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Erzgebirgischer Volksfreund : 29.09.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-190509291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19050929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19050929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-29
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 29.09.1905
- Autor
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tete, vi aron Telepho Heut« singet offe Heule? Sch Ma Tori pa. böl sowie Krebse srischgl meldete« Erkrankungen haben 3 sich nicht als Cholera her- ausgestellt. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt also bis jetzt 248 Erkrankungen, wovon 87 tödlich verliefen. meldeten Erkrankungen haben 3 stch nicht als Cholera her-, Wien. 27 September. Der Kaiser stattet« heute dem den. Die Ruß eriährt di« Zusammensetzung de, Kabinett» Ni. birSat alka bis Sönia und der Köniain von Rumänien einen halb- sei wt« folgt aeplant: Präsidium und Inneres Witt«, Fman- 18iährig« gebracht - In ZI heiter» aus Kinde den nete seine Mittwoch scheinltch i straße in Z und zog si — Dem v bach Höcht wurde von »erlichen. - der Buch! Ende. D« stark herzb zuführen — Mit s Beine wr bauer Wa; porttett. ' Kindes, v eines Bat Petroleum! Hammer; l hard Wies zum Behei fuchs des . nehmigung von Sings „zum Roß Kenntnis > betr.; 5) Wittigstha über die «) den Vo Wahl der der Schöfß des Gemei meinderat für beacht! bender Ve infolge Eil betr. wegei vrdnung o und 1 Be — In einem Neubau der Philippstratze in Chemnitz wurde Mittwoch morgen beim Arbeitsanfang der 61jährige Schlosser- meister Zeuner im Keller liegend tot aufgefunden. Nach den vorliegenden Umständen ist anzunehmen, daß Zeuner, der Dienstag abend in der 7. Stunde nach Feierabend die von seinen Gehilfen geleistete Arbeit nachsehen wollte, von dem Treppenpodest zwischen 1. und 2. Stockwerk in folge eines Fehltrittes abgestürzt ist. Wie ärztlich fest- gestellt wurde, hat der Verunglückte einen Schädelbruch erlitten, der den alsbaldigm Tod zur Folge gehabt hat. — Eine in Oberlungwitz beim Gutsbesitzer Heilmann be- j folgt geplant: Präsidium und Inneres Witt«, Fv zen der srühere Mimsteraehilf« Romanow, Justiz B Nolde, Auswärtige- Graf Lamsdorff, Ackerbau der Charkow- sche Adelsmarschall Suchomlinow, Krieg Rüdiger, Marine virilew, Botksaufklärung der Moskauer Rektor Fürst Tru- betzkoi. heiliger Synod Graf Scheremetjrw. Petersburg, 27. September. Der Unterricht an den russischen Hochschulen hat immer noch nicht wieder be gonnen. Ueberall werden große Studentenmeetings abgehalten. An der hiesigen Universität fand «ine Studenten versammlung mit Genehmigung des Direktor- Borgmann statt, an der 2000 Studenten teilnahmen. Mit 1700 Stim men wurde folgende Resolution beschlossen: 1. Di« Verkün dung neuer Studentenstreiks soll bis zu dem Zeitpunkt auf geschoben werden, der aus Erwägungen revolutionärer Taktik dazu geeignet erscheinen wird; 2. ausschließlich in diesem Sinne soll die Universität wieder eröffnet werden, also na mentlich um die Entfaltung der großen vorbereitenden Arbeit für den heraNnahenden entscheidenden Kampf innerhalb wie außerhalb der Universität zu ermöglichen ; 3. alle Mittel zur Verstärkung der revolutionären Taktik der Studenten schaft sollen angewendet werden, insbesondere sollen allgemeine Volksmeetings veranstaltet, sowie die Organisation einer aka demischen Legion in Angriff genommen werden, als eines Truppenteils der stch an die Armee anschließt, die sür Volts- freihett und Befreiung der Arbeiterklasse kämpft. Bulgarien. Sofia, 27. September. Die durch die Rekonstruktion des Kabinetts provisorisch beigelegte Ministerkrisis ist neuerlich ausgebrochen, indem der Ministerpräsident wegen der Differenzen mit den Kollegen, die Anhänger Stam- buwffs sind, auf der Annahme seiner damals überreichten Demission besteht. Der Fürst schob durch die bevorstehende Reise die Lösung der Krisis auf. rartet. Konstantinopel, 27. September. Ein Jrade des Sultans befiehlt dem Ministerrate, die Vorschläge der Großmächte in bezug auf die mazedonische Finanzkontrolle abzulehnen. Andererseits berichtet der Minister des Aeußern, daß die fremden Finanzkontrolleure bereits in Maze donien eingetroffen seien und unverzüglich ihre Tätigkeit auf zunehmen gedenken. In der Provinz Djehel-Durz in Syrien rst ein Aufstand ausgebrochen. Konstantinopel, 27. September. Zuverlässig ver lautet, Rußland habe wegen der griechischen Banden umtriebe in Mazedonien bei dem Athener Kabinett die ernstesten Vorstellungen erhoben. Kalopodakis, der Chef des mazedonischen Bandenkomitees, dessen Sitz in Athen ist, hat seinen Posten niedergelegt, da im Komitee Zwistigkeiten wegen der Verwendung der Gelder entstanden waren. Konstantinopel, 27. September. Die russische Besatzung auf Kreta wird demnächst um 400 Mann verstärkt werden. Auch die italienische Besatzung soll Ver stärkungen erhalten. Man beabsichtigt, durch weitere Besetzung von Häfen und Zollämtern mit internationalen Truppen den Revolutionsherd tm Westen zu zernieren. Die Insurgenten dagegen bereiten in Therisso neue Unterkünfte vor und sammeln Proviant für den Winter. Konstantinopel, 27. September. Die Desinfizier ung und ärztliche Ueberwachung der aus Hamburg kommen den Reisenden ist aufgehoben worden. Amerika. New-Jork, 27. September. Baron Komura, Sato und Kaneko sind heute nach Montreal abgereist und werden von dort die Heimreise antreten. König und der Königin von Rumänien einen halb- sei wie stündigen Besuch ab. Der König und die Königin reisen - nachmittag nach Bukarest zurück. Haüaird. Haag, 27. September. Der Präsident des Minister rates, de Meester, erklärte in der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer in bestimmter Weise, daß di« Regierung im Laufe der vierjährigen Legislaturperiode einen Gesetzentwurf, betreffend eine Revision der Verfassung und zwar in Bezug auf die Reform des Wahlrechte» voclegen werde. Die Sozialisten zogen hierauf einen in dieser Hinsicht von ihnen gestellten dringenden Anttag zurück. Wra«kretch. Paris, 27. September. Die heutige Unterredung vr. RosenS mit Revoil galt der Ausfertigung der beiden identischen Noten, welche an Tattenbach und Taillandier mit dem Konferenzprogramm nach Fez gesandt werden sollen. Bei dieser Gelegenheit gelangte die von dem fettigen allge meinen Programm ganz unabhängige, lediglich Deutschland und Frankreich interessierende, finanzielle Angelegenheit, welche sachlich gleichfalls erledigt ist, formell zum Abschlusse. Paris, 27. September. „TempS", „Matin", „Eclair", „Gaulois" und andere Blätter verbreiten die Sage, die Einigung Deutschlands nnd Frankreichs in der Marokko- frage sei dem Eingreifen Wittes zu danken. Die Absicht ist offenbar die, Rußland ein neues Verdienst um Frankreich gutzuschreiben und Deutschlands Haltung als bis zuletzt unversöhnlich hinzustellen. „Figaro" allein nimmt an dieser Irreführung der öffentlichen Meinung nicht teil. Paris, 27. September. Entgegen der Meldung eines hiesigen Morgenblattes stellt die „Agence Havas" fest, daß Präsident Loubet bei seiner Rückkehr von Portugal sofort in oie französischen Gewässer zurückkehren wird, ohne im mindesten vor Tanger oder der marokkanischen Küste zu kreuzen. Das Panzerschiff, an dessen Bord sich der Präsident befindet, wird von keinem Schiffe begleitet sein. Paris, 27. September. Der zweite Teil der französischen üben die E Konrad v. schäft zu 8 einen Verl Gotteswali Kirche zu Herrschaft bestätigen z lich bewirb Joh, Stationsas Assistent ei — Zum 8 tions-Assifi Assistent A Jo h' der Einzuc dem König Herr G. L Saale der Gesellschaft Sitzung d' mannst Unter d' kamen in Bezirksaus Bezirksaus ehelichten Konzession für Schön! Dresden, 28. September. Se. Majestät der König kehrte gestern abend gegen */,9 Uhr vom großen Winterberg ins Hoflager Pillnitz zurück. Die Punzessinnen-Töchtcr Sr. Majestät trafen bereits in den zeitigeren Abendstunden von dort wieder in Pillnitz ein. — Besoldungsverhältnisse der sächsischen Lehrer. Die statistische Hauptstelle des Sächsischen Lehrervereins, die ihren Sitz in Chemnitz hat und von Herrn Direktor Gehl geleitet wird, veröffentlichte bisher schon alljährlich im Pestalozzi- Kalender erne Rangziffertabelle der größeren Orte Sachsens. Man beabsichtigt, in Zukunft in diese Tabelle alle Orte Sachsens einzureihen, deren Lehrer sich einer über den Mini malsatz hinausgehenden Besoldungsskrla erfreuen. In diesem Jahre soll die Neuauflage der Broschüre „Die wirtschaftliche Lage der Volksschullehrer in Sachsen" bearbeitet und außerdem eine Ferienstatistik für das Königreich Sachsen ausgenommen werden. — Der 5 Uhr 57 Min. von Hof in Leipzig eintreffende Schnellzug kam Montag abend infolge eines ungewöhnlichen Ereignisses mit 22 Minuten Verspätung an. Als der Zug die Göltzschtalbrücke passierte, sprang eine nervenkranke Frau, die sich auf einen Augenblick der Aufmerksamkeit des sie be gleitenden Transpotteurs zu entziehen gewußt hatte, zur Tür des Wagenabteils hinaus. Sie verstarb nach kurzer Zeit. Die Dame ist die Witwe eines Rittergutsbesitzers aus Dres den. In ihrer Begleitung befanden sich auch die beiden Töchter von 18 und 20 Jahren. — Auf dem dem Ritter gutsbesitzer Radegast gehörigen Talgute Oschatz sind zwei polnische Ernteardeiterinnen, Leonore Koch und Marianna Matya, in der Nacht zum Montag infolge Einatmung von Kohlengasen erstickt. Das Unglück scheint auf eine Unvor sichtigkeit der Mädchen selbst zurückzuführen sein. Die Mädchen hatten abends ihre nassen Kleider zum Trocknen an den Ofen gehängt und die Klappe geöffnet. Ein Verschulden dritter Personen erscheint ausgeschlossen. — Mission zur Festsetzung der Grenze zwischen Kamerun und Französisch-Kongo ist heute morgen nach Ant werpen abgereist, um sich von dort nach dem Kongo einzuschiffen. Paris, 27. September. Rouannet führte den Nach weis, daß der Kongogouverneur Gentil das Avancement aller Angestellten von der Höhe der schonungslos eingetriebenen Steuerbeträge abhängig machte. Daher komme die zur Regel gewordene Zusammentreibung von Frauen und Kindern in Konzentrationslagern, wo die Flußpferdlederpeitsche wütete. Ganz zufällig entdeckte de Brazza diese Felder und befreite die Ueberlebenden. Paris, 27. September. Man erwartete hier die Pub likation des neuen englisch-japanischen Bündnis vertrages erst nach Unterfertigung des Portsmouther Friedensschlusses durch den Zaren und den Mikado. Die Erklärung dafür, daß die Kabinette von London und Tokio ihr Uebereinkommen schon gestern bekannt gaben, findet man vorzugsweise in dem auf Korea bezüglichen Artikel. Von japanischer Seite wird nämlich Wett darauf gelegt, daß man noch vor der Ratifikation des Portsmouther Vertrages erfahre, daß Einwendungen irgend eines Staates gegen Japans volle Oberherrschaft über Korea zu spät kämen, nachdem England den „Freibrief" für Japan unterzeichnet hat. Noch wird be merkt, daß die Publikation des englisch - japanischen Abkom mens am Tage nach Wittes Romintener Audienz vielleicht kein zufälliges Zusammentreffen ist. Italien. Rom, 27. September. Wie die „Agenzia Stefani" meldet, hat die italienische Regierung die Einladung Rußlands zu einer zweiten Friedenskonferenz im Haag, welche der rus- fische Botschafter in Rom heute überreichte, angenommen. Die genannte Agentur fügt hinzu, die Zeit deS Zusammentritts und das Programm der Konferenz seien späterer Vereinbar ung Vorbehalten. England. London, 27. September. Der Text des englisch- japanischen Bündnisses entspricht den hier schon vorher gehegten Erwartungen. Die Blätter wiederholen daher im allgemeinen nur ihre bereits im voraus ausgedrückte leb hafte Genugtuung darüber. Sie erklären, der Vertrag sei ein Instrument des Friedens und bedrohe keine andere Macht. Nur die jetzt wenig einflußr icke Gruppe der Altliberalen unterwirst die Regierung einer schärferen Kritik. Die Daily News hebt hervor, daß der Vertrag auf der Stabilität einer Macht beruhe, die erst wenige Monate als leitender Faktor existiere und in Religion und Rasse von Westeuropa verschie- den sei. Das Blatt fragt, ob England und Japan jetzt den anderen Mächten auck eire geordnete Regierung in China garantieren würden. In Indien würde England durch die Anrufung Japans zu seiner Verteidigung an Prestige verlieren. Europa werde den Vertrag nicht gern sehen; er sei antirussisch und antideutsch. Würde Japans Beistand dies aufwiegen? — Sir Charles Dilke erklärt in einem Interview mit einem Vertreter des Standard, der neue Bündnisvertrag sei unver meidlich gewesen, nachdem der alte einmal abgeschlossen war. Er glaubt, in Asten stehe eine lange Periode des Friedens bevor. Das Bündnis ändere daran nichts, da auch ohne dieses Rußland weder Japan noch England in Indien, wohl aber in Persien angreifen könne. Die am meisten berührten Länder seien Frankreich und Deutschland. Für Frankeich sei das Resultat vollständig befriedigend; für Deutschland sei es ein Schlag gegen seine angeblichen Pläne in Schantung und das chinesische Nachbargebiet. Für das Bündnis existiere keine privilegierte Stellung Deutschlands in Schantung; es könne allein Kiautschou beanspruchen. Die Japaner könnten sogar gleiche Bergbaurechte in Schantung wie Deutschland verlangen; es sei jedoch wahrscheinlicher, daß die Pekinger Regierung fortfahren werde, die Mächte gegeneinander auszuspielen, und dann werde auch Deutschland seinen Einfluß weiter fühlbar machen. Spante«. Madrid, 27. September. Spanten verlangt vom Sultan von Marokko eine Entschädigung für die jüng sten Seeräubereien bei Ceuta, wo spanische Kriegsschiffe wei terhin die Küste bewachen sollen. ««»la«P. Petersburg, 27. September. Die Blätter melden,' oie Kabinettsbildung würde Herrn v. Witte übertragen wer- dienstete Magd wurde, während sie im Stalle Arbeit ver- Mannheim, 27. September. Heute früh SUHr fand in der Jesuitenkirche zur Feier de- bOjährigen Jubiläums deS Louise-Stephanie-HauseS ein feierliche- Hochamt statt, dem auch die Königin-Witwe Carola von Sachs«n mit ihrer Hofdame beiwohnte. Außerdem nahm auch der ver- treter de» badiichen Großherzog-paare» teil. Unmittelbar an den Gottesdienst schloß sich ein Festakt im BernhardtuShof, bet dem der Dekrn Joseph Bauer eine Rede hielt. Heute nachmittag fand eine Zusammenkunft der früheren und der- zeitigen Zöglinge deS Instituts statt, bei welcher die Königin- Witwe viele derselben durch Ansprachen auSzeichnete. Köln, 27. September. Der holländische Sozialdemokrat Nieuwenhuis, der am 11. d. M. verhaftet wurde, ist vom Schöffengericht wegen Uebertretung des AuSweisungsbe- fehleS vom 29. November 1890 zu fünf Tagen Hast verur teilt worden, die als durch die Untersuchungshaft verbüßt er- achtet wurden. Nieuwenhuis erklärte, er habe geglaubt, wie der berechtigt zu sein, nach Deutschland zu kommen, nachdem er wiederholt unbehelligt zurückgekehrt sei. Er wurde sofort freigelassen. Stuttgart, 27. September. Die von Württemberg, Bayern und der Schweiz unternommene Legung eines Te- legrapben-Kabels durch den Bodensee von Friedrichshafen nach Romanshorn, die gestern früh in Anwesenheit von Ver tretern der beteiligten Staaten auf dem Dampfboot „König Wilhelm" begonnen wurde, mußte, dem „Schwäbischen Mer kur" zufolge, abgebrochen werden. Nachdem etwa 5000 Me ter gelegt worden waren, sprang da» Kabel infolge zu rascher Windungen auS der Rolle und erlitt eine Knickung, wodurch die Stromleitung unterbrochen wurde. Man hofft, in vier bis fünf Tagen die Legung bewerkstelligen zu können. Baden-Baden, 27. September. Der aus Berlin hierher zurückgekehrte Reichskanzler Fürst Bülow empfing den deutschen Botschafter Freihrrrn Marschall von Bieberstein in längerer Audienz. Der württembergische Gesandte in Berlin, Freiherr von Barnbüler, der zum Besuch des Reichskanzlers ängetrofsen war, hat Baden-Baden wieder verlassen. Vefterr-tch. Wien, 27. September. Freiherr v. Fejervary, der mit tags 1 Uhr in Audienz empfangen werden soll, erklärte einem journalistischen Besucher, der Zweck seiner Berufung zum Kai ser sei ihm unbekannt. Gne neuerliche Kabinettsbildung würde er nur dann übernehmen, wenn er vom Kaiser ermächtigt würde, sein ganzes Programm einschließlich des allgemeinen Wahlrechtes durchzuführen. Wien, 27. September. Baron Fejervary ist Heute mit tag vom Kaiser in anderthalbstündiger Audienz emp'ang-l worden. Fejervary wird stch morgen zu einer weiteren Audienz zum Kaiser begeben. Wien, 27. September. Abgeordnetenhaus. In fort gesetzter Debatte über die Regierungserklärung bezeichnet Abg Lecher (deutsche Fortschrittspartei) oas von dem Ministerprä sidenten gestern entwickelte Arbeitsprogramm als ebenso mager wie das handelspolitische und bemerkt sodann, der Minister präsident habe alles, was über seine Einmengung betreffend die ungarische Wahlrechtsfrage verlautete, gestern bestätigt und bezeichnet den der Krone gegebenen Rat, an Stelle dergegen- wättigen Adelsrepublik in Ungarn ein Staatsleben auf moderner Grundlage einzurichten, als patriotisch. Die Be handlung der ungarischen Koalitionsführer am letzten Sonn abend entspreche weder der Würde der von ihnen vertretenen Sache, noch der Würde der Abgeordneten. Abg. Perner- storffer (Sozialdem.) kritisiert das Programm des Minister präsidenten, der in bezug auf die bestehende Staatskrise keinen einzigen schöpferischen Gedanken hervorgebracht habe. Freiherr von Gautsch, der immer die Interessen der Dynastie in den Vordergrund stelle, habe durch sein Eintreten gegen das all gemeine Wahlrecht, das er abzuleugnen bemüht sei, die Ar beiterschaft gegen die Dynastie aufgehetzt. Der Minister präsident treibe auf diese Weiie Katastrophenpolitik im schlimmsten Sinne. Der Ministerpräsident habe dadurch, bar er das allgemeine Wahlrecht als Gefahr für den Staat be- zeichnete, die Arbeiterschaft verhöhnt und habe sich als Diener des Klerikalismus beeinflussen lassen; er möge sich hüten, daß nicht der in Rußland wütende revolutionäre Brand auch aui Oesterreich übergreife. Die Arbeiter könnten eines Lage? rufen: Fort mit der Dynastie, fort mit allen volksfeindlichen Elementen! Redner schließt: Freiherr von Gautsch ist unser geschworener Feind, deshalb rufen wir: Fort mit Gautsch! Sylva-Taronca (böhm. Großgrundbes.) erklärt, seine Partei stehe unentwegt auf dem Standpunkte der Einheit und Un trennbarkeit der Monarchie, sie sei jederzeit bereit, für die Aufrechterhaltung und den Schutz der gemeinsamen Jnst>- tutionen zum Heile des Gesamtstaates einzutreten. Nächste Sitzung morgen. Wien, 27. September. Die Deutsche Volkspartei ist mit Gautschs Erklärungen im Reichsrat sehr zufrieden, na mentlich damit, daß auch der Ministerpräsident stch dafür ausspricht, daß der Reichsrat als die österreichische Volksver tretung gegenüber dem ungarischen Reichsrate an der Rvi- ston der bisherigen Ausgleichsgesetze über die gemeinsamen Angelegenheiten mitwirken müsse. Der Ministerpräsident habe die Notwendigkeit einer Neuregelung des Verhältnisses zu Un garn anerkannt und damit allseitige Anerkennung gefunden. Auch die Polen sind mit den Erklärungen des Ministerprä sidenten zufrieden. Pest, 27. September. Das Regierungsblatt „Nemzet" greift heute Gautsch an, weil dieser gestern im Reichsrate seine direkte Einmengung in ungarische innere Angelegenheiten bezüglich des allgemeinen Wahlrechtes in Abrede stellte. „Nemzet" meldet, daß in dem betreffenden Kronrate, welcher die Demission Fejervarys zur Folge hatte, außer Gautsch und Goluchowski niemand anwesend war. Den Sturz Fejervarys kann Äoulochowski unmöglich verursacht haben, da er allen inneren Angelegenheiten Oesterreichs und Ungarns fernsteht. Folglich ist erwiesen, daß nur Gautsch diesen Sturz herbei führte. Somit scheint die ungarische Krise sich auch nach Oesterreich verpflanzen zu wollen. Budapest, 27. September. Im Laufe des Abends fanden abermals Straßenexesse statt, wobei wieder vielfach Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Studenten erfolgten Die Polizei mußte die Straßen säubern.
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