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Professor Kohler über das Recht der Eingeborenen. Universitätsprofessor Kohler, der Vorsitzende der Kom mission zum Studium des Eingeborenenrcchts, die, wie ge meldet, auf Einladung des Staatssekretärs Dernburg am Dienstag im Reichskolonialamt zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammengetreten war, zeichnete einem Interviewer gegenüber das reichhaltige Programm der Kommission in ungefähr folgenden Umrissen: „Was wir anstreben," so etwa führte der berühmte Rechtslehrer aus, „ist zum guteu Teil ein Vermächtnis Bastians, und er würde an der Be rufung einer solchen Körperschaft seine Helle Freude gehabt haben. Denn er ging davon ans, daß hier früher, dort später für alle heute noch lebenden Naturvölker der Tag kommen werde, an dein sie entweder ihre Existenz oder ihre Eigenart infolge der Berührung mit uns verloren haben würden. Daher mahnte er, zu retten, was noch zu retten sei- deshalb trieb es ihn bis in sein hohes Alter immer aufs neue fort zu den fremden Völkern und Ländern. So war ich diesem .Gedanken Bastians gefolgt und hatte vor etwa zehn Jahren der damaligen Kolonialabteilnng einen Fragebogen unterbreitet, durch den uns Aufschlüsse gegeben werden sollten über die Rechtsauffassung der in den deut schen Kolonien lebenden Naturvölker. Der Fragebogen be- zpg sich auf das Familien- und das Personenrecht, auf dell Strafprozeß, das Eigentumsrecht, endlich auf Staats- uud Völkerrecht. Die Fragebogen brachten auch ganz bemerkens werte Eingänge, die bearbeitet wurden und im Jahre 1898 in der Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft er schienen sind. Zu dem Material, das wir durch diese Enquete gewönne»» hatten, waren noch die Einsendungen der Missio nare gekommen, die wir veranlaßt hatten, uns über miterlebte Prozesse zu berichten. Das war der Vorläufer der jetzt eingelei- lösten Arbeiten- Durch sie wollen wir die Familienverhältnisse der unserm Schutz auvertrauten Naturvölker ergrttudcn --- Verhältnisse, die vom Mutter- zum Vaterrecht hinüber- spiclen. Wir wolleu ferner Klarheit über ihre Rechtsbegriffe von der Ehe gewinnen, die meist eine Kausche ist. Weiter wollen wir über ihr Strafrecht belehrt sein, das ans der Blutrache sich aufbaut, und »vollen Einblick in das Prozeß? recht erhalten, daS teils Häuptlings-, teils Priesterrecht ist und bei dem der Fetisch und das Gifturteil eine große Rolle spielen. So stellt sich die Aufgabe unserer Kommission zunächst als eine wissenschaftliche dar, aber sie verfolgt anch einen eminent praktischen Zweck. Es wird dadurch unserer Ver waltung die Möglichkeit geboten, sich mit den Nechtsan« schaumigen der lLiugeborenen vertrant zu machen, und diese Vertrautheit soll dann verhindern, daß wir die Völker in ihrem Rechtsempfinden verletzen. So hat die Kommission auch eine politisch wertvolle Mission zu erfülle», und ich beabsichtige anzuregen, eine»» Kodex über daS Rcchtsleben der Eingeborenen anzulegen und die hlnausgehenden Beamten darin unterweisen zu lassen. Diesen Kodex würde ich mir so denken, daß er den Rechtsanschauungen der Naturvölker möglichst Rechnung trägt, selbstverständlich unter Ausmerz ung aller barbarischen Rechtsgebräuche, wie es z. B, das Gifturteil ist, Auch die Würde des Häuptlings als obersten Richter- kann nicht unangetastet bleiben. Haben die Natur» Völker auch keine geschriebenen Gesetze, so besitzen sie doch ein ganz scharf umgrenztes Sewohnheftsrecht, Hierüber haben die Holländer, Engländers und Franzosen Werke von hohem Werte geschrieben, und de»; Nordamerikanern ver danken wir reichen Aufschluß über daS Recht der Rothäute- To ist es kür unS Deut'cde. abaekÜeN vo- vraWeben o l ksfreunö f V Tageblatt unö MntzbM M für öi« kal.mb Md1ischrnBch6rd«ninMs.GMham.KmtWsstm.Fohaim» MWnMt.<L6ßMIeustSM.Schneebera.HchwW -' st MlM8rM<Lsßnch. KeuM1el.Schneebsrg.HchwarzenbrrLbM.WM ll-t-gramm-.a-resf-r volkfwun- SchnesbeiJ. T-rnsPrechet". Seffnesbeng 10. Lößnitz, am 8. Juli 1907. Der Rat der Stadt. «0. Jahrg Wegen des nächste« Somstag, den 14. dieses Monats, hier stattfindenden Woftinschiitzeubuud Gan- festes hat während der nachmittags ^3 Uhr auf dem Marktplatze beginnenden Festlich lu-e-serMck-l Min,, lt Uhr. MIK vörk^ü fwdU ntchstNM«irukrvn«dt: Unjrtzrnj tr,. „ di» dorgqq-Mneu Laan« knot« au tel.-ian-rrr Etrüe vtrd »KW «bmlo wird sLt d!t «Ng< ' ' " »ad« tln^sa«hirr vkini?!«»»e »;»<« Sch "» Mäawm «k j D« „ErzgetirÄIchr volkssrmnd" «sihaint «SgNch »U «»»mchak dar La«I M j na<L dkn tz°iln,uad L,l!ta,ra. Ld-nnemexl mn-Mch «0 vlg. I , 4) (V < e VN. Idi. Sonnabend, deni<z. IUU 1907. z ysg. w> HU »p. «c-rMj.». SS M. i Während des diesjährigen Bogelschiesteus und zivar a»n 14., 15., 21. und 22. Juli dss. Js. von Stachmittag 3 Uhr ab bis zum Eintritte der Nachtzeit ist zur Vermeidung von Unglücksfällen das Betreten der in der Richtung nach Stein und Hartenstein gelegenen Flnren innerhalb der sogenannten Sebottenwiescn uud des sogen. Amerika untersagt. An den beiden Vogelschießsonntagen (14. nnd 21. Jnli) ist der Geschäftsbetrieb in allen Verkaufsstellen bez. die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern in allen Handelsgewerben ortspolizeilich neben der sonst bestimmten Zeit von 11 Uhr Vormittags bis Abends 7 Uhr mit Ausschluß der Zeit des NachuüttagZgotteSdiemtes, auf dem Schießplätze aber in der Zeit von Nachmit- mittags ^3 uhr bis Mitternacht nachgelassen. keit und hes anschließenden, bis gegen 4 Uhr dauernden Festzuges, auf dern Marktplatzt und der Schneebergerstraße aller Fährverkehr tunlichst z« unterbleiben. Gleichzeitig wird darauf aufmerksam gemacht, die während des Schießens Sonntag und Montag, den 14. und 15. dss. Mts. nachmittags oberhalb des Schießstandes vorhandenen Warnungszeichen, sowie die Weisungen der Sicher« heitsvosten gehörig zu befolgen. Grünhain, den 10. Juli 1907. Der Bürgermeister. 2 Nestler. Pflichtfenerwehr Lößnitz! Sonntag, 14. Juli d. I. früh 6 Uhr S. Uebung II. Komp., d. i. der in den Jahren 1882 und 1881 geborenen Mannschaften (außer Ortsteil Drei« Hansen). Sammelort: Rathausplatz vor oem Spritzengebäude. Nichterscheinen und Un gehorsam der Dienstpflichtigen werden bestraft - Nichterschienene haben außerdem nachzuüben. Lößnitz, am 8. Juli 1907. Das Brauddirektorinm. Gesichtspunkten, auch eine Ehrenpflicht, nicht hinter diese»» Nationen zurückzustehen und uns unsern Ruf als eil» wissenschaftliches Volk auch dadurch zu bewahre»» und ihn zu betätigen, daß »vir die Gesetze der unserer Herrschaft unterworfenen Stämme sammeln, um sie einer NachwAt einst zu übermitteln, in der die jetzigen Wilden vielleicht völlig nach unseren Kulturbegriffen leben. MN- Handel-Mi« griff auf di» kroati et sogar durch die! dauere hab durch Oesterreich, Wien, 11. Juni. (Reise deS Freiherr« von Aehrenthal nach Italien.) Der Minister des Aeußern, Freiherr von Aehrenthal, tritt an diesem Sonn abend seine Reise nach Italien an, um sich direkt nach Desiro zu begeben, wo er mit Tittont zusammentreffen wird. Budapest, 11. Juli. (A«S dem ungarischen Magnatenhause.) Bei der Verhandlung der Dienst ordnung der Staatsbahnbeamtrn verlas Tymisics (Kroate) namens der kroatischen Vertreter ein» Erklärung, in der sie gegen die Vorlage protestieren, welche die ausschließliche Herr schaft der kroatischen Sprache in Kroatien beseitige und so- mit den Audgleim versttz», Die kroatisch«« Mitglied»? tönn- Verhandlung dieser Vorlage nicht tellneh- Oer Kossut- erwiderte, ü stt keln Aw ische Sprache erfolgt, dm« ««Wendung se Vorlage ausgedehnt worden. Er be- dies, iMe Anschauung da» out« Binper- ragesgekckicbte. DeutsHlaM - Berlin, 11. Juli. Der Kaiser ist, wiegemeldet wird, heute Nacht in Bodö eingetroffen. Das Wetter, ist meist trübe. An Bord ist alles wohl. Berlin, 11. Juli. Zur Reise des Reichs kanzlers nach Wie»» wird der „T. R." von unter richteter Seite geschrieben: Die Allgabe, daß Fürst Bülow Ende September dem Minister des Aeußern Freiherrn von Aehrenthal in Wien seinen Gegenbesuch abstatten »verde, ist in bezug auf den angeführten Zeitpunkt unzutreffend. Der Reichskanzler wird in diesem Herbst voraussichtlich noch nicht ist der Lage scin, die geplante Wiener Reise zu unternehmen. Borlitt, 11. Jnli. Staatsminister Graf Posadowsky hat bereits gestern Berlin verlassen und sich nach Dresden und Naumburg begeben, um von dort eine Reise nach England anzutreten. Berlin, 11. Jnli. (Streik der Z uschneider.) Die hiesige»» Zuschneider haben wegen Nichtbewilligung ihrer Forderungen die Arbeit niedergelegt, lleoer sechs Berliner Herren-KonsektionSfirmen ist aus demselben Grunde die Sperre verhängt worden. Diesen Firmen wird angedroht, daß von der erfolgten Sperre den betreffenden Abnehmern Kenntnis gegebci» werden solle. München, 11. Jnli. (Der Tucker-Brief.) Die „Münch. N. Nachr." erhalte»» von Gustav Denhardt-Leipzig eine Zuschrift, in der er zuglcichauch für seiner» Brüder sich dagegen verwahrt, mit der Tucker-Brief-Angelegenheit in Zusammenhang gebracht zu werden. Er erklärt, er sei vom Jahre 1890 bis zum Herbst 1896 ununterbrochen in Afri ka gewesen, könne also nicht qm 12. März 1896 in einem Berliner Eafö den sogenannten Tucker-Brief verfaßt haben. Sei»» Bruder habe am 5. Juli 1907 irr Berlin ein» ähn liche Verwahrung vor Zeuge»» ausgesprochen. München, 11. Juli. (ErMittelungSPer fahren gegen einen Reichstagsabgeordneten,) Gegen den Zentrnmsabgeordneten Vr. Pfeiffer in Bamberg soll wegen Verdachts der Fluchtbegünstigung eines Defrau danten das Krmitteluttgsperfahren etngeleitet worden sein, nehmen mit Kroatien vorübergekMd gestört sei, um so mehr als Ungarn die lebhafteste Sympathie für Kroatien empfinde, mit den» es durch ein vielhuvdertjähriges gemeinsames Schicksal verbunden sei. (Beifall.) Die Kroaten verlasse« der» Sitzungssaal/ die Vorlage wird angenommen. Budapest, 11. Juli. (Vertagung deS Ab geordnetenhauses.) Das Abgeordnetenhaus hat sich bis zum 10. Oktober vertagt. Dem Hause ist eine Vor lage zugegangen, durch welche die Erwerbssteuer für. die niedrigste Klaffe der Steuerträger aufgehoben und für di« zweitniedrigste Klasse erMtzigt wird, - - Schweiz, Zür i Juli. (Das eidgenössisch kff Schützens« ft). An dem heutigen Haupttage deS «td- genössischen Schützenfestes fand ein Festmahl statt, an dem Vertreter des Bundesrates, der Bundesversammlung und Les diplomatischen Korps teilnahmen. Im Verlaufe des? selben hielt Bundespräsident Müller eine Ansprache, in de» er die Stellung der Eidgenossenschaft zu den Nachbarstaaten hervorhob und der Aufgaben gedachte, die der Bundesregier ung harrten, insbesondere die neue Organisation des Wehr wesens und die Kranken- und Unfallversicherung. NamenS des diplomatische»» Korps dankte sodann der französische Botschafter für die ergangene Einladung, Frankreich. P'aris, 11. Juli. (Das russisch-französisch« Bündni s.) Matin läßt sich aus Petersburg berichten: Der Minister des Aeußern ermächtigt mich, auf das bestimmteste zu erklären, daß die Nswoje Wremja allein für ihre»» Ar tikel über das französisch-russische Bündnis verantwortlich ist. Die Vorstellung, daß man in Frankreich einen Augen blick glauben konnte, die russische Regierung, die das Bünd nis mit Frankreich als die Grundlage ihrer auswärtigen Politik betrachtet, habe einen solchen Schmähartikel eingebe« können, hat aufregender gewirkt, als der Artikel selbst. Paris, 11. Juli. (Die Diszipltnlockerung in der französische»» Armee.) Die bedenkliche« Symptome der Disziplinlockerung in der französischen Ar mee machen der Regierung noch immer viel zu schaffen. Wir berichteten dieser Tage von der Maßregelung des Oberste»» Auger, der in einem Regimentsbefehl Ansichten über die Disziplin geäußert hatte, die sich denen der Anti- militaristen auffallend näherte»». Jetzt wird aus Auxerre berichtet, daß in der verflossenen Nächt in der Kaserne des 14. Infanterie-Regiments Anschlagszettel angebracht worden seien, die .die Soldaten aufforderte», sich vor dem Hause oes Obersten Anger zu versammeln, um ihn» eine Sym pathiekundgebung darzuhringen. Die Auschlagszettel wurden sofort entfernt, und vom Brigadekommandeur wurde eine Untersuchung über die Angelegenheit eingeleitet. Amerika. New-York, Juli. (Ein verbrecherischer Anschlag?) Admiral Dewey hat nach Washington ge kabelt, daß auf den zu den Mariueanlagen tl» Manila ge hörigen Schwimmdocks Sprengstoffe gesunde»; worden seien. Man fürchtet, daß es sich um einen verbrecherischen An schlag handelt, der de« Zweck hatte, dftS Dock ist hie Luft -usprengrn. Tanger, ii. Juli. (Marokkanische Nüst» unge« g,g»« Raisult.) Während in Marokko und außerhalb viele Vemühunge« im Gang, sind, um zur Be freiung ds Faid Sir Harry Marleau eine gütlich» Aus einandersetzung -Wischen Ratsult und dem Sultan herbei, -Mren, veeeM di« marokkanische Negierung einen neuen Wßen Feldzug gegen de»; vielgrvandten Aufrührer vor. Wie verlautet Will sich der Sultan von Marokko »»»ach