Inhannns Brahms Varifltiunmi über ein Theum vnn Joseph Haydn. B-dnr, op. 5Ba Zu den Haydn-Variationen, die Johannes Brahms 1873 als sein Opus 56 schrieb, verwendete er als Thema ein Stück aus einem Divertimento für Blasinstrumente von Joseph Haydn, das mit den Worten „Choräle St. Antoni" näher bezeichnet wird. Der Brahms-Biograph Kalbeck behauptet, Brahms habe mit diesem Werk die Versuchungen des Heiligen Antonius darstellen wollen, wie etwa heute Hindemith im Schlußsatz seiner Sinfonie Mathis der Maler. Die Variationen von Brahms sind als Charaktervariationen anzusprechen. Brahms hat also nicht variiert, indem er nur Ver änderungen an der Melodie, an den Harmonien, am Rhythmus und an der Lautstärke vornahm, sondern er hat mit Hilfe des immer veränderten Themas andere inhaltliche Aussagen machen wollen. Es sind dadurch in sich geschlossene Musikstücke entstanden, die von gegensätz lichem Charakter sind und das Thema nach sei ner ganzen inhaltlichen Tiefe auszuloten ver suchen. Den Höhepunkt schafft Brahms im Finale (als ein Beweis dafür anzusehen, daß Brahms meisterhaft disponieren konnte und fähig zur letzten Steigerung war), das selbst wiederum eine Variationsfolge über einen fünfaktigen osti- naten (immer wiederklingenden) Baß darstellt, wobei das Haydn-Thema allmählich immer klarer, machtvoller und schöner hervortritt. Die ses Werk ist ein Vorläufer seiner Sinfonien; es ist eigentlich durchaus sinfonisch empfunden und reiht sich also würdig in die schöne Kette seiner vier Sinfonien ein.