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iezugSprei«: Beim Bezüge durch di« Geschäftsstelle, Große Zwinaerstraße 1«, sowie durch die deutschen Poftanftalten » Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf ^scheint: Werktag« nachmittag«. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.St29b,SchristleitungNr.lSK74. Ankündigungen: Die tspaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündiaung-teile »0 Pf, die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7b Pf., unter Eingesandt 1b0 Pf. Preisermäßigung auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. 1914 k. 2Ü8 Dienstag, 8. September WÄsche Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. weise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der S. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und Landeskulturrentenbank-Verwaltung, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Lande--Brandversicherungsanstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den S. Staatsforstrevieren. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Dsenge- in Dresden- Deutschland gezwungen, weil eS dem beabsichtigten fran zösischen Vormarsch zuvorkommen mußte, und Belgien nur aus diesen wartete, um sich Frankreich anzuschlieven. Daß eS für England nur ein Vorwand war, beweist die Tatsache, daß Grey bereit- am 2. August nachmittag-, also bevor die Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland erfolgte, dem französischen Botschafter die Hilfe England- bedingungslos für den Fall zu sicherte, daß die deutsche Flotte die französische Küste an greife. Moralische Skrupel aber kennt die englische Politik nicht. Und so hat das englische Volk, das sich stets al- Vorkämpfer für Freiheit und Recht gebärdet, sich mit Rußland, dem Vertreter des furchtbarsten Des potismus verbündet, mit einem Lande, das keine geistige, keine religiöse Freiheit kennt, da- die Freiheit der Völker wie der Individuen mit Füßen tritt. Schon beginnt England einzusehen, daß eS sich ver rechnet hat, und daß Deutschland seiner Feinde Herr wird. Daher versucht eS denn mit kleinlichen Mitteln, Deutschland wenigsten- nach Möglichkeit in seinem Handel und seinen Kolonien zu schädigen, indem es, unbekümmert um die Folgen für die Knlturgemeinschaft der weißen Rasse, Japan zu einem Raubzug gegen Kiautschou auf hetzt, die Neger in Afrika zum Kamps gegen die Deutschen in den Kolonien führt und, nachdem eS den Nachrichten dienst Deutschlands in der ganzen Welt unterbunden hat, einen Feldzug der Lüge gegen uns eröffnet. So wird es Ihren Landsleuten erzählen, daß deutsche Truppen belgische Dörfer und Städte niedergebronnt haben, Ihnen aber verschweigen, daß belgische Mädchen wehrlosen Ver wundeten auf dem Schlachtselde die Augen ausgestochen haben. Beamte belgischer Städte haben unsere Offiziere zum Essen geladen und über den Tisch hinüber erschossen. Gegen alles Völkerrecht ist die ganze Zivilbevölkeruug Belgiens aufgeboten worden, die im Rücken unserer Truppen nach anfänglich freundlichem Empfang sich mit versteckten Waffen in grausamster KampfeSweise erhob. Belgische Frauen durchschnitten Soldaten, die sich, im Quartier ausgenommen, zur Ruhe legten, die Hälse. Eng land wird auch nicht- von den Dum-Dum-Geschossen erzählen, die von Engländern und Franzosen trotz aller Abkommen und trotz aller heuchlerisch verkündeten Humanität verwendet worden sind, und die Sie hier in Originalpackung einsehen könne», so wie sie bei englischen und franzö'ischen Gefangenen gefunden worden sind. Ter Kaiser ermächtigte mich, alles dieses zu sagen und zu erklären, daß er volles Vertrauen in das Ge rechtigkeitsgefühl des amerikanischen Volke- hat, das sich durch den Lügenkrieg, den unsere Gegner gegen uns führen, nicht täuschen lassen wird. Wer seit dem Aus bruch oes Krieges in Deutschland gelebt hat, hat die große moralische Volkserhebung der Deutschen, die, von allen Seiten bedrängt, zur Verteidigung ihres Rechts auf Existenz freudig ins Feld ziehen, selbst beobachten können, und weiß, daß dieses Volk keiner unnötigen Grausam keit, keiner Roheit fähig ist. Wir werden siegen dank der moralischen Wucht, welche die gerechte Sache unseren Truppen gibt, und schließlich werben auch die größten Lügen unsere Siege so wenig wie unser Recht verdunkeln können. Der frühere Reichskanzler Fürst v. Bülow über den Krieg. Wir haben unter den gestrigen Telegrammen bereit- kurz den Inhalt einer Unterredung milgeteilt, die vor einigen Tagen der frühere Reichskanzler Fürst v. Bülow Björn Björnson gewährt hat. Wir geben nachfolgend die Schilderung noch einmal im Zusammenhang wieder: Fürst Bülow verlebt bekanntlich die Winrermonale in der Villa Malta in Rom, den übrigen Teil des Jahre- in Deutschland, teil- auf der Nordseeinsel in seiner dortigen Villa Edda (ein für einen Norweger anheimelnder Name), teil- an der Elbe in seinem Ge burtsorte Flottbek. Er war gerade im Begriff, sein Flotlbeker Heim neu einzurichten, als der Krieg aus- brach, in dem als erster preußischer General sein jüngster Bruder fiel. Um ihm die letzte Ehre zu erweisen, kam Fürst Bülow nach Berlin und ist seitdem dort geblieben, wo er den Ereignissen näher steht, die sein glühender Patriotismus mit leidenschaftlichem Interesse verfolgt. AlS Björn Björnson vom Fürsten im Hotel Adlon empfangen wurde, richtete er vor alle» die Frage an ihn, wie er über den weiteren Verlauf des Riesenkampfes denke, der die Welt mü seinem Getöse erfüllt. „Wir werden siegen, weil wir siegen müssen", erwiderte mit tiefem Ernst der Alt- reichSkanzler. „Da- deutsche Boll ist noch nie seinen Feinden erlegen, wen» eS einig war, und niemals im L>ufe seiner langen und wechselvollen Geschichte war es so einig wie beule. W e oft haben scharfsinnige Beob achter unsere- politischen Leben-, wie oft Kenner unserer Volksseele, wie oft hat ein Bismarck darüber geklagt, daß es uns Deutschen so schwer falle, kleine Meinungsverschiedenheiten großen gemeinsamen Zielen unterzuordnen. Ter Sturmwind dieser Tage hat weigefegt, was rückständig und kleinlich an uns war. „Dieser Krieg hat uns alle besser gemacht", sagte mir gestern ein alter Freund. Da- gilt von dem Einzelnen, es gilt von dem ganzen Volk. Ter volle Einklang zwischen StaatSgesinnung und Volksempfinden, die in Fleisch und Blut übergegangene Überzeugung, daß daS Los jede- Einzelnen mit dem Schicksal des Ganzen un auflöslich verknüpft ist, haben sich in diesen Tagen in überwältigender Weise Bahn gebrochen. Hinter uns in wesenlosem Scheine liegen die Zänkereien früherer Tage. Wir erkennen, wie wenig vielfach das bedeutete, da- uns zu trennen schien, von welch vitaler Bedeutung das ist, was uns verbindet. Ein Sozialdemokrat, der Reichstags- abgeordnele vr. Südekum, hat in einer schwedischen Zei tung in einer öffentlichen Erklärung dem Empfinden der besamten Nation Ausdruck gegeben, wenn er schreibt: „Wir in Deutschland, und zwar alle Parteien und alle Volksschichten, sind von der Überzeugung tief durch drungen, daß wir siegen müssen oder unlergehen!" Man kann die Lage, in der wir uns befinden, und die Ausgabe, vor der wir stehen, nicht klarer formulieren. Aber wir werden oben bleiben. Mit uns ist der Geist unserer Väter, der Geist von Schiller und Kant, von Schleiermacher und Fichte. Er geht unseren Heeren voran, er weist uns die Wege. Wenn Goethe wieder unter uns weilte, es würde lächelnd und befriedigt manches zurücknehmen, was er über deutsche Untugenden gesagt und geklagt hat. Wenn Bismarck und Richard Wagner wieder auferstünden, sie würden zufrieden sein mit ihrem Volk. Mit unS ficht ober nicht nur der Geist der deutschen Vergangenheit, wir fechten nicht allein für das geistige Erbe unserer Väter, wir kämpfen auch für die europäische Kultur, ihren Fortbestand und ihr« Zukunft. Unser Sieg sichert Gerechtigkeit und Ordnung, Wohlstand und Bildung für Europa und für die Welt. Wenn wir russischer Herrschsucht, englischer Schee.sucht, französischer Rachsucht erlägen, müßte der Genius Europas sein Haupt verhüllen. Napoleon hat aus St. Helena gesagt, die Well werde in 100 Jahren kosakisch oder republikanisch sein, über die Vorzüge dieser und jener Regierungsform wollen wir uns jetzt den Kops nicht zerbrechen. Ich persönlich glaube felsenfest an die Überlegenheit und Dauerhaftigkeit vernünftiger monarchi scher Institutionen für unser deutsches Volk. Tas aber steht fest, der Ausgang dieses Kriege- wird darüber ent scheiden, ob deutscher Geist und deutsche Kultur belebend, befruchtend auf die Welt wirken werden, oder ob diese der Barbarei, Verderbtheit und Verknechtung zum Opfer fallen soll. Und darum werden, wir das Schwert nicht aus der Hand legen, bis wir unser Land gegen die Wiederkehr eines so ruchlosen Überfalls gründlich und für lange hinaus gesichert und bis wir in Europa einen Zustand hergestelll haben, der die Möglichkeit friedlichen und ruhigen RebeneinanderlebenS der Völker im Interesse der Förderung ihrer materiellen und geistigen Wohlfahrt wirklich gewährleistet. Daß ein langer Krieg große Opfer fordern, daß er gewaltige Anforderungen an die militärische, die wirtschaftliche und vor allem d.e sittliche Kraft des deutschen Volkes stellen würde, wissen wir alle. Aber das Volk, dessen größter König sieben Jahre lang gegen halb Europa im Felde stand, das vor 100 Jahren mit dem ausgesogenen und zerschlagenen Preußen für den Befreiungskampf Europas gegen französische Welt herrschaft die Serntruppe stellte, wird auch in einem langen Kriege sicherlich nicht mutlos da- Schwert sinken lassen." Fürst Bülow trat an daS Fenster, auS dem mau aus den Pariser Platz sieht: „Sehen Sie", fuhr er fort, „ich möchte nicht, daß Sie eS für Ruhmredigkeit halten oder für den Ausdruck einseitiger Beurteilung, wenn ich sage, wie groß steht gegenüber seinen Feinden jetzt da- deutsche Volk da! Wie wundervoll treten heute die Tugenden dieses Volkes zutage, nicht nur sein Helden mut, den die Welt kennt seit Siegfrieds Tagen, seit den Uranfängen unserer Geschichte, wo sich die Wurzeln de- veutschen Volkes mit denen der skandinavischen Völker berühren, sondern auch seine anderen Vorzüge, sein tief- gewurzelteS, selbstverständliche- Pflichtgefühl, sein Sinn für Ordnung, die Selbstzucht, die jeder an sich übt, die Reinheit des deutschen Gemüt-, der deutsche Fleiß, die deutsche Arbeitskraft, die Gründlichkeit deutscher Bildung, der unverwüstliche deutsche Jdeali-mu-, das deutsche Sottvertrauen. Sehen Sie, wie die deutschen Heere im Westen und Osten alle- vor sich uiederwerfen, wie sie ausmarschiert sind, wie in diesem Millionenheer jeder den ihm angewiesenen Platz au-füllt, jeder freudig seine Pflicht erfüllt, sehen Sie, mit welcher Sicherheit und Pünktlichkeit Tausende von Eisenbahnzügen von früh bi- spät di« Truppen nach de» Nichtamtlicher Teil .-r und rktor !mber statt. Mne Kundgebung des Reichskanzlers über den Krieg und seine Vorgeschichte. Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht folgende Mitteilung des Reichskanzlers an die Vertreter wer „United Preß" und der „Associated Preß": Ich weiß nicht, was man in Amerika über diesen Krieg idenkt. Ich nehme aber an, daß dort inzwischen der Äelegrammwechsel de- Kaiser- mit dem Kaiser vonRuß- tland und dem König von England bekannt geworden ist, der unwiderleglich vor der Geschichte Zeugnis dafür ab- uegt, wie der Kaiser bis zum letzten Augenblick bemüht gewesen ist, den Frieden zu erhalten. Tiefe Bemühungen lmußten aber vergeblich bleiben, da Rußland unter allen Umständen zum Kriege entschlossen war, und England, was durch Jahrzehnte hindurch den deutsch-feindlichen ^Rationalismus in Rußland und Frankreich ermutigte, die glänzende Gelegenheit, die sich ihm bot, seine so oft betonte Friedensliebe zu bewähren, ungenützt vorüber- sgehen ließ. Sonst hätte wenigstens der Krieg Deutsch lands mit Frankreich und England vermieden werden können. Wenn sich einmal die Archive öffnen, so wird die Welt erfahren, w,e oft Deutschland England die Freundeshand entgegengestreckt hat. Aber England wollte cie Freundschaft mit Deutsch land nicht. Eifersüchtig auf die Entwicklung Deutsch lands und in dem Gelühl, daß e- durch deun ve Tüchtig- keil und deutschen F eiß auf manchen Gebieten über flügelt werde, wünschte eS, Deutschland mit roher Gewalt niederzuwerfen, wie eS seinerzeit Spanien, Holland und Frankreich niederwarf. Diesen Moment hielt e- jetzt für gekommen, und so bot ihm denn der Einmarsch deutsa er Truppen in Belgien einen willkommenen Vorwand, am Kriege teilzunehmen. Zu diesem Einmarsch aber war :rrn tt, ischt, lscht» lh dtm -rufen, l Uhr, scn. In der Verbündeten Monarchie haben sich bisher vvü Kriegsfreiwillige gemeldet. Ler telegraphische Verkehr zwischen Paris und London dem 8. September von unsere« Truppen abge worden; es ist den Unsrigen gelungen, Funksprüche Eiffelturms abzufangen. Maubeuge hat gestern kapituliert. Dabei sind 4V0V0 egsgesangene, darunter 4 Generale, 40« Geschütze und reiches SriegSgeriit in unsere Hände gefallen. Se. Majestät der Kaiser hat an de« sächsischen «eneral- rsten Frhrn. v. Hansen ein Telegramm gerichtet, in , Er ihm und den sächsischen Truppen Seine höchste Nennung und Seinen Kaiserlichen Dank ausspricht. Ler Reichskanzler hat durch die Vertreter der „United und der „Associated Preß" eine politisch bemerke«-, ste Erklärung an das amerikanische Volk gerichtet. Im Reichstagsgebäude hat gestern ein Generalstabs- izier den Pressevertretern Dumdumgeschosse gezeigt, die m bei französischen Gefangenen gefunden hat. Leben To in. er pstes, l-ator uG AUSL ischen en mit Ewig- 12 Uhr ubigen Amtlicher Teil. stiegsministerium. Se. Majestät der Kaiser hat an Se. Majestät den »nig unter dem 7. September folgendes Telegramm gerichtet: „Ich habe heute dem Generaloberst von Hausen folgendes telegraphiert: Seit Beginn des Krieges hat die dritte Armee durch an strengende Märsche und vieltägige verlustreiche, noch andauernde Kämpfe mit feindlichen Truppen und verräterischen Landes- einwolmern große Erfolge erreicht und es allen anderen Armeen an Ausdauer und Tapferkeit gleichgetan. ES ist mir ein Herzens- bedürfniS, Ihnen und Ihren braven Truppen Meine höchste An erkennung und Meinen Kaiserliche» Tank auszusprechen. Ich ersuche Sie, dies Ihrer Armee bekanntzugeben. ks gereicht Mir zu besonderer Freude, Dir dies mitzuteilen. Wilhelm." (Fortsetzung des amtlichen Teils in der Beilage.)