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MAX TRAPP Geboren am 1. November 1887 in Berlin. Schüler von Pau! Juon (Komposition) und Ernst von Dohnanyi (Klavier). Klavierlehrer und Seminarleiter des Bendaschen Konser vatoriums, dann Lehrer an der Hochschule für Musik in Berlin, seit 1934 Meisterklasse für Komposition an der Aka demie, 1926 Ernennung zum Professor, 1929 Mitglied der Akademie der Künste. Als Jugendwerke“ faßt Wilhelm Matthes in einer ausführ lichen Studie (,,Zeitschrift für Musik“, Oktober 1937) die vier Sinfonien, die Rhapsodie für Klavier (op. 10), den Prolog für Orchester (op. 11), die Variationen für zwei Klaviere (op. 13), das Nocturno für kleines Orchester, das Violin konzert (op. 21) zusammen. Die Klaviersonat ine op. 25 bildet einen Wendepunkt. Die Form wird in ihr ,,wieder Grundlage für die Betätigung eines Spieltriebes, der als einfachster, aber auch ursprünglichster Ausdruck des absoluten Musizierens sein Ziel in der ornamentalen Entwicklung der aus dem Thema gewonnenen Melodik und Rhythmik erblickt.“ Das Klavierkonzert (op. 26), das Divertimento für Orchester (op. 27), die Sinfonische Suite (op. 30), das Klavierquartett (op. 31), das Konzert für Orchester (op. 32), die Fünfte Sin fonie (op. 33) und endlich das neue Cellokonzert (op. 34) sind die Werke, in denen sich die ,,neuerworbene innerlich freie Schaffenskraft“ auswirkte. Nachdem mit Hans Pfitzner die Generation der Hugo Wolf, Richard Strauß, Paul Graener und Max Reger (1860—1875) zu Wort gekommen ist, stellt sich mit Max Trapp die der .Jahre von 1875 bis 1890, zu der man noch .Joseph Haas, .Julius Weismann und Hermann Grabner rechnen kann, vor. Die Generation der Hindemith, Gerster, Reutter, Egk, Brehme und Forlner (etwa von 1890 bis 1905) ist durch I Ians I lumpert und Paul Höffer vertreten. Die jüngste Gene ration war im Laufe des vergangenen Konzertwinters mit dem 1913 geborenen Cesar Bresgen in den Programmen der Dresdner Philharmonie berücksichtigt. Zusammenfassend urteilt Matthes über Trapp: „Sein Kontra punktieren ist kein verlegenes Herumreden um den Einfall. Es ist gesunder musikantischer Spieltrieb eines gewaltigen Temperamentes, das sich an seinen Gedanken entzündet und doch über aller Leidenschaftlichkeit immer wieder die weise Ordnung, die klare Gestaltungskraft einer deutschen Geistig keitherrschen läßt. Je reifer und tieferdicse Geistigkeit wurde, desto einfacher und übersichtlicher wurde das Notenbild.“ Das Cellokonzert hat wir halten uns an die Analyse von Matthes die dreiteilige Sonatenform zur Grundlage. Es ist ganz aus den barocken Bewegungsformen einer teil weise fast bachischen Motivarbeit gebaut. Die Sonatenform ist in ganz eigener Art verwendet, der langsame Satz stellt die Durchführung dar, das Finale die Reprise. Das bedeutet also, daß die Themen aller drei Teile aufs innigste mitein ander verwandt sind. An Themenmaterial liegt vor: ein Hauptthema mit einer fast festlichen Gehobenheit und Gravität, mit dem das Cello „in inedias res“ geht, ein Seiten thema in G-Dur, das zuerst in den gedämpften Violinen auf tritt und dann vom Cello aufgenommen und hochbarock entwickelt wird. Das Adagio beginnt mit einem 30 Takte langen Thema, das vom Solocello angestimmt wird und mündet in eine großangelegte Kadenz, die in der Gestalt einer freien Solosonate oder Fantasie dem Solisten Gelegen heit gibt, sich noch einmal mit Haupt- und Seitenthema leidenschaftlich auseinanderzusetzen. Das Finale hat Rondo form. Haupt- und Seitenthema kehren verändert („giocoso“), erweitert und variiert wieder. In dem hinreißenden Schluß spricht sich besonders deutlich die Trappsche Eigenart aus, die Vergangenheit und Gegenwart zu einer außerordentlich glücklichen Synthese zusammenschließt.