Serge Prokofieff (geb. 1891) schrieb seine „Klassische Sinfonie“ in den Jahren 1916—1917. Prokofieff, einer der führenden sowjetischen Komponisten, stand beim Kompo nieren seines Opus 25 unter französischem Einfluß. In den Jahren des Beginns der Neuen Musik war überall ein Stre ben nach Einfachheit, Klarheit und Durchsichtigkeit spürbar. Diese Eigenschaften sind hervorstechende Merkmale der klassischen französischen Musik. Bei Rameau und Couperin sind sie zu finden. Diese Komponisten sind neben den gro ßen deutschen Klassikern Haydn und Mozart die Vorbilder für Prokofieff gewesen, als er die „Klassische Sinfonie“ ent warf. Prokofieff übernimmt jedoch nicht wörtlich die Eigen tümlichkeiten und Stilelemente dieser Zeit, sondern schmilzt sie durch sein Temperament um. Ab und zu bricht in der Musik dieser Sinfonie durch, daß er ein Mensch unserer Tage ist — und trotz allen Strebens nach Klarheit und Schlichtheit ist die Musik nervös und spannungsgeladen. Aber in der Form hält sich Prokofieff streng an das klassische Schema. Vier Sätze hat dieses Werk, von denen der dritte und vierte Gavotte und Finale heißen. Auch in tonlicher Hinsicht hält sich Prokofieff streng an das klassische Vor bild. Die Grundtonart ist für drei Sätze D-Dur, nur der langsame Satz steht in A-Dur. Das Werk ist in seiner Wir kung seltsam. Die Musik ist trotz aller klassischen Absichten Neue Musik, die Form ist in der Klassik, ohne Zutat und Aenderung. Man könnte von einem Zwitter sprechen, wenn nicht Prokofieffs große Meisterschaft und seine Persönlich keit diesen einzig dastehenden Versuch adelte. Von Mozart wird ein Werk gespielt — eine Serenade. Sie ist ein Ständchen, das man seiner Freundin oder Geliebten am Abend darbrachte. Das sollte immer eine nicht zu ernst hafte, anspruchslose Musik sein, mit der man die Freundin in eine angenehme Stimmung versetzen wollte, damit sie gut und freundlich von einem träumte. Wenn nun Mozart zwei kleine Orchester mit Pauken dazu wählte, so ist seine Sere nade nicht mehr Musizieren unter dem Fenster seiner An gebeteten gedacht, sondern zum Vorspielen in einem Konzert. Aber heiter und geistvoll, gutgelaunt und im lachenden Plauderton geht es in diesem Werk immer noch zu. Es be steht aus drei Sätzen. Der erste ist ein majestätischer Marsch (Marcia maestoso), der zweite Satz ist ein Menuett. Damit meint man einen ziemlich langsamen Tanz im Drei vierteltakt. Früher wurde an den fürstlichen Höfen Menuett getanzt, meist etwas steif und gravitätisch. Zum Schluß er- Serge Prokofieff Wolf gang Amadeus Mozart