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so unbedeutend wie möglich zu schildern, und sagt von diesen Sitzungen, daß sie immer farbloser wurden. Die lange berathene Frage über die Hereinführung der Lyoner Eisenbahn nach Paris scheint der Lösung nahe, indem von dem Gc- neralrathe der Brücken und Chausseen mit 15 gegen 6 Stimmen nun entschieden worden ist, daß der Plan adoptirt werden möge, welcher die Bahn bis herein ins Bassin der Bastille, Boulevard Contrescarpe führen will, was auch in der Concession beabsichtigt war. Indessen sind damit große Verpflichtungen für die Compagnie verbunden, welche aus der Oert- jichkeit erwachsen. Die Straßen Moreau und Traversiere bleiben, un um es möglich zu machen, daß dieselben später höher gelegt werden, i das Niveau der Bahn beim Eintritte derselben 7 MetreS höher als di jetzige Pflasterung dort angenommen worden. Das Ministerium hat nun die letzte Entscheidung in der Sache abzugebcn. — Hrn. de Lamartine's Moniteur, der Bien Public von Mäcon, mel det, daß der Bey von Tunis, da er den Dichterdeputirten bei der Durchreise dort nicht antraf, ihm von dem Dolmetscher Arn. Desgrange einen Brief schreiben ließ, der sich besonders durch die darin ausgesproche nen Sympathien für die französische Nation auszeichne. — Der Courrier franoais will aus dem Umstande, daß eine Corvette Munition nach dem Plata für das dortige französische Geschwader bringen soll, schließen, daß es mit dem Frieden dort noch im weiten Felde sei. — Von der «Presse» wird gesagt, daß die Thronrede angeblich eine Stelle in Beziehung auf die Einverleibung von Krakau enthalten werde, und daß das ein sicheres Mittel sein würde, den Charakter der Protestalion des französischen Cavknets festzustellen. Es scheint indessen noch ziemlich früh zu solcher Annahme, obgleich sie gerade nicht unwahrscheinlich ist. Daß die Regierung an eine neue Anleihe denke, ist schon vor einigen Wochen gesagt worden und erscheint sehr glaubwürdig. Bekgien. *SrÜSSel, 31. Dec. Vor dem Antritte der Weihnachtsferien, die bis zum 12. Jan. dauern sollen, hatten die Repräsentanten noch ei nige momentan wichtige Verfügungen getroffen, die Ausfuhr des rohen Runkelrübenzuckers sowie diejenige des Werges betreffend, und zuletzt der DiScussion des Budgets des Innern durch fast einstimmige Annahme des selben ein Ende gemacht. In der letzten Sitzung ergötzte sich Hr. Ver- haegen aufö neue daran, Thatsachen nachzuweiscn, aus denen die rcac- tionaire Bewegung der Regierung in politischer wie in literarischer Hin sicht unverkennbar hervorleuchten sollte. Er griff mit großer Ausführlich keit einzelne Stellen eines Werkes („Los Leides aux Ooissclsg") an, düs zu einer vom Staat unterstützten und' „Lidliotkequs nationale" be titelten Sammlung gehört und den Jnspcctor des gesummten Primair- unterrichtS, Hrn. van Hasselt, zum Verfasser hat. Diese Stellen bethä- tigen, dem Redner zufolge, die höchlich Mode gewordene Lust, den alten Aberglauben, der die Kreuzfahrer beseelt habe, der Schuljugend und dem Volke wieder einzuprägen, Ideen wieder rege zu machen, welche dem in- tellettuellen Fortschritte hemmend in den Weg träten. Die parlamenta rische Kritik eines Buches, das in neuester Zeit zum Gegenstand einer interessanten literarischen Fehde geworden war, schien der Kammer will kommen, und der Minister des Innern, der Graf de Merode und Hr. he Decker sanden sich bereitwillig, die angefochtene Leistung des Hrn. van Hasselt, die im Grunde keine andere Benennung verdient als die einer ziemlich ungeschickten Compilation aus Wilken und Michaud, in Schutz zu nehmen, sowie den der Menschendienerei angeschuldigtcn Charakter des Verfassers in der öffentlichen Meinung wieder zu rchabilitiren. Es ge währte einen sonderbaren Anblick, von dem Tummelplätze politischer Wett kämpfe aus über die Behandlungsweise der Geschichte, über das Anstö ßige oder Unschuldige der biblischen Darstellung von Scenen, wie die dem Weibe Potiphar's und Joseph beigelegte (worüber der Inspektor der Volksschulen einer Schulschrift wegen besonders angegriffen wurde), fer ner über die Verurtheilung Chateaubriand's von Seiten des römischen Hofes >c. lang ausgrsponncne Sätze zu vernehmen. Einige Tage vorher schon hatte Hr' Sigart sich bewogen gefunden, dem Priester de Foere die ggnze Verdammungsgeschichte des Galilei, welche dieser Repräsen tant zu beschönigen gesucht hatte, recht lebendig in die Seele zurückzu rufen, zur großen Entrüstung des Präsidenten, welcher den gelehrten Dis sertationen ein Ende machte. Außer der lange vorher angekundigten Dia- tribe gegen den Akademiker van Hasselt gaben in den Capiteln des Bud gets, welche die Wissenschaft und Kunst und den Sanitätsdienst betreffen, noch die Nothwendigkeit, ein besonderes Gebäude für die königl. Archive zu errichten , ferner der gefahrdrohende Zustand der berühmten Rubens'- schen Gemälde in der antwcrpener Katbedralkirche, die von der Regierung nachgesuchten Crediterhöhungen für die Akademie der Wissenschaften und die der Medici» Veranlassung zur Debatte. Der Senat setzt seit mehren Tagen seine Berathungen mil vieler Ruhe fort; ein Gesetz nach dem andern erhält seine Erledigung, was bei dem Drängen der Umstände der hohen Kammer als ein Verdienst an- aerechnet werden kann. Dieselbe hat abermals eins ihrer Mitglieder ver loren, das seit 1831 das Zutrauen des Bezirks Brüssel besessen hatte, nämlich Hrn. Iakob Engler. Von deutscher Abkunft, hatte dieser mit besonder» kaufmännischen Talenten ausgerüstete Mann ein Haus gegrün det, das während langer Zeit unter den ersten des Landes genannt ward. Ihm verdanken mehre bedeutende inländische Fabriken ihr Entstehen. Wenn sein Verlust zunächst den politischen Kreis, dem er -»gehörte, und seine zahlreichen Geschäftsfreunde berührt, so fühlt ihn doch auch di« hiesige deutsche protestantische Gemeinde, welche er als ältestes Consisto- rigsmitglied besonders pflegte und unterstützte, nicht minder. Hr. Engler war der einzige Protestant unter den Mitgliedern der beiden Kammern.— Die gestern flattgehabt« Abgeordnetenwahl in Tournay ist zu Gunsten des liberalen Kandidaten Grafen Lehon ausgefallen. Das Gefühl der Dankbarkeit gegen seine Kommittenten drückte dieser in den letzten Wir ren vielfach angefeindete Communalrath unmittelbar nach der Bekannt machung des Wahlresultats in einer Improvisation aus, die er unter stürmischem Beifall im Hauptgange des Stadthauses hielt und in wel cher er versprach, mit dem gewohnten Eifer das in neuester Zeit so oft hintangesetzte Princip bürgerlicher Freiheit zu verfechten und der Herr schaft einiger Wenigen entgegenzuarbeiten. Eine neue Abqeordnetenwahl steht in dem Bezirke von St.-NicolaS durch den Tod des Deputirten Ber- wilghen bevor; Scnatswahlcn haben die zwei Todesfälle des Baron de Hooghvorst und des Hrn. Engler ebenfalls in Aussicht gestellt, was de» politischen Bestrebungen neue Nahrung gibt. Niederlande. Am 29. Dec. hat der Finanzminister der zweiten Kammer der Ge neralstaaten das Außgabcbudget für 1848 und 1849 vorgelegt. Das selbe beträgt str das erste Jahr 71,573,486 Fl. 76'/, C. und für da» zweite Jahr 71,177,718 Fl. 16 C. Der Finanzminister erklärte zugleich, daß die Ausgaben durch die Mittel und Wege gedeckt werden, und wi dersprach den in Umlauf gebrachten Gerüchten von dem Vorhandensein eines DeficitS. Sch weiß. Aus Luzern vom 31. Oec. berichtet die Neue Zürcher-Zeitung: „Es kommt nun auch KriegSmunition über den Gotthard hierher, nämlich diejenige, welche Staatßschreiber Bernhard Meier in Sardinien bestellte. — Gestern wurde Oeler Lustenberger von Wohlhausen von dem Obergerichtc zu drcißigtägiger Gefängnißstrafe verurtheilt, weil er sagte: «in Genf sei es recht gegangen; nun sei,auch wieder eine Freude- zu leben, und die Jesuiten müssen doch noch fort»" Italien. Dem Frankfurter Journal wird vom Genferfee untcrm 29. Dec. geschrieben: „Die Ruhe der italienischen Halbinsel befindet sich' nach glaubwürdigen, uns deshalb zugcgangenen Mitthcilungen aufs neue bedroht, und vielleicht ist der Augenblick nicht mehr weit entfernt, wo sich jene bedauernswürdigen'Aufstandsversuche wiederholen dürften, deren stete Erfolglosigkeit sich die Anstifter derselben zur Lehre hätten dienen lassen sollen, um nicht, ohne auch nur ihren Zweck zu erreichen, aberma liges Unglück anzurichtcn. Wer diese Urheber sind, ist vielleicht zu er- rathen; doch vermag man sie nicht mit hinlänglicher Bestimmtheit zu er mitteln, um ihr frevelhaftes Vorhaben im voraüs zu vereiteln, indem man sie selbst unschädlich macht;-allein so viel weiß man schon jetzt, daß alli Fäden des schlimmen Jntriguengcwebes in Marseille zusammenlaufen; dort dürften daher auch wol die Ränkeschmiede zu suchen sein. Spra cht» wir oben von besorglichcn Ruhestörungen, so erstrecken sich die des halb gehegten Befürchtungen jedoch nicht auf die österreichische Lombardei und auf das Neapolitanische, wo eine Achtung gebietende Militairmacht eben derartigen Gedanken, bevor er zur That reifen könnte, zu unter- »rücken bereit ist. Allein nicht ebenso in den sardinischen und in de» päpstlichen Staaten, besonders in den, Städten der Romagna, wo die gegen die Ruhe Italiens angczettclte Verschwörung viele Verzweigungen haben soll, wennschon PiuSIX. durch bekannte Gnadenacte und durch die Anbahnung zeitgemäßer Reformen in allen Zweigen der Verwaltung Vie les gethan hat, um billigen Ansprüchen zu genügen!" Schweden und Norwegen. Der König hat in Betreff der Einverleibung Krakaus eine Antwortsnote erlassen, worin er zwar die Nothwendigkeit dieses Actes anerkennt, sich aber doch „den Wunsch nicht versagen kann, daß dies die letzte Nothwendiqkeit sein möge, zu welcher die drei Schutzmächte gezwun gen werden dürften". Bekanntlich gehört Schweden auch zu den Unter zeichnern der Wiener Congreßacte. (Br. Z.) China. Die neueste Ueberlandpost aus Bombay bringt auch chinesische Be richte aus Hongkong bis zum 29. Oct.: Der nordöstliche Monsun war früher als gewöhnlich eingetreten, und wirkte günstig auf die Han delsbewegung wie auf den Gesundheitsstand dieser, europäischen Kon- litutionen nicht günstigen Kolonie. Die feindselige Stimmung des ae- neinen Volks in Kanton gegen die Fremden und die Engländer insbe- ondere hatte sich so gemehrt, daß der chinesische Statthalter der Pro- nnz, aus Besorgniß eines Pöbclangriffs ans die englischen Factoreien, den Gouverneur von Hongkong, Sir John Davis, auffoderte, dem Vertrage ;emäß ein Kriegsschiss vor Kanton zu stationiren, was sofort geschah. Das der Ostindischen Compagnie gehörige Kriegsdampfboot Nemesis hat »mittelbar vor den Factoreien Anker geworfen. UeberdieS haben sich alle Briten in Kanton wohl bewaffnet. In der portugiesischen Niederlassung Nacao herrschten innere Streitigkeiten wegen der Besteuerung sowol der )ortugiesen als der chinesischen Einwohner. Der Ansatz von 1 Thlr. monatlich auf die zwischen Macao, Hongkong und Kanton fahrenden Han delsboote fand bei de» chinesischen Schiffern solchen Widerstand, daß sie einen Angriff auf Macao versuchten ; sie wurden jedoch durch das Feuer des Forts mit Verlust von 17 Booten und 20 — 40 M. zurückgetriebrn. Daß ein chinesischer Pöbelhaufen von 5000 Menschen einen zweiten An- griff der Stadt versucht habe, war ein grundloses Gerücht. Die Maß regel gegen die chinesischen Schiffer ist zugleich eine polizeiliche, indem dieselben stet- diebisch«,« und räuberischem Gesindel das Ab- und Zukom men erleichtern, und npn den Fahrzeuge« der Chinesen der Eingang und