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Zum Geleit. St*?<*w>iit4lY, der jetjt uiel genannte, in Paris lebende, ruffifche Komponift, ift u. W. bisher nur zweimal auf Hallefchen Konzertprogrammen uertreten gewefen und zwar mit der Pulci nella Suite und einem Kammermufikwerh in der Philharmonie. Die Ballehnufik zum ,,£eue»?»>00«l', ift — fo fdireibt Dr. Cudwig Mifch — das erfte der für das berühmte ruffifche Ballet geschaffenen Werke, die Strawinskis Weltruf begründet haben. Die für den Konzertfaal 1919 zufammengeftetlte Suite gibt fich als eine non Szene und 6ang der Farbe unabhängige^Folge kontraftierender Charakterftücke, die Feueruogel-Suite offenbart überzeugend die Stärke und Eigenart der künftlerifchen Indiuidualität Strawinskis. Einer urwüchfigen Rhythmik gefeilt fich frifche, einprägfame Thematik, die ihre Rb- kunft non der ruffifchen Uolksmufik nidit uerleugnet. Die Harmonik, im Tonalen wurzelnd, oerwertet Anregungen des franzöfifdien Impreffionismus zu aparteften Reizen, und eine blendend uirtuofe Orchefterbehandlung läfjt ein wahres Feuerwerk nicht nur beftrichender und berauschender, fondern auch oorher ungekannter Farben auffprühen. Sollte der Klangzauber des Feueruogel-Orchefters heute nicht mehr fo uerblüffend ^neuartig wirken, fo würde die Urfache in dem Rufkommen oon Kopien diefes Klangbildes zu fuchen fein. Die kurze uerfe^t uns ins Märchenland, in den Zaubergarten des He*en- meifters Kaftfchei. Der nächfte Satj malt das Bild des herannahenden Wunderwefens, des £eueot>©0els. flach einer Generalpaufe folgen die üariationen, der eigentliche Tanz des Feueruogels. Es folgt dann der Jteigen der poittjeffinnen, die in die Gewalt des böfen Zauberers geraten find. Mit einem gewaltigen Schlag des uollen Orchefters feist dann der IjöUlfcfye Eait3 ein, zu dem eine wundertätige Schwanzfeder des Feueruogels in der Hand des Königfohnes den böfen Zauberer und feine Uafallen zwingt. Rls Kontraftftüch für diefen und den leisten Satj folgt^eine kleine öerccufe. Wie es fich im Märchen zu begeben pflegt, fiegt das 6ute über das Böfe und diefer Sieg wird in einem glänzenden finale gefeiert, das oon einem einzigen Thema beherrscht wird. Im Jahre 1893 fchuf pctc»? fein le^tes großes Werk, die Symphonie. Tfchaikowsky wufjte wohl, da(j es fich bei diefem Werke um fein Requiem handeln würde. Das Werk war für ihn ein Bekenntnis, üor Beginn der Kompofition Schrieb er: „Ich habe überaus grofse Cuft, eine grandiofe Symphonie zu Schreiben, die den Sthlufj meines ganzen Schaffens bilden folt. Kein lärmendes Rllegro foll das Finale fein.“ Und dann Schrieb er: „Diesmal ift es eine Programmfymphonie, deren Programm aber für alle ein Rätfel bleiben foll. Mögen fie fich nur die Köpfe zerbrechen. Diefes Programm ift durchaus fubjektiu, und ich habe nicht feiten während meiner Wanderungen, fie in Gedanken komponierend, bitterlich geweint.“ Im Oktober 1893 erklang zum erften Male das „Rdagio lamentofo“ diefer Symphonie Wenige Wochen fpäter ftarb Peter Tfchaikowsky, wie man wiffen will, den Freitod. Und gerade heute jährt fich zum 8. Male der Tag, an dem Rrthur Rikifch ftarb, mit deffen Perfönlichkeit die 6ef<hichte der Pathftique fo eng uerbunden ift.