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8S8 kannt hätten, so »ilitzen sie auch eingesehen haben, daß zwar däß List- sche System den Beitritt der genannten Staaten zum Zollvereine braucht, daß es aber in sich selbst ein sehr starkes Hinderniß jenes Beitritts sein welcher mir auf der Grundlage «weiterier, nicht beengterer Han- delSsrechnt vollzogen möweN ßbittr. stüvttstänbig und undankbar, »der M ganz jungen MenslW» Wnchk bitZnstaNdt vor dem AöllperelNe nicht gekannt haben, zu verzeihen ist es, den Werth des jetzigen Zollvereins so herabzusetzen, wie dort geschieht. Eine Nationalflagge kann er freilich leicht bekommen, die „deutschen Patrioten" würden aber nur darüber spotten wie über das Bundeswappen. Eine Nationalflotte aber ist ein anderer Ding, und versteht man in Wiesbaden von aste Dem, was dazu gehört, sehr wenig. Gewisse Kammern, welche sich schon über das Militairhudget sehr ereifern, würden schöne Gesichter machen, wenn sie auch noch ein Marinebudget bezahlen sollten, und der größte Theil des deutschen Binnenlandes, welches nun einmal das in dem Justlreiche England alle Theile durchdringende maritime Interesse nicht berührt, würde sich auch gewaltig umsehen, wenn er deshalb erhöhte Hteüern bezahlen müßte. Zum Spaß ist die Sache etwas zu kostspielig, utid ehe sie ernsthaft würde, mochten noch gar bedeutende Prüfungen zu bestehen sein, möchte Man sich gar ernstlich mit andern Seemächten zu messen haben. Hebrigeks Wird Deutschland schon deshalb es nie mit dem englischen Seewesen und Wit Englands überseeischem Handel aufnrhmm können, weil es kein das ganze Jahr freies Meir hat, woran nicht die Menschen, sondern die Natur schuld ist. — Die Nassauer Anstalten für Gewerbsbildung sind sehr löblich. Das ist der rechte Weg zur Förde rung der Industrie: Bildung, nicht Monopol, nicht Ruhekissen deS Schlendrians. Aber aus dem List'schen System ist das nicht geflossen. DaS beschäftigt sich mit andern Mitteln zur Förderung der Gewerbsam^ keit als mit Kewerbschuken, Industrieausstellungen Und technischen Vereinen. - Die üugSburger Allgemeine Zeitung crtheilt ferner der Deutschen All gemeinen Zeitung Verweise darüber, daß sie die Antworten Peel'- und Pal- merstsn's auf bie List'fchc Denkschrift mitgetheilt habe (Nr. 87); sie selbst enthält sich natürlich der Nachahmung dieses Verbrechens und mag das mit ihren Lesern abmachen. Wenn sie aber bei dieser Gelegenheit dieser Zeitung vorwirft, sie sei zum „Verleumder" an List geworden, den sie einmal ge radezu als Söldling der deutschen Fabrikanten bezeichnet habe, so würde eS ihr vielleicht nicht ganz leicht werden, nachzuweifen, wo dies direeter ge schehen Wäre, als Hr. List selbst in jeder Verlheidigung der Wissenschaft und des zeitherigen Systems der deutschen Handelspolitik englisches Gold und englisches Waarcnhänvlerinteresse zu wittern liebte. Auch sie selbst ver führt eben in jenem Artikel verdächtigend, indem sie von jenen Documen- ten bemerkt: „Gott weiß, aus welcher Hand ihr zugespielt", unl> sie sagt geradezu Unwahrheit, wenn sie ausruft: „und das verkündigt die Leip ziger Allgemeine Zeitung als einen Sieg über List und das deutsche Schutzsystem", wovon in jenem Artikel kein Wort steht. Wenn sie ferner sagt: diese Zeitung „spiele in dieser Beziehung eine Nolle, als standen wir um 15 Jahre zurück, wo Leipzig vor dem Zollvereine schau derte", so ist ihr zu antworten, daß die Verfasser der handelspolitischen Artikel Lieser Zeitung nie zu Denen gehört haben, welche „vor dem Zoll vereine schauderten", daß aber der Segen, den Leipzig unter dem Zoll verein erfahren hat, aus dem Principe der Befreiung, was das Grund- princip dieses Vereins ist, nicht aus der Beimischung des Schutzes fließt, was nur Concession an vorübergehende Einzelinteressen war. Endlich wärmt sie noch eine vor Jahren in einer berliner Mittheilung enthaltene Vermu- thung über den Ursprung der List'schen und augsburger Zollagitation auf, auf die sie immer zurückkommt, ohne sie auch nur einmal verstanden zu haben. Oder thut sic nur so? Das sind Klopffechtcrstreiche, wie sie in Ermangelung von Gründen ihren Dienst leisten mögen und für die dor tigen Kämpfer ganz passend sind. *Nm, I- April. Mit dem Eintritte der bessern Witterung werden nun auch wieder die Bauten an unserer Bundesfestung mit vermehr ten Arbeiterkräften in Angriff genommen. Gegenwärtig beläuft sich die Zahl der Schanzgräber nur auf beiläufig 1600, soll aber auf beiden Ufern biö zu 5000 vermehrt werden. Der Andrang Solcher, welche „an der Schanz" Beschäftigung suchen, ist so groß, daß sich die FestungSbaudi- rcction-genöthigt sah, in öffentlichen Blättern eine dcöfallsige Warnung ergehen zu lassen. Die Maurerarbeiten werden in diesen Tagen begin nen. Biö jetzt hat die Stadt als solche noch keine Beschwerden von dem Bau gehabt, wenn man nicht den Zusammenfluß der Arbeiter selbst, die natürlich größtenthcils dem Proletarierstand angehören und auf die Preise der Lebensmittel und der Miethen immerhin einen Einfluß haben mögen, hierher rechnen will; in nächster Zeit rücken aber die Arbeiten bis in die nächste Nähe der Stadt vor, und da dürfte doch manche Klage laut werden. Bereits hat sich auch in unsern Lokalblättern darüber, ob man die von der FestungSbaudirection dem Stadtrathe vorgelegten Pro positionen im Bezug auf Ueberlassung und Umtausch der öffentlichen Wege und Spaziergänge sowie die Unterhaltung derselben annehmen soll oder nicht, ein ziemlich heftiger Streit erhoben. Dem stadträthlichen Be schlusse zufolge ist die Festungsbaudirection abschlägig beschieden worden, Und »S müßte die Letztere nun die nöthigen Strecken auf dem Sxpropria- tionSwege zu bekommen suchen, allein man hofft doch noch, daß sich die beiden Streitenden auf irgend eine Weise einigen werden. Sehr beklagt wird e«» daß unser cinztaer führ schöner Spaziergang (die Stadtmauer) Mik de« AuHHk auf die Donau mit rinar wenn auch nur niedern Mauer umfaßt werden soll. In unserer Stadt hat sich eine tropische AuswanderungS- gese lisch ast gebildet, welche mit etwas sanguinischen Statuten einige dem Auftrage gewachsene Männer nach Venezuela schicken und durch diese dort so viel Länderei ankaufcn will, daß jeder sich diesem Auswan- derungöproject anschließende Artionair für seine Einlage 3V Acker Land erhalten soll, über die er jedoch nur zu zwei Drittheilen als Privateigen thum verfügen kann, indem die übrigen 10 Acker einem gemeinschaftlichen und von der Gesellschaft bewirthfchasteten Gütercomplex zufallen sollen. Mit einem Eapitale von -8.000 Fl. hofft sich die Gesellschaft eine neue Heimat zu gründen. Um aber das Gemeindeland urbar und ertragfähig zu machen, sollen zuerst junge, starke und entschlossene Männer, sowol Landwirthe als Handwerker, etwa 80—100 an der Zahl, auf den Platz der Ansiedelung gehen, um provisorische Wohnungen für die GcsellschaftS- giieder zu errichten, und mittels einer Ackerbaumaschine (?), mit der sie versehen werden, so viel Land bebauen, daß innerhalb Jahresfrist wol an lausend (!) Actionaire Wohnung und Nahrung finden.— Unser Dampf schiff ist dieser Tage zum ersten Mal nach den untern Donaugegenden abgegangcn. - * * Aus Schleswig-Holstein, 31. März. Sehr viel Aussehen macht in dieser Zeit ein Brief des Redakteurs des dänischen Blattes Dannevirke an den Professor Flor, der in vielen Abschriften im ganze» Lande eirculirt. Wie dieser Brief öffentlich bekannt wurde, weiß Nie mand; da derselbe aber das geheime Getriebe der dänischen Propa ganda enthält und zugleich zeigt, mit welchen Absichten diese Partei um geht, so erweckt er viel Aufsehen. Der Professor Flor war früher Ltewr der'dänischen Sprache in Kiel, woselbst er seiner dänischen Ansichten we gen sich bemerkbar machte. Seinem Einfluß auf den verstorbenen Loren zen aus Haderßleben schreibt man es zu, daß dieser politische Ueberläufer in der schleswigschen Ständeversammlung anfing Dänisch zu sprechen. Die deutsche Stadt Kiel war kein Terrain für den Professor Flor; er nahm daher seinen Abschied und wurde Vorsteher der sogenannten Bauern- Hochschule im Amte Hadersleben, mit welchem Posten er zugleich den eines geheimen Chefs der dänischen Propaganda in Schleswig verbinden soll. Man hält ihn für schlau und intrigant; auch ist er ein specieller Freund vom EtatSrath'Adler, Cabinetssccrctair des Königs. Professor Flor soll daher eine bedeutende Rolle spielen, wenn auch nur im Gehei men, und der von dem Rcdacteur der Dannevirke an ihn geschriebene Brief wird demnach als an das Haupt der Partei gerichtet betrachtet. I« diesem Briefe werden zuerst bittere Klagen darüber geführt, daß, wäh rend die Propaganda seit zehn Jahren eifrig bemüht gewesen sei, in dem Amte Haderslcben für die dänische Sache zu wirken, sie den Mittlern Theil Schleswigs aus den Augen verloren habe, und derselbe gegenwär tig gänzlich Deutsch sei; es sei daher nothwendig, alle Eisen, die man im Amte Hadersleben im Feuer habe, liegen zu lassen und seine ganze Thätigkeit auf daß mittlere Schleswig zu richten. Wie man daselbst der dänischen Sache aufhelfen könne, sei eine schwer zu beantwortende Frage; indessen müsse damit angefangen werden, in jedem Kirchspiel einen Men schen für sich zu gewinnen; demnächst müßten alle deutschen Predigerund Lehrer dcnuncirt, in Untersuchung gezogen und bestraft werden; denn die Regierung müsse die Verbreitung des Deutschen zu einem Staatsverbrechen stempeln re. Man sieht, welche Mittel diese Partei zur Erreichung ihrer Zwecke anwendet! Im weitern Verlaufe des Briefes heißt cs: Der Regierungs präsident v. Scheel habe während seiner letzten Anwesenheit in^HaderS- leben in einer dem bekannten, »Dänisch gesinnten Bauern Lauritz Skau ertheiltcn Audienz geäußert: der schleswigsche Verein thue .am besten, sich gegenwärtig aufzulösen, weil alle politischen Vereine innerhalb kurzer Zeit von Seiten der Regierung aufgelöst werden würden. Der Briefstel ler räth nun, diesem Wunsche des Regierungspräsidenten Folge zu leisten, theils um Letztem, durch Befolgung dieses Raths, in den „Strudel"tz«r Propaganda zu ziehen, theils weil der schleswigsche Verein nur dem Ng- mcn nach bestehe und man daher durch die Auflösung desselben nur dessen Leichnam beerdigen würde. Dieses Emgeständniß ist sehr naiv. Beach tung verdient es, daß der Regierungspräsident durch Lauritz Skau dem schleswigschen Vereine, diesem SchooSkindc der dänischen Propaganda, Rathschläge crtheilt! Sollten sich hieraus vielleicht noch anderweitige Schlüsse ziehen lassen? Jedenfalls scheint so viel gewiß, daß Hr. v. Scheel mit Lauritz Skau in Verbindung steht. — Der Weser-Zeitung wird aus Schleswig-Holstein geschrieben: „Die Ritterschaft wird nächstens eine Antwort erhalten; als Inhalt wird angegeben: die Ritterschaft sei zur Bitte um Verfassung nicht kom petent, indessen verkenne der König nicht, daß die Ritterschaft im Gan zen loyale Gesinnungen habe, sie lasse sich aber jetzt von einigen We nigen verführen."