Volltext Seite (XML)
Neues aus aller Welt. — Ein kritischer Osterumzug. Eine unan genehme Zeit steht denjenigen Berlinern bevor, die zum bevorstehenden Ostertermin ihre Wohnungen wechseln wollen. Wie von dort berichtet wird, haben nämlich sämtliche Zieh- leute und Möbeltransportarbeiter, 600 an der Zahl in etwa 30 Betrieben, den Generalstreik angetreten. Die Leute hatten durch den Handels- und Transportarbeiterverband Forderungen gestellt, die darin gipfelten, den Lohn einheit lich auf 7,50 Mk. den Tag für Ziehleute und Transport arbeiter festzusetzen. — Eisenbahnwagen mit Aussicht nach ame» rikanischem Muster werden im kommenden Sommer auf zahlreichen Linien der preußischen Staatseisenbahn verkehren. In Betracht kommen nur solche Linien, die durch reizvolle Gegenden führen. Bemerkenswert ist, daß auch die vierte Klasse derartige Aussichtswagen erhält. — Eine Massenmörderin vor den Ge schworenen. In dem Prozeß gegen die Giftmischerin Feige wurde am Sonnabend kurz vor Mitternacht das Urteil vom Schwurgericht in Hirschberg i. Schl, gefällt. Die Geschworenen bejahten, bezüglich der Fälle Janitscheck und Brückner die Schuldfragen auf Mord. Die Angeklagte wurde daraufhin zweimal zum Tode verurteilt. Be züglich der älteren Bergiftungsfälle erfolgte Freisprechung. Zum Tode verurteilt. Im Pankrazer Mordprozeß, der in Reichenberg i. B. verhandelt wurde, wurde der Angeklagte Anton Liebig wegen Ermordung seiner Fran und zweier feiner Kinder zum Lode verurteilt. Die Geschworenen hatten die Schuldfrage einstimmig bejaht. — Die Oxforder Ruderregatta. Das am Sonnabend Nachmittag veranstaltete 64. Jahres-Wettrudern zwischen den Universitäten Oxford und Eambridge endete nach 20 Min. 26 Sek. mit dem Siege der Mannschaft von Eambridge, deren Boot mit vier und einer halben Länge Borsprung durchs Ziel ging. en Zie liier -eher M IW, Lm. und laufen Sie hinüber zu Herrn Neumann. Erna hustet und klagt über Halsschmerzen — und ich hab keine Fays ächte Sodener Mineral-Pastillen mehr zu Halise. Ich denke, wenn wir die gleich anwenden, ist morgen alles wieder gut. Bringen Sie gleich drei Schachteln, damit wir die Sodener wieder im Hause haben. Man kaust Fays ächte Sodener per Schachtel für 85 Pfa. in jeder Apotheke, Drogen- und Mineral- wasserhanolung. Oertliche Angelegenheiten. Schwarzenberg, 17. März. Der Erzgebirgs zweig verein hielt am 11. d. M. seine Jahresver- lammlung ab. Den Jahresbericht erstattete der 1. Vor sitzende, Herr Stadtrat Fröbe. Die Mitgliederzahl ist zwar von 327 auf 342 gestiegen, doch hofft der Vorstand, daß alle gutgestellten Bewohner der Stadt und Umgegend die idealen Bestrebungell des Vereins unterstützen wollen. Er wird seine Werbungen fortsetzeu. Außer der Jahres versammlung sind 6 Vorstandssitzungen abgehalten worden. Die Hauptaufgabe hat in der Ausführung des Erweiter ungsbaues auf denk Spiegelwalde bestanden, der infolge Schwierigkeiten beim Grundgraben und wegen der Befrie digung berechtigter Wünsche des Wirts sich umfänglicher gestaltet hat, als geplant gewesen ist. Der Bau ist Ende September v. I. beendet worden und hat einen Aufwand von 1642 Mark 11 Pfg. verursacht. Die gesamten Auf wendungell deS Vereins für die Alllage auf dem Spiegel walde beziffern sich nunmehr auf 12 388 Mark. Wenn im Laufe dieses Jahres die Abortanlage noch zeitgemäß hergestellt sein wird, steht jedoch zu hoffen, daß für eine Reihe von Jahren Ruhe eintritt und nach Abstoßung der Schulden an andere, in den letzten Jahren zurückgestellte Aufgaben herangetreten werden kann. Die außergewöhnliche Belast ung des Vereins durch die Spiegelwaldbauten zwang den Vorstand dazu, beim Hauptverein sowohl als auch bei grö- ßeren Brudervereinen um Unterstützungen nachzusuchen. Nach Angabe des dirigierenden Arztes des Knappschaft-. lazarettS vr. HergeS betrug die Zahl der Toten im Lazarett gestern um 9 Uhr morgens 7 Mann, die der Kranken 9 - davon hab« 4 günstige Aussichten auf Genesung, während bei den übrigen die Prognose sehr ungünstig ist. Die Kran ken, die durch Brandwunden im Gesicht, an den Armen und an der Brust furchtbar entstellt sind, leiden augenschein lich große Qualen, doch versichert der Arzt, daß die Schmer zen infolge umfangreicher Anwendung entsprechender Mittel un Laufe des nächsten Tages fast verschwinden werden- Einige der Verunglückten haben schwere Augenvex- Atzungen erlitten und liegen ganz apathisch da, andere geben den« Personal und ihren Angehörigen, die trau ernd die Betten umstehen, abgerissene Antworten. Am oedenklichsten ist, abgesehen von dell Fällen, in denen oie Brandwunden mehr als ein Drittel der Körperfläche bedecken, der Zustand derjenigen, die sich infolge Einatmung der heißen Giftgase eine heftige Entzündung der Lungen zugezogen haben. Diese Haven starkes Fieber, sind aber oei klarem Bewußtsein. Im Verlaufe des Vormittags starb «och einer der Schwerverletzten, sodaß die Zahl der ge borgenen Toten jetzt 73 beträgt. Bier Leichen befanden sich unl 11 Uhr vormittags noch in dem Schacht, eine war in der Nacht geborgen worden. Eine Leiche hatte man heute früh bereits mit dem Oberkörper blosgelegl, als nachstürzende Gesteinmassen sie wieder ganz verschütteten. In dem zum Teck mit Blattpflanzen ausgefüllten Kor ridor des Knappschaftslazaretts sind lange Reihen von Särgen ausgestellt, die man bereits vormittags geschlossen hatte. Auf jedem Sarg befindet sich ein Zettel niit der Matrikelnummer und dem Namen des da rin liegenden Toten. Auf vier Särgen lautet der Vermerk aber noch immer „unbekannt". Man hat die Kleider, Schuhe und den vorgefundenen Inhalt der Taschen dieser Verunglückten neben die Särge gelegt, um die Wiederer kennung zu erleichtern, doch stehen diese vier Verunglückten anscheinend allein, da sich bisher kein Angehöriger gemeldet hat, um ihre Persönlichkeit festzustellen. Die gemeinsame Leichenfeier, an der auch der Bischof von Metz teilnimmt, war für heute, Montag vormittag 11 Uhr in der Pfarrkirche eingesetzt. Die Bestattung soll jedoch in den Heimatsorten oer Einzelnen erfolgen. Schon gestern wurden einige Leichen auf Wagen nach ihren Heimatsorten gebracht. Angehörige von Verunglückten sowie viele Bergleute erklärten übereinstimmend, daß man allgemein im Revier oie de Wendelschen Gruben für die ungefährlichsten gehalten habe. Seit Meuschengedenken sei kein großes Unglück vor gekommen. Die Schutzvorrichtung, die Wetterführung und oie Wettertüren funktionierten tadellos. Diesem Umstande lst es zu verdanken, daß das Unheil auf seinen engeren Entstehungsort beschränkt geblieben ist. Wie aus Paris gemeldet wird, hat Präsident Fallisres von Toulon Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm telegra phisch seirr Beileid zu dem Grubenunglück in Klein-Rosseln ausgedrückt. Der Minister des Aeußern Pichon beauftragte oen französischen Geschäftsträger in Berlin, der deutschen Regierung die Teilnahme der französischen Regierung aus zusprechen.. zur llnglück-stätte; die etwa zehn Minuten von Knappschasis» mzarett entfernt liegt. Hier übernahm Generaldirektor Simon die Führung und erläuterte in eingehendster Weise die Einrichtung« der Beraw ' Vorrichtungen. Der Gtattyal den Bergungsarbeiten hervor, vorstellen und widmete ihnen , . .... , anerkennende Worte. Während des RundgangeS durch die einzelnen Anlagen tmf der Mitbesitzer der Werke, Reichs tagsabgeordneter de Wendel, vom Schlosse Hayingen her ein und übernahm die weitere Führung. Nach der Besichtigung reist der Statthalter nach Berlin. .... . ' . ' 7- - . - " Die Vitt« haben denn auch zum. Dell Gehör gefunden; di«. Generalversammlung deS Hauptverein- in Oberwies«- thal hat nach den ausgezeichneten Darlegungen der Ver hältnisse des Vereins durch Herrn Oberamtsrichttr Bamberg eine Beihilfe von 600 Mack bewilligt^ der Bruderverein Chemnitz aber hat 200 Mark und der Bruderverein Leipzig 100 Mark Unterstützung gewährt. Durch Vermittelung de« Herrn OberamtSrtchter Bamberg sind ferner die von den Herren Branddirektor Bartholdt, Fabrikbesitzer Klipp- stein, Stadtrat Kunze, Bankdirektor Lindner und Stadtrat Slesina in Buchholz. Kommerzienrat Breitfeld und Fabrik besitzer Ernst R. Breitfeld in Erla, Fabrikbesitzer Bel ger in Obexsachjenseld, Baurat Herrmann, RechtSauwalt Vr. Neunter, Fabrikbesitzer Kutzscher, Fabrikbesitzer.Land- m-nn, Fabrtkdlrektor Pilz, Fabrikdirektor Reinström und BezirkSarzt vr. Zehlert in Schwarzenberg übernommen« Anteilscheine im Gesamtbetrags von 515 Mark dem Ver eine geschenkt worden. Den hilfreichen Förderern der Unternehmungen deS Vereins ward herzlich gedankt. Die Bewirtschaftung der Spiegelwaldanlagen ist dem bisherigen Wirte, der sich die Zufriedenheit der Besucher erworben hat, auf 6 Jahre pachtweise übertragen worden. Die Wege, Wegweiser, Wegemarkierungen und Bänke sind unterhalt« worden. In Herrn Ingenieur Oertel ist wieder ein äußerst rühriger Wegemeister gefunden worden. Auf Vorschlag des Vereinskassierers, Herrn Höfert, war die Veranstaltung eines Erzgebirgischen Abends beschlossen worden, der am 22. Februar d. I. unter starker Teilnahme und mit großem Erfolg stattgefunden hat. Förderung der Liebe zur Hei mat war die Aufgabe des Abends, und sie ist auch erfüllt worden. Den Veranstaltern und Ausführenden wurde für ihre Bemühungen herzlich gedankt. — Der Kaffen- bericht wurde von Herrn Höfert vorgetragen und auf Grund des Prüfungsberichts wurde die Jahresrechnung richtig gesprochen. Im Haushaltplan hat wegen der für die Schuldentilgung aufzubringenden beträchtlichen Summe nur die laufende Unterhaltung der Anlagen ,vorgesehen iverden können. Die Vorstandswahlen gingen glatt voll statten. Als Kassierer wurde an Stelle des Herrn Höfert, der wegen Uebernahme eines auswärtigen Betriebes die Wiederwahl ablehnte, Herr Lokalrichter Leonhardt und als dritter Wegemeister an Stelle des verzogenen Herrn Bank» kassieres May Herr Lehrer Freitag gewählt. Herrn Höfert wurde für seine langjährige, treue und die Interessen des Vereins nach jeder Richtung fördernde Tätigkeit besonderer Dank ausgesprochen. Schließlich wurde noch die vom Lau terer Bruderverein angeregte Abtretung des Morgenleithen turmes in eingehender Weise besprochen und dem Vorstande die Ermächtigung erteilt, in Unterhandlungen zu treten. ^aarlvchlrnrtvirr» Me wir bereits im Depeschenteil der GonntagSnummer meLeten, haben sich im Saackohlenrevier zwei neue Gruben-- katastrophen ereignet, denen eine Anzahl braver Bergleute zum Opfer gefallen sind. WaS zunächst das Unglück auf dem Mathildenschacht der Gerhardgrube bei Saarlouis betrifft, so wird amtlich bestätigt, daß sämtliche 22 Verunglückte tot sind. Im Auftrage des Ministers begab sich ein Kommissar an die Unglücksstätte. Wie auS Völklingen, 17. d. M. berichtet wird, sind von den Verunglückten im Mathilden-Schacht 17 Lei chen zu Tage gefördert. Fünf befinden sich noch in dem Sumpf. Bergungsarbeiten wurden den ganzen Sonntag über fortgesetzt. Die Ursache deS Grubenunglücks im Mathilden - Schachte der Grube Gerhard ist noch nicht auf geklärt. Der Umstand, daß vom gestrigen Sonntag ab ein neues Seil benutzt werden sollte, läßt darauf schließen, daß das alte Seil nicht mehr ganz brauchbar war; die von der Staatsanwaltschaft eingeleitete Untersuchung wird durch die Zeugenaussagen Genaueres feststellen. Das Sumpfwasser wurde mittels Pumpen gesümpft, dann konnte man zur Bergung der Leichen schreiten. Seilrisse kamen bei dieser Grubenförderung selten vor, das letzte Rial auf der Grube van der Heydt vor vier Jahren, wobei vier Bergleute den Tod fanden. Zur Explosion auf der Grube Klein-Rosseln wird aus St. Johann berichtet: Es ist noch nicht festgestellt, ob eine Explosion schlagender Wetter oder eine Kohlenstaub explosion vorliegt. Am Ausgang des Schachtes merkte man nicht das geringste von dem Vorgang in der Tiefe. Erp als zum ersten Riale die Förderschale mit einer Anzahl Geretteter heraufkam, wurde bekannt, was sich drunten er eignet hatte. Im ganzen waren 240—245 Mann einge fahren und zwar nn sogenannten Vuillenin-Schacht, der 417 Meter tief ist. Sofort eilte der Direktor Simon mit einer Anzahl feiner Beamten herbei und fuhr in den Schach: ein; auch traten alsbald die Rettungsmannschaften mit Draeger-Apparaten in Tätigkeit. Auf der Grubensohle stieß man zunächst auf den Körper des Wettersteigers Hayou, der alsbald heraufgeschafft wurde. Hayon gab schon nach wenigen Minuten ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, den Geist auf; die giftigen Nach schwaden hatten ihn getötet. Die ganze Stacht wurde al» oer Bergung der Leichen fieberhaft gearbeitet. Bis Sonn abend mittag 12 Uhr waren 67 Tote, 12 Schwerverletzte und 1 Leichtverletzter geborgen. Vermißt wurden um diese Zett 40 Leute, die zweifellos ebenfalls tot sind und unter dem Gestein und Geröll begraben liegen. Von den Schwer verletzten sind im Laufe des Tages bereits zwei gestorben, von den übrigen Schwerverletzten dürften nach Auskunft des Arztes nur einer mit dem Leben davonkommen. Von den preußischen Staatsgruben waren ebenfalls Rettungs mannschaften unter Führung mehrerer Bergbeamten herbei geeilt. Diese fuhren sofort ein, doch gab es nichts mehr zu retten. Ueber die Hälfte der toten Bergleute war verheiratet. Einige Tote, die von den Nachschwaden erstickt sind, sind völlig kenntlich und machen den Eindruck Schlafender. Biele dagegen, die von der Stichflamme getroffen worden waren, sind sehr entstellt. Die Herren de Wendel, die Besitzer der Grube Klein- Rosseln, haben der Direktion der Grube 100000 Marr für die ersten Bedürfnisse der von dem Unglück betroffenen Faipilien zur Verfügung gestellt. Es sollen Maßnahmen getroffen werden, um die.Verwandten der Verunglücktet: im weitesten Maße zu. unterstützen. — Bischof Benzler- Metz sandte an die Hinterbliebenen der Bergleute eine Ben leidsdepesche und 1000 Mark. Der Bischof wird an den Leichenfeierlichkeiteu teilnehmen. Der Kreisdirektordes Kreises Forbach, v. Loeper, hat der Bevölkerung im Auftrage des Statthalters folgendes Telegramm des Kaisers an den Statthalter bekanutgegebeu: Tiefgerührt durch die Nachricht von dem neuen schmerz lichen Unglücksfall ill dem rheinisch-lothringischen Berg revier, beauftrage ich Sie, der schwer betroffenen Bevölker ung den Ausdruck meiner Trauer und herzlichsten und wärmsten Teilnahme zu übermitteln. Die braven Berg leute, die ill der Erfüllung ihrer Pflicht den Tod gefunden haben, werden von dem Vaterlande betrauert als helden hafte Opfer ihres der Gesamtheit dienenden Berufes. Ich sehe Ihren eingehenden Berichten und Vorschlägen ent gegen. Wilhelm 1. U. Auch von der Kaiserin traf ein in herzlichen Worten gehaltenes Beileidstelegramm an der Unglücksstätte ein. Am gestrigen Sonntag gegen 10'/? Uhr vormittags traf der Statthalter der Relchstande, Fürst zu Hohenlohe- Langenbnrg, in Begleitung seines Adjutanten, Major von Donop, und des Regierungsrats Sieveking sowie mehrere Bergwerks-, Kreis- und Kommnnalbeamten im Automobil , vor dem Knappschafts-Lazarett ein und begann sogleich unter i Führung des leitenden Arztes eitlen Rundgang durch die : Räume des Krankenhauses. Zuerst betrat er die Korridore, s wo die Särge mit den Leichen standen. Hier richtete er an i die verweilenden Hinterbliebenen Worte der Teilnahme , »tld des Trostes^ ebenso ermutigte er die Verletzten > und ihre Angehörigen und wies wiederholt darauf hin, wie ernst Seiner Majestät dem Kaiser die Fürsorge i für die Verunglückten am Herzen liege. Vom Knappschafts- I Lrvurstsra Nur 1v Pfennig Ma« verlange aber ausdrücklich 10 Pfg.-Fläschcheu. kostet das neue, von der Maggi - Gesellschaft in den Handel gebrachte kleine Probefläschchen. Jede Hausfrau, die MArna noch nicht kennt, sollte einen Versuch damit machen.