Volltext Seite (XML)
Antonin Dvorak (1841-1904) Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 Dvoraks berühmt gewordenes Cello-Konzert h-Moll ist den Jahren 1884/95 entstanden und zwar als das letzte der in Amerika komponierten Werke. Der Meister, der einige Jahre als Direktor eines Konservatoriums in Nordamerika zugebracht hatte, litt an tiefem Heimweh, und im Jahre 1895 zog es ihn mit unwiderstehlicher Gewalt in die Heimat zurück. So nimmt es nicht wunder, daß man in Dvoraks Werken jener Zeit immer wieder nationalen Anklängen begegnet. Dies gilt besonders stark für sein Cellokonzert. Straffe Rhythmen klingen auf, Volkstänze klingen an - das klangfreudige Werk ist ein wunder bares Abbild von Dvoraks tschechischer Heimat. Im ersten Satz hält der Meister die Sonatenform ein, verzichtet allerdings auf eine ausgesprochene Durchführung der Themen. Das Adagio ist in dreiteiliger Liedform gehalten und thematisch einem früheren Lied „Laß mich allein in meinen Träumen gehen“ entnommen. Der Schlußsatz ist ein Rondo, in welchem also ein Hauptthema, unterbrochen durch verschiedene Nebenthemen, immer wiederkehrt. Bei allen technischen Schwierigkeiten bewahrt diese stark empfundene und mit hoher Meisterschaft gestaltete Musik ihren Charakter des Gesunden und natür lich Gewachsenen. Das ist es, was uns an Dvorak, dessen 50. Todestages wir uns in diesem Jahre erinnert haben, immer von neuem bezaubert. Ludwig van Beethoven schrieb in den Jahren 1809 und 1810 die Musik zu Goethes „Egmont“. Der Auftrag wurde ihm von der Direktion des Wiener Hoftheaters erteilt. Das Vor spiel zu „Egmont“ gehört zu Beethovens populärsten Schöpfungen. Beethoven selbst meinte in übergroßer Bescheidenheit: „Ich habe ihn bloß aus Liebe zum Dichter geschrieben!“ (Brief an Breitkopf und Härtel vom 21. August 1810.) Die Liebe zum Dichter und zu seinem dramatischen Werk ist aus jeder Note, aus jeder Zeile zu spüren. Leider wurde Beethovens Musik nach den ersten Auf führungen durch höfische Intrigen so gut wie tot geschwiegen, nur der Dichter E. Th. A. Hoffmann, der zugleich ein begabter Musikschriftsteller war, schrieb eine begeisterte, von echtem menschlichen Gefühl durchpulste Besprechung, in der es u. a. hieß: „Es ist wohl eine erfreuliche Erscheinung, zwei große Meister in einem herrlichen Werke verbunden und so jede Forderung des sinnigen Kenners auf das schönste erfüllt zu sehen. Beethoven hat bewiesen, daß er gewiß unter vielen Komponisten der war, welcher die zarte und zugleich kräftige Dichtung tief in seinem inneren auffaßte: Jeder Ton, den der Dichter anschlug, klang in seinem Gemüte, wie auf gleichgestimmter, mitvibrierender Saite wieder, und so bildete sich die Musik, die nun, wie ein aus strahlenden Tönen gewo benes, leuchtendes Band, das Ganze durchschlingt und verknüpft.“