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8lr — Französische Blätter und danack deutsche, selbst englische Zeitungen haben gemeldet, daß die britische Regierung sich nach Beendigung der Probereisen der ostindifchen Post über Triest für Beibehaltung der Beförderung derselben über Marseille entschieden habe. Dem ist aber keineswegs so und e? ist noch durchaus kein Beschluß in dieser Beziehung gefaßt worden. Daß das britische Dampfschiff Ardcnt, welches Hrn. Waghorn für dir Probcreisen zur Disposition gestellt war, nach Beendi gung derselben nach Malta zurückgezogen worden ist, mag jene irrige Angabe veranlaßt baben. Frankreich. Paris, 30. März. Der Pairökammer wurde gestern der von der Deputirtenkammer schon volirtc Gesetzentwurf über den Credit zur Verwendung dreier Dampf schiffe während sechs Monaten,zum Bugsiren von Getreideschiffen nach französischen Häfen vorgelcgt. Auf der Tagesordnung war die Fortsetzung der Debatte über das Avanciren von zu spcciellen Dienstleistungen com- mandirlen Lieutenants zu Hauptleuten und ihre davon bedingte Stellung im Heere. Die Debatte endigte ohne Ergcbniß, weil sich bald heraus stellte, daß die Kammer in unzureichender Anzahl versammelt war. Die Deputirtenkammer hörte die Begründung der Vorschläge der HH. Emile de Girardi» und Glais-Bizoin über das Porto für Drucksachen und Auf hebung des Journalstcmpels. Es soll danach hinfüro das Porto von ge druckten Sachen für Sendungen außerhalb des Departements deS Druck ortes und innerhalb des Königreichs auf -1 Cent, für jeden Bogen bis --10 Dccimetrcs, und auf I Cent, mehr für jede 10 Dccimetres Zu wachs, innerhalb der Departements auf die Hälfte dieser Sähe be stimmt werden. Dagegen soll der Stempel auf Zeitungen und periodische Schriften aufhören. Hiernach würden der Constitutionnel 6 Cent., Jour nal des Dcbats und «Presse» 5 Cent., Siccle, National, Commcrce, Courner franyais unter Beibehaltung des jetzigen Formats nach wie vor -1 Cent. Porto innerhalb Frankreich zu zahlen haben. Der Finanzminister trat im Namen der Regierung dem Antrag auf Jnbetrachtnahme bei, die »on der Kammer beschlossen wurde. Zwei Gesetzentwürfe, einer über 2 Mill. Fr. zur außerordentlichen Unterstützung von Krankenhäusern, Ar- mcnanstalten und milden Stiftungen (wodurch die dazu schon votirten Summen auf 7 Mill, erhöht werden), und von -150,000 Fr. zu außer ordentlichen Straßenbauten zwischen Marseille und Lyon, wo die Hcc- straße in dem kläglichsten Zustand ist, wurden ohne Verhandlung ange nommen. — Einige Blätter wollen dem gestern erwähnten Artikel des Journal des Debats, welcher den Bedarf ansehnlicher Getreidezufuhren über die nächste Aernte hinaus in Aussicht zu stellen schien, das Sinken der Cursc Huschreibey, welches gestern cintrat. Die Patrie glaubt aber, daß dafür ganz andere Ursachen vorhanden wären. Der Finanzministcr sehe näm lich seine Erwartungen von den Summen, die gegen 4proc. Schatzbons «ingezahlt werden würden, nicht bestätigt und denke an Erhöhung der Zinsen derselben auf 4'/- Proc. Auch die Zuflüsse bei der Bank mindern sich, und sie vermag dem Bedarfe des Verkehrs mit ihren Discontirungcn kaum zu genügen. Die Theuerung macht außerdem die Lage der Fabri ken täglich schwieriger. Sie müssen ihre Arbeiten vermindern und Arbeiter entlassen. Endlich heißt cS, daß die Einnahme von indirecten Abgaben am 31. März eine Abnahme von 10 Mill, ergeben werde. — Das Journal des Debats hat einen Artikel gegen die düstere und nach seinen Ansichten ganz ungerechtfertigte Auffassung der spanischen Zu stände in den britischen Zeitungen. Die von denselben befürchtete Krisis bestehe nur in der Einbildung Derer, welche dieselbe herbeiwünsch- len. Allein sie möchten sich deshalb nur beruhigen. Die Königin von Spanien sei frei, die Cortes wären frei. Es möge nur Jedermann de ren Unabhängigkeit ebenso rcspectircn, wie es von Frankreich geschehe. Mehr werde gar nicht verlangt. — Daniel O'Connell ist gestern auf der Orleans-Eisenbahn in Be- Hlcitung seines jüngsten Sohnes nach Lyon weiter gereist. Von vielen Besuchen, die sich bei ihm melden ließen, nahm er nur Hrn. Berryer auf einen Augenblick an. Ein paar Hundert Personen waren im Augenblick seiner Abfahrt aus dem von ihm bewohnten Gasthause im Hofraume des selben versammelt, unter denen man auch mehre wohlgekleidcte Frauen bemerkte. — Der Capitain Grammont, Capitain der Niederlassung am Sene gal, hat am 5. Fcbr. den dortigen Colonialrath eröffnet. In sei ner Anrede theilte er die Weigerung der Regierung mit, das jetzt be stehende System der freien Arbeit durch Schwarze fortdauern zu lassen, wie vom Cvlonialrathe beantragt worden ist, weil es der Sklaverei zu ähnlich erscheine. Der Colonialrath beabsichtigt indessen sein Ansuchen zu wiederholen, weil er entgegengesetzter Ansicht und von der Beförde rung der Emancipation der Sklaven durch jenes System überzeugt ist. — Der Courier du Havre meldet, daß ein von Rio Janeiro ange- langtcS Schiff die Nachricht mitgcbracht habe,' Hr. Gore Ouseley und Baron Dcffaudis hätten von ihrer Regierung die Weisung erhalten, den von Hrn. Hood im vorigen Jahre zwischen der Argentinischen Re publik und General Oribe unterhandelten Vertrag zu unterzeichnen. Die soeben erfolgte Abreise eines neuen französischen und eines englischen au ßerordentlichen Gesandten nach de Plata machte dies sehr zweifelhaft. '-Paris, 30. März. Der Gesetzentwurf wegen des Capitels von St.-Denis wird demnächst in der Pairskammer zur Berathung gelan gen und dabei auf einigen Widerstand stoßcn. In einem Bureau hat bereits die Debatte eine ganze Sitzung gedauert, und der ernannte Bericht erstatter, Herzog d'Harcourt, ist selbst der Maßregel entgegen. Auch der Gesetzentwurf über die mcdicinischen Lehranstalten wird eine sehr leb hafte Opposition erfahren.- Die politisch wie commcrziell gute Wirkung des von der Bank mit der russi sch en Regierung geschloffenen Handels macht sich sortwährend fühlbar. Uebrigens ist das nicht der erste von Wohlwollen gegen Frankreich zeugende Act des Kaisers. Er hat z. B. schon vorher Befehl gegeben gehabt, die schönsten Porphyrblöcke für das Grabmal Napoleon's bei den Invaliden zu liefern. Ebenso war ihm kaum bekannt geworden, daß die französische Regierung die Bekleidung der rus sischen Armee kennen lernen wolle, als er dem Kricgsminister eine Mu stersammlung aller Uniformen derselben zusenden ließ. Zuletzt folgte der bedeutsamere Ncntenankauf, und so ist denn jetzt von der Abreise eines Gesandten nach Petersburg die Rede, welche interessante Mission das Gerücht dem Grafen Bresson zutheilt. — Eine andere diplomatische Angele genheit von ziemlicher Wichtigkeit, welche sich weniger befriedigend darstellt, ist die zwischen der Pforte und der griechischen Regierung ent standene Differenz. Der britische Agent schürt den Streit schon allein dar um , weil ihn der französische Minister zu beschwichtigen und das Mini sterium Kolettis zu befestigen trachtet. In Konstantinopel nährt der Re präsentant Rußlands das Feuer, weil seiner Politik Alles dient, was das osmanische Reich beunruhigen und schwächen kann. Der österreichische Jntcrnuntius bestrebt sich, Frieden zu stiften. Nicht ohne Besorgniß er wartet man hier Nachrichten über diese Verwickelung, die furchtbare Folgen haben kann, sich wol aber noch ausglcichcn wird. Von den Oppositionsblättern ist ausgesprcngt worden, daß der ver storbene Siegelbewahrer sich vor zwei Jahren habe zum Grafen machen lassen. Der Art Geschichtchcn scheinen einen Theil der Presse zu amu- siren. Ebenso hat man verbreitet, daßHr. dcSalvandy, der seine Toch ter mit dem Marquis d'Aux verheirathet hat, sich nicht zufrieden geben könne, einen geringcrn Titel als sein Schwiegersohn zu führen, und des halb Herzog werden wolle. Hr. de Salvandy hat dieser absurden Fabel widersprechen zu müssen geglaubt. Auch Hr. Guizot ist nicht leer aus gegangen. Man hat von ihm drucken lassen, daß er seit sieben Jahren im heimlichen Besitze des Titels Graf v. Val-Richer, seinem Gut in der Normandie, sei. Die Erfinder dieses?Gerüchts kennen Hrn. Guizot und seine Einfachheit, seinen cdeln Stolz wenig, der ihn mit Recht glauben läßt, daß es keine Adelsqualität gcbe, die glänzender sein könnte als der einfache Name Franxois Guizot. Aus dieser Ucbcrzeugung lehnte er den ihm jüngst von der Königin angebolencn Titel Herzog v. Saint-Antoinc ab. Die Besetzung der Generaldirection der Posten ist noch nicht aufß Reine, und man glaubt jetzt, cs werde auch vor dem Ende der Session dahin nicht kommen. Hrn. Conte's Gesundheit eröffnet die Aussicht, war ten zu können. Alle Bewerbungen um diese glänzende! Stelle find daher für jetzt vertagt. Riederlan de. Der König ist am 27. März im Haag von einem plötzlichen Uebel- bcsindcn befallen worden, befindet sich aber nach den letzten Nachrichten vom 30. März Nachmittags wieder besser. Schweiz. Die Regierung von Bern soll nach dem Sieg in der Zeller'schcn Sache auf versöhnende Schritte bedacht sein, namentlich auf ein Amne- stiedecrct für die in Untersuchung Gezogenen, sowie auf Berufung des Dekans Wyß als Professor der praktischen Theologie. — Die Katholische Zeitung bringt das Antwortschreiben Luzern« auf die Einfrage des Vororts, betreffend die militairischen Rüstun gen desSonderbunds. Der Hauptgedanke ist, daß der Sonder bund nur Verthcidigung beabsichtige, und daß die Zeit der Gefahren für ihn nicht vorüber sei. — Vor ungefähr einem Jahre begannen einige Landjäger zu Willi- sau im Canton Luzern einen Scandal. Der dasige Gemcinderathspräsi- dent wies die Landjäger zur Ordnung. Das Obergericht hat jetzt geur- theilt, daß der Gemeinderathspräsident den Landjägern Abbitte leisten soll. (N. Z.-Z.) Griechenland. Die mehrfach erwähnte Correspondenz zwischen dem Könige von Griechenland und dem Sultan in Betreff der bekannten Differenz wird jetzt in der Times mitgetheilt. König Otto schrieb unterm 1.(13.) Fcbr. an den Sultan: