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Die gleichen Gedanken sprach Beethoven in konzentriertester Form in einem Brief an Goethe ans: „Wieder durch Sie gedacht, gefühlt und in Musik gegeben!“ Bei diesem Werk dürfen wir mit gutem Gewissen Worte des Dichters zur Er klärung und Charakteristik der einzelnen Teile und Themen heranziehen, denn Wort und Musik, Inhalt und Ausdruck sind hier nicht zu trennen. Schwere, lastende Akkorde schildern die Gewaltherrschaft des Unterdrückers Alba: Zimmermann : Bei ewiger Gefangenschaft ist verboten, von Staatssachen zu reden. Jetter: O unsere Freiheit! Zimmermann: Und hei Todesstrafe soll niemand die Handlungen der Regierung mißbilligen. O unsere Köpfe! War mir’s doch gleich weh, wie der Herzog in die Stadt kam. Seit der Zeit ist mir’s als wäre der Himmel Jetter: mit einem schwarzen Flor überzogen und hing so tief herunter, daß man sich bücken müsse, um nicht dranzustoßen. Der Gedanke der Freiheit läßt sich nicht aufhalten. Das Aufbegehren des Volkes, die Geißel der Unterdrückung, die Empörung der Geknechteten, all das klingt in der Musik auf und verdichtet sich zum Hauptthema. Die Niederländer fürchten ein doppeltes Joch, und wer bürgt ihnen ihre Freiheit? Freiheit? Ein schönes Wort, wer’s recht verstände! Was wollen sie für Freiheit? Egmont: Alba: In den Holzbläsern erklingt ein liedhaftes, liebliches Nehenthema. Wer dächte da nicht an Klärchen und Egmont? Klärchen: Laß mich schweigen! Laß mich dich halten! Sag’ mir! Sage! Ich begreife nicht! Bist du Egmont? Egmont: Dieser, Klärchen, der ist ruhig, offen, glücklich, geliebt und gekannt von dem besten Herzen, das auch er ganz kennt und mit voller Liebe und Zutrauen an das seine drückt. Das ist dein Egmont. Noch einmal klingen schwere, drückende Akkorde auf, ein Quartsprung nach unten, im forte von den Geigen gespielt, danach eine Pause mit einer Fermate —, und acht Takte der Holzbläser lassen diese Episode verklingen. „Der Tod kann ausgedrückt werden durch eine Pause“, lesen wir auf einem Skizzenblatt des Komponisten, geschrieben in der Zeit der Entstehung des „Egmont“. Auch Bichard Wagner wußte davon, als er schrieb: „Die redende Pause, das ist das Eigentum der Musik“! (21. März 1878). Mitreißend und glanzvoll ist der Schluß der Ouvertüre, eine „Siegessinfonie“ im kleinen! Egmont: Und wie das Meer durch eure Dämme bricht, so brecht, so reißt den Wall der Tyrannei zusammen und schwemmt ersäufend sie von ihrem Grunde, den sie sich anmaßt, hinweg! G. Sch. III 9 13 410 I 352 58