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Der gacßmufifer: „Unb gerabe ein folcßer befielt Hießt. Siefer lefytc ©aß ift gang .unnapoleonifcß*, wenn man fo fagen barf. 3n ißm bcßnnf ßcß SeefboDen wieber auf bie DIfufif als gauberbaftes, gauberoolles Spiel. 2Illerbings in einer gang anberen Sphäre als bei ben erßen Sinfonien." ©er 3Itufif freunb: „2öas meinen ©ie bamit?" Ser gacßmufiter: „©eben ©ie hier einmal bie Partitur. ©as einleifenbe Allegro molto Eommf mir immer oor, als roolle 33eeti)Ot>en alles, was er in ben erflen brei ©äßen gefagt bat, roegroiftben. ©S iß, als moüe er eine Xrennungswanb aufßellen. ©o, fagf er, jefif ©cß[uß bamit. ^cf>f geige icb euch einmal etwas gang Slußergewoßnlirbes." ©er 93tufiffreunb: 3 iß fann mir fcßon benten, roorin biefes Slußergewößnlicße beftebf. ©ie fpielen ftcßer auf bie gerabegu Oerblüffenbe 2Irf, mit ber SeefßoDen hier bie Sariationstecßmf mit ber ©urcßfübrungstecßnif oermifcbf bat, an." Ser gacßmufiEer: „(Ja, auf bie außerorbentlicße Äunß, mit ber SeefboDen baS aus ben .©efcßöpfen beS Prometheus* entnommene Xfyema, unb groar eine fimple Saßßimme, als Paffacaglia (23ariafionen über gleicßbleibenbem Saß) bureßfübrt unb mit bem in ber briften Sariafion auffambenben (Oboen unb Älarineffen!) ©egenfbema (ebenfalls ben .©efcßöpfen beS Prometheus* entnommen) Eoppelf. @s läßt ficb mit bloßen 2Borfen gar nicht fcßilbern, mit roelcber Äunfl Seefbooen oor= gebt, welche Äünße bis gur gugem unb ©oppelfugenteehnif er anmenbef. Sa müßte ich 3b ncn an l?anb ber Partitur unb am Älaoier ein jfolleg über Äompofifion lefen." ©er Dliufiffreunb: „Um fo Oerwunberlicber iß bann, baß feinergeif, nach bem ©nfßebcn beS ZSerEes bie Ceipgiger ,21Hgemcine DHußfalißhe Reifung* befürchtete, ber Jtomponift würbe fiel) ,gang ins fRcgellofe* oerlicren!" ©er gacßmufiEer: „Das iß ein 23orwurf, ber allgu leicht neuen 2Berten gemacht wirb. Das follfe uns gu benten geben, wenn wir neue 2Berfe ßören." ©et Oltufif freunb: „©agu haben wir ja halb ©etegenbeif in ber Philharmonie." ©er gacßmufiEer: „3cß b°ff c > öaß Sie auch ö' c ffongerfe ,3eitgenöffifche DIlufif* befutheu werben. ©6 gibt ba allerbanb 3ntercffantrS gu hören." ©er UUufiEfreunb: „©in bißchen Diel Siffonangen oielleicht?" Ser gachmufifer: „Somit bürfen ©ie als begeißerter SeefboDenianer fcßon gar nießt fommen. 3m erßen Saß ber Don 3ßnen f° geliebten ,@roica* gibt es eine ©feile, bie an Sißonang Don ben Eübnßen iTteuerern nicht überbofeti werben fann. 3cß meine bie Dier Xafte oor ber Dleprife, wo SeefßoDcn bie Dominante über bie Xonifa türmt, wo er alfo wenn nicht atonal, fo hoch polpfonal iß." ©er PtufiEfreunb: „©as hätte man allcrbings nach bem JjagbmDTtogarfäÄlang ber beiben erßen Sinfonien Hießt erwartet. Demnach iß SeefboDcn mit ber briften ©infonie ein gang anberer geworben?" ©er gacßmufiEer: „©in anberer unb man tönnfe fagen: ein eigener, ©leithgeifig mit ber ,©roica* enfßanbcn ja auch bebcufenbe 2Berfe, bie uns beute bec 3nbegrijf SeefboDenßher DTtußf bünten. 23or allem ber .gibcÜD*, aber auch bie .Äreußerfonate* (1803), bie .ZBalbßeinfonafc* (1804) unb bie ,21ppafßonafa‘ (1806). 2Iuch bas Xripel* .ftongerf enfßanb in biefen (J a bren (1805)." ©erDKufitfreunb: „Demnach 'ß bieSmal bas gange Songerf ftreng chronologißh gehalten?" Der gachmufifer: „Das fann man gut fagen. Denn bie OuDerfüre ,0ie SEuinen Don !2Ifben‘, bie fpäfer, nämlich 1811 Eomponierf würbe, iß nur eine ©elegcnßcifs* atbeif, bie genau fo gut 10 (Jahre früher hätte gefeßrieben werben tonnen." ©er DItufiEfreunb: „Unb bas XripelAtongerf?" Ser gachmufifer: „3ß aueß nur ein aus äußeren ©rünben enfßanbeneS 2BerE beS reinen ©pielfriebs." ©er CQiufi f f r c n ii b: „Dann fann icß mieß alfo gang auf bie ,©roica* fongentricren." Der gaeßmufifer: „®o bat es SeefboDen aueß gewoHf, als er in bie erße 23ioIin= ftimme notierte, man möge ben 3 u bä r er Dor biefer Sinfonie, ,bie über bas gewoßnfe .Uiaß auSgebeßiif ift*. Dorßer nießf gu feßr ermüben." Dr. Karl Laux.