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Zum Geleit. t. Unter dem Titel „Serenade“ gibt es bei ganz oerfchiedenartige Werke, kleine Rokokoftüdie neben grofj angelegten Feft-Mufiken. Zu diefen gehört die Seoewa&e Tlt;. 9 mit ihrer feierlichen, harmonifdi intereffanten Einleitung, die auch in dem anfchlie- (jenden Rllegrofatje wiederkehrt. Diefer ift ein richtiger erfter Satj für eine Symphonie mit reichem thematifdien Material. (Rn einen Menuettfatj fehltest fich eine Einlage, zwei Concertante-Sä^e in 6-Dur, die Mozart felbft gefondert aufführte, was auch oiel günftiger ift, da fie den einheitlichen Rufbau (tören. Deshalb werden fie heute nicht mit aufgeführt und füllen gelegentlich einmal gefondert gebracht werden). Die Ueberfdtrift „Rndantino“ ift für den folgenden D-Moll-Satj zu befcheiden. Er ift einer der tiefft empfundenen Rndantefätje, die Mozart überhaupt für Orchefter gefchrieben hat; die grofje Cinie des Hauptthemas wie die folgenden leidenfchaftlichen Rkzente, der Reichtum und die Durch führung des Themenmaterials, geben dem Satj fymphonifchen Charakter. Da(j ein folcher Satj den meiften deutfehen Mufikfreunden unbekannt ift, zeigt den unerfchöpflichen Reichtum Mozart’fchen Schaffens. Im anfchliefjenden Menuettfatj bringt Mozart im zweiten Trio das oon ihm fehr geliebte Pofthorn zu poetifcher Wirkung. Das abfchlietjende Finale ift ein echtes Symphonie-Finale, ooll fprühenden Cebens und ausgezeichnet durch meifterhafte Durchführung des Hauptmotios. 2. 6anz anderer Rrt ift die Sevettctbe JUay ^ieMeo’s, aus drei 6enre-Bildern im Stile Spi^wegs beftehend. ln ihnen wird die heitere Rnmut der Biedermeierzeit lebendig. Der erfte Satj fchildert gleichfam den Rnmarfch der Mufihanten und die Sehn- fucht und Beklemmung des Ciebhabers. Im zweiten Satj wird das Ständchen dargebracht: die Beliebte erfcheint auf dem Balkon und hält (Sotouioline und Solouioloncello) zärtliche Zwiefprache mit ihrem Rnbeter. Darauf wieder Ständchen-Mufik, die Schöne zieht Pich mit zärtlichem Rbfchiedsgrulj zurück. Zu Rnfang des lebten Satjes ift der Ciebhaber darob fehr betrübt, doch fein erneutes Seufzen wird erhört, mit zierlichen Schritten kommt die Schöne herangetrippelt und nach einer zärtlichen Begrünung beginnt der Tanz, in dem fich beide nicht genug tun können. Endlich löft fich die ßeliebte aus den Rrmen des Ciebhabers. Eine Trompete mahnt zum Rufbruch. Stürmifcher Rbfdiied, Rbmarfch der Mufikanten, immer leifer in der Ferne «erklingend, ln tiefer Stille liegen Schloß und Park im Mondenfdtein. Mar Fiedler, der ftädtifche Kapellmeifter in Effen, der grofje Brahms-Dirigent und mit Karl Muck ein getreuer Ekkehard deutfeher Mufik, hat das Werk gefchrieben, als er bereits über TO Jahre alt war. Wie jugendlich wirkt es neben dem, was im letjten Jahrzehnt die „Jüngften“ produzierten. 3., 4. Der zweite Teil unferes heutigen Programms bringt als üorfeier für die hundertfte Wiederkehr des ßeburtstages oon 3«^annes fein berühmtes Conjeot und die Jltaöemlfctye ^eftouoectüoe, jenes Werk, das Brahms fdirieb, als er oon der Unioerfität Breslau zum Ehrendoktor ernannt worden war. Diefes Werk, in dem er in hunftoollfter Weife unfere deutfehen Studentenlieder mufihalifch oerarbeitet, ftellte feinen Dank für die üerleihung der Doktorwürde dar. ••• <3#