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der Wahl der sozialdemokratischen Abgeordneten Borgmann, Heimann, Hirsch und Hoffmann und Beweiserhebung über die Aufstellung der Wahllisten. Köln, 11. Februar. (Gouverneur a. D. von Bennigsen Direktor der Deutschen Kolo- /tialgesellschaft für Südwestafrika.) Wie die „Köln. Ztg." mitteilt, wird der bisherige Berliner Mit arbeiter diese- Blatt-, Gouverneur a. D. Rudolf v. Ben nigsen, demnächst den Verband der „Köln. Ztg." verlassen, um in den Borstand der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika als Direktor einzutreteu. Oesterreich. Wien, 11. Februar. (Wiedereinberufung beS ReichSrats.) Wie die „Nene Freie Presse" meldet, soll der ReichSrat zwischen dem 2. und 7. Mürz wieder einberufen werden. Der tschechische LaudSmannminister Or. Paczek hat seine Demission gegeben mit Rücksicht auf die Kritik, die vom Tschechenklub an dem Ministerium ge übt wurde. Das Demissionsgesuch wird aber vorläufig nicht erledigt werden. Prag, 11. Februar. (Die Audienz des Grafen Sternberg beim Kaiser Franz Jo sef.) Tschechische Provinzblätter melden als Resultat der Audienz des Grafen Sternberg beim Kaiser, daß der Graf sein Mandat als ReichSratSabgeordneter niederlegen und als aktiver Offizier in das Pardubitzer Dragoner-Regiment eintreten werde. Budapest, 11. Februar. (Verschärfung der österreichisch-serbischen Beziehungen.) Der „Pester Lloyd" erfährt bezüglich der serbischen Krisis von diplomatischer Seite in Wien, daß Oesterreich-Ungarn auf die Tauer die provozierende Haltung Serbiens nicht mehr dulden werde, sondern eventuell bald in Belgrad energische Vorstellungen erheben und falls nötig auch mit einer De monstration Vorgehen werde. Das Verhältnis zwischen Serbien und Oesterreich-Ungarn nimmt einen bedrohliche ren Charakter au. Rußland. Petersburg, 11. Februar. Die Antwort Rußlands auf den türkischen Gegenvorschlag ist dem türkischen Botschafter in Petersburg überreicht worden. In der Antwort begrüßt die russische Regierung die türkische Mitteilung als Ausdruck der priuzipielleu Ein willigung in das russische Projekt, welches die Bahn zu einer endgültigen Regelung der Frage öffne. Was die Gedanken der Türkei über die gleichzeitige Liquidation der Kriegsentschädigung an Rußland anbetrifft, so ist die rus sische Regierung, beseelt von den freundschaftlichsten Ge fühlen zur Türkei, grundsätzlich bereit, in die Beratung dieser Frage einzutreten, selbstverständlich unter der Be dingung genügender Garantien für die russischen Rechte und Interessen. Die russische Regierung macht aber der türkischen Regierung, ohne im Prinzip die Prüfung der vollständigen Liquidation der Kriegsentschädigungsgelder ab- zulehnen, den Vorsch äg, aufS neue das russische Finanz projekt zu prüfen, welches auf eine Summe von 120 bis 125 Millionen Franks fußt, in die auch die von Bulgarien zu leistende Entschädigung für die rumelischen Ostbahnen einbegriffen ist. Die russische Regierung schlägt ferner vor, unverzüglich die Bedingungen der sofortigen Durchführ ung dieser Finanzoperation gemeinsam zu erwägen. Kus Sackleu. — In Annaberg haben in letzter Zeit vereinzelt vor gekommene Lyphusfälle eine gewisse Beunruhigung in die Bevölkerung gebracht. Wie von zuständiger Seite ver lautet, liegt zu Befürchtungen indessen kein Anlaß vor, da sofort die nötigen Vorsichtsmaßregeln gegen ein weiteres Umsichgreifen der Krankheit augeordnet worden sind. — Bei den bereits in der Donnerslagnummer gemeldeten Pockenerkrankungen in Ehrenfriedersdorf handelt es sich, wie von dort weiter berichtet wird, glücklicherweise nur um leichte Fälle. Wie schon erwähnt, ist die gefährliche Krankheit in den Grundstücken der weit draußen vor der Stadt, beim sogenannten Mönchsbade gelegenen Pährisch'scken Wirtschaft nebst Ziegelei aufgetreten. Im ganzen liegen 16 Personen, Erwachsene und Kinder, die letzteren in der Mehrzahl, an den Pocken darnieder, die aber bis jetzt einen bösartigen Verlauf nicht genommen haben. Die isoliert liegenden Gebäude sind völlig für jeden Verkehr abgeschlossen worden. Die erkrankten Personen sind in versthiedeuen Zimmern untergebracht, wahrend die noch gesunden, aber Ansteckungsverdächtiqeu ebenfalls einen besouderu Naum angewiesen bekommen haben. Jeder Verkehr mit der Augenwelt ist für sie abgeschlossen. Die Pflege der Er krankten haben die Gemeinbediakonissin und zwei Pflegerinnen übernommen, die ebenso wie die Leute, welche die Desin fektion der Räume besorgt haben, nochmals geimpft worden sind. Erkrankt sind Angehörige der Familien Pährisch Käubler und Krümmt. Wie die Krankheit dort aufkommen konnte, darüber verlautet an maßgebender Stelle noch nichts. verMcbe klngeleggntisitsn. Schneeberg, 11: Februar. Die von den beiden ErzgebirgSzweigveretnen Schneeberg und Steu städtelauf gemeinschaftliche Kosten angelegte Ruschel bahn, von der Höhe des Gleesbergs hexab, ist nach langem Harren seit Sonntag fahrbar und wird! viel benutzt. Frei lich erfordert die Bahn, die einen ziemlich bedeutenden Fall besitzt und durch die Abfuhr von Hol- und LaS letzte Tau wetter nicht völlig glatt ist, schon etwas geübte Ruschler. Es gewährt auch für Zuschauer großes Vergnügen, Damen und Herren sowie Kinder, einzeln, zu zweien und zu dreien, auf ihren Schlitten blitzschnell und den Schnee hoch ausstäubend den Berg heruntersausrn zu sehen, wie sie mit großer Geschicklichkeit die Hindernisse nehmen. Ein präch tiger Blick aus Schneeberg und die Umgegend bietet sich poi.u Anfang der Ruschelbahn, und schon der Anblick der herrlichen Wiuterlaudschaft lohnt einen Besuch des Berge- lmd der Rusch« bahn. UebcrdieS ist auch im nahen Untcr- kuuftShauS am Köhlerturm für Bewirtung gesorgt. Die Zuschauer werden gebeten, die Fahrbahn nur an dem äußersten Rand zu betreten, um die Fahrer, die ihre volle Aufmerksamkeit auf die Bahn zn lenken haben, nicht zu gefährden. Für nächstes Jahr ist die Anlegung eines be sonder» Wegs für die Fußgänger und eine gründliche Einebnung der Bahn, was in diesem Jahre nicht mehr möglich war, sowie ein Besäen mit Waldgrassamen vorge sehen. Da die Anlegung der Ruschelbahn nur durch das freundliche Entgegenkommen deö Herrn Kommerzienrat vr. Schwabe und der Heimstätten Verwaltung zu Leipzig er möglicht wurde, so ist zu erwarte», daß die Besucher des Berges den Erwartungen auf Schonung deS Besitzes der Heimstätte entsprechen, besonders aber nur die erlaubten Wege benutzen und auch die Anpflanzungen nicht befahren und beschädigen sowie den Weisungen der mit der Aufsicht betrauten Herren der Erzgebirgszweigvereiue und der Heimstättenverwaltung Folge leisten. Neustädtel, 12. Februar. Wiederum konnte gestern im Sitzungszimmer der k o n sor t s ch a f t li ch e n Grubenverwaltung hier eine größere Anzahl von Unterbeamten und Arbeitern, welche nach vollendetem 21. Lebensjahre ununterbrochen 30 Jahre und länger beim Schneeberger Bergbau beschäftigt sind, das vom Königl. Ministerium des Innern verliehene tragbare „Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit" in feierlicher Weise ausgehändigt werden. Im Auftrage deS Königl. Blau- farbenwerkskommissars wurden durch die Herren Lokal bevollmächtigten für den Bergbau iu Gegenwart der Herren Mitglieder des Arbeiterausschusses durch llebcrreichuug des gedachten Ehrenzeichens nebst der VerleihungSurkuude fol gende Herren ausgezeichnet: Obergänghäuer August Fried rich Preiß, Schmiedemeister Karl Hermann Höhtig, Poch werksaufseher Gottfried Hermann Ebert, Tagearbeüer Karl Gottlieb Schreiber, Pochwerksarbeiter August Friedrich Klaumüuzner, Maschinenwärter Gustav Louis Morgenroth, Doppelhüuer Ernst Wilhelm Büttner, Oberzimmerliug Friedrich Wilhelm Löffler, Pochwerksarbeiter August Julius Morgenroth, Treibemeisler Karl Hermann Döhnel, Ober- maurer Ernst August Voigt, Tagezimmerling Kari Hein rich Bauer, Zeugnrbeiter Karl Richard Wenüwr, Ausläufer Gustav Louis Eberl, Lreibrmeijter Karl Erdmann Schürer, Schmiedegesellen Ernst August Wagner und Doppelhäuer Hermann Gustav König. — In seiner Ansprache hob Herr BlaufarbeuwerkSdirektor Baudenbacher die Bedeutung der Auszeichnung hervor, widmete den Dekorierten herzliche Worte deS Danks und der Anerkennung für ihre lang jährige» treuen Dienste, knüpfte daran innige Glückwünsche und schloß die Feier nach gutem Beramannsbrauche mit einem dreimaligen „Gluck auf!" auf Se. Majestät den König. Als äußeres Zeichen der Anerkennung ließ das Konsortium jedem der Ausgezeichneten ein wesentliches Geldgeschenk behändigen. Unter den reichlich 800 Beamten und Arbeitern, welche das Sächsische Blaufarbenwcrks- konsortium in den beiden Blaufarbenwerken zu Oberschlema und Pfannenstiel sowie beim Schneeberger Bergbau be- schäftizt, befinden sich zur Zeit 71 Dekorierte - dies ist gewiß ein ehrenvolles Zeichen sowohl für das Konsortium, w.e für seine Beamten und Arbeiter. Neustädtel, 11. Februar. Der hiesige Land wirtschaftliche Verein beschloß vor einiger Zeit ein stimmig, den Herren Eduard Bachmann, Adam Hergert, Christian Salzer und Gregorius Walter für ihre hohen Verdienste um die Förderung der Landwirtschaft Eyren- diplome zu verleihen. Diese Auszeichnungen wurden heute den genaunten Herren durch eine Abordnung des Vereins in entsprechender Weise überreicht. Auerhammer, 12. Februar. Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich gestern nachmittag im Walz werke eines hiesigen Fabriketablissements. Der Arbeiter M. aus Zschorlau geriet mit der Hand in eine im Gange befindliche Walze, welche fast den ganzen Arm hineinzog und förmlich abtrennte. Der Bedauernswerte wurde so fort iu die Pilling'sche Heilanstalt gebracht. Jugel, 11. Februar. Als der zehnjährige Knabe Funkhänei auS WittigSthal hier mit Pfannkuchen hausierte, kam er auch iu die Wohnstube des ^Tischlers Robert Unger. Hier bemerkte der Knabe in einer Ecke der Stube eiu altes Gewehr, das er hervorholte und mit. dem er spielte. Im Scherz richtete er die Waffe auf die sieb zehnjährige Rosa Unger, der die Ladung (Schrot) in den Kopf drang. Am nächsten Tage erlag das Mädchen den Verletzungen. — Sonderzug zum Wiutersportfest in Johanngeorgenstadt. Wir werden gebeten, noch einmal darauf hinznweisen, daß der bereits bekannt gegebene Sonderzug zum Wintersportfest iu Johanngeorgenstadt, der eine sehr günstige Verbindung darbietet, bestimmt ver kehren wird. letzte WrO.». lelOmsche NaWN teS Erzgeb. BotksfreuudeS. Berlin, 12. Februar. Im prachtvoll geschmückten Opernhause fand gestern abend Galaoper statt. Gegeben wurden Teile der historischen Pantomime „Sardanapal". Um 8^/, Uhr erschienen die Majestäten in der großen Hofloge. Der König von England in deutscher Admirals uniform führte die Kaiserin, der Kaiser in der Uniform seine- englischen Dragonerregiments die Königin von Eng land. Nach der Vorstellung hielten die Majestäten im Foyer Cercle. Berlin, 12. Februar. Der von gestern auf heute vormittag verschobene Besuch König Eduards in Potsdam ist der großen Kälte wegen wieder abgesagt »vordem Berlin, 12. Februar. Die diesjährigen Kaiser. Manöver zivischeu Stuttgart und Heilbronn werden die größte» sein, welche Deutschland je gesehen hat. Fast ein Viertel deS ganze» deutschen Heer-, darunter die ganze bayerische Armee diesseits des Rheins, soll vor dem Kaiser manövrieren. Berlin, 12. Februar. Durch einen raffinierten Schwindel wurde eine Anhängerin der Gesundbeter, gemeinschaft um über 40000 Mark betrogen. Die Vc. trügerin, die 68 Jahre alte erblindete frühere Ballettänzerin Karoline Maier wurde gestern auS dem Zuchthause vorge- führt und von dec Strafkammer zu zusätzlich 1 Jahr Zuchthaus verurteilt. Ihr Neffe erhielt wegen Beihilfe zum Betrüge 1 Monat Gefängnis. Köln, 12. Februar. Der „Köln. Ztg."- wird aus Konstantinopel berichtet: Als die Pforte den erster russischen Vorschlag erhielt, war daS erste Gefühl das der Neberraschung und sie suchte angesichts des iu de. Tat ziemlich verwickelten Problems Rat bei dem bekannten englischen Fiuanzmann Sir Ernest Cassel. Bei den Be- sprechungen hierüber kam die Pforte zu der Ueberzcugun^ daß der russische Vorschlag neben bedenklichen Punkten für die Türkei eigentlich nur Vorteile für Rußland enthalte und sie gelaugte dann, ebenfalls unter der Mitarbeit des genannte» englischen Ratgebers, zu dem Gegenvorschlag, welcher den Gegenstand der letzten russischen Note bilde:. In welcher Weise sich die Angelegenheit wieder entwickeln wird, ist nicht leicht vorauSzusehen und nur da) Eine scheint klar, daß bisher feine Beschleunigung der türkisch, bulgarischen Verständigung durch das russische Eingreifen nicht herbcigefnhrt worden ist und daß man sogar eher von einer Verzögerung sprechen kann. Stuttgart, 12. Februar. Der Seniorenkonvent der Zweiten Kammer hat beschlossen, den Landtag morgen bis zum 23. März zu vertage», um der Finanz- komuussion Zeit zur Beratung des Etats zu gewähren. Da außer dem Etat noch verschiedene wichtige Gesetze zu erledigen siud, so ist mit einer Tagung bi'S in den August hinein zu rechnen. München, 12. Februar. Der Nord-Süd- Expreß Cannes—Berlin, der abends 10 Uhr in München fällig ist, blieb gestern aus. Statt seiner traf ein von Ala abgesaudter kleiner Ersatzzug ein. Madrid, 12. Februar. In dem gestern unter dem Vorsitz deS Königs abgehaltenen Ministerrat erstattete Ministerpräsident Maura Bericht über die innere und äußere Politik, besonders über die Zusammenkunft König Eduards mit Kaiser Wilhelm und über das deutsch- französische Kongoabkommen. Der Ministerpräsident er klärte e-Z für alle an Marokko interessierten Mächte für vorteilhaft, denn es werde jeden Grund zur Beunruhigung über die Haltung Deutschlands schwinden lassen. Lissabon, 12. Februar. Der König von Spanien trifft heute zum Besuche des Königs von Por tugal in Villa Vicosa ein. Die amtlichen „Noticias de Lisboa" erklären ausdrücklich, das Gerücht von einem spanisch-portugiesischen Bündnis sei unbegründet) sie be tonen, daß die Zusammenkunft einen rein familiären Cha rakter trage. London, 12. Februar. ,Die vier Parlaments» Mitglieder der Arbeiterpartei, welche von dem Trade Unions-Kongreß zum Studium der staatlichen Unfall-, Krankheits- und Juvaliditätsversichrrung nach Deutschland entsandt waren, haben nunmehr ihre» Bericht eingereicht. In diesem wird hervorgehobcu, daß das System sich außerordentlich gut bewährt hat. Santiago de Chile, 12. Februar. Es ist ein wandfrei festgestellt worden, daß der in der Gesandtschaft aufgefuudeue Leichnam der des chilenischen Pförtners Ezechiel Tapia ist. Die öffentliche Meinung beschuldigt den Kanzlisten Beckert des Mords und der Brandstiftung. Er soll die Verbrechen begangen haben, um dadurch den Diebstahl von 25 000 Piastern zu verheimlichen, welche aus der Kasse der Gesandtschaft verschwunden sind. Ter flüchtige Beckert ist in Chillan verhaftet worden. (Siehe „Neues aus aller Welt". D. N.). - Buenos Aires, 12. Februar. Die Streik» bewegung in Rosario ist beendet. Sacramento, 12. Februar. Der StaatSsenat hat auch die letzte anti japanische Resolution, in welcher eine Volksabstimmung über die japanische Ein wanderung verlangt wird, abgelehtttr Für die Redaktion verantwortlich: L. Schlesinger, Schneeberg Rotationsdruck und Verlag von E. Hiller, in Fa.: C. M. Gärtner, Schneeberg. Boraussage des Kgl. Msteorolozische« Institut- zu DreSdeu für den 13. Februar: Nordwestwind) wolkig) Temperatur nicht erheblich geändert) Schnee.