Erläuterungen: Beethoven: 2. Sinfonie D-Dur Beethovens (1770—1827) eigentümlicher Sinfoniestil entfaltet sich richtig erst von seiner 3. Sinfonie (Eroica) an. Die „Zweite", die 1802 entstand, stellt aber eine deutliche Übergangsphase von der „Ersten“ zur „Dritten“ dar. Die empfindungsmäßigen Partien erscheinen bereits vertiefter als in der „Ersten“. Es ist nicht mehr ganz der wolkenlose, heitere Himmel Haydns oder Mozarts, den wir in der „Ersten“ noch schauen; wenigstens zunächst noch nicht. In breiter Entwickelung spinnt, bevor das Hauptthema einsetzt, eine seelenvolle ernste Melodie die Einleitung. Das Hauptthema selbst ist von rüstig dtiyyjender Art und das zweite ist dann endgültig der Ausdruck für Lebenskraft und F^Pae. Der zweite Satz gehört zu den meistgespielten Beethoven-Sätzen. Ein inniger Gesang, wie ihn wohl nur ein Genie schaffen kann. Zum ersten Male bricht Beethoven mit der Gepflogenheit, als Mittelsatz ein Menuett zu bringen. Der dritte Satz ist nämlich ein Scherzo. Übermütige und auch behagliche Stimmung erfüllen ihn. Lebens freude, Betätigungsdrang sprechen dann auch aus dem Finale (Endsatz) Johannes Brahms: Die Sinfonie Nr. 4 (E-Moll) ist seine letzte und reifste Sinfonie (entstanden 1884/85). Dem seelischen Gehalte nach kann man in diesem überwiegend herben, ernsten Werke einen Gesang von der Ver gänglichkeit alles Irdischen sehen. 1. Satz: Allegro non troppo (nicht zu rasch). Das schlichte, liedartige Hauptthema setzt ohne Einleitung sofort in den Violinen ein, wird von den Holzbläsern und Bässen übernommen und erhält in einem rhythmisch markanten, ritter lichen Fanfarenthema der Hörner und Holzbläser einen interessanten Gegen satz. ln der beide Themen verarbeitenden Durchführung behält der Gegen satz das Uebergewicht. Die dann folgende Wiederholung des ersten Teiles führt in leidenschaftlicher Steigerung den Satz zu Ende. 2. Satz: Andante moderato (ruhig-gemäßigtes Zeitmaß). Altertümelnder Charakter; * bailadenhafte, romantische, frohe und wehmütige Stimmungen gehen von dem auf älterer Harmonik aufgebauten, den Satz beherrschenden Thema aus. 3. Satz: Allegro giocoso (scherzhaft bewegt). Ein wilder, knorriger Humor mit dämo nisch-grausigem Unterton, nur vorübergehend von freundlicheren Lichtern unterbrochen, gibt dem Satz sein ganz eigentümliches Gepräge. 4. Satz: Allegro energico e passionato (entschlossene und leidenschaftliche Bewegung). Flammenschriftartig stellen am Anfang sämtliche Bläser ein fast drohendes, mahnendes Thema hin. 32 kunstvolle Veränderungen des Themas bilden den weiteren Inhalt des Satzes. Die Mystik mittelalterlicher, düsterer Dome scheint in Tönen ausgedrückt, zugleich der Geist der Unerbittlichkeit ge waltiger Schicksale. Dr. Kreiser.