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Lritgramm-Vdriss« l Nollsfreund Schnerb«». Kernfprech«»: Sichi««L^ 10. Gch»«r>»nb«- 19. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. sür die königl. und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Iohann- georgenstadt, Lößnitz, Neustädtet, Schneeberg, Schwarzenberg bM. Witdensets. »i «rs»«kl «t,lich mii »u«««»m, »,r l«I> c» Zn »ch »in L»na- un» »«»««,«,. B»»,»«m«»t «» Vf». Rk 24»« -»(«rot« - »„ ««um »er »s». Betitle 1» Vf,., »«»»l. Ml» L«-»,»i«i1 II i» «»Mcheu »»M der ««um »er,s». »»r»u«,ell. 4» VI». i» «eN^rheil »i« »s». «»«»»«,«II« »4 VI,. Dt-nstog, den 18 Ottoberl904. )nser«I«n-Vn»ahme für dl« am NaLmittaa erscheinende Nummer bi» Bor- Mina, tt Uhr. Line Bürgschaft sür die nächftiiaiae Aufnahme der Anjeiaen be,. an den Nara,schrieben«» lagen sowie an bestimmier Sielle wird nichi »«,«»«». Auswareig« Auftrtge nur aegen Borautbeeablung. ssür Rückgabe elngefandler Manuslrtvie mach« sich die Redaeiion nichi veraniwonllch. SI 37. Jahrgang. Woch ens chan. Schneeberg, 16. Oktober. Für unser Sachsenland Md weit über seine Grenzen hinaus, über das gesamte Deutsche Vaterland, hat der Schluß der Woche tiefe Trauer gebracht durch das Hin- scheidea unseres edlen Landesherr» Königs Georg. Die zahllosen Kundgebungen, die bereits wenige Stundm nach dem Hmscheidm des vielgeprüften Monarchen aus all« Teiler: unserns deutschen Vaterlandes in der Oeffemlichkeit erschienen sind, beweisen, wie sehr allüberall, soweit die deutsche Zunge klingt, der Heimgang unseres in Krieg und Frieden gleichbrwährten Königs aus ausrichtigem Herzen beklagt werd. Und in Wahrheit, im Frieden, wie im Kriege hat unser König Georg, schon lange ehe er zur Regierung in Sachsen berufen war, seinen Mann gestanden. In sei nen früheren Jahren lag seine Hauptlebensarbeit auf mili tärischem Gebler. Im Jahre 1846 trat er als Leutnant im Gardc-Jnfanteris-Reglment in die Armee und rückte rasch in den verschiedenen Graden auf, in denen er ver schiedentlich aktive Kommandos innehatte. 1866 führte er als Gmeralmajor die 1. sächsische Reiter - Brigade und er hielt in der Früh des 3. Juli bei Königzrätz die Feuertaufe, g. Unlösbar ist Königs Georgs Namen m t den erhabensten hmestafeln seiner Sachsen im deutsch - französischen Kr ege, ü St. Privat, Nouart, Beaumont, Sedan und Villiers ver- bunden. Und als am 18. Januar 1871 das Deutsche Reich im Spiegelsaal des stolzen Königsschlofses zu Versailles ausge richtet und König Wilhelm zum Kaiser ausgerusen wurde, da war auch der damalige Prinz Georg nicht nur ein be geisterter Zeuge dieses weltgeschichtlichen Ereignisses, sondern auch einer von jenen Großen, die redlich an ihrem Teile mitgeholsen hatten, das Werk zur Vollendung zu bringen. Em Schimmer jener großen Zeit verklärt die Gestalt des Dahingeschiedenen und wird sie dem gesamten deutschen Volke unvergeßlich machen. In 67 Schlachten, Belagerun gen und Gefechten hatte er die Sachsen gejührt und sich den Ruf eines hervorragenden Heerführers erworben. So war es selbstverständlich, daß er als sein Bruder, Kron prinz Albert 1873 den Thron bestieg, dauernd die Füh rung des sächsischen Heeres übernahm, an dessen Spitze er 29 Jahre stand. Im Jahre 1888 verlieh ihm Küfer Wilhelm II. in Würdigung seiner Verdienste die Wücoe eines Generalseldmarschalls und ernannte ihn zum General inspekteur der 2. Armee-Inspektion. Sem Erlaß im Fe- g wuar 1892 gegen die Soldatenmißhandlungen hat seinen ' kamen damals wieder in Aller Mund gebracht. Auch an -m Verfassungslebcn seines Sachsenlandes nahm der Prinz ls Mitglied der Ersten Ständekammer Md des Staats rats regsten Anteil, er bitätigte sem Interesse für Kunst Md Wissenschaft als Präsioent des sächsischen Altertums vereins seit des Vaters Thronbesteigung 1854, wurde 1864 beim hundertjährigen Stiftungsfest Kurator der königlichen Akademie der Künste und brachte dem gewerblichen und in dustriellen Leben des Landes allezeit reichstes, förnderndes Wohlwollen entgegm. In welch unermüdlicher Weise König Georg seit dem ersten Tage seines Regierungsantritts sei nen Herrscherpflichten oblag als wahrer Vater seines Sach- senvolkes, ist bereits an dieser Stelle hervorgehoben worden. Sein Gedächtnis bleibt ein gesegnetes nicht blos in Sachsen sondern im gesamten Deutschen Vaterlande, um dessen Einigung er sich unverwelkbare Lorbeeren errungen hat. Mit dem Tode König Georgs ist Sachsens Krone nun mehr auf seinen ältestm Sohn dm bisherigen Kronprinzen Friedrich August übergegangen. König Friedrich August steht jetzt im 39. Lebensjahre. Er wurde am 25. Mai 1865 als der erste Sohn des damaligen Prinzen Georg und der Prinzessin Maria Anna, Infantin von Portugal, geborm. Inder Taufe erhielt er die Namen Friedrich August Johann Ludwig Karl Gustav Gregor Philipp. Friedrich oder kurz weg Fritz wurde der Aufnahme. Die körperlich und geistig gleich günstige Entwickelung des prinzlichen Knaben ermög lichte es, bereits in seinem siebenten Lebensjahre den regel rechten Gymnasialunterricht beginnen zu lassen. Zu Ostern 1883 hatte es der Prinz bereits so weit gebracht, daß er die Maturitätsprüfung glänzend bestehen konnte. Am 1. April 1883 trat Prinz Friedrich August, der einem alten Brauche gemäß schon an seinem 12. Geburtstage da» Leutnantspatent erhalten hatte, bei der ersten Kompagnie des erst« (Leib-) Grenadier-Regiment- ein, um bei dieser ein Jahr hindurch regelrechten Dienst zu tun. Der Eifer, mit dem er dieser Aufgabe oblag, zeitigte rasche Erfolge, so daß er schon am 19. September 1883 zum Oberleutnant befördert werden konnte. Um sich auch höhere wissenschaftliche Kenntnisse zu eigm zu machen und damit als präsumtiver Thronerbe seine Vorbereitung auch sür dm Regmtenberuf zu beginnm, bezog der Prinz am 13. März 1884 die Universität Straßburg. Als er nach Abschluß seine- erstm Studienjahres Straß burg verlieb, nahm er seinen Aufenthalt in Leipzig, um noch zwei Semester an der dortigm Universität zu studieren. Nachdem Prinz Friedrich August mit Vollendung seines 21. Lebensjahres großjährig geworden, trat er am 2 Juni 1886 eine mehrmonatige Reise ins Ausland an, die ihn nach Wim, Belgrad und Budapest führte. Von Ungarn reiste der Prinz nach England und Schottland, dann wieder nach Deutschland. Nach seiner Rückkehr in die Hermat wid mete sich Prinz Friedrich August mit Eifer dem militärischen Berufe. In« Jahre 1886 wurde er zum Husaren Regi ments Nr. 18 in Großenhain versetzt, vom 1. Oktober desselben Jahres ab nach vorher erfolgter Beförderung zum Hauptmann und Stellung L In 8uits des ersten Husarm- RegimmtS Nr. 18 bei dem 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100 wiedereingestellt und am 8 April 1888 zum Kom pagniechef ernannt. Am 9. Mai 1889 wurde er zur Dienst leistung zum 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12 kommandiert, wo am 23. Juli 1889 seine Beförderung zum Major er folgte. Als solcher trat der Prinz wieder beim Leibregimmt ein und wurde mit der Führung eines Bataillons beauf tragt. Am 12. Mai 1890 zum Bataillonskommandeur im Schützenregiment Nr. 108 ernannt, leistete er vom 1. Juni bis 24 September 1890 Dienst im Garde-Reiter-Regiment und übernahm hierauf das Kommando des 1. Schützen bataillons. Am 18. Dezember 1891 wurde der Prinz zum Oberstleutnant und am 22. September 1892 zum Oberst und Kommandeur des Schützenregiments Nr. 108 befördert. Im Herbst 1893 nahm Prinz Friedrich August an einem mehrwöchigen Kursus für Regimentskommandeure an der Schießschule zu Spandau teil. Am 20. September 1894 ernannte König Albert ihn zum Generalmajor Md über trug ihm das Kommando der 1. Infanterie-örigade Nr. 45. Auch unterstand ihm die Inspektion der Unteroffizier schule und Unteroffizier-Vorschule zu Marienberg. Am 22. Mai 1898 erfolgte die Ernennung des Prinzen zum General leutnant und Kommandeur der ersten Division Nr. 23. In seiner Eigenschaft als Generalleutnant und kommandierender Genera! des XII. (ersten Königlich sächsischen) Armeekorps wurde er am 24. September 1902 zum General der In fanterie befördert. Der König ist zugleich Chef des 5. säch sischen Infanterie-Regiments Kronprinz Nr. 104, sowie des ersten Hilsarm-Regimmts König Albert Nr. 18. Außer dem gehörte er dem preußischen Gardeschützen-Bataillon sowie der Marine-Infanterie an Md ist Obecstinhaber des öster reichischen JnfanterieRegiments Nr. 45. König Friedrich August ist der fünfte Wettiner diese- Namens. Vor ihm führten denselben bereits die beiden sächsischen Polenkönige, sowie der erste Sachsenkönig, der in der Geschichte „der Gerechte" heißt, nicht minder Friedrich Aagust II, der Groß onkel des heutigen Trägers dieses Namens. Ernste Nachrichten kommen aus unserm südwestafrika nischen Schutzgebiet. Noch ist der Hereroaufstand in keiner Weise niedergeschlagen und schon wieder kommt die Meld ung von einer neuen Eingeborenen - Rebellion. Diesmal sind es die Witboi-Hottmtotm, die der deutschen Regierung den Fehdehandschuh hingeworfen habm. Was dm allen Oberhäuptling Hendrik Witboi bewogen hat, auf einmal wieder als Feind der Deutschen aufzutreten, ist nicht recht erfindlich Vielleicht hat zu dem Abfall die Befürchtung bei getragen, daß eine allgemeine Entwaffnung aller Einge borenen in Deutsch - Südwestafrika der Beendigung des Hererofeldzugs folgen werde Für die deutsche Heeres leitung in Südwestafrika schafft der Aufstand der Hottm- tottm in mehrfacher Hinsicht sehr schwierige Verhältnisse. Die Hottentottten (2- bis 3000 Krieger) gehörm zu den beachtenswertesten Gegnern, die jemals in einem Kolonialkriege europäischen Truppen gegenüberstehen können. Da Hendriks Kriegserklärung schon am 3. d. M. erfolgt ist, hat die Kolonialabteilung vermutlich schon seit einiger Zeit von der neuen Komplikation Kenntnis gehabt, und darauf ist wohl auch der Entschluß, weitere 3000 Mann Verstärkungen hinauszusenden, zurückzusührm. Die Leut- weinsche Politik der Halbheitm, besonders die Verhätschelung der Eingeborenen, denm der faule „Friede" mit dm Bon- delzwart- nicht im mindesten hat imponieren könnm, rächt sich immer mehr, Md e- ist nur zu wünschen, daß wir in Deutsch-Südwestafrika, wo wir jetzt ohnehin so tief engagiert sind, NM auch vollkommen reinm Tisch machen Md nach so viel Opfern an Blut und Geld nicht rasten, bi» die deutsche Herrschaft dort unten sür alle Zeit befestigt ist. Auf dem ostafiatischen Kriegsschauplatz habm die furcht barm, volle 6 Tage dauernden Schlachten, welche sich an der russischen Offensive entwickelten, augenscheinlich mit einer schweren Niederlage der Russen geendet. Denn obwohl die Nachricht« über die bisherig« Ergebnisse der Kämpfe ein ander zum Teil widersprechen, geht aus denselben doch so viel hervor, daß die Russen in dm letzten Tagm nicht nur nicht vorwärts gedrungen sind, sondern an vielen Stellen sich bereits unter schweren Verlusten habm zurückziehm müssen. Die russischen Umgehungsbewegungen süvlich des Taitszeho haben bisher keinerlei für die Russen günstige Ergebnisse gezeitigt, scheinen vielmehr vereitelt worden zu sein. Sehr bedenklich klingen die Meldungen, daß die linke japanische Armee, die westlich der mandschurischen Bahn operiert, nicht weniger als 27 russische Geschütze erobert habe. Freilich ist der Widerstand der Russen überaus zäh, da aber Kuropatkin selbst in seinem Bericht an dm Zaren sich gmötigt sieht, zuzugestehm, daß er einzelnen Truppm- körpern den Rückzug anbefohlen habe, muß man annehmm, daß seine Gesamtpofition stark gefährdet ist Md daß er, sofern er nicht noch größere Truppmverbände zur Hilfe heranziehen kann, abermals auf Mulden wird zurückweichm müssen, und zwar diesmal vielleicht unter ungünstigeren Verhältnissen als nach der Schlacht bei Liaojang. Was General Kuropatkin zu dem Entschlusse, die Offensive plötz lich Md ohne zwingendm Grund aufzunehmm, veranlaßt habm mag Md ob dieser Entschluß seiner eigenen Initia tive entsprungen oder ihm etwa durch Weisungm aus St. Petersburg nahe gelegt worden ist, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls hat die Absicht, der so heldenmütig verteidigten, aber vom Feinde so hart bedrängten Festung Port Arthur Entsatz zu bringen, laut dem Wortlaut des mehrerwähnten Tagesbefehls bei diesem Entschluß eine Rolle gespielt. So weit indessen auch da- Mitgefühl mit den belagert« Brüdern in Port Arthur gehm mochte, es durfte weder Kuro- patknz noch seine etwaigen Inspirator« veranlassen, die Mandschureiarmee aus der Defensive eher herauStretm zu lassen, als bis bei Mukden wirklich ausreichende Kräfte vereinigt warm, um die Offensive mit sicherer Aussicht aus Erfolg aufzunehmm. Der Zeitpunkt hierfür wäre nach allgemeiner Überzeugung im nächst« Frühjahr, nach Bildung der zweiten mandschurischen Armee, gekommen gewesen. Wre die Dinge heute stehen, dürste der Entsatz der Festung, die in dm letzten Tagm wieder Gegenstand heftigster japanischer Angriffe gewesen sein soll, durch das vorzeitige Lcsschlagm Kuropatkin« eher verzögert, wenn nicht ganz unmöglich gemacht wordm sein. Zum Tode Sr. Majtstüt des Köllig; Georg. Proklamationen. Eine am gestrigen Sonntag erschienene Extra-Ausgabe des „Dresdner Journals" veröffentlicht folgmde Allerhöchste Erlasse: Wir, Friedrich August, von Gottes Gnaden König von Sachs« rc, rc., rc., tun hiermit kund Md zu wissen: Nach dem durch Gottes unerforschlichm Ratschluß des Allerdurch- lauchtigsten Königs und Herm Georg, Königs von Sachs«, Unseres vielgeliebt« Herrn Vaters Königliche Majestät zum größt« Schmerze Seines Hauses, wie Seiner ge samten Untertanen aus diesem Leden abgerufen worom rst, habm Wir die Regierung des Königreiches Sachsen vermöge des nach der verfassungsmäßigen Erbfolge an Un- geschehe nen Anfalles der Krone übernommen. Wir versehen Un- daher zu Unseren getreuen Ständen, den Königlichen, sowie den sonst in öffentlichen Diensten angestellten geistlichen und weltlichen Beamten und Dimem auch zu allm Untertanen und Einwohnern Unseres Königreiches, daß sie Uns al» de« rechtmäßig angestammten Landesherrn die schuldige Dienstpflicht, Treue und Gehorsam, so willig als pflicht mäßig leisten werden. Dagegen versichern Wir sie Unserer Ms Handhabung von Recht und Gerechtigkeit und Beförderung der Wohlfahrt und des Besten de- Landes unausgesetzt gerichteten landes- väterlichen Fürsorge, werden auch die Verfassung des Landes in allm ihr« Bestimmungm während Unserer Regierung beobachten, aufrecht erhalten Md beschützen. Damit der Gang der Staatsgeschäfte nicht unter brochen werde, ist Unser Wille, daß sämtliche Behörden ihr« Verrichtungen bis auf Unsere weitere Bestimmung pflicht- mäßig fortsetzm. Gegeben zu Pillnitz, 15. Oktober 1904. Friedrich August. Karl Georg Lewin von Metzsch. I)r. Kurt Damm Paul von Seydewitz. I)r. Konrad Wilhelm Rüger. I)r. Viktor Alexander Otto. Max Klemm- Lothar Freiherr von Haus«.