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musikalischen Impressionismus, was nicht ganz stimmt, da er sich gegen Ende seines Lebens vielmehr dem Klassizismus zugewendet hat. Aber man kann behaupten, daß es kaum eine Musik gibt, die französischer ist als seine. Man nennt ihn deshalb in Frankreich mit dem Ehrennamen „Claude de France“. Er war ein sehr feinfühliger, äußerst empfindlicher Mensch, der sich gern von der Menschheit zurückzog, der sich nur wohlfühlte in einem kleinen Kreis ausgesuchter Freunde, der nicht glücklich in seinen beiden Ehen war und der oft kränkelte. Seine Kunst ist eine Kunst der vielfarbigen Schattierungen, der feinen Nuancen, der Zartheit, der Zurückgehaltenheit. Der französische Musikwissenschaftler Prunieres schreibt über ihn: „Er war der unvergleichliche Maler des Geheimnisvollen, des Verschwiegenen, des Unwägbaren — ihm gelang die Übertragung von Eindrücken, deren Mit teilung vor ihm wohl keiner so getroffen hat“. Debussy schuf nicht sehr viel Werke. Außer Klaviermusik (u. a. 12 Etüden), die er meist mit interessanten und oft geheimnisvollen Titeln versah, komponierte er mehrere kammer musikalische Werke, einige Lieder, mehrere bekannte Ballette und einige berühmt gewordene Orchesterwerke („Das Meer“, „Frühlingsrondos“, „Iberia“, „Nocturnos“ usw.), sowie die Oper „Pelleas und Melisande“. Richard Strauß, 1864 in München geboren, starb 1949 in Garmisch- Partenkirchen. Er ist der letzte große deutsche Komponist der Spätromantik, der Weltruhm erwarb. Strauß begann seine Laufbahn als Kapellmeister; Meiningen, München, Weimar, Berlin, Wien sind die Stationen seines Wir kens, zuletzt als Generalmusikdirektor und Opernchef. Bis zu seinem 40. Lebensjahr überwiegt das sinfonische Schaffen, wovon sieben Sinfonische Dichtungen (darunter Don Juan, Till Eulenspiegel, Don Quixote usw.) Zeugnis ablegen neben der Sinfonia domestica und der Alpensinfonie. Ab 1905 rückt das musikdramatische Schaffen in den Vordergrund; Salome (Uraufführung 1905 in Dresden), Elektra (1909 Dresden), Rosenkavalier (1911 Dresden) sind zu Welterfolgen geworden, denen eine stattliche Reihe von Bühnenwerken folgen, so Intermezzo, die ägyptische Helena, Arabella, die schweigsame Frau (alle in Dresden uraufgeführt), Dafne, die Liebe der Danae und andere. Bedeutend ist außerdem sein umfangreiches Liedschaffen. Gegen Ende seines an Arbeit und auch äußeren Ruhmes reichen Lebens flammt seine Schöpferkraft nochmals auf und es entstehen Meisterwerke wie das 2. Hornkonzert, das Oboenkonzert, die Metamorphosen für Streichorchester, das Concertino für Klarinette, Fagott, Harfe und Streichorchester und die zwei Sonatinen für 16 Bläser. Außerdem ist sein Name verknüpft mit dem seines genialen Kollegen und Vorläufers Hektor Berlioz, dessen Instrumenta tionslehre er 1905 (vor dem Erscheinen der Salome) überarbeitet herausgab. Strauß war wie kein anderer Komponist dazu berufen, dies zu tun, da er ein überragender Könner und wirklicher Meister auf dem Gebiete der Orchester instrumentation war.