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entsandt worden. nd die Namen der bei BoranSsage -eS Kgl. Meteorologische» Justitnts z« Dresden für den 9. August: Trocken und meist heiter - Abnahme der Winde - wärmer Neues aus aller Welt. — Neber das schwere Eisenbahnunglück beiTremcsseu in der Provinz Posen, das wir iin Tepescheutcil der gestrigen Nummer meldeten, liegen jetzt weitere Nachrichten vor. Danach sind in der Stacht zum Mittwoch von dem Schnellzug Str. 52 auf offener Strecke ^wi.chen Talsee.und. Tremeffen beide Lokomotiven, Packwagen uno vier Personenwagen entgleist. Acht Reisende sind tot, fünf schwer und, soviel bekannt, fünf leicht verletzt. Die Schwerverletzten sind im Krankenhaus Bethesda iu Gnesen untergebracht. Zwei Zugbeamte sind leicht verletzt. Beide Lokomotiven, Packwagen und zwei Personenwagen sind, wie schon berichtet, schwer, zwei Personenwagen leicht beschädigt. Die Untersuchung ist im Gange. Beide Gleise wurden stark beschädigt. Die D-Züge werden umgeleitet - der übrige Per sonenverkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. DerMini- Ncr der öffentlichen Arbeiten hat sich anOrtund Stelle begeben. Betroffen von dem schweren Unfall wurde der D-Zug Nr. 52 Thorn-Berlin, der den direkten Anschluß an Inster burg und Warschau herstellt. Er ging gestern nacht 11,38 vom Hauptbahnhof in Thorn ab, traf 12,14 in Hohensalza, 12,43 in Mogilno, 12,54 in Tremessen ein. Von dort sollte er nach Gnesen weiterfahren und 1,14 nachts ein- .treffen, um dann über Posen 1,58, Bentschen 3,11, Schwiebus 3,38, Frankfurt a. O. 4,38 in Berlin auf dem Schlesischen Bahnhof heute früh 5,51 einzutreffen. Der Zug hatte in Tremessen um 12,50 nachts knapp eine Minute vorschriftsmäßig gehalten und war dann in der Richtung nach Gnesen weitergefahren. Vor Gnesen liegt, 8 km von dort entfernt, die Station Talsee, an der nur Pcrsonenzüge halten. Zwischen Talsee und Tremessen ist eine Entfernung von 7,6 kwi- auf dieser letzten Strecke entgleiste der aus Thorn ^heranbrausende D-Zug 52 und stürzte die mehrere Meter hohe Böschung hinab. Im letzte lelWMe «.teleOiisWOM des Erzgeb. Volksfre»»des. Chemnitz, 8. August. Ein Automobil, das voil Dresden hier durchkam und, weil die Insassen des Weges unkundig waren, voll hier einen Chauffeur namens Illgen mitnahm, fuhr heute nacht in der Nähe von Pfaffeuhain in den C h a u s s c e gra b en. Illgen, der verheiratet lind Vater eines Kindes ist, wnrde dabei der Brustkasten eingedrückt, so daß er sofort starb. Die beiden anderen Insassen blieben unverletzt. Das Automobil ist tark beschädigt. Swinemünde, 8. August. Der Kaiser empfing vor seiner Abreise von hier noch den Direktor der Hamburg- Amerikalinie Kapitän zur See z. D. von Grumme- Herr von Grumme wnrde auch zur Tafel geladen und nahm an der Automobilfahrt deS Kaisers teil. Königsberg, 8. August. DaS Generalkommando des 1. Armeekorps hat infolge der ungünstigen wirtschaft lichen Verhältnisse den größten Teil der Einberuf ungen der Mannschaften des Beurlaubten- tandes aufgehoben, soweit er sich aus den land- virtschaftlichen Bevölkerungskreisen rekrutiert. Potsdam, 8. August. Ein Wüstling versuchte m Nowawest ein Sittlichkeitsverbrechen an einem 3'/, jährigen Arbeiterkinde. Das Schreien deS KindeS ver anlaßte ihn, von seinem Opfer loszulassen. Er verletzte aber das Kind durch Messerftiche in den Unterleib. Det Verbrecher entkam. Die Verletzungen sind nicht lebens gefährlich. . .. . Gnesen, 8. August. Minist^ Breitenbach äußert sich über da- Eisenbahnunalück von T.remelien anzunehmeu. — Eine neue Wendung im Prozeß Hau. Der Sensationsprozeb Hau nimmt immer verzwicktere For men au. Nunmehr ist, nach einer Meldung aus Karlsruhe auch der vorgestern entdeckte Baron v. Lindenau plötzlich aus Mannheim verschwunden. Aus seinem Briefe gehthcr- vor — und er hat es auch mündlich versichert — daß er noch viel mehr wisse, als in deni Brief enthalten ist. Die Benachrichtigung Haus, daß der Zeuge des Mordvorganges gefunden worden ist, hat auf Hau im Gefängnis einen sehr deprimierenden Eindruck gemacht. Herr v. Lindenau hatte sich als Zeuge deshalb nicht selbst melden wollen, weil er mit seiner Frau im ScheidnngsverhältniS steht und nicht in die Affäre verwickelt werden wollte. Neber die Per son Lindenaus ist bis jetzt folgendes bekannt geworden: Er wohnte erst seit dein 1. August in Mannheim in einem möblierten Zimmer eines bescheidenen Miethauses und suchte Stellung als Lehrer der englischen und französischen Sprache. Vorher war er in Karlsruhe ansässig gewesen, wo er durch Bailspekulationen sein Vermögen verloren haben will. „An den Tatort," sagte er aus, „habe ihn eine diskrete Ange legenheit geführt. Zwischen ihm und seiner Frau schwebe ein Ehescheidungsprozeß. Wegen seiner finanziellen Lage sei ihm uahegelegt worden, sich durch eine anderweite Heirat finanziell zu rangieren. Am Mordtage habe er nun mit einer Dame ein Rendezvous auf den Lindenstaffeln in Baden-Baden verabredet. Als Erkennungszeichen sollte die Dame einen weißen Shawl tragen. Ich ging hinter den bei zen Damen Molitor her, hörte den Schuß fallen und sah die ältere Dame wanken und zusammenbrechen. Zuerst wollte ich den Damen zu Hilfe eilen, als die jüngere aber um Hilfe rief, glaubte ich mit Rücksicht auf die Veranlassung, die mich in die Straße geführt hatte, am besten zu tun, mich zu entfernen. Ich erkläre ausdrücklich, daß Hau der Mör- >er seiner Schwiegermutter nicht ist und auch nicht sein kann, aber unter keinen Umständen werde ich mehr als ZieseS aussagen. Ich habe meiner Gewissenspflichtgenügt." Der Oberstaatsanwalt Duffner war gestern aus Karlsruhe in Mannheim eingetroffen, um persönlich mit Herrn v. Lindenau zu sprechen. Als er aber dessen Wohnung be trat, war Lindenau bereits, gegen seine Gewohnheit, vor 7 Uhr weggegangen. Seine Wirtschafterin konnte nicht Auskunft geben. Ueber das Verbleiben von Lindenaus ist bis jetzt nichts bekannt. » Die König-Würde errang Herr Bäckermeister Loui- Thümm ler. Nach der Proklamation deS neuen Schützenkönig- er folgte mit Musik der Einzug in die Stadt. Ein froh belebter Ball in Bad Ottenstein beschloß da- Fest. Lauter, 7. August. Während heute vormittag der Elektromonteur Kr. mit Reparaturarbeiten am Leitungsnetze beschäftigt war, brach kurz nach 11 Uhr der Leitungsmast, auf welchem Kr. arbeitete ab und fiel zur Erde. Kr. wurde ein Stück zur Seite geschleudert und blieb besinnungslos liegen. Er wurde in das nächste Haus getragen, wo ihm ärztliche Hilfe zu teil wurde. Er erlitt u. a. starke Ver letzungen des Ellbogengelenkeä und einen komplizierten Unterarmbruch. Bernsbach, 7. August. Beim Reisigtragen wurde ein hiesiger Bäckermeister von einer Kreuzotter ge bissen, so daß seine Hand stark anschwoll und er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. NcidhardtSthal, 7. August. Dieser Tage stahlen hier Zigeuner einer armen Arbeitersfrau während deren Abwesenheit aus der Wohnung 10 Mk. und suchten dann mit ihrem Gefährt das Weite. Leider, wurde der Diebstahl erst nach einer Stunde entdeckt. Trotzdem die Verfolgung durch die zuständigen Gendarmen und Polizeiwachtmeister Vogel mittels Fahrrads unternommen wurde, gelang cS nicht, der Zigeunerbaude habhaft zu werden. Sosa, 7. August. Gestern wurde an der Straße Sosa- Jägerhaus ein Sittlichkeitsverbrecheu an einem 3'/z Jahre alten Kinde verübt. Das kleine Mädchen suchte mit ältecen Spielgefährten Beeren, als es von einem jungen Menschen angelockt und in schändlicher Weise mißbraucht wurde. Die anderen Kinder ergriffen die Flucht. Der Un hold hat bei seiner Verfolgung den Weg nach Schwarzen berg durch das Holz eingeschlagen. Hoffentlich gelingt es, den Verbrecher zu ermitteln und festznnehmen. Das kleine Mädchen wurde in ärztliche Behandlung genommen. Glück licherweise soll der Zustand des Kindes nicht besorgniser regend sein. Johanngeorgenstadt, 7. August. Während es für wenige Niinuten von der Großmutter, die einer häus lichen Beschäftigung uachzugehen hatte, allein gelassen war, näherte sich das jüngste Kind einer hiesigen Familie plötzlich der Treppe und stürzte so unglücklich auf das Hauspflaster herab, daß es nach kurzer Zeit starb. Niederzwönitz, 7. August. Gestern nacht gegen 1 Uhr brach in der Herrn Viehhändler G. Bauer gehörigen Wirtschaft Feuer aus, welches Scheunen und Stallgebäudes, die mit Heu und Futtervorräten gefüllt waren, vollständig einäscherte. Das Vieh konnte gerettet werden. Es wird böswillige Brandstiftung vermutet. Vom Fichtel berge, 7. August, wird uns geschrieben: Der Touristenverkehr ist jetzt hier äußerst lebhaft. Während der Ferien haben im Fichtelberghause au keinem Tage die Fremdenzimmer zugereicht, so daß die Erweiterung des Hauses unbedingt nötig ist. In Wiesenthal ist der Fremdenverkehr gleichfalls sehr stark. — Das über 1000 nr hoch gelegene böhmische Städtchen Gortesgab rourdecheute durch mehrere Schadenfeuer helmgesucht. Eine alte Schneidemühle und ein Haus daneben brannten vollständig ab. Ein bedeutendes Feuer war ferner in dem besonders in Touristenkreisen bekannten Hotel „Grünes Haus" ent standen. Durch dasselbe wurde der Dachstuhl vollständig und das Innere des Hauses zum größten Teil zerstört. Der Besitzer Sigl erleidet großen Schaden, zumal in der jetzigen Hauptverkehrszeit. — Eine neue Erfindung in der Stickerei- Industrie haben die Lehrer der Stickerei-Fachschule in Plauen, Rettig, rind ein dortiger Färbermeister gemacht, die für die Herstellung von bunter Stickerei mit Garn und Seide bedeutsam sein soll. Hiernach wird zwar Garn und Seide in einer Farbe (weiß) verstickt, wenn die Stickerei jedoch von der Appretur kommt, wird sie infolge Imprägnie rungen in verschiedenen Farben erscheinen. Die Seiden effekte erhalten andere Farben, wie die Garnstickerei, wo durch eine zwei- oder dreifarbige Spitze entsteht. Gestickt wird auf Tüll mit Garn und Seide. In folgender Weise: An der Stelle, wo der Durchgangs- zug Nr. 52 entgleiste, sollte nachts in einer Länge von 63 Metern eine Ausbesserung der Schienen erfolgen. Die Vorarbeiten waren vor dem Passieren deS Zuge) in An griff genommen worden. Die endgültige Umlegung der Schienen sollte unmittelbar nach der Durchfahrt erfolgen. Mit dieser Tatsache dürfte die Katastrophe in Verbindung stehen. Der Minister teilte mit, daß noch ein neunter Leichnam auf der Strecke. Tremessen—Gnesen ''gefunden worden ist. Dies ist eine unbekannte Frau, die keinerlei Verletzungen erlitten hat. Sie war aus dem verunglückten Zuge ausgestiegen und etwa 10 Kilometer wett gegangen. Sie ist dann, offenbar infolge des großen Schrecks vom Schlage getroffen, tot niedergesunken. Der Minister trat abends die Rückfahrt nach Berlin an. Gnesen, 8. August. Hier liegen 8 Leichen- 2 Schwerverwundete sind auf dem Transport nach Posen ge storben. Somit ist die Zahl der Toten anläßlich des Eisenbahnunglücks bei Tremesseu auf 11 gestiegen. Hirschberg, 8. August. Heftige Gewitter mit schwerem Hagelschlag haben stellenweise großen Schaden angerichtet. Neiße, 8. August. Bei der Rückkehr eines Pionier bataillons vom Exerzierplätze wurde der Reserveleut nant Urban vom Herzschlag getroffen und ist ge storben. Oldenburg, 8. August. Die hiesige Abteilung dH Artillerieregiments Nr. 62 ist auf Befehl des Krirgs- ministers aus den Manöver« zurückberufen worden, um wegen der zurückgebliebenen Ernte Flurschäden zu vermeiden. Karlsruhe, 8. Augr^s^ Der neue Zeuge im Prozeß Hau, -Freiherr von-Lindenau, ist polizeilich fest genommen worden und wurde in Vas Untersuchungsgefäng nis übergeführt. (Siehe „NemA Ms aller Welt". D. R.) Paris, 8. August. Ms: Unterseeboot Castor ist nicht, wie die Norgenblätter meldeten, in Rochefort gesunken, vielmehr lief dM Schiff nur beim Ver lassen des Bassins auf, wobei ein umfangreiches Leck ent stand, das aber sofort verstopft wurde. (Siehe „Neues aus aller Welt. D. R.). Paris, 8. August. Aus Tanger wird gemeldet: Der französische Geschäftsträger Graf St. Aulaire begab sich zu dem Vertreter des Sultans, um ihn über den Cha rakter des Bombardements von Casablanca aufzuklären und ihm mitzuteileu, daß die marokkanischen Behörden für die jüngsten Angriffe gegen die französischen Staatsangehörigen in Tanger verantwortlich gemacht wer den würden. Der Vertreter des Sultans drückte dem Grafen das lebhafteste Bedauern überdie Vorkommnisse in Casablanca aus. Der französische Geschäftsträger hat ferner eine entschiedene Note an Ben Sliman nach Fez gerichtet. . Sie legt dar, wie die französischen Soldaten in einen Hinterhalt gelockt wurden und gibt Bericht über die weiteren Ereignisse. Der Geschäftsträger fordert den Maghsen auf, 1) den marokka nischen Behörden von Casablanca dringend den Auftrag zu erteilen, sich unter den Befehl des Kommandanten der franzö sischen Landungstruppen zu stellen und denselben ihrenjBeistand zu leihen, damit er die notwendigen Strafmaßnahmen treffen könne-2) in wirksamer Weise überdie Sicherheit der Franzosen in Fez und im Innern des Landes zu wachen - 3) die Er füllung der anläßlich der Ermordung des Dr. Mauchamp versprochenen Genugtuung zu beschleunigen- 4) die entschie denen Maßnahmen zu treffen, um die Anwendung der durch die Algecirasakte vorgesehenen Reformen zu sichern. Belfast, 8. August. Die Lage im Aus stände der Fuhrleute hat sich bedeutend gebessert. Einige Firmen haben die Tätigkeit wieder ausgenommen. St. Paul (Minnesota). 8. August. Nachrichten aus verschiedenen Orten stn Minnesota, Iowa und Wisconsins zufolge, ist dort gestern nacht durch einen Sturmwind, der von Regen, Hagel und Gewitter begleitet war, großer Schaden angerichtet worden. Sechs Todesfälle werden gemeldet. Tanger, 8. August. Mohamed el TorreS hat den Gesandten mitgeteilt, er ssei für die Sicherheit der Europäer außerhalb der Stadt nicht verant wortlich. Die Eingeborenen seien über da- Bombardement von Casablanca sehr erregt. AuS guter Quelle verlautet, die französische Gesandtschaft habe die Behörden davon be nachrichtigt, daß zum Schutze der Gesandtschaften und jder Stadt Waffen gelandet werden würden, falls Unruhen vorkommen sollten. Für die Redaktion verantwortlich: L. Schlesinger, Schneeberg/ Rotationsdruck und Verlag von E. Hiller, in Fa.: E. M. Gärtner, Schneeberg. Krankenhause Bethesda sind bisher sechs schwerverletzte Per- sonen untergebracht worden, darunter Kaufmann Karl Hüger auS Rudolstättett, Kaufmann Fritz Müller aus Berlin, Abraham Fleischhauer aus Breslau, Karl KürbS aus Berlin, ferner ein Herr aus Petersburg. DaS Kranken haus hat sofort die umfassendsten Vorbereitungen getroffen, um auch die übrigen Verletzten aufzunehmen. ES sind sofort zehn Schwestern und das gesamte verfügbare Wärterpersonal zur Unfallstelle entsandt worden. Einer amtlichen Meldung zufolge st ' dem Eisenbahnunglück getöteten Personen folgende: 1) Kadett Graf Heintze v. Kayserlingk, 2) Kadett Graf Hilka v. Kayser- lingk aus Mitau, 3) Hauptmann Sodow, russischer Topo graph und Ingenieur, 4) Fürst Konstantin Alexander Begotow aus Petersburg, 5) Julius Jsack, Reiseuder bei Hoppenheim-Berlin, 6) Abramowitsch, Kaufmann, Wohnort unbekannt, 7) dessen Frau, 8) dessen Kind. Schwerverletzt sind: 1) Distriktskommissar v. Hennig aus Ostrowo, 2) Geh. expedierender Sekretär im Finanzministerium Kracke aus Charlottenburg, 3) Moritz Zeiglin aus Petersburg, 4) Heizer Beyer auS Gnesen. Der Name des fünften Schwer verletzten, der sich im Krankenhause Bethesda befindet, sowie die Namen der Leichtverletzten, die sich entfernt hatten, werden, soweit die Namen festgestellt werden können, be sonders gemeldet werden. Als Ursache der Entgleisung ist starke Auskofferung als Vorbereitung zum Gleisumbau, der nach der Durchfahrt des Zuges 52 fortgesetzt werden sollte,