Der erste Satz wird eröffnet durch eine knappe Orchestereinleitung, danach stellen sich die Solisten mit einer Kadenz vor, und erst danach werden vom Orchester die beiden Themen aufgestellt, erweitert durch eine Reihe von Nebengedanken. Die Verarbeitung erfolgt in sinfonischer Weise. Besondere Bedeutung gewinnt das Gesangsthema, das ein klein wenig an das Violin konzert a-Moll vonViotti erinnert. Das ist kein Zufall, denn Brahms wußte daß Joachim dieses Konzert sehr liebt, und da das Doppelkonzert gleichsam eine Versöhnungsgabe sein sollte, griff Brahms auf das Viottische Thema bewußt zurück. Im Wechsel zwischen Führung und Begleitung werden beide Solisten gleichermaßen mit dankbaren Aufgaben bedacht. Auch im zweiten Satz dominiert eine gesanglich ausdrucksstarke Melodik. Violine und Cello werden oft in Oktaven geführt, wodurch sich das rein Konzertante nicht so frei entfalten kann. Um so stärker können die Solisten im letzten Satz ihr technisches Können unter Beweis stellen. In seiner Formanlage erinnert das Finale an ein Rondo, und auch der Grundton der Musik läßt an den Charakter eines Scherzos denken. Reizvoll der Wechsel zwischen legato und staccato. Im Höhepunkt des Finales vereinen sich konzertante und sinfonische Ele mente in schönstem Zusammenwirken. Brahms hatte vor, noch ein zweites Doppelkonzert zu schreiben, doch die Kritiken nach den ersten Aufführungen waren so zurückhaltend, daß Brahms diesen Plan immer wieder hinausschob. Dem Doppelkonzert wurde Trockenheit vorgeworfen, Erfindungsarmut, zu geringe Berücksichtigung der solistischen Möglichkeiten und der allzu strenge Charakter der gesamten Musik. Wir stehen heute anders zu diesem ernst schönen Werk, denn wir wissen, was uns der Komponist damit schenkte, wir kennen aber auch die bezeichnenden Worte des Komponisten, die er im Jahre des Doppelkonzertes an Joachim schrieb: „Ich sage nicht laut und ausführ lich, was ich leise wünsche und hoffe.“ Johannes Brahms komponierte seine 2. Sinfonie im Sommer 1877 am Wörther See, und es scheint uns beim Hören, als habe die liebliche Landschaft Kärntens mitkomponiert, so hell und freundlich, heiter und frohgestimmt gelang Brahms die D-Dur-Musik zu dieser Sinfonie, der Clara Schumann beim Publikum einen durchschlagenderen Erfolg als mit der ersten Sinfonie vor aussagte. Noch im gleichen Jahre fand in Wien die Uraufführung durch die Wiener Philharmoniker unter Hans Richter statt. Clara Schumann sollte mit ihrer Voraussage recht behalten: Der dritte Satz mußte wiederholt werden. Verhalten beginnt die Sinfonie in ihrer Grundtonart. Etwas Beruhigendes und zugleich Schwingendes geht von diesem lichten D-Dur-Anfang aus, eine stille Heiterkeit. Geschwisterlich vereint singen Bratschen und Celli die ruhevoll strömende Terzenmelodie des zweiten Themas, das uns an den Klang slawischer Volkslieder erinnert. Frei wird die Sinfonieform gehand- habt: Dreiteilung der Exposition, deren erster Teil in der Durchführung ver-