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Tagesgeschichte, Deutschland. — Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Bei der praktischen Handhabung des Gesetzes vom 3. Juni 1906 betreffend oen Frachturkundenstempel haben mehrere Be stimmungen verschiedentlich« Auslegung gefunden und eine strengere Auslegung führte zu manchen offenbar vom Ge- etzaeber nicht gewollten Härten für den Verkehr und hätte auch für die Eisenbahn höchst unbequeme Folgen, insofern sie sehr geeignet waren, die Ausnutzung höherer, tragfähigerer Wagen zu erschweren. Daher ist es freudig zu begrüßen, daß von maßgebender Seite eine dem Sinn und dem Geist des Gesetzes gerecht werdende und auch wohl vom Gesetz geber gewollte Auslegung vorgenommen wurde. Die Dienst stellen der Eisenbahn seien nun mit den nötigen Weisungen versehen. Es handle sich nun um folgende Punkte. Nach der Eisenbahnverkehrsordnung ist es gestattet, die Wagen über das Ladegewicht hinaus bis zur Tragfähigkeitsgrenze (d. i. 5°/,) zu belasten. Nunmehr soll für Berechnung des Frachturkunoenstemvels diese geringe Mehrbelastung ohne Einfluß bleiben und nur das eingeschriebene Ladegewicht des Wagens maßgebend sein. In der Nr. 6 a Absatz 1 des Stempeltartss ist bestimmt, oaß der Steuersatz von 20 bei dem Frachtbetrag von nicht mehr als 25 Mk. zu er heben sei. Nunmehr ist daS Gesetz dahin erläutert, daß der für die Abmessung des Stempels maßgebende Frachtbetrag sich nicht aus die jeweilig auf den Frachtbrief beförderte Ladung, sondern auf die Normalladung von 10 Tonnen bezieht. Eine weitere wichtige Frage ist schon früher ent- ' " schieden, sie sei al e. der Vollständigkeit halber hier nochmals ausgeführt. Es kommt öfters vor, daß dem Verfrachter von der Eisenbahnverwaltung ein Wagen des gewünschten Ladegewichtes nickt gestellt wird. In solchen Mllen wird das Ladegewicht oes geforderten, nicht aber des gestellten Wagens der Stempelberechnung zugrunde gelegt. Berlin, 10. September. Der neue Kolonialdtrektor ! Bernhard Dernburg hat seinen Einzug in die Kolonialab teilung des Auswärtigen Amts gehalten. Der bisherige stellvertretende Kolonialdtrektor Erbprinz zu Hohenlohe- i Langenburg hat am Sonnabend sein Amt aufgegeben und sich von den Mitgliedern der Abteilung verabschiedet. Sein V' Nachfolger erschien Sonntag auf der Kolonialabteilung, ließ sich die Mitglieder der Abteilung vorstellen und übernahm sein neues Amt. Er gedenkt zunächst auf Urlaub zu gehen und sich nach Beendigung dieses Urlaubs den im neuen Amt an ihn herantretenden Aufgaben eingehend zu widmen. Zu Ehren des aus dem Amte scheidenden bisherigen stell» PMredmden Direktors der Kolontalabteiluug des Auswär» tigen Anus Erbprmzen zu Hohenlohe-Langenburg findet beute Montag abend im Palast-Hotel ein Abschiedsmahl statt, an dem auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Tschirschky und Bögendorff teilnehmen wird. Berlin, 9. September. Ein Telegramm aus Wind huk meldet: Am 30. August d. I. wurden im Gefecht im Aubrevier verwundet: Leutnant Martin Elschner, geboren am 12. 7. 77 zu Prettin, früher im Fußartillerie-Reaiment Nr. 1, leicht, Fleischschuß linker Oberarm. Reiter Julius Stanko, gehören am 1. 7. 82 zu Garbassen, früher im Fußartillerie-Regiment Nr. 2, schwer, Schuß linkes Ellen bogengelenk. Ferner Reiter Wilhelm Wössner, geboren am 20. 12. 84 zu Menzingen, früher im Infanterie-Regiment Nr. 111, am 29. August d. I. im Lazarett Warmbad an Typhus und Lungentuberkulose gestorben. Breslau, 10. September. Die Kaiserin trat bald nach 9 Uhr die Rundfahrt durch die Stadt zu einer Reihe von Wohltätigkeitsanstalten an. Der Oberpräsident Graf Zedlitz hatte bei der Kaiserin im Wagen Platz genommen. Die Kaiserin besuchte zunächst das Vereinshaus, dann den Kinderhort Daheim, das evangelische Diakoniffenhaus Be thesda, das katholische Kinderhospital St. Anna und schließ lich die St. Hedwigskirche. Breslau, 10. September. Der Kaiser trifft nach den neuesten Reisedispositionen am 14. September in Klitschdorf zum Besuche des Fürsten Solms-Baruth ein. Er wird drei Tage dort bleiben und in den wildreichen Forsten des Fürsten jagen. Die Rückreise des Kaisers er folgt am 18. September über Sagan. Liegnitz, 10. September. Die Stadt ist zum Empfang des Kaisers allgemein überaus reich geschmückt. Vor dem neuen Rathause, wo die Behörden der Stadt den Kaiser er warten, der aus dem Manövergelände in Liegnitz eintrifft, sind in halbkreisförmiger Anordnung Obelisken errichtet worden. Am Eingänge zum Königlichen Schlosse bilden herrliche Palmcngruvpen den Hauptschmuck. Aus dem ganzen Kreise ist die Bevölkerung herbeigeströmt. Liegnitz, 10. September. Der Kaiser stieg heute morgen in Bielwtese zu Pferde und begab sich ins Manö- veraelände nach Oberheidau und fuhr nachmittags imAuto- mobll über Parchwitz und Wahlstatt nach Liegnitz, wo er um 5'/, Uhr eintraf. Liegnitz, 10. September. Die Kavalleriedivision L (ros) war heute über Parchwitz his Gugelwitz yorgesandt worden, wo sie Stellung nahm. Die von Lüben vordrin gende Kavalleriedivifion (blau) zwang erstere über Katz- bach gegen Heidau und Parchwitz zurüHugehen. Stachmit tag nahmen beide Divisionen Beobachtungsstellen ein. Liegnitz, 10. September. Der Kaiser traf hier um bfl, Uhr mit /dem Prinzen OSkar und Gekolg« in AMMO' UMbMlksfreunö Äu« 81 Vvttkstnmä ZcdneedeiA. I Drr v-lW«-»»" -Uch-vo «VS «U d« Nr. 210. Mittwoch, 12. September 1906. i 4»t» r».soM. MZagsblaii und Mntr blatt W AA-Ssiir bis kal.M- LtMrchsnZchd'r-en in Ms, Gninhain. Kartsnslein.Johann« MWusta-l, Lößnitz, IeuMM-schMberg.ZchwaiZ»nberg l»w.HWensrlL Jnscralks-SniuHme fllr dtk am Nachmittag «schelaende Nummtt du vor- —— mittag ll Uhr. «in« »lirglchottMMe »tch«tL,l««uftmhme dar «nz«t«n 8V. bkj. an den vorgqchriedencn Laacn kwtc an btmnuntrr Stille wird nicht gegeben, ebensa wird für die «IchttgreU «eledhanUch ausgeaebener Anzetaen nicht garantiert. «>t»>i>rrtig»aiistrr-etmr gegen Bvrnuddejahlung. gürRitck« gäbe eingeiandter Manitstriptr macht ftch bl, «edatttan nicht verantwortlich- Im hiesigen Handelsregister ist heute auf Blatt 213 das Erlöschen der Firma G. A. Mer« in Schneeberg und auf Blatt 309 das Erlöschen der Firma Richard König in Schneeberg eingetragen worden. Schneeberg, den 10. September 1906. Königliches Amtsgericht. In dergestrigen Bekanntmachung über die Zwangsversteigerung des Michel'scken Grundstücks Blatt 43 des Grundbuchs hier Auerhammer muß eS statt Nr. 43 Ll des BrandkatasterS heißen: Nr. 8 Ll. Aue, am 11. September 1906. Königliche- Amtsgericht. Wegen Reinigung bleiben Freitag «nd Sonnabend, den 14. und 18. September 1SO6 unsere Geschäftsräume im Stadthause geschloffen. Nur das Standesamt ist an beiden Tagen vorm. von 11—12 Uhr für Todes- und Totgeburtsanzeigeu geöffnet. Der Rat der Stadt. vr. Kretzschmar, Bürgermstr. Kühn. Die Laudrente« für 6. Termin 1VV6 sind bis spätestens Ende September d. I. an unsere Steuereinnahme zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung zu bezahlen. Lößnitz, am 10. "September 1906. Der Rat der Stadt. Pflichtfenerwehr Lößnitz. Sonntag, 16. September d. I., früh 6 Uhr 8 Uebung der in den Jahren 1882 und 1883 geborenen Mannschaften (d. t. 1. Kompagnie) außer OrtAeil Dreihansen. Sammelort: RathauSplatz vor dem Spritzenaebäude. Nichterscheinen und Ungehorsam der Dienstpflichtigen werden bestraft/ Ntcht- erschieuene haben außerdem nachzuüben. 2 Lößnitz, am 10. Septeniber 1906. Das Branddirektorium. Mittwoch, den 1S. September 1666, nachmittag- 8 Uhr, soll in Albernau in Wilds Restauration, 1 anderwärts gepfändeter Schreibtisch, gegen sofortige Be zahlung öffentlich versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts Schneeberg, den 11. Septbr. 1906. Die für Mittwoch, den 12. d. Mts. vormittags 10 Uhr im hiesigen Versteigerungs lokale des Kgl. Amtsgerichts anberaumte Versteigerung findet nicht statt. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts Schwarzenberg, den 11. Sept. 1906 Holzversteigerung. Lößnitzer Kirchenwald. Im „Ratskeller" in Lößnitz sollen Donnerstag, den 1». September 1VV6, 1., von Vorm. S Uhr au 616 weiche Stämme von 10—34 om Mittenstärke, 6498 - Klötzer - 7—12 - Oberstärke, 516 - - - 13—30 - 395 » Derbstangen - 8—13 - Unterstärke, 4335 » Reisstangen - 3—7 - » 2., von vorm. Vz11 Uhr an 240 rm weiche Brennhölzer, Schneebruchhölzer in Abc. 3, 7, 8, 11, 14, 15, 16, 17, 21, 24, 27, 29, und im Gasthofe zum „wilde« Mann" in Oberpsanueustiel Freitag, den 14. September 1666, von vorm. 1V Uhr a» 124 rm weiche Brennhölzer aufbereitet in Abt. 8, 40 fichtene Reisig-Langhaufen - - » 8, 17, 19 gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Anschließend an vorstehende Holzversteigerung in Oberpfauueustiel soll nach mittags 2 Uhr Neuverpachtung der zum Lößnitzer Kirchenwalde gehörigen bei Oberpfan nenstiel gelegenen. Felo- und Wiesengrundstücke Nr. 100, 101, 102, 103, 106, 107 de- Flurbuchs für Oberpfannenstiel stattfinden. Der Kircheuvorftand zu Lößnitz. bilen ein und wurde von der Bevölkerung stürmisch begrüßt- Vor dem neuen Rathause begrüßte zunächst Regierungs präsident Freiherr von Seherr-Tost den Kaiser mit einer Ansprache. Der Kaiser dankte dem Regierungspräsidenten, worauf Oberbürgermeister Oertel den Kaiser mit einer An sprache begrüßte, in der er den Kaiser bat, den herzliche« Willkommengruß und die untertänigste Huldigung der städt ischen Behörden und der Bürgerschaft entgegenzunehmen. Schließlich bat der Redner, der Kaiser möge den Ehrentrunk der Stadt von vaterländischem Weine gnädig entgegenneh men. Der Kaiser erwiderte, er habe schon einmal die Freude gehabt, in den Mauern der Stadt Liegnitz zu weilen und habe sich jetzt gefreut, daß die Stadt sich so vortrefflich ent wickelt habe. Der Kaiser erinnerte an die umliegenden historischen Stätten. Wie es sich seine Vorfahren hätten angelegen sein lassen, Schlesien die Treue zu halten, ebenso habe auch Liegnitz immer treu zum Herrscherhause «standen. Bei seiner Fahrt durch die Vorstädte habe er sich außer ordentlich gefreut, wie die Bewohner in ihrer schlichten Weise die Häuser so schön geschmückt hätten. Die Stadt selber gleiche ja förmlich einem Garten in ihrer Fülle von Blu men. Der Kaiser beauftragte den Oberbürgermeister, seinen herzlichsten Dank der Bürgerschaftzu übermitteln. Nachdem der Kaiser unter dem Jubel der Versammelten den darge reichten Pokal geleert hatte, überreichte ihm eine Schülerin einen Blumenstrauß. Der Kaiser machte hierauf eine Rund fahrt durch die Stadt und nahm, überall mit den herzlichsten Ovationen begrüßt, im Schlosse Wohnung. Derleberg, 10. September. Der Kronprinz traf gestern abend im Manövergelände des Gardekorps ein und nahm auf dem Gute des Ministers v. Podbielski in Dallmin Wohnung. Kiel, 10. September. Der 23. deutsche Juri stentag wurde heute unter großer Beteiligung in der Aula der Universität durch den Geh. Justizrat Prof. Ennecerus- Marburg eröffnet. Der Oberreichsanwalt Dr. Olshausen- Leipzig wurde zum Vorsitzenden gewählt. Auf seinen Vor schlag wurden Huldigungstelegramme an Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph gesandt. In einem Telegramm an den Großherzog und die Großherzogin von Baden wurde des 80. Geburtstages des Großherzog und der goldenen Hochzeit des großherzoglichen Paares gedacht. Es folgte» Huldigungsansprachen. Der Vorsitzende teilte mit, daß zwei Juristen aus Japan gebeten haben, an den Verhandlungen tellnehmen zu dürfen. Nach Schluß er Vollversammlung begannen die Sitzungen der Abteilungen. Jena, 10. September. Das Landgericht Altenburg verurteilte drei Mitglieder des Kahlaer ^ewerkschaftskartells ^je 1 Monat Gefä^nis wegen Erpressung gelegentlich