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Rr 52. 21. Februar 1847. Sonntag - LKLNSS -u beziehen durch all, Postämter d«t In» und Xu-landä. Dentschla«-. *ÄUS Nord-eutschlan-, 18. Febr. Dit Weser-Zeitung bracht» kürzlich, auf Anlaß der auch in dieser Zeitung schon erwähnten Schrift V«S Professor Perthes über die krakauer Frage, einen maßvoll gehal tenen, überhaupt gut und in dem sich für publicistifche Erörterungen ge ziemenden Tone geschriebenen Aufsatz, worin, auf die Darstellung jenes Gelehrten hin, eingeräumt ward, daß der eigentliche Hergang bei der «Errichtung der Republik Krakau in dem jetzigen Streite darüber vielfach übersehen worden und daraus manches unbedachte Uriheil entsprungen sei. Zum Schlüsse kommt aber jener Aufsatz aus den Wiener Congreß und die Congreßacte und kann sich hier nicht von der Idee eines dort begründeten Völkerrechts, einer solidarischen Verbindlichkeit Aller für Alles, überhaupt einer Stellung und Berechtigung des Congrcsses loS- machen, wie sie vielleicht in idealistischen Ansprüchen mancher Zeitstimmen, nicht aber in der rechtlichen und thatsächlichen Natur der Verhältnisse «lag. Der Aufsatz wird hier überhaupt vielfach unbestimmt und unklar und tritt aus der Spracht puhlicistischer Correctheit heraus. Gänzlich unbeachtet scheint der Verfasser sowol den Umstand gelassen zu haben, daß und warum die Congreßacte weder von allen, auf dem Kongresse ver tretenen Mächten noch von den fünf Großmächten allein, sondern von den letztem und von Spanien, Portugal und Schweden unterzeichnet ward, was denn sene ganze Bedeutung derselben sehr zweifelhaft machen mußte. Ebenso daß der Inhalt der Congreßacte schon vor ihrer Unterzeichnung, « dann aber auch wiederholt in den nächsten Jahren nach ihr und wieder . in den dreißiger Jahren verändert worden ist, ohne daß dabei andere Mächte gewirkt hätten als die in jedem Falle Bctheiligten. Im Uebri- gen dürfte er den Aufschluß über den Wiener Congreß, den er in jener Schrift vermißt, in der soeben von dem Rcdacteur dieser Zeitung heraus- gegcbcnen Schrift: „Die Einverleibung von Krakau und die Unterzeich- uer der Wiener Congreßacte"*), finden. Wenn er z'üm Schlüsse durch die Einverleibung von Krakau daS Rechtsgebäude Europas erschüttert glaubt und für die Existenz anderer kleiner Staaten fürchtet, so fragen wir nur: welcher Staat, außer Krakau, erhielt erst durch die Wiener Verträge eine nur bedingte Selbständigkeit, ohne dabei selbst Mitcontra- hent zu sein? Wäre Krakau Mitcontrahcnt gewesen, so hätte es selbst seine Zustimmung zu dem neuen Vertrage verweigern, so hätte es die Garanten zu Hülfe rufen können, und wenn daß Alles nichts geholfen hätte, so möchten die Besorgnisse und Beschwerden gerechtfertigt gewesen sein, die man jetzt grundlos anstimmt. So aber waren nur die drei Schutzmächte Contrah eilten; die fünf andern Unterzeichner der Congreß- actc gaben durch diese Unterzeichnung ihre Anerkennung des sehr geger^ ihre Wünsche gebildeten Werks, an dem sie nichts ändern konnten, zu erkennen und traten als Garanten auf, was nur in Bezug zu den Con *) -Leipzig, F. A. Brockhaus, 6 Ngr. Veberblick. Deutschland. *Aus Norddeutschland. Der Wiener Congreß. — Die Armirung der Bundesfestungen. — Der Deutsche Zollverein und Fr. List. — Deutsch-Katholiken in Mannheim. * Kassel. Die Haussuchungen. Die Weserbrückc bei Rinteln. Die Wahlen. Li Frankfurt a. M. Wohl- thätigkeit. Die Quartiermajore. Die BeschneidungSfrage. DasMontagS- kränzchen. Preutzen. Die Königin. »Nordhausen. Eingabe der freien Gemeinde und Bescheid darauf. S Königsberg. Feuer. »Köln. Der Carneval. Ivefleeretch. Galizische Adelige. Lyffowski. Fürst Milosch. * Von der österreichisch-russischen Grenje. Die Rüstungen. -Venedig. Der Carneval. Hohe Gäste. Portugal. Niederlage der Miguelisten. Die Gefangenen von Lorres i VedraS. Spanien. Der BermählungSplan des Jnfanten Don Enrique. Der KriegS- minister Pavia. Muthmaßliche Aenderungen im Ministerium. General- capitain Breton. Kdl»dö*itannien. Die letzte Depesche des Marquis of Normanby. Die Zeitungen über die Bentinck'sche Eisenbahnbill. Die Voranschläge für da» Heer. Quarantainebestimmungen. Kriegsgericht. Prinz Ludwig Napoleon. Frankreich. Die PairSkammer. Die ministeriellen Journale über die eng lischen Depeschen. General de Lamoriciere. Lruppenverschiffungen nach Algerien. Contreadmiral Querncl stirbt. >/> Paris. Die AntwortSadreffe. Italien, Aom. Reformen. ÄtnKland und Polen. * Petersburg. Prinz Eugen. Die Juden in Sibirien. Die Griechen. Die Odnodworzen. Postwesen. — Getaufte Juden. ^lkürkei. Amtsveränderungen. Personalnachrichten. Handel und Industrie. * Frankfurt a. M. Dampfschiffahrt. Der Fruchthandel. Brückenbauten. — Die Bank von Frankreich. * Leipzig. Börsenbericht. — Wasserstand der Elbe. — Berlin. . Ktnkündigungen. trahcnten gedacht werden kann. Krakau war nur Object und empfing da« zweideutige Geschenk seiner nominellen Selbständigkeit nur unter einer Bedingung, gegen welche eS notorisch zu oftmals wiederholten Malen auf das eclatänteste verstoßen hat. » — Von Seiten der Deutschen Bundesversammlung ist der bairische»» Regierung der Auftrag zu Theil geworden, das gejammte Material zur Armirung der BundeSfestungcn Ulm und Rastatt in ihren Militairwerkstätten zu München und Augsburg anfertigen zu lassen. (R. C.) — Dem Frankfurter Journal wird aus Nürnberg vom 10. Febr. ge schrieben: „Unter dem Titel: «Etwas aus der Geschichte des sogenannten deutschen Handels- und GewerbvereinS vom Jahr 1819 für die Verwirk lichung der Idee eines gemeinsamen deutschen Zollvereins in Betreff der Leistungen des vr. Friedrich List, als ehemaliger Consulent dieses Ver eins (durch die Erscheinungen der neuern Zeit abgcnöthigt rc.)» erscheint dieser Tage in Nürnberg eine zwei Bogen starke Flugschrift von dem ehe maligen Kaufmann BauereiS, der, ein mehr als 70jähriger Greis, hier die allgemeinste Achtung genießt. Wir enthalten uns aller sich aufdrän- gcnden Reflexionen und geben nur einen Auszug dieser wichtigen Schrift, die wol einige Blätter des LorberkranzeS welken machen wird, wie denn auch der Aufruf hiesiger Kaufleute zu Beiträgen für List'ö Hinterbliebene zunächst Anlaß gegeben haben mag, daß BauereiS unangenehm berüh rende Thaisachen anführt. In der Einleitung sägt der Verfasser, das Comile'in Augsburg entwickele in seinem Aufrufe die Kunst, menschliche Schwächen in Tugenden zu verwandeln und als Quellen edler Handlun gen darzustellen. Die nächste Entstehung des Zollvereins (?) wird fol gendermaßen erzählt: Der Fabtikant Elch aus Kaufbeuern erließ 1819 an die bedeutendsten Meßfieranten die Auffoderung zur Gründung einer Handelsvereins. Durch den Kaufmann Schnell von Nürnberg wurde List mit der Einladung zum gemeinsamen Benehmen bekannt und List erbot sich zur Anfertigung der »betreffenden Eingabe. Die Idee eines Handels- vtreins erfaßt« List sogleich, um der württembergischen Regierung durch Niederlegung seiner Professur trotzen zu können. List unterzeichnete die Eingabe als Bevollmächtigter des allgemeinen Handels- und Gewerb- vereins, dessen provisorischer Vorsteher Schnell wurde. Die Geldbeiträge der Meßfierante» ergaben das Honorar für List's Bemühungen. Auf sei nen Antrag fand im Juni 1819 eine Conferenz in Nürnberg statt, zu der mehre Kaufleute gezogen wurden. List hielt einen trefflichen Vortrag über das Votum drS hannoverschen BundeStagsgesandten v. MartenS, worauf sachdienliche Beschlüsse gefaßt wurden, darunter der, einen engem Aus schuß zu Nürnberg zu wählen. Zum Generalkassirer wurde BauereiS er wählt. Sämmtliche deutsche Höfe sollten durch Deputationen beschickt werden, welche die bedrohte Lage deS deutschen Nahrungsstandes und die zweckdienlichen Mittel dagegen schildern sollten. Die Mission übernahmen Schnell, List, Weber; die Eingaben an die Fürsten und höchsten Staats behörden verfertigte List. Die Deputation des gesammten deutschen Han- dclsstandeS ging nach München, Stuttgart, Karlsruhe, Kassel, Gotha, Weimar, Gera und Wien, wo List unter dem Vorgeben zurückblieb, eine Audienz beim Kaiser Franz zu erhalten. «Er spielte dort den großen Herrn, erregte dadurch Anstoß und schadete der Sache mehr als er Nutzen brachte. Dort hatte List den Plan zu einer Industrieausstellung zu Frank furt ausgearbeitet, wozu er von einem augSburger BankierhauS einen Vorschuß von 10,00» Fl. verlangte. Deshalb zurückberufen, sollte er Rechenschaft über die Hoffnungen, welche er mitbrachte,, ablegen, um ein Circular zu entwerfen, das zur Ausschreibung von Geldbeiträgen berech tigen könnte. Diesem Ansinnen wich List durch seine schnelle Abreise aus; für seinen Aufenthalt in Wien berechnete er 4000 Fl., nachdem alle Ko sten bis zur Abreise seiner College» durch diese selbst berichtigt worden waren; für kleinere Reisen nach Nürnberg zwei Mal, Frankfurt und Darmstadt 2000 Fl.; hierzu kommt noch der von ihm beantragte und be willigte JahreSgchalt von 3000 Fl. ES hat der Hr. Consulent des Han- delßvereins in.einem Jahre seines Wirkens und Nichtwirkens 9000 Fl. gekostet!» Als Bercinsconsulcnt war sein nächstes und letztes Auftreten während seines Aufenthalts in Frankfurt und Darmstadt von Ende Au gust bis 16. Sept. 1820, in der Zeit, wo der Handelscongreß beginnen sollte, wo man das Meiste von seinem Rath und Beistand erwartete. Er war aber nicht zu bewegen, seine Mitdeputirten Miller, Weber und Schnell zu den Aufwartungen bei den Gesandten zu begleiten, indem er diese allein machen wollte. Die ihm gewordene freie Zeit füllte er mit der Ausarbeitung eines Luftprojects, eines ExportationSplans nach Ame rika, aus, bei welcher für die Administration 20,000 Ft. bleiben sollten. An der Table d'höte in Darmstadt war sein Benehmen so unbesonnen und rücksichtlos, daß er seine Collegen, da auch die Gesandten zugegen waren, in die peinlichste Verlegenheit setzte und «es sich klar herausstellte, daß er dort nimmermehr Vertrauen und Achtung, folglich auch keinen Einfluß auf die beginnenden Verhandlungen gewinnen könne». Seine Abreise hob alle weitere Communicalion mit seinen College» auf; sein Konsulat hatte ein Ende. Als der Plan des Zollvereins zu reifen, Hezgpn, war List in Amerika. ?--- i.' Deutsche «Ilgemeiue Zeitung. -WM -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»