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«L8 rncs hat darin so weit recht, als die Ursache (eine Revolution) eine analoge, das Resultat aber ein anderes ist. ES wurde 1846 kein Staat mehr wir I83Ii Wenn es nach der Times ginge, würde das Unterhaus am 11. März bei der Wiederaufnahme der Debatten über Hrn. Hume'S Anträge das Land von der illegalen und für dasselbe Hinfort schmählichen Zahlung erlösen. „Denn gegen eine Verletzung des Wiener Vertrags protestiren und handeln, als habe keine solche Verletzung statt gefunden, heiße die Krone Englands zum Narren haben." Die Aeuße- rungen der Times, von der bekanntlich zu erwarten ist, daß sie über acht Tage ganz daö Gegcntheil eben so leidenschaftlich verficht, und der letzte Ausfall auf die Minister find nur Zeugnisse für die gänzlich irrige Auf fassung der einschlagenden Verhältnisse. Nun läßt sich zwar vom Mor- ning Chronicle, dem Organe der ministeriellen Seite, auch gar nicht sa gen, daß eS die krakaucr Frage besser begriffen und nur zum Bewußtsein über die Bedeutung der Wiener Congreßacte gelangt sei. In der Geldfrage, die Hr. Hume angeregt hat, erklärt eS aber rund heraus, daß die Con vention wegen der Zahlungen an Rußland von 1831 nur als eine Erneue rung des Vertrags von 1815 angesehen werden könne, zu der Rußland derechtigt war, die es als Bedingung der Einwilligung in die Trennung Belgiens federte. „Wir hatten gewiß kein Recht, ihm dabei eine neue Verpflichtung aufzulcgen, und übernahmen die alte Verpflichtung; nicht mehr und nicht weniger. Wollt ihr fremde Mächte reizen und heraus- fodern, schließt das Morning Chronicle, so besteht auf Abberufung un serer Minister von Petersburg, Wien und Berlin; allein fangt keine Händel über die Bezahlung eurer Schulden an. Wir vertrauen daher, daß, wenn Hr. Hume bei seinem Anträge beharrt, derselbe bei der Vor frage mit großer Mehrheit beseitigt werden wird." . — Die beabsichtigte Aufhebung der bisherigen Strafe der Trans portation ist nur für die männlichen Verbrecher vorgeschlagcn; dazu verurtheilte weibliche werden auch noch ferner nach Vandiemensland ge schafft werden. — Die Admiralität hat Befehl gegeben, die Anwerbung von 1500 Seeleuten für den königl. Dienst zu beginnen; jede Werbestation wird durch eine aufgepflanzte Flagge des Vereinigten Königreichs bezeichnet sein. — Aus dem in der Jahresversammlung der Gesellschaft zur Un terstützung nothlcidendcrÄusländer vorgestern über deren Wirk samkeit erstatteten Bericht erhellt, daß die Gesellschaft seit 40 Jahren besteht und seither im Ganzen 70,926, im vorigen Jahr aber 2529 Per sonen aus ihren Mitteln unterstützt hat. Die Ausgaben deshalb betru gen 2606, die Einnahmen 2490 Pf. St.; das Deficit ward aus den bleibenden Fonds der Gesellschaft gedeckt. Die Direktion war voriges Jahr genöthigt, die Zahl der Pensionaire, welche wöchentlich 5 Schill, beziehen, von 85 auf 80 zu vermindern; außerdem empfingen 90 Pen- .sionaire wöchentlich 2 Schill, und 142 Ausländer erhielten einen Beitrag zur Bestreitung der Heimkehrkosten. — Vor dem Polizeigericht in Bowstrcct stand vorgestern der polnische Major und Lehrer der Gcdächtnißkunst Benjowski als eines Angriffs auf Hrn. D. Urquhart angeklagt. Als Letzterer die wegen der krakaucr An gelegenheit in der Frcimaurertaverne gehaltene Versammlung (Nr. 68) verließ, trat ihm der Angeklagte in den Weg und nannte seinen Namen. Hr. Ur quhart wich jedoch aus und setzte seinen Weg nach der Thür fort. Jener folgte ihm, schien ihm nach der Gurgel greifen zu wollen, weshalb Hr. Urquhart sich zur Seite bog und dabei von den Händen des Polen im Gesichte so verletzt wurde, daß er heftig blutete. Der Angreifer, sagte er, sei ihm persönlich unbekannt, auf Befragen des Vertheidigers desselben gab er jedoch zu, in einer Flugschrift 1840 den Major Benjowski einen Spion und polnischen Juden genannt zu haben. Der Angriff ward nach Abhörung der Zeugen als unter erschwerenden Umständen ersolgt aner kannt und der Angeklagte mußte 40 Pf St. selbst und zwei Bürgen für 20 Pf. St. jeden wegen seines künftigen Erscheinens vor Gericht stellen. -- Eine der Wilddieberei angcklagtc Frau wurde kürzlich in Rea ding vom Gerichte darum sreigcsprochen, weil die Gesetze keine Straf bestimmungen gegen Wilddiebinnen enthalten. — Bon der Admiralität ist versuchsweise eine Quantität Speck und Pökelfleisch für die Flotte, welche Artikel zeither hauptsächlich aus Irland bezogen wurden, um daselbst den Vorrath von Lebensmitteln da durch jetzt nicht zu vermindern, in Nordamerika bestellt worden. Fällt die Qualität befriedigend aus, so werden größere Lieferungen contrahirt werden. — Der Sun veröffentlicht wieder ein Schreiben aus der Dundrumbai über die Lage des dort auf den Strand gelaufenen Niescndampfschiffes Great Britain, welches von neuem die zuversichtliche Hoffnung aus spricht, dasselbe mit Eintritt günstiger Witterung wieder floll zu machen. .Gegen weitere Beschädigung durch das andrinqcndc Meer soll c§ ziemlich isschergestellt worden sein. - — Der Morning Hcrald theilt ein Schreiben aus Southampton vom 6. März mit, wo ein Postdampfschiff der Levantischen und Halbinscl- Dampfschiffahrtsgcscllschaft mit einer ostindischcn Post aus Malta ange kommen war, das am 1. März aus der Höhe des Cap Finisterre an der galicischen Küste deutlich vom Lande her Kanonendonner gehört ha ben will. Man vcrmuthetc, der Schall komme aus der Gegend vonOporto. Frankreich. Paris, 8. März. Das Journal des Debats hat sich noch nicht über die Debatte des britischen Unterhauses wegen Hrn. Humc's Antrag geäußert, sondern dieselbe nur ausführlich mitgetheilt. Die Opposiiionsblättcr, mit Aus nahme des Constilutionnel, nehmen davon Anlaß zu Angriffen auf das britische Ministerium und der Siecle meint, Lord I. Russell, wolle ßch durch sein Benehmen in dieser Sache gegen Rußland die Allianz Mit den absoluten Mächten offen erhalten. Daö ultra-katholische Blatt Uni- vers hatte die Rechtfertigung der abgetretenen Mitglieder des bairischen Ministeriums Abel gegen eine Münchner Korrespondenz im Journal des DebatS übernommen und erhält von demselben heute eine, auch für die Schützlinge des Univers sehr herbe Abfertigung. Der Constilutionnel ist wie der bei der Finanzfrage und polcmisirt ebenfalls gegen den UniverS für sei nen Artikel über die Brüder der christlichen Schulen (Nr. 66)„ der dort angegriffen worden war. — Der Prinz von Joinville ist nach Toulon abgereist, um das Kommando des UebungSgeschwaders wieder zu übernehmen. — Vom Constitutionncl wird die Ernennung des Hrn. Latournelle zum Generalprocurator am königl. Gerichtshof in Paris an Hrn. Hebert'ß Stelle, und die des Hrn. de Carnc zum Director der commerziellen Ab- »Heilung im auswärtigen Ministerium als entschieden bestätigt, und dabei angemcrkt, daß Hr. Drouyn de LhuyS 1845 die letztere Stelle bekleidete und sic verlor, weil cr für ein gegen das Ministerium gerichtete- Amen dement stimmte, das Hr. de Karne beantragt hatte. — Das Linienschiff Jena hat am 4. März Brest verlassen, um sich nach Toulon zu begeben. — Man schreibt von Marseille, daß lebhafte Unterhandlungen über die (schon mehrmals gewünschte) Anlegung eines französischen Mili- tairhospitalö und einer für den Bedarf der französischen Dampfschif- fahrt bestimmten Kohlenni cd erläge auf Mahon mit der spanischen Regierung im Gange wären, und daß man diesmal zum Zwecke zu kom men hoffe. ** Paris, 8. März. Das Journal des Debats ist nicht wenig dar über aufgebracht, daß die Bureaux der Kammer nicht, wie es erwartet und verlangt hatte, den Vorschlag des Hrn. Duvergier de Haurannc begraben haben. Daß bei diesem Aerger des ministeriellen Organs einige Eigenliebe im Spiel ist, mag leicht der Fall sein; denn gleichgültig ist es allerdings nicht, zu sehen, daß man sich in seiner Voraussetzung getäuscht, baß man die Rechnung ohne den Wirth gemacht hat, selbst wenn die Verrechnung an und für sich keine Gefahr bietet. Der Zorn des Jour nal des Debats muß also tiefere Gründe haben, nur schade, daß sie heute nicht in dem Ausdrucke desselben zu finden find. Denn wie geschickt auch das gewandte Blatt die Besorgnisse zu fassen und an einander zu reihen weiß, wird doch kein Mensch, der die parlamentarischen Umtriebe mit ge übtem Auge anschaut und die öffentliche Meinung nur Halbwegs kennt, glauben, die Beralhung über ein Wahlsystem könne die bedenklichen Fol gen haben, die daß Journal des DebatS in seinem heutigen leitenden Ar tikel so sehr beängstigen. Was ihm die ernstesten Besorgnisse einflößt, ist, daß die Wähler glauben könnten, die Kammer habe nur darum ge stattet, den Vorschlag des Hrn. Duvergier de Hauranne zu berathen, weil sie daß herrschende Wahlsystem für gebrechlich hielt. Hierüber konnte HaS Journal des DebatS sehr ruhig sein und ist cS wol auch, die Wähler werden von dem Wahlsysteme genau Dasselbe nach als vor der Berathung denken; das Acrgerliche für die Regierung und ihre Organe liegt also nicht in diesen und ähnlichen Besorgnissen, sondern ganz einfach in der Thatsache, daß eine Fraction der konservativen gegen das Ministerium gestimmt hat; es ist das jene Fraction der Progressisten, von der ich schon früher gesprochen habe. Indessen würde man sich irren, wenn man glau ben wollte, diese conservativen Reformatoren hätten für den Antrag des Deputirtcn von Sancerre (Cher) gestimmt, weil eS ihnen um das Wahl system desselben oder überhaupt um eine Wahlreform zu thun sei. Ich halte schon Gelegenheit, zu bemerken, daß diese Progressisten weniger politische als vielmehr administrative und sociale Reformen anstreben. Sie stimmten daher nicht für die Rcformwahl des Hrn. Duvergier de Hauranne, sondern blos gegen das Ministerium, d. h. sie wollten der Regierung beweisen, daß ie nicht unbedingt ihr anhängcn und sie mit ihnen sich verständigen müsse. Zu dieser Einsicht scheint das Cabinet noch nicht gelangt zu sein, denn noch hat es über das Portefeuille der Justiz und des Cultus nicht verfügt. Die Progressisten aber machen, wie ich schon gemeldet, auf dieses Porte feuille für einen der Ihrigen Anspruch, und ba man dieser Anfoderung noch kein Gehör gegeben, haben sie am 6. März gegen daö Cabinet ge- limmt, ohne deswegen für Hrn. Duvergier de Hauranne stimmen zu wol len. Der Vorschlag des Letzter» bat deswegen auf keinen weitern Erfolg zu rechnen, allein das Ergcbniß der Vorberathung ist immerhin eine kleine Schlappe für das Cabinet, da es sich beharrlich demselben widersetzt hat; es ist ferner eine Schlappe, da es sich bei diesem Anlässe herausgestellt, daß die Majorität nicht so unerschütterlich ist, als die Regierung glau ben mochte. Die Abstimmung vom 6. März muß ihm überdies um so unangenehmer sein, als sie eine Warnung jener Conservativen ist, wodurch diese gewissermaßen den Ministern sagen: wenn ihr nicht Einen aus un serer Mitte zum Nachfolger des Hrn. Marlin du Nord ernennt, werden wir uns von der Majorität trennen. Diese Trennung, selbst wenn sie stattfände,' würde allerdings das Bestehen des Cabinets nickt wesentlich efährdcn,immerhin dasselb'cabcrmoralisch schwächen,denn eineSpaltung der Majorität, und daß gleich am Anfänge der Legislatur, ist jedenfalls ein Zeichen moralischer Schwäche. Hierin liegen die eigentlichen Besorgnisse der Regierung und ihres Organs; ob sie hinreichend sein werden, erstere zu vermögen, daß sie die Ansprüche der conservativen Progressisten auf einen Sih im Cabinetc befriedigt, das wollen wir um so mehr der Zu kunft überlassen, als es im Augenblicke nicht rathsam ist, sich zum P«- phcten zu machen, und in der betreffenden Frage drei verschiedene, fast gleich mächtige Einflüsse sich durchkreuzen.