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SMMlg Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. zeitweise Nebenblätter: Landtag-beilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der - S. Staatsschulden und der S S. Land- und Landeskulturrentenbant-Verwaltung, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes- Brandversicherungsanstalt, BerkaufSliste von Hol-pflanzen auf den K S. Staatsforstrevieren. Nr. 297. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Do enge- Mittwoch, 23. Dezember in Dresden. <r 1914. Bezugspreis: Beim Bezuge durch die Geschäftsstelle, Grohe Zwingerstratze 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten » Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr 212»b, Schriftleitung Nr 14 S71. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile SO Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf, unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Wer PrchMe mW«, msSM sich m Mckck md michi sich Wir! Am LI. Dezember hat das Sächsische Reserve- infa »terieregiment 138 dadurch einen Beweis besonverer Tapferkeit gegeben, datz es einen Schützengraben, der infolge starken Artillerie- stuers hatte geräumt werden müssen, nach Be setzung durch die Franzosen sogleich mit dem Bajonett und unter Absingen des Liedes „Deutsch land, Deutschland über alles" wiedergenommen hat. Yin sranzSfifches Bataillon soll hierbei vollständig vernichtet worden sein, «usterdem sind 170 Ge- sangcne gemacht worden. Se. Majestät der »önig hat hierauf an den Kommandeur des Regiments, Lberst Schmidt, folgendes Telegramm gerichtet: „Erhalte soeben die Nachricht von dem glänzenden «e- sechie AhrrS Regiment». Fch beglückwünsche dasselbe zu dem schönen Erfolge «nd bitte dem Regiment Meine besondere An- crtenuung und Meinen besonderen Tank auszusprcchen. Friedrich August " (Bereits nachmittags 3 Uhr durch Sonderblatt veröffentlicht.) Grosses Hauptquartier, 23. Dezember, »srmittags. Amtlich. Angriffe in den Dünen, hei Lombartzytze und südlich Bizschoote wiesen unsere Truppe» leicht ab. Bei Richebonrg —L'Avonö wurden die Engländer gestern wieder aus ihren Stellungen geworfen; trotz verzweifelter Gegen angriffe wurden alle Stellungen, die zwischen Richebourg «nd dem Kanal d'Aire ü La Baffl e Len Engländern entrissen worden waren, gehalten und befestigt. Seit dem 20. Dezember fielen 750 Farbige und Engländer als Gefangene in unsere Hände. Fünf Maschinengewehre und vier Mineuwerfer wurden erbentet. In der Umgegend des Lagers da« CHLlons entwickelte der Feind eine rege Tätigkeit. Angriffe nördlich Sillery, südöstlich Reims, bei Souaiu «nd Perthes wurden vou uns ;«« Teil unter schwere» Verlusten für die Fran zose« abgeschlagen. In Ost- und Westpreusten blieb die Lage unverändert. Die Kämpfe in dem Bzura- und Rawka Abschnitt dauern fort. Anf dem rechten Pilica-Ufer ist die Lage unverändert. Oberste Heeresleitung. Le. Majestät der König hat am vergangenen Montag dm Generalobersten v. Bülow ein Glückwunschschreiben »us Anlaß seines Jubiläums 5V jähriger Dienstzeit übersandt. Der deutsche Marineflieger Oberleutnant Prondzhnski hat Dover erreicht und dort mehrere Bomben herab- grworfen, von denen eine den Hanptbahnhof getroffen haben soll. * Gestern nachmittag ist ein feindlicher Flieger über Straßburg erschienen und hm eine Bombe geworfen, die einen leeren Schuppen und die Fenster eines Getreide- fpeichers beschädigte. Verletzt worden ist niemand. Dir Russen erlitten in den letzten Kämpfen in Galizien gegen die österreichisch - ungarischen Truppen schwere Verluste. * - Die Reichsbanl hat den Diskont auf S «nd den r,mbardzinsf«ß anf « herabgesetzt. * über 8»0 Waggons mit Weihnachtsliebesgaben sind in der letzte« Woche an die Front befördert worden. Der Papst hat ein Dekret über die Fürsorge für die Kriegsgefangenen aller Religionen und Nationalitäten erlassen. * Die türkische Armee hat den Vormarsch nach dem Luezkanal angetreten. Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Trespen, 23. Dezember. Se. Majestät der König wohnte nachmittags einer Weihnachtsfeier im Reserve- lazarett I Dresden (Garnisonlazarett) bei. Dresden, 23. Dezember. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg veranstalteten heute nachmittag Z^3 Uhr für eine Anzahl armer Kinder eine Weihnachtsbescherung im Prinzlichen Palais, wobei die Kinoer mit Kleidung und anderen nütz lichen Geschenken bedacht worden waren. Um 1/20 Uhr nachmittags begab sich Se. König!. Hoheit der Prinz nach dem hiesigen Garnisonlazarett, um der Weihnachts feier für die Verwundeten daselbst beizuwohnen, während Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin an der Weihnachtsfeier für die Verwundeten im Earolahause leilnahm. Drcsven, 23. Dezember. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde bereitete heute vormittag 11 Uhr rn ihren Gemächern im Königl. Palais am Taschenberg 57 armen Fronen und deren Familien eine WechnachtSsrende durch Geldgeschenke, Lebensmittel und Bekleidungsstücke. Nachmittags 5 Uhr veranstaltete Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin im Palais an» Taschen berge, zugleich im Auftrage Er. Königl. Hoheit des Prinzen Max eine Weihnachtsbescherung an 16 arme Kinder. Eine sympathische Stimme ans Italien. Die bekannte italienische Schriftstellerin Matilde Serao schreibt zum heldenmütigen Untergange unserer Kreuzer unter der Überschrift: Oloria vietib: Dier Monate und zwei Wochen sind die Schiffe, die vor wenigen Tagen auf den Meeresboden sanken mit ihren Helden - Offizieren, mit ihren Helden - Matrosen, vier Monate und zwei Wochen sind diese deutschen Kriegsschiffe, weit im stillen Weltmeer, durch einen Federzug losgelöst für alle Zeiten vom Vaterland, sind diese Männer, losgelöst für ewig von allen denen, die sie liebten, das Staunen der Welt und die Bestürzung der Feinde gewesen. Cie waren, das mag ja wahr fein, Offiziere wie Matrosen, dem Tode geweiht, aber sie wußren eS nnd lächelten und sahen dem Tode lachend inS Antlitz: sie mußten den einen oder anderen Tag, so mächtig und schnell sie waren, aus dunklem Meeresgrund in ewigem Schweigen ruhen unter den schwankenden Algen und dem langsamen Wachsen der Korallen: ihr Schicksal, das MenschenloS und das Leben des Schiffes war verzeichnet, und keine Hand konnte eS ändern, ihre Tage waren in geheimnisvoller Weise gezählt auf dem SchicksalSrade: aber diese Tage dauerten vier Mouate und zwei Wochen — und jeder Tag dieser langen Zeit war belegt von irgendeiner gelungenen kühnen Tat, von einem stürmischen und erfolgreichen Handeln, und viele waren Siege zu nennen, die wie eine Tollheit wirkten, das Suchen und das Verfolgen. Ein lange- Erbeben der Furcht, ja der Furcht lief während vier Monaten und zwei Wochen über all die fernen Meere, wo sie erschienen, angriffen, siegten und verschwanden, wie in einer Wundererscheinung, wie in einem Trugbild, die Schiffe de- deutschen Krieges, unter ihnen die „Emden", für die Kaiser Wilhelm gut gesagt hat, daß sie wieder auferstehen wird, stärker und schöner: vor dieser kleinen Flotte, aber deutschen Helden- flaue, sind sie geflohen; doch immer wieder wurden sie eingeholt, alle Schiffe aller Rationen im Kriege, sind eingeholt und versenkt, 4, 5 englische Kriegsschiffe und an 100 Handelsschiffe der Engländer, Franzosen und Russen, und in einem Augenblick, in einem sehr lange dauernden Augenblick, waren alle Weltmeere leer. Nie mand wollte mehr zur See fahren, jede- Schiff blieb im sicheren Hafen und da» so kleine Geschwader im Stillen Ozean war die Beherrscherin dieser Gebiete, Beherrscherin und Beschützerin durch vier Monate und zwei Wochen. Sie wußten, daß sie sterben mußten, alle die deutschen Männer dieser Schiffe, von ihrem großen Admiral bis zum jüngsten Schiffsjungen, aber gerade dieser hohe Gedanke an den Allgebie:er Tod halte alle empor- gehobeu in ihrem seelische» Wert und ihre Kraft gestärkt. Und die Taten dieses Geschwaders, das seinen sicheren Untergang vor Augen hatte, haben England erbleichen machen vor Zorn und vor Schmerz, und auch dieser Sieg kann seinen tiefen Hast und seine heimliche Unruhe nicht beseitigen: denn verschwunden ist das Geschwader des Stillen Ozeans fast ganz, aber sein kurzes Kriegsdasein, vier Monate und zwei Wochen, Hal das Herz gelrossen, len Slolz und da- Selbstbewusstsein, das sich Beherrscherin der Meere noch jetzt nennen will, nnd doch selbst — heimlich — an seiner Souveränität zweiselt. Tie Wogen sind zusamme»- geschlagen über den deutschen Kreuzern, zwei andere bleiben noch — vielleicht — aber das, was sie in diesen vier Monaten nnd zivei Wochen getan haben, ist so blendend in Vaterlandsliebe, in Selbstverleugnung, in Heldentum, daß man es verzeichnen kann in dec Ge schichte der herrlichsten und edelsten menschlichen Taten für einen Gedanken, für ein ideales Ziel. Und jeder, der ein Menschenherz in der Brust hat, wird das Gefühl haben, daß der Ruhm auch den Besiegten gebührt. Vielleicht nur den Besiegte»! — — — . Wie sind denn endlich diese deutschen Schiffe besiegt? Durch Monate hindurch sind sie versolgt, von 70 Schissen aller Nationen, die da unten waren, Australier, Japaner, Engländer und Franzosen: und niemals, niemals hat diese hartnäckige Verfolgung, diese Jagd auf das Geschwader v. Spee Erfolg gehabt, Ruhm ihm, der an Bord seines AdmiralschiffeS befehligte. Wie ist es möglich, daß sic jemals besiegt worden? Es war nötig, daß vom großen englischen Geschwader nicht weniger als drei Dreadnoughts fort- besohlen wurden, drei der stärksten und der schnellsten, es war nötia, daß sie dort unten Tage und Tage herum- suhren, um" den deutschen Kreuzern eine Schlacht zu liefern, so als ob drei Giganien heraneilten, eine Zahl von kleinen Jungen zu zerquetschen: aber diese An- strengnng war nötig; denn was allen anderen Marinen bekannt war, aber worüber sie sich sicher wunderten, das war, daß die Panik in England so groß war, und die Notwendigkeit bestand, die englischen Gemüter über den Wert ihrer Flotte zu beruhigen; deshalb mußte England zu solcher großen Aktion seine Zuflucht nehmen. Jetzt ist die Admiralität stolz auf ihr Werk nnd läßt ihre» Siegesruf erschallen. Aber warum Hal diese selbe Admiralität nicht den Verlust der „AudaciouS" wider- rufen, dieses stärksten englischen Schiffes, dessen Unter gang alle Zeitungen der Welt, besonders die Amerikaner, sogar mit Illustration beschrieben haben? Wo liegt sie auf dem Meeresgrund? Und warum »st der Verlust des Panzerkreuzers „Eollingwood" und eines Schweüerjchisfes nicht widerrufen? Wei! die Admiralität still schweigt, wenn ein Gefecht statlsindet, besonders in der Nordsee, in dem England nicht siegt, weil die deutschen Schiffe sie immerfort niederzwingen. Warum bekennt die Admiralität nicht, daß die deutsche Flotte nicht hinter dem Kieler Kanal versteckt liegt, sonder» es wagt, überall herumzufahren? Tenn sonst wären „Audacrous" und „Eollingwood" nicht untergegangen. Waren gestern nicht die deutschen Unterseeboote vor Dover, um englische Schisse zu treffen, zu schädigen, zu versenken? Wir haben die Besiegten begrüßt, denn diese alle bezahlten eine MeereStat, die ewig denkwürdig bleiben wird, mit ihrem Leben — aber was gerechter wäre und größeres Echo in der ganzen Welt wecken würde, wäre da- Hurra des Siegers, wenn dieser stets jeden seiner Verluste eingestanden hätte. Neber Belgiens „Neutralität". Aus wiederholt an dieser Stelle mitgeteilten eid lichen Aussagen vor deutschen Gerichten geht hervor, wie wenig Belgien selbst die „Neutralität" gewahrt hat. Wir geben heute folgende weitere Au-sagen wieder: Amtsgericht Cöln, den 9. Oktober: Schon 14 Dage vor der Kriegserklärung wurden Schanz- arbeiten, Berhane rc. in Lüttich und Umgegend gemocht. Sämt lich« Fabriken mußten in der Näh« Echupp«n, tzauwerkzeng« «nd riu«n Tril ihr«S Personal» abgeben zu diesem Zwecke. Die Arbeiten wurde« geleitet von Personen i« Zivil, di« wir all« für französisch«