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5. Lieder für Bariton: a) Löwe, Carl . . . Op. 118. Odins Meeres-Ritt. Ballade- Meister Oluf, der Schmied auf Helgoland, Verlässt den Amboss um Mitternacht. Es heulet der Wind am Meeresstrand. Da pocht es an seiner Thüre mit Macht: „Heraus, beschlag’ mir mein Ross, Ich muss noch weit und der Tag ist nah!“ Meister Oluf öffnet der Thüre Schloss, Und ein stattlicher Reiter steht vor ihm da. Schwarz ist sein Panzer, sein Helm und Schild, An der Hüfte hängt ihm ein breites Schwert. ■ Sein Rappe schüttelt die Mähne gar wild Und stampft mit Ungeduld die Erd’! „Woher so spät? Wohin so schnell?“ !.In Norderney kehrt' ich gestern ein. Mein Pferd ist rasch, die Nacht ist hell. Vor der Sonne muss ich in Norwegen sein!“ „Hättet ihr Flügel, so glaubt ich’s gern !“ „Mein Rappe der läuft wohl mit dem Wind, Doch bleichet schon da und dort ein Stern! Drum her mit dem Eisen und mach’ geschwind!“ Meister Oluf nimmt das Eisen zur Hand, Es ist zu klein, da dehnt es sich aus. Und wie es wächst um des Hufes Rand, Da ergreifen den Meister Bang’ und Graus. Der Reiter sitzt auf, es klirrt sein Schwert: „Nun, Meister Oluf, gute Nacht! Wohl hast du beschlagen Odins Pferd; Ich eile hinüber zur blutigen Schlacht.“ Der Rappe schiesst fort über Land und Meer, Um Odins Haupt erglänzet ein Licht. Zwölf Adler fliegen hinter ihm her; Sie fliegen schnell und erreichen ihn nicht. Schreiber. _ b) Löwe, Carl. Op. 135. Tom der Reimer. Altschottische Ballade Der Reimer Thomas lag am Bach, am Kieselbach hei Huntley Schloss. Da sah er eine blonde Frau, die sass auf einem weissen Ross. Sie sass auf einem weissen Ross, die Mähne war geflochten fein. Und hell an jeder Flechte hing ein silberhlankes Glöckelein. Und Tom der Reimer zog den Hut und fiel auf’s Knie, er grüsst und spricht: Du bist die Himmelskönigin! Du bist von dieser Erde nicht! Die blonde Frau hält an ihr Ross: „Ich will dir sagen, wer ich bin; Ich bin die Himmelsjungfrau nicht, ich bin die Elfenkönigin! Nimm deine Harf’ und spiel’ und sing’ und lass dein bestes Lied erschall’n, Doch wenn du meine Lippe küsst, bist du mir sieben Jahr’ verfall’n!“ „Wohl sieben Jahr, 0 Königin, zu dienen dir, es schreckt mich kaum!“ Er küsste sie, sie küsste ihn, ein Vogel sang im Eschenbaum. „Nun bist du mein, nun zieh’ mit mir, nun bist du mein auf sieben Jahr!“ Sie ritten durch den grünen Wald, wie glücklich da der Reimer war! Sie ritten durch den grünen Wald bei Vogelsang und Sonnenschein, Und wenn sie leicht am Zügel zog, so klangen nell die Glöckelein. 6. Zwei Lieder für Sopran: a) v. Koss, Henning . Op. 2. Winterlied. Komm’ aus der engen Stadt, auf dass die Felder blühen. Blick’ auf den Dornenstrauch, damit die Rosen glühen; Tritt in den weissen Schnee, auf dass die Knospen springen, Schau diese Bäume an, damit die Vöglein singen.