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Beethoven und das Klavier Von allen Instrumenten besaß Ludwig van Beethoven sein Leben lang zum Klavier ein besonders inniges Verhältnis. Für dieses Instrument schrieb er die Mehrzahl seiner Sonaten und Konzerte, ein Klavier war das erste Instrument, auf dem er als Kind lernte, auf ihm improvisierte er, und auch seine ersten Erfolge als Solist sind ohne das Klavier nicht denkbar. Das zu seiner Zeit von Jahr zu Jahr beliebter wer dende Instrument lernte Beethoven bereits in früher Kindheit kennen. Es wird erzählt, daß Ludwig „die höchste Lust gewährt wurde, wenn ihn der Vater auf den Schoß nahm und durch seine kleinen Fingerchen den Gesang eines Liedes auf dem Klavier begleiten ließ“. Der Vater war es auch, der den jungen Beethoven „streng und ununterbrochen“ im Klavierspiel unterrichtete. Bereits 1778 stellte er den acht jährigen Ludwig in Köln der Öffentlichkeit als sein „Söhngen von sechs Jahren“ vor. Durch den Komponisten Christian Gottlob Neefe wurde die musikalische Aus bildung Ludwig van Beethovens in geordnete Bahnen gelenkt. Bereits 1783 widmete der elfjährige Ludwig dem Erzbischof und Kurfürsten zu Köln, Maximilian Friedrich, drei Sonaten fürs Klavier, und von Neefe selbst erfahren wir am 2. März des gleichen Jahres in Cramers „Magazin der Musik“: „Louis van Beethoven, ein Knabe von elf Jahren und von vielversprechendem Talent. Er spielt sehr fertig und mit Kraft das Klavier, liest sehr gut vom Blatt, und um alles in einem zu sagen, er spielt größtenteils das ,Wohltemperierte Klavier 1 von Sebastian Bach. Wer diese Sammlung von Präluden und Fugen durch alle Töne kennt, wird wissen, was das bedeutet. Herr Neefe hat ihm auch einige Anleitung zum Generalbaß gegeben. Jetzt übt er ihn in der Komposition, und zu seiner Er munterung hat er 9 Variationen von ihm fürs Klavier über einen Marsch stechen lassen. Dieses junge Genie verdiente Unterstützung, daß er reisen könnte. Er würde gewiß ein zweiter Wolfgang Amadeus Mozart werden, wenn er fortschritte, wie er angefangen . . .“ Bald machte sich Beethoven als Meister der Improvisation einen Namen. Bereits 1791 wurde er als einer der größten Spieler auf dem.Klavier bezeichnet. Man sprach von dem „lieben, leisgestimmten“ Menschen Beethoven, man bewunderte den „bei nahe unerschöpflichen Reichtum seiner Ideen, die Manier des Ausdrucks beim Spiel und seine Fertigkeit“. Der Bericht schließt mit den Worten: „Ich habe Voglern auf dem Fortepiano gehört, oft gehört, und stundenlang gehört, und immer seine außerordentliche Fertigkeit bewundert, aber Beethoven ist außer der Fertigkeit sprechender, bedeutender, ausdrucksvoller, kurz, mehr für das Herz; also ein so guter Adagio- als Allegro-Spieler.“ Noch wurde Beethovens Spiel als hart und rauh bezeichnet, gänzlich anders als das der üblichen Virtuosen, die nach den Vorbildern Clementis, Dusseks und Cramers spielten, glatter, weicher, eleganter, aber auch unpersönlicher als Beethoven. Nach