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. 5 102 ohne Nennung der Namen. Zu einer umfassender» Zusage konnte man ihn nicht bringen, er sprach späterhin sogar nur von Excerpten, und als der Aba. Glaubrcch von einem Vorlesell nicht bloß der frietzensrichter- lichen Gutachten sondern auch der Gutachten der hohem Behörden sprach- daS er verlange, so lehnte der RcgierungScommMr bestimmt ah, und die Kammer verwarf dann auch mit 30 gegen 12 Stimmen den Antrag der Abgg. Wernher und Brunck. In der Gestrigen Sitzung nun, nachdem die Abgg; Weyland und Brunck, der Erste als eingeschriebener Redner gegen den Familienrath mit entscheidender Stimme, also für den Entwurf, und der Letztere ebenfalls als eingeschriebener Redner, aber gegen den Familienrath mit berathender Stimme, also für die jetzt in Rheinhessen bestehende gesetzliche Einrich tung von der Tribune ihre Reden vorgetragen hatten- las wirklich der Regierungscommissar, nach, wie er bemerkte, unterdessen von ihm einge- holter Genehmigung, die betreffenden Stellen aus den friedensrichterlichen Gutachten ab. Der zweite Präsident Aull stellte daraüf zu Art. 6 des Entwurfs nachstehendes Amendement (d. h. er wollte ihn folgendermaßen abgefaßt): „Jeder Vormundschaft steht ein Familienrath zur Seite, wel cher auS dem Einzelrichter des Wohnorts deS betreffenden Minorennen und aus sechs Verwandten oder Verschwägerten deS Minderjährigen be steht, die zur Hälfte aus der väterlichen Linie zu nehmen sind. Der Fa- milienrath hat bei Ueberwachung der Angelegenheiten des Mündels mitzu- wirken und in den besonders vorgesehenen Fällen Beschlüsse -zu fassen, welche nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen der Bestätigung des dem Einzelrichter unmittelbar vorgesetzten Collegiengerichts unterliegen. Jedes Mitglied des Familienraths ist verpflichtet, nach bestem Wissen den Vormund auf Fehler in der Verpflegung, Erziehung und Vermö- .genSverwaltung des Mündels aufmerksam zu machen oder auch nöthigen- .falls solche Fehler zur Kenntniß des competenten Einzelnchters zu brin gen." Nach einer Discussion übet die Folge, in welcher über die Ar tikel berathen werden solle, und darüber erfolater Abstimmung, siegte die Ansicht der Rheinhessen, daß erst über Artikel 6 berathen wer den müsse, worauf Abg. Kilian Aull's Amendement zu diesem Arti kel unterstützte. Präsident Aull rechtfertigte dann in langem Vorträge fein Amendement und verbreitete sich insbesondere über die Vorzüge des jetzt in Rheinhessen bestehenden Familienraths, doch zuletzt von so ge ringer Aufmerksamkeit der theils da und dort im Saale verweilenden Ab geordneten begleitet, daß der erste Präsident sie auffodern mußte, an ihre 'Plätze zurückzukehren, da sonst die Versammlung nicht in der gesetzlichen Zahl da sei. Abg. Frank sprach dann noch hauptsächlich gegen die vom Aba. Brunck gehaltene Rede und Abg. Otto für das Ptincip der rhein- hessischen Gesetzgebung, hinsichtlich deren praktischen Werthes er aber noch Aufklärungen wünschte. Darauf schloß der Präsident die Sitzung. Für die nächste (11. Jan.) hat der Abg. Kilian das erste Wort. — Aus Rendsburg wird berichtet: „Der Jahreswechsel wurde ,in Rendsburg diesmal nicht, wie sonst seit Jahren üblich, von Unserer Liedertafel auf dem Ältstädter Markte durch Gesang und Reden gefeiert, da Letzteres gegenwärtig verboten ist. Der Zweck des Verbots aber wurde diesmal nicht erreicht. Das Volk, gewohnt, um Mitternacht die Lieder tafel auf dem Markte zu finden, hatte sich sehr zahlreich eingefunden. Als es sich nun in seinen Erwartungen getäuscht fand, gab es seinen Un- muth laut zu erkennen, wobei cs zu den verschiedenartigsten Manifesta tionen und Demonstrationen kam. Man schrie, man pfiff, redete, brachte Hochs, brachte Pereats aus, dabei wurde die Menge immer zahlreicher und der Scandal am Ende so arg, daß die Polizei sich genöthiat sah, ein Piket von 16 M. Infanterie zu rcquiriren, um dem Unwesen Einhalt zu thun. Als aber das Militair auf dem Markt ankam, erreichte der Tumult erst recht seinen Höhepunkt. Es hätte stark geglattcist, sodaß weder Sol daten noch Nachtwächter dem Haufen sich mit gehöriger Sicherheit nähern konnten, was zu allerlei Neckereien Veranlassung gab. Erst nach 2 Uhr Morgens war die Volksmasse zur Ruhe gebracht, nachdem noch spät in der Nacht mehre nicht unverfängliche Pronunciamientos laut geworden waren." , (B. Z.) 0 Altenburg, 9. Jan. Diese Zeitung erwähnte neulich (Nr.6j der hier zur Fürsorgefür die Aermern getroffenenen Veranstaltungen; ich er laube mir, dies zu ergänzen. Die beste Maßregel in Jahren der Brotthcuerung ist, Beschäftigung für die aus Handarbeit Verwiesenen zu ermitteln, so weit dies geschehen kann. Im Jahr 1846 waren im Lande mehre bedeu tende Haus - und Chausseebauten im Gange, theils zufällig, theils in der Absicht, Gelegenheit zum Verdienste zu geben (für die Stadt Altenburg: der neue 'herzogliche Marstall, ein Communicationsweg; für Ronneburg: die Chaussee vön da nach Zeitz; für Eisenberg: die Chaussee von dort nach der Grafschaft Kamburg; für Kahla: die Chaussee von Kahla nach Pös neck; für Roda: das neue Genesungshaus sür scheinbar unheilbare Irre des Landes und chronische Kranke des westlichen Kreises; ein großes Wirthschaftsgebäüde auf einem Kammcrgute; die Chausseestrccke von Roda bis zum nächsten Dorfe stromaufwärts, verbunden Niit Wassercorrectionen). Sie find zum Theil auf das Jahr 1847 übergegaugen und werden je nach der Witterung fortgesetzt. Diese Verdienstgewährung hat außer dem unmittelbaren Vorthcil auch noch einen nicht zu übersehenden mittelbaren, sehr großen: sie gibt dem Arbeiter beim Backer, Hauswirth rc. Credit, auch wenn sic unterbrochen werden muß. Im Jahr 1846 war das neue Hospitalaebäude in Altenburg, verbunden mit zwei (leider noch nicht be nutzten) Wärmestubcn cingewetht worden; schon vor einigen Jahren wid mete der Herzog derselben Stadt einen Dampfkochapparat. Einen solchen bekam 1846 auch die Stadt Ronneburg und einen die Stadt Schmölln; sie sind für wohlfeile Bereitung kräftiger Gemüsesuppen überaus empfeh- lenswerth. Kurz vorher war in hiesiger Stadt mit einem herzoglichen Äcilrage von 1000 Thlr. eine Vorschußkasse für Gewcrbtreibende gegrün det worden. Die Stadt Eisenbcrg erhielt 500 Thlr. herzoglichen Beitrag für ein, städtisches Krankephags- Im Amte Kahla wird eben jetzt ejne Vorschußkasse für Gewerdtrcibende mit herzoglicher Beihülfe eingebettet. DaS Ärmenwesen im Lande ist längst geregelt. Ma« befolgt, näch lehrreichen Schwankungen in der Gesetzgebung, jetzt den Grundsatz : jode Gemeinde sorgt für ihre Armen, zunächst wieder durch ArbeitSzutheilung; die überbürdeten Gemeinden empfangen Zuschüsse aus der Hauptsteuer kasse; die Abgabe von Hunden ist ganz den Gemeinden überlassen, zu nächst als Beitrag zu jenem Zweck. So bezieht die Stadt Alten burg, außer 600 Thlr. auS der Kammer, aus der Hauptsteuerkaffe 1545 Thlr. für ihre Ortskasse. Die Obliegenheiten der Armenärzte und Wundärzte werden aus LandeSmittcln vergütet. Das Armenwe sen ist daher bei uns so vollständig organisirt, daß jeder Arme Brot, Arznei, nach Befinden Miethzins empfang«" muß und für ihn eine Lage der Verzweiflung nicht entstehen kann. Würde ihm seine Gemeinde die gesetzliche Unterstützung versagen, so kennt er sehr gut. den Weg des Jn- stanzenzugS. Zm vorigen Spätherbste galt es aber, nicht für die zum Almosenempfange Berechtigten, sondern für die zur UnterstühungSpflicht der Gemeinden nicht geeigneten Unbemittelten zu sorgen, soweit dies von einer Regierung füglich geschehen kann und die Kräfte der bestehendes Vereine nicht auslangen. Nach manchen Berathungen kam man zu fol gendem Beschlusse. Wenn der Roggen (bei uns das überwiegend ge brauchte Getreide) theuer ist, so liegt die Versuchung nahe, Surrogate zu benutzen. Die Gerste war bekanntlich trefflich gerathen. Unser Mili tair genießt seit Jahren zur größten Zufriedenheit fein Brot (2 Pfd.) halb aus Roggen und halb aus Gerste. Dem Militairbäcker konnte man daher füglich ansinnen und zulaffeq, dergleichen auch für Civilpersonen zu backen; auch hätte es nicht an der nöthigen Controle gefehlt. Man be gann daher auf höchste Anordnung in hiesiger Stadt vom 19. Nov. ab wöchentlich zwei Mal 400 bis etwa 600 Brote zu 6 Pfd. auS be stem Roggen und Gerste backen und unter Leitung des Stadtraths an Unbemittelte (mit Ausschluß der, nach Obigem von der Commun zu ver sorgenden Almosenempfänger) vcrtheilen zu lassen. Das Pfund wurde vom Anfang an 1'/r Pfennig unter der Stadttaxe für Roggenbrot verkauft, sodaß der Käufer 9 Pfennige dafür zahlte und die herrschaftliche Kaffe nur '/z zuschoß; der fehlende Pfennig liegt in der legalen Beimischung der Gerste. Die Absicht ist, den Verkaufspreis wo möglich auf 9 Pf. zu erhalten und die Differenz gegen den Marktpreis, soweit ihn die Gersten zunahme nicht deckt, aus herrschaftlicher Kasse zu bestreiten. So ist z. B. seit dem 2. Jan. d. I. der Marktpreis des Roggenbrotes 11 Pf. (I Ngr. 1 Pf.); der Unbemittelte zahlt 9 Pf., I Pf. beträgt ungefähr die Ger stenbenutzung, 1 Pf. ist zuzufchießen. Diese Einrichtung hat viel Beifall unter bett Betheiligten gefunden; sie ist in den Städten Ronneburg und Schmölln wiederholt und wird es auch im westlichen LandeStheile, nur daß in diesem der Zuschuß aus der Kasse gleich anfänglich größer, weil dort das Getreide theurrr ist, also ein wohlfeilerer Verkaufspreis an die Unbemittelten gestellt werden muß. Das ist es, was.jetzt bei uns geschehen und im Gange ist. Die Zukunft wird das Weitere lehren. Indem ich beifüge, daß eigentlicher Mangel an verkäuflichem Getreide bei uns nicht herrscht, sondern nur die Preise hoch sind und es demnach die Aufgabe war, gutes Brot zu wo möglich feststehendem Preise zu schaffen und damit die Furcht des Unbe mittelten vor noch höher» Preisen, seine Angst vor jedem neuen Taxtage zu mildern, so weit dies geschehen konnte, darf ich wol mit der doppelten Vemerkung schließen, daß die für hiesige Stadt vom 19. Nov. bis 28. Dec. zu bewirkende Zubuße auf circa 32,000 Pfd. Brot nur 58 Thlr. betruä (am 3I.Dcc. bezahlte der Herzog die vertheilten 3960 Pfd. Brot L I Ngr. '/- Pf- ganz) und daher eine Ausdehnung auf höhere Preise gar wohl zuläßt, und daß mir nicht leicht eine Maßregel bekannt-gewor ren ist, deren moralische Wirkung mit dem Geldopfer in qrößerm Ver- Mtnifse gestanden habe. DaS Vertrauen der Leute, ihre Zuversicht be lebt ihren Muth; man hörte nie weniger von Eigenthumsvergehen. Ucbri- qenS thun auch die Localbehörden und Vereine Alles, waß sie vermögen. Immer aber möge die Vorsehung uns eine recht gesegnete Aernte und milde, gesunde Witterung schenken! * Frankfurt a. IN., 9. Jan. Vor einigen Tagen machten wir aufmerksam darauf, wie hier die Stimmung in Betreff der spanischen StagtSschuldefsecten wieder eine mehr ungünstige zu werdenansange. ES hat diese flauere Haltung nachgerade den Charakter eines förmlichen pa nischen Schreckens angenommen. Der Inhalt der Thronrede, mit wel- her die Königin Isabella die Session der Cortes ihres Reichs eröffnet jat, ist allerdings nur geeignet, allen den Illusionen ein Ende zu machen, in welche man die so ungerecht vernachlässigten StaatsgläUbiger Spa niens in letzterer Zeit wieder einzuwiegen gesucht hatte. Die definitive Regelung der „gerechten Reklamationen" dieser Gläubiger wird als sehr wünschenSwerth anerkannt, aber auf eine passendere Zeit verschoben. ES st Das eben wieder das alte Lied, nur schon so oft gesungen, daß eS keinen Reiz mehr hat. Und eben so gering ist der Werth dieser Phrase wie der mancher andern Paragraphen der Eröffnungsrede. So heißt rs n diesem Dokument, eS sei keine bemerkenSwerthe Aenderung eingetreten in den Beziehungen zu den auswärtigen Mächten; und doch ist es eine nur allzu bekannte Thatsache, daß die spanischen Vermählungen dem Lande die Freundschaft Englands gekostet haben, und daß gegen tue Consequen- zcn des Montpensier'schrn Chedündniffeß ein förmlicher Protest des Cabi- nets von St. James vorliegt, der in vielleicht nicht entfernter Zeit Spa nien in Verwickelungen der ernstesten Art stürzen kann. Außerdem ist eö noch bedenklich genug, daß den Corteö auch jetzt, nach der äußern Erle-