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HANS HUMPERT Geboren 1901 in Paderborn. Studierte am Hochschen Kon servatorium in Frankfurt a. M. und an der Hochschule für Musik in Berlin (Prof. Gmeindl). Lebt in seiner Geburtsstadt als Musiklehrer. Humpert hat Chorwerke, Kammermusik und Orchester werke komponiert, die in den Konzertsälen Westdeutschlands und im Rundfunk zur Aufführung kamen. Zuletzt wurde von ihm ein Konzert für Orgel und Orchester gespielt, das großen Erfolg hatte. Ein Betrachter rühmt ihm nach, es sei eine in den drei Sätzen großgestaltete Arbeit, formal bedeutend im Anfangs- und Schlußsatz, sehr gefühlsstark im Mittelteil, die sich beim ersten Hören nicht leicht erschließt, ihren Wert aber durch Ernst und Können eindringlich belegt. Die,»Musik für Orchester“ hat vier Sätze. Eine bedeutende Erfindungskraft, gepaart mit ungewöhnlichem handwerk lichem Können, spricht sich in ihnen aus. Die vier Sätze tragen mit Ausnahme des ersten, dem der Titel ,,Präludium“ beigegeben ist, nur die Bezeichnung des Tempos: Langsam, Schnelle Halbe, Sehr breit, Lebhafte Halbe. Das ist das Äußerste an literarischer Askese, die schärfste Abwehr auch nur eines leisen Gedankens an Außer musikalisches. Nicht einmal die Assoziation mit dem Begriff der Sinfonie, die sich an die Viersätzigkeit anheften könnte, darf aufkommen. Denn auch die Sinfonie ist ja bereits ein Schritt hinüber ins Programm, eine Abkehr vom rein Musi kalischen. Allerdings ist es das Orchester der Sinfonie, das Humpert verwendet, mit doppeltem Holz, vier Hörnern, zwei Trom peten, drei Posaunen und Baß-Tuba sogar ein recht stattlich besetztes. Doch überzeugt schon ein flüchtiger Blick in die Partitur, daß es in reinen ungebrochenen Farben angesetzt und in den Dienst der Linie gestellt wird. Auch die Form der Thematik paßt sich dem an. Sie ist von einer erstaunlichen Vielfalt, die sich auch im Rhythmischen ausdrückt. So gleich im ersten Satz, der sich in drei Teile gliedert. Ein präludierendes Thema führt nach dreimaligem Ansatz zum Mittelteil, einem Choral (Blechbläser) mit kurzer Zeilen unterbrechung (Streich- und Holzbläser). Der dritte Teil steigert sich nach gekürzter Reprise zum abschließenden Halbschluß, dem ohne Pause Satz 11 folgt. Das rhythmisch energische Hauptthema führt über vier kontrapunktische Steigerungen zum zweiten Thema, welches den ersten Teil abschließt. Der Mittelteil entwickelt sich nach zwei fugen artigen Ansätzen über drei große Steigerungen zur Reprise. Eine kurze Koda schließt den Satz ab. Das sehr breite Thema des dritten Satzes, imitatorisch in den Streichern durchgeführt, wird nach einem kurzen Streicher-Tutti von Holzbläsern ausgesponnen. Ein Streicherepilog und nach folgender Bläsersatz führen zum Mittelteil, einem weit aus holenden Tutti. Die Holzbläser leiten zur sehr kurzen Reprise, der der Epilog der Streicher aus dem ersten Teil folgt. Im vierten Satz bricht nach kurzem Anlauf das rhythmisch-energische Hauptthema aus und führt über scharf gegensätzlich gehaltene Steigerungswellen und über ein sehr straffes Fugato zum ersten Höhepunkt des Satzes. Nach kurzer Überleitung folgt das zweite Thema (Violine und Flöte über rhythmischen Orgelpunkt und Ostinati), das nach melodischer und rhythmischer Verdichtung über ein kurzes Tutti zum Mittelteil führt. Ein straffer Holzbläsersatz entwickelt sich mit allmählicher Einbeziehung der Streicher und Hörner (Orgelpunkt) zum Ausbruch des zweiten Höhe punktes; dem folgt nach einer sehr gegensätzlichen Holz bläser-Episode eine weitere Steigerungswelle, die zumdritten I löhepunkt führt, der die Reprise auslöst. Eine straffe Koda führt den Satz zum Schluß.