von unserem Tagwerk, ein Buch auf den Knien, das unserer Hand entsank, Erinnerungen brechen in Mengen auf uns ein.“ Der dritte Satz, durchweg Streicher-Pizzikato, unter brochen nur von einem kurzen Mittelsatz, „drückt keine be stimmten Empfindungen aus. . . Es ist einem weder heiter noch traurig ums Herz. Bildfetzen jener Art, wie sie uns beim Einschlafen durch den Sinn huschen,“ das vergessene Bild betrunkener Bäuerlein, ein Gassenhauer, irgendwo in der Ferne ein militärischer Aufzug . . . Der vierte Satz aber zeigt den Weg aus der Sackgasse der individuellen Abge schlossenheit. So nämlich erklärt der Komponist der Freundin das ideelle Ergebnis seiner vierten Sinfonie: „Wenn du in dir selbst keinen Anlaß zur Freude findest, so suche sie in ande ren Menschen. Geh ins Volk, sieh, wie es versteht, heiter zu sein und sich ungehemmt der Freude hinzugeben . . . Sage nicht, alles auf Erden sei traurig. Es gibt schlichte, aber tiefe Freuden. Freue dich an fremder Freude. Es ist immer hin möglich, zu leben.“ Dieses „Gehe zum Volke!“ hat Tschaikowsky musikalisch in den kraft- und lichtvollen Partien des Finales und dadurch zum Ausdruck gebracht, daß er den letzten Satz als eine Paraphrase des Volksliedes „Es stand eine Birke im Felde" anlegte. Er hat mit jenen Worten das Musikideal ausge sprochen, das auch die sowjetischen Komponisten beseelt. Generalmusikdirektor Professor Heinz Bongartz, der künstlerische Leiter der Dresdner Philharmoniker, ist ge bürtiger Rheinländer (geb. am 31. Juli 1894 in Krefeld). Die Stationen seiner erfolgreichen Dirigentenlaufbahn sind: Nach Anfangsstellungen in Düren und M.-Gladbach kam er 1924 als Dirigent des Blüthner-Orchesters nach Berlin, um 1926 die Leitung der ehemaligen Meininger Hofkapelle zu über nehmen. Nach fünfjähriger erfolgreicher Tätigkeit wurde ihm die musikalische Oberstelle am Landestheater Gotha, später am Preußischen Staatstheater in Kassel übertragen, und von 1937 bis 1944 war er Generalmusikdirektor der Stadt Saarbrücken. 1945 wurde er an die Hochschule für Musik nach Leipzig berufen und übernahm die Leitung der Dirigenten- und Opernklasse. Seit 1947 ist er der künstle rische Leiter der Dresdner Philharmonie. Als Gast dirigierte er u. a. die Berliner Philharmoniker und die Wiener Symphoniker und wurde für den kommenden Winter zu Konzerten nach Schweden und Polen eingeladen. Auch als Komponist trat Bongartz in den letzten Jahren hervor. Die Orchestersuiten, das Variationswerk über ein Thema von Mozart und sein „japanischer Frühling“ hatten bereits zahlreiche Aufführungen.