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5« Verholt sie neben einander: wo zuerst erklärt wird, daß der Krieg ohne ErodrrtmgSabsicht begonnen worden sei und wo nachher Geldbewilligungen zur Errichtung von Befestigungen in Neumejico und Ealifornien in Au«- sicht gestellt werden (Nr. 5), indem es dabei die Frage aufwirst, was da rmt eigentlich gemeint sein solle? Die Times kommt heute nochmals au die Botschaft zurück und bemerkt, daß sie auf Eins in derselben am we nigsten vorbereitet gewesen sei und diesen Punkt fortwährend mit unver mindertem Erstaunen betrachte. Nämlich das den mejicanischen Krieg Be- treffendt nehme in der Times sieben Spalten ein, das den Tarif Angehende nicht eine. Das Erstere sei mehr eine bloße Gebiets- als internationale Sache, das andere von Interesse für die Welt. Beinahe jede Nation sei direkt bei dem Grade von Liberalität und Freundschaft interessier, mit wel chem die Vereinigten Staaten dem Bedarf anderer, zahlreicher bevölkerter oder minder begünstigter Reiche ihre Hilfsquellen öffnen. Hier aber wür- den sie eines Grenzhadcrs wegen in die Ecke verwiesen. Freilich sei in den Augen der Amerikaner der Ausgang dieses Kriegs von größerer Be deutung. Den Rio Grande betrachteten sie als den Rübicon ihres republi kanischen Reiches. Das erkläre die übermäßige Läng« des Capitels von den mejicanischen Angelegenheiten. Bei alle Dem erklärt jedoch die Times, daß ihre Hoffnungen auf weitere Concessionen an den Freihandel durch das Hintansehcn der Frage in der Botschaft sehr hcrabgestimmt worden wären. — Die nach Portsmouth zurückgckehrten Offiziere und Mannschaft der im vorigen Frühjahr an der Küste von Neuseeland in der Haakicbai gescheiterten Kriegsbrigg Osprey find von dem am Bord des Linien schiffs St. Vincent am 28.Dec. gehaltenen Kriegsgerichte, vor wel ches sie wegen ihres Verhaltens bei dem Verluste deS Schiffes gestellt wurden, vollkommen frei gesprochen worden. Frankreich. Paris, 2. Jan. Die gestern auSgebliebencn Zeitungen treffen mit denen vom 2. Jan. zusammen ein. Unter letztcrm Datum sind jedoch des NeujahretagS wegen nur die «Presse», Quotidiennr, Univers und Democratie pacifique erschienen. Die «Presse» eröffnet das neue Jahr mit dem Wahlspruche: „Vereinfachung in der Politik und Verwaltung", und fährt darauf hin fort: „Hätten wir da eine entscheidende Stimme, wo in Regierungßange legenhciten weit öfter debattirt als beschlossen zu werden pflegt, längst würde es mit den am Neujahrstag und am Namenstage des Königs her kömmlichen Reden ein Ende genommen haben. Entweder haben dieselben eine Bedeutung, oder sie haben keine. Wenn sticht, so find sie solenne Gemeinplätze, die nur dazu dienen, die Institutionen hcrabzusttzen und sie der Verspottung der Parteien preiszugeben. Besitzen sie einen Sinn, so ist es selten, daß sie nicht zü Schwierigkeiten, Verlegenheiten, Verwicke lungen Anlaß geben. In beiden Fällen aber sind sie nur gemacht, dem konstitutionellen Königthum eine falsche, dclicate Stellung zu bereiten, welche Gewandtheit der Rede und hohe Erfahrung nicht immer zu über winden oder zu vermeiden hinrcichen. Weshalb nicht sich damit begnü gen , vor dem Kömg und seiner zahlreichen Familie vorbei zu dcfiliren und sie zu begrüßen? Wir begreifen vollständig die Angemessenheit, den Nutzen und das Nothwcndige der zwei von den Kammern bei Eröffnung der Ses sion votirten Adressen. Das Land braucht eine Gelegenheit, sich feierlich und auf andere Weise «IS im Einzelnen auszusprechen, allein da wir ein mal bei diesem Punkte sind, wollen wir sogleich mit eingestehcn: wir be greift» nicht eben so gut den Nutzen von Dem, was man die Thronrede zu nennen beliebt hat. Ein Vortrag, in welchem der Ministerpräsident mit Präcision die Lage der Landesangelcgenheiten, das in der Zwischenzeit feit der letzten Session Vollbrachte und was man mit der legislativen Gewalt zu unternehmen gedenkt, auseinandersetzte, eine solche Darlegung würde uns weit vorzüglicher erscheinen. Vielleicht haben wir jedoch un recht? JstDem so, ist unsere Ansicht falsch, so rechne man sie dem Wider willen zu, den uns Alles cinflößt, was nur Gemeinplatz ist. Gemein plätze können noch erträglich sein, wenn sie nur zufällige sind ; allein perio dische werden um so lästiger durch die Wiederholung. Was beim ersten Mal übertrieben war, kommt beim andern Mal in Gefahr, lächerlich zu werden." — Die osficielleBeglückwünschung desKönigs und der königlichen Familie zum Jahreswechsel begann in bisheriger Weise am 31. Dec. Mittags I Uhr durch den Erzbischof von Paris' mit seiner Geistlichkeit. Abends 8 Uhr erschienen zu gleichem Zwecke die Frauen Ler fremden Botschafter, Gesandten und Minister, eine halbe Stunde später der Staats- rath in den Tuilerien. Gestern folgten das diplomatische Corps, die in Paris anwesenden PairS und Deputirten. Für das diplomatische Corps hielt der päpstliche Nuntius folgende Anrede: „Sire! DaS diplomatische CorpS sieht jederzeit mit derselben Hoffnung der Rückkehr deS feierlichen Zeitpunktes deS Jahreswechsels entgegen, weil «S Ihnen gern im Namen der Souveraine, di« zu vertreten eS die Ehre hat, die aufrichtigsten Wünsche für das vollständige Wohlergehen Ew. Maj., Dero königlichen Familie und Frankreichs darbringt. So beglückwünscht eS Sie denn auch, Sire, wegen AufrechthaltungdeS allgemeinen Friedens, des bewundernSwerthen Resultates der Weisheit Ew. Maj. und der andern Sou veraine und ihrer Cabinete. Er ist der schönste Anspruch auf di« Dank barkeit d«S Volks, dessen Ruhm und Glück durch diese glückliche Harmonie befördert werden. Stolz auf das allgemeine Glück, haben Ew. Maj. zu glei cher Zeit die Freuden Ihrer königlichen Familie sich erneuen sehen, die Dero väterlichem Herzen stet- die süßeste Tröstung gewährte und gewähren wird. Ew. Maj. werden diesen glücklichen Lag noch viel« Male wiederkehren sehen, und er Sie gleich ruhmvoll auf dem Throne wie glücklich an der Seite Ih rer königlichen und edlen Gefährtin und im SchooS Ihrer zahlreichen und glänzenden Familie antreffen. Geruhen Sie, Sir«, mit den Wünschen und Gratulationen de» diplomatischen Corp» die Darbringung srin«r tiefst«» Ehr furcht anzunehmen." Der König hat darauf Folgendes geantwortet: „Ich bin tief br- wegt von den Gefühlen, die Sie mir soeben für Frankreich, für meine Fa milie und mich selbst im Ramen de» diplomatischen Corpt und der Souve raine auSgedrückt haben, welche Sie an meinem Hofe repräsentiren. Ich hege mit Ihnen das Vertrauen, daß der Himmel fortfahren werde, unsere gemeinsamen Bestrebungen um die Aufrechterhaltung de» allgemeinen Friedens zu segnen, diese fruchtbare Quelle de« Gedeihens der Staaten und deS Glücks der Völker. Ich danke Ihnen eben so sehr in meinem eignen Namen al« in dem der Königin und meiner ganzen Familie für das Interesse, welche» sie bei der Erneuerung der Familienfreuden fühlen, die uns die Vorsehung aüf- behalten hat, und die, wie Sie sagen, eine der süßesten Tröstungen ist, die uns gewährt werden konnte. Sie wissen, wie angenehm eS nur ist, aus Ihrem Munde den Ausdruck der Wünsche deS diplomatischen CorpS zu em pfangen." Die «Presse» spricht sich sehr beifällig darüber aus, daß der briti sche Gesandte, Marquis os Normanby, sich dem in der Anrede des di plomatischen CorpS enthaltenen Glückwünsche zu der Montpensier'sche» Heirath angeschlosscn hat, und sagt insbesondere, daß auch die Königin mit der Herzogin von Montpensier an der Hand, jedem der anwesenden Mitglieder des diplomatischen Corps einige Worte gesagt habe, und daß sie anerkennen müsse, wir die Haltung des britischen Gesandten voller Angemessenheit und wahrer Courtoisie gewesen sei. Für die PairS führte der Herzog Pasquier, für die Deputirten der Präsident der Kammer, Hr. Sauzct, das Wort. (S. den Brief auß Paris.) — Der Prinz von Joinville ist vorgestern von seiner Reift nach Cherbourg wieder in Paris eingetroffen. — Der National enthielt gestern eine bedenkliche Nachricht über die Gesundheitsumständc des Jüstizministers Martin (du Nord), der durch einen Schlaganfall gelähmt worden sein sollte. Die «Presse» führt heute zum Beweise der Unwahrheit desselben an, daß der Justizminiffer gestern mit in den Tuilerien gewesen sei. — Im linken Centrum soll eine ernstliche Meinungsverschieden heit wegen Auffassung der spanischen Hcirathcn bestehen, die Hr. ThierS, als Anlaß zur Störung der englischen Allianz und der Einverleibung vom Krakau, woraus die Jsolirung Frankreichs folgte, heftig angegriffen wis sen will. Die HH. Billault und Dufaure sehen dagegen die Abwendung, von England nicht ungern und sollen sich von der Politik des Constitu- tionncl zu der des Siecle bekehren wollen. — Der Bey von Tunis hat sich am 25. Dec. auf dem französi schen Dampfboote Labrador, sein Gefolge auf dem ihm von der französi schen Regierung vor einigen Monaten zum Geschenk gemachten Dampfer Dante zur Rückkehb nach Tunis eingeschifft. - , — Die Gazette de Berri schreibt, daß schon über 1200 Kanonen und Haubitzen für die Befestigung von Paris fertig, allein noch.nicht an den dafür bestimmten Aufbewahrungsort Bourgrs gebracht worden wären, weil die Gebäude, wo sie untergcbracht werden sollen, erst näch sten Sommer zu Stande kommen. — Im Moniteur werden 288 Namen von Personen bekannt gemacht, welcken für Rettung von Menschen und edle Hülfleistungen bei den Loire- Überschwemmungen des vorigen Jahres, sowie für ähnliche Thaten der Feuersgcfahr und andern UnglückSfällcn -silberne und goldene (vier> Medaillen verliehen worden sind. — Der Karlsruher Zeitung wird aus Paris geschrieben: „Wilhelm Weitling ist vor acht Tagen im tiefsten Jncognito mit einem falsche» Passe von Brüssel nach Paris gekommen und hat sich 24 Stunden hier ausgehaltcn, ohne beunruhigt zu werden. Er war im Begriffe, sich in Havre nach Amerika einzuschiffen; da jedoch das für ihn unter den deut schen Socialreformcrs in Neuyork durch die Redaction des «Deutsche» VolkStribun» gesammelte. Reisegeld nicht auSreichte, so ward noch eine Collette unter den deutschen Handwerkern in Paris gemacht, mit der«» Ertrage Weitling sich am 25. Dec. in Havre nach Neuyork einfchiffe» konnte." **Paris, 2. Jan. Die herkömmlichen Neujahrs reden, so weit sie der Moniteur heute mittheilt, sehen im Ganzen ihren Vorgängern ziem lich gleich, nichtsdestoweniger fällt Manches auf, was darin steht, und Manches, was darin übergangen wird. Die Rede des diplomatischen CorpS zeichnet sich besonders durch eine Kälte aus, die der Höhe unsers Baro meters nichts nachgibt. Letzterer ist seit einigen Tagen auf S Grad unter dem Gefrierpunkt gesunken, eine Bewegung, die hier eben so ungewöhn lich als unwillkommen ist. Die Antwort des Königs auf diesen kalte» Gruß athmet eben nicht mehr Wärme. Die Anrede des Reichskanzlers und Präsidenten der PairSkammer ist eine Zusammenstellung von all d«» Phrasen, wodurch Hr. PaSquier seit 16 Jahren den Verdienste»! Ludwig Philipp's und der Revolution huldigt. Dep König wählte eine dieser Phrasen zur Unterlage einer wahrscheinlich wohlgemeinten Lection für aste und jede Fürsten Europas: „Wie Sie richtig bemerkt, war die große Aufgabe, die ich zu lösen hatte, der Bund der Monarchen mit der Frei heit; eS handelte sich darum, die Völker fühlen zu lassen, daß sie der Monarchie bedürfen, und den Fürsten und Königen zu beweisen, daß die Monarchie der Freiheit bedarf. Weil man diesen Grundsatz miSkannte, weil man einerseits glaubte, die Freiheit wäre mit der Monarchie, an dererseits die Monarchie wäre mit der Freiheit unverträglich, ward Frank reich in die Stürme der Revolution hineingerissen. Möge Gott die an- >ern Nationen davor bewahren! Möge unser Beispiel die Völker und Könige überzeugen, daß dir Monarchie und die Freiheit neben einander