung seiner Verbind lichkeiten, hat es dennoch von seinen eignen Unterthanen noch ganz neuerlich zu leichten Bedingungen Geld geliehen und kommt den daraus eontrahirten Verpflichtungen pünktlich nach. Kurz, Spanien befindet sich offenbar in Verhältnissen wie die, wo gegen Privatschuldner die Gc- frtze mit Recht angerufen und «»gewendet werden. Eß wird nicht zahlen, ehe eS dazu gezwungen sein wird. Reiche Mittel stehen ihm zu Gebote, allein, eS verwendet sie lieber zu neuen Unternehmungen, statt zur Befrie digung alter Federungen. Ein ernstes Wort von unserm Cabinet würde zu der Ueberzeugung führen, daß es mit dem Hinhalten ein Ende habe und daß Geld bezahlt werden müsse." — Punch macht seine Späße auch über die Wahl des Prinzen Al bert zum Kanzler der Universität Cambridge. Der Eingang des Wahl ¬ lokals ist abgebildet mit bei Wahlen in England gewöhnlichen Plakaten, die für den oder jenen Candidaten zu stimmen auffsdern. Da heißt »S denn: „Stimmt für Albert mit fünf unerwachsemm Kindern und ei ner Frau." — Man erwartet in Portsmouth den Grafen von Montemoli» zur Besichtigung der dortigen Arsenale und Marineanstalten. — Dem Parlament vorgeleqte Nachweise geben das Bruttoeinkom- men von Scinde für 1846 aus 3,386,990 Compagnicrupien und die Aus gaben auf 8,670,377 an. Frankreich. Naris, 23. März. Die Pairskammcr war gestern in öffentlicher Sitzung nur kurze Zeit mit Bittschriften beschäftigt. Vom Marineministcr Admiral de Mackau wurden ihr die in der Deputirtenkammcr angenommenen Gesetzent würfe über die Errichtung einer regelmäßigen Dampfschiffverbindung zwi schen Havre und Neuyork sowie über die Autorisation für Rouen zur Erhöhung der städtischen Abgabe auf Spiritus übergeben. — Die Ver handlungen der Deputirtcnkammer wurden mit der Wahl eines neuen Äieepräsidentcn an die Stelle Hrn. Hcbert's, der Justizminister geworden ist, eröffnet. Bei der ersten Abstimmung unter 321 Anwesenden erhielt der konservative Kandidat Hr. Duprat 122, der oppositionelle Hr. Leon de Malleville 101, Hr. Dcbellcyme 43 Stimmen. Die absolute Mehr heit von 161 Stimmen war von keinem erreicht und cs mußte zur zwei ten Stimmgcbung geschritten werden, welche unter 346 Anwesenden statt fand. Hr,. Duprat erhielt 166, Hr. Leon de Malleville 136, Hr. De- bcllyme 34 Stimmen, und also, wieder Niemand die jetzt erfoderliche Mehrheit von 174. Nunmehr kam cs zur Kugelung zwischen den zwei Erster» und von 358 Anwesenden stimmtzy 179 für den OppositionAan- didaten Hrn. Leon de Malleville, 178 für Hrn. Duprat; eine Stimme ging verloren. Unter großer Sensation wurde Hr. Leon de Malleville als Vicepräsident proclamirt. Die Kammer hörte sodann die Begrün dung des von Hrn. Duvergier de Hauranne eingebrachten Vorschlags zur Wablrcform. Die ganze Sitzung wurde damit ausgcfüllt. Als erste Federung für die Berechtigung eines solchen Antrags stellt Hr. Du- veraier de Hauranne den Beweis auf, daß das bestehende Gesetz mit Mängeln und Nachtheilen behaftet sein müsse, welche dessen längere Bei behaltung untersagten, und daß die an dessen Stelle beantragten Be stimmungen geeignet sein müßten, jenen Unvollkommenheiten wenigstens in gewissem Grade abzuhelfen. Die Frage sei denn hiernach, ob das Wahlgesetz von 1831 dem Lande eine wirkliche, wahre und vollständige Repräsentation seiner Rechte, Ideen und allgemeinen Interessen sichern könne? und müsse man das verneinen, ob dann ohne völlige Umstür zung, jenes Gesetzes eine nützliche Modificirung desselben zu bewirken sein werde, ohne in der politischen und socialen Ordnung eine jener Umwälzungen herbcizusühren, die zuweilen das Heil der Nationen wären,. Lie aber die Weisheit der bestehenden Gewalten stets zu ver hüte» bestrebt sein müsse. Auf Entstehung des geltenden Wahlgesetzes erklärte er nicht eingehen zu wollen. Er werde dasselbe nehmen wie es sei und die zum Grunde liegende gute Absicht desselben anerkennen. Allein je begrenzter politische Rechte wären, je mehr liege für die von ihrer AuSavung Abgeschnittenen daran, die Ueberzeugung zu besitzen, daß die selben im Interesse Aller, und mit dem Hinblick auf die Freiheit, die Größe und Macht der Nation gehandhabt würden. Könne irgend mit dem Scheine von Wahrheit gesagt werden, daß in Folge traurigen Mis- brauchs die politischen Rechte nur zur Bereicherung und zum Vortheile Derer dienten, welche sie ausüben, so würde daraus eine große Gefahr für die gejammten Institutionen und für die Regierung hervorgehen. Da her müsse man genau die Mängel des Wahlgesetzes beachten, sie nicht wuchern lassen- sondern verbessern. Das würde im wahrhaft conservati- ven Geiste walten heißen, nicht aber, wenn man sich hartnäckig jeder Re form widersetze. Der unbestrittene und von Royer Collard, Benj. Con stant, Hrn. Guizot anerkannte Grundsatz aller Wahlgesetzgebung seit 30 Jahren sei, daß das Wahlrecht nicht ein absolutes und allgemeines, son dern aus der Befähigung erwachsendes und auf Grund derselben gesetz lich anerkanntes sei, daß aber die Befähigung gleich berechtigt sein müsse, daraus folge, daß ein Gesetz tyrannisch und ungerecht sei, wenn es eine anerkannte Befähigung wissentlich ausschließc, daß alle gesetzlich anerkannten Befähigungen gleiche Rechte bei dem Wahlgeschäften ha ben müssen. Daß jetzt anerkannte Befähigungen ausgeschlossen blei ben, sei notorisch; nur über Las Mehr oder Weniger könne Mei nungsverschiedenheit bestehen. Es sei nicht zu verneinen, daß gewisse unbestrittene Befähigungen willkürlich ausgeschlossen wären, die übri gens nicht er, der Redner, sondern Hr. Guizot in seiner ausgezeichneten Schrift von 1826(„I)u Kouv6M6mont ci6 In Ivanov" etv ), Hr. v. Mon- talivct 1830 im Namen der Regierung, Hr. Verenger 1831 im Namen einer conservativcn Commission spccicll aufführe (das Journal des Debats verschweigt in seinem Kammerbericht diese Anführungen alle). Er be schränke sich daher für jetzt darauf, zu beiegen, daß dem Urtheil eminen ter Staatsmänner und insbesondere dem von Hrn. Guizot zufolge das Gesetz ungerecht, unklug, unpolitisch sei, wenn cs nur eine Befähigung ausschlicße, und daß nach demselben Urtheile mehre unbestrittene Befä higungen ausgeschlossen wären. WaS die andere Frage «»lange, ob dir gesetzlich anerkannten Befähigungen mit gleichem Recht und gleichem Einflüsse bei den Wahlen concurrirten, so müßten darauf die Zahlen ant worten. Daö zweite Wahlcollegium von Paris hübe gegen 3V0V Wäh ler, die Wahlcoüegien von Embrun, Bouraanruf, Saint Palais nur 150; gleichwol ernenne jedes derselben einen Abgeordneten. Daraus folge für die Wähler der letzter» ein 20 Mal größerer Einfluß, als der sei, welchen ein Wähler des 2. ArroUdissementS von Paris ausübe. So