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Schneeberg, 17. Februar. man Herr Mathias Erzberger liebt es, von sich reden zu machen. In der abgelaufenen Woche war er wieder der meistgenannte Mann. Kein Tag ohne Erzbergeriana könnte sagen. Zum ersten ließ sich der jugendliche Abge ordnete für.Biberach im Osten Berlins, da wo Paul Singers Getreue ihr Heim aufgeschlagen haben, als politischer Redner hören. Es gelang ihm oder vielmehr der mit seinem Namen seit geraumer Zeit getriebenen Reklame wirklich, was wohl noch keinem seiner Fraktionsgenossen gelungen ist: in der Reichshauptstadt, in den großen Kon- rordiasälen eine Centrumswählerversammlung zu Stande zu bringen, in der die Menge Kopf an Kopf gedrängt saß oder stand. Freilich: wie viele die Neugier Hingetrieben, läßt sich ebenso schwer beantworten wie die Frage, wie viele von den Anwesenden waschechte Centrumswähler waren und wie viele zur andern, zur roten Couleur gehörten. Herr Erzberger und der Leiter jener Versammlung scheinen jedenfalls der Meinung gewesen zu sein, daß sich die Hälfte der Wählerschaft von Berlin 0 zum Ultramontanismus bekehrt hat, denn als der Führer einer Gruppe Nationaler, die zum Teil aus alten Herren, zum Teil aus Studierenden bestand, eine Diskussion beginnen wollte, wurde ihm das Mort entzogen, da „hier nur eine Versammlung von Centrumswählern" sei. Nummer zwei: Der Fall Pöplau. Alle Welt war gespannt darauf, wie sich Herr Erzberger am Sonnabend in dem vielgenannten Prozesse als Zeuge verhalten werde, nachdem er am Mittwoch sein Zeugnis auf Grund des 8 3V der Reichsverfassung verweigert hatte. Fast schien es, als wolle er ein Märtyrer werden und die Zwangshaft über sich er gehen lassen. Aber als er bereits abgeführt werden sollte, erstand ihm ein Retter in HerrnPöplau. Dieser entband ihn von der Schweigepflicht, Herr Erzberger ließ es sich nicht zweimal sagen und wurde so aus einer immerhin recht fatalen Lage befreit, die ihm die unerfreuliche Aussicht er öffnete, möglicherweise am Dienstag seinen Reichstagsfitz nickt pünktlich einnehmen zu können. - Der dritte Vorgang ist die an anderer Stelle der heutigen Nummer mitgeteilte Abbitte des Herrn Erzberger gegentiber dem früheren preuß ischen StaatSminister von Möller. Für eine Woche ist dies gerade genug. Aber die Woche hat nicht drei sondern sech- Arbeits tage und so gab denn die Pattei des Herm Ei-bemer auch für die übrige Zett ausreichenden Gesprächsstoff. Die Ver- - offeutltchung vertraulicher Schriftstücke aus den Briefschaften he- deutsche Uottenverews 'und aus der Hrtvatkorrefponi- über die. Zufammeusetzuny der netten denz des Generalmajors Keim durch das offizielle Orga» der bayerischen Zentrumspattei, den „Bayerischen Kurier" harrt noch immer der Aufklärung. Biel mehr als der In halt jener Briefe interessiert die Frage, wie er in den un rechtmäßigen Besitz des ultramontanen Blattes gelangen konnte. Da sich die Angelegenheit in den Händen der Staatsanwaltschaft befindet, dürfte die Antwort nicht mehr- lange auf sich Watten lassen. Daß die „Enthüllungen" des „Bayerischen Kurier" vom linken Flügel der Zentrumspar tei weidlich ausgenutzt, in ihrer Bedeutung übertrieben und als Agitationsmaterial gegen eine Verstärkung der konservativen und regierungsfreundlichen Strömung inner halb der Pattei mißbraucht werden dürften, erscheint ziemlich sicher. Jedenfalls versteht es die im Reichstage durch die Mandatsverluste ihrer Bundesgenossen vom 13. Dezember v. I. in die Minderheit gedrängte Pattei, die Aufmerksam keit auf sich zu lenken. Das Sprichwort „Die besten Frauen sind die, von denen man am wenigsten spricht" lassen die Herren offenbar für politische Parteien nicht gelten. Wie in Deutschland beschäftigen auch in Frankreich die Klettkalen noch immer die öffentliche Meinung. Das Ringen zwischen der Staatsautorität und den kirchlichen Gewalteli hat dort noch nicht sein Ende erreicht. Die schroffe Absage des Papstes gegenüber dem vom Kultusminister Briand aufgestellten Entwurf eines allgemeinen Pachtver trages, der üoer die Benutzung der kirchlichen Gebäude durch die katholischen Gemeinden zwischen den Geistlichen —nicht den Bischöfen — und den staatlichen oder kommunalen Be sitzern der Gotteshäuser abgeschlossen werden sollte, hat den Kultusminister zu einem weiteren Nachgeben veranlaßt. Er hat den Seinepräfekten ermächtigt, mit einem Vertreter des Pariser erzbischöflichen Stuhls über einen neuen Ent wurf zu unterhandeln, in welchem die bischöfliche Hierarchie gewahrt bleiben soll: die Kirche soll nämlich vollständige Garantie dafür erhalten, daß die von dem bischöflichen Stuhle namhaft gemachten Geistlichen auch in Zukunft das Recht erhalten, den Gottesdienst abzuhalt«. In dieser Form findet die Abmachung in dem vatikanisch-offiziösen „Ossorvators Romano" eine beifällige Besprechung, was allerdings nicht ausschließt, daß der Papst im letzten Augen- blicke doch wieder, wie schon wiederholt im Verlause des Kampfes, durch die intransigenten Elemente seiner Umgeb ung, insbesondere durch den Staatssekretär Merry del Bal bewogen wird, seine Zustimmung zu verweigern. Zweifellos ist dabet die Stellung des Kultusministers Briand immer schwieriger geworden. kann. Wie auch das Petersburger Telegraphenbureau/ daS die gewählten Wahlmänner zuerst fast durchweg der Rechten, zugezählt hatte, neuerdings zugibt, sind die Parteien der Reckt« bisher bei weitem in der Minderheit geblieben. Besondere Beachtung verdienen die Wahlen in Moskau, der Hochburg des ruffischen nationalen Lebens, wo ausschließlich Kadett« als Wahlmänner gewählt worden sind. Der Ausfall di« Moskauer Wahlen wird voraussichtlich nicht ohne EirUüß auf die Wahlen in Petersburg bleiben. Alles in allem van angenommen werden, daß die Opposition etwa zwei Drittel der neuen Reichsduma umfassen wird. In welcher Stärke die einzelnen oppositionellen Gruppen auftreten werden, läßt sich vorerst nicht übersehen, doch erscheint es ziemlich sicher, daß die Kadetten wieder als die stärkste dieser Grup pen, vielleicht auch als die stärkste aller Fraktionen auftre ten werden. Deutschland. Berlin, 17. Februar. (Einweihung der Re formations-Kirche.) Heute vormittag wurde in Moabit die neu erbaute ReformationS - Kirche feierlich ein geweiht. Gegen 10 Uhr trafen der Kaiser, die Kaiserin und Prinz Oscar mit Gefolge ein, vom Publikum mit Hochrufen begrüßt. Nach dem Abschretten der Front der Ehrenkompagnie und der Zeremonie der Schlüsselübergabe begrüßte in der Vorhalle der Kirche Generalsuperintendent 0. Faber die Majestäten, und die Tochter des Pfarrers Lehmann überreichte der Kaiserin einen Strauß. Unter Voranttitt der Geistlichkeit betraten die Majestäten dann das Gotteshaus und der feierliche Gottesdienst begann. Generalsuperintendent v. Faber hielt die Weiherede und vollzog die Einweihung, Pfarrer Lebmann hielt die Fest predigt. Später nahm der Kaiser den Vorbeimarsch d« Ehrenwache ab, und kehrte dann mit Ihrer Majestät- wiederum lebhaft begrüßt, nach dem KÜNWichen Schloß zurüÄ. , - ° Berlin, 16. Februar. (Fürst Bülow über dis' angebliche Kriegslust Deutschlands.) In Er widerung einer Anfrage, ob die Meldungen richtig sei«, daß der Sieg der nationalen Parteien bei den WaHen die deutsche Regierung ermutigen werde, eine aggressive aus wärtige Politik einzuleiten/ ließ der Reichskanzler Fürst von Bülow, dem „B. L.-A."' zufolge, dey PublWrt' Prch WottationM^ ein« «ui^^M amerttznischen ZÄtunmn, folgende Entwert zukomment -Die Auahme, K bedeute der Ku-fall der n«« t-gSwaVen ein« Wendemg zu edwr aggressiv« Welt--—- - - . ' iMbMlkssiTunk u kNVLÄdÄKß Dienstag, 19. Februar 1907 SahrA chorla«. Klarschlag - Lieferung oder m >WMW»0W> Nr. 42 stniü, Neustädtel, Schneeberg und Schwarzenberg, Grünhai«, Hartenstet«, Johanngeorgenstadt nurptmaonschaftliche« die Bürgermeister vo« Grü«hai«, Harte«stet«, Jo! und Wildenfels, die Gemeindevorstände deS aurts Bezirks Schwarzenberg. W Tageblatt Mtsblatt Zi siir Klim- m Ms.GMhain.Lmknskm.Fohclim- geoWN8iad1.LWitz.L-uMkl.<Lchmebsrg.HchwainnlMbM.Ml strünstücktel, äsn 17. Rsdruar 1907. i. V.: Nax Lolbs, OsmoinäsLidsstsr» U a e k r u k. 16. ä. bL. vsrsosiisä naoll langer, sodvsrsr Lraubbsit üer Oismsinäsvorstsnä a. O., oksmaligss Lirodsnvorstanäsntttglivck fiiMok Mlislm V/sigsI, -vslolisr 18 Oakrs lanA an äsr Zpitss äsr Olsmsinäsvvrvaltnng gostanck« unä 2NM ststsn ^Vostls äsr Osmsinäs xsvirkt dat. als lanNädttgss Lirodsnvorstanäsinitglivä dat ar »iod trän nur Lirods gsdaltsn unä inunsr idr dsstss ün ^.UKS gsdadt. ^ir äsn ssin OisäLositnis äaokbarsn vsrLvns in Ldrsn daltsn unä rukon >ttr ilun ein unä „Hatte Vanlr ^ in äis stills Ornkt naott. Lottvsr var lüsr vsin Vaiäsn^ Vsiosit ssi vir äarum äis Lrä«! / Bekanntmachung. / Nr. 2 oeS dieSjähttgen Gesetz- , und Verordnungsblattes^ ist erschienen. und liegt tuten iLcpeditionen der unterzeichnet« Behördm 14 Tage lang zur Einsichtnahme aus. Inhalt: Verordnung, die Aufstellung und den Betrieb beweglicher Dampfkessel am Messen, Jahrmärkten und bei Volksfesten bett. — Verordnung, bett, die Abänderung de« Verordnung vom 21. September 1874, die Aufhebung von Toten nnd Scheintoten, Die Stadwemeinde Schwakenberg beab- sichtigt, auf der Parzelle Nr. 684 des Flurbuchs Abteilung Flur von Schwarzenberg, Blatt 418 des Grundbuchs für Schwarzenberg, eine Tteinkohlengasaustalt zu errichten. Die Zeichnungen und Beschreibung« dazu lieg« an hiesiger Ratsstelle zur Ein sichtnahme aus. Wir bringen gemäß 8 der Gewerbeordnung das Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntnis mit her Aufforderung, etwaige Einwendungen gegen die neue An lage binnen 14 Tagen hier anzubringen. ' Die Frist nimmt ihren Anfang mit Ablauf des Tages, an dem das diese Be kanntmachung enthaltende Blatt ausgegeben worden, und ist für alle Einwendungen, welche nickt auf prwattechtlichen Titeln beruhen, präklusivisch. Tchwa^mberg, am 18. Februar 1907. )ie Lieferung von ca. 200 obm Hornblendeschiefer-Klarschlag soll im Ganzen , geteilt vergeben werden. Größe der Steine nach jeder Richtung höchstens 6 om. Angebote, aus denen der Preis pro odm (einschl. Anfuhre), ersichtlich ist, sind verschlafen bis z«m LS. Februar bfs. Js. im h«gen Gemeindeamt einzureichen. F Auswahl unter den Bewerbe« bez. Ablehnung aller Angebote bleibt Vorbehalten. F Zschorlau, am 16. Februar 1907. Der Gemeinde» <1. / 2 , Hilbig, G.-V. M tngletch« die Anzeigen über außerordentliche Vorfälle Und die LedenSrettungSprämien bett. — Bekanntmachung, bett, die Gebühren für die Untersuchung deS in das Zollinland ein gehenden Fleisches. Die Ttadträte vo« A«e, Lüh« vr. Rüdiger, Bürgermeister. Mkt. Schneederg <9-