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Erläuterungen: Felix Draeseke: Ouvertüre zur Oper „Herrat" Draeseke (1835—1913) war in der Jugend ein begeisterter Vorkämpfer für die so genannten Neudeutschen Liszt, Wagner, später mehr dem Klassizismus (Brahms) zu getan. Aus seinem umfangreichen Schaffen ragt das auf vier Abende berechnete, ge waltige Mysterium „Christus“ hervor, welches allen jüngeren Dresdner Musikfreunden noch von der Aufführung durch den Berliner Kittelschen Chor in Erinnerung ist, wo der Komponist, der als hochangesehener Kompositionslehrer am Dresdner Konservatorium wirkte, wegen seiner Schwerhörigkeit mitten unter den Ausführenden saß. Von seinen reinen Instrumentalwerken ist die tragische Sinfonie sicher eines der bedeutendsten Oj^iesterwerke nach Brahms. C^^Meute gespielte Werk ist die Einleitung zu seiner dritten Oper, die im Jahre 1892 in Dresden zur Uraufführung gelangte, aber schon Ende der 1870er Jahre entstanden war. Ein „fast verzehrendes Produktionsfieber“ hatte ihn, wie er selbst äußerte, damals überfallen. Eine deutsche Heldenoper, ein Seitenstück zu Wagners Opern, ist die Oper: Herrat. Herrat ist der Name einer Königstochter. Dietrich von Bern ist eine der Haupt figuren. (ln der Neubearbeitung durch Otto zur Nedden heißt das Werk auch: Dietrich vonBern.) Draeseke dichtete selbst denText in sieben Tagen nachSimrocksAmelungenlied. Wolfurt: Mozart-Variationen mit Tripelfuge Kurt von Wolfurt, geb. 1880 (Deutsch-Balte), u. a. Schüler von Reger, Dirigent und Musikreferent in Berlin, lebte längere Zeit in Dresden, hat seinen Mozart-Variationen das gleiche Thema zugrunde gelegt, wie einst Reger zu seinem gleichnamigen Werk. Es entstammt der A-Dur-Klaviersonate, in der es Mozart selbst auch Variierungen, d. h. Veränderungen unterworfen hat. Es sei hier nur bemerkt, daß Wolfurts dritte Vari ation mehrmals den Charakter eines Trauermarsches annimmt, die vierte ein Pizzicato satz (gezupfte Instrumente) und die fünfte als Serenade im Schubert-Ton bezeichnet ist. Nach der sechsten folgt eine Tripelfuge, die Verarbeitung von drei Themen in Fugenart. Blumer: Drei Orchesterstücke Blumer, geb. 1882 in Dresden, ist Schüler seines Vaters (Kammermusikus) und des Dresdner Konservatoriums (Rischbieter, Draeseke). Nachdem er einige Jahre als Kapell meister am Hoftheater in Altenburg wirkte, siedelte er wieder nach Dresden über, um sj^Kanz der Komposition und der pianistischen Tätigkeit zu widmen. Zuerst fand ein in^rnre 1908 durch Schuch im Opernhauskonzert aufgeführtes Orchesterwerk: „Karnevals episode“ Beachtung. Die Staatsoper brachte auch ein Musiklustspiel: „Der Fünfuhr tee“ (1911) zur Uraufführung. Viel gespielt werden Blumers Kammer-Kompositionen. Seit einigen Jahren wirkt er als Kapellmeister der „Mirag“. Die heutigen Stücke brachte Fritz Busch 1929 im Opernhauskonzert zur Uraufführung. Der klassische Orchesterapparat nur mit doppelten Bläsern, ohne Posaunen, aber mit Harfe, genügte dem Komponisten, um trotzdem moderne Farben zu mischen. Das Ver stehen der Serenade (1. Satz), des Scherzo (2. Satz), der Romanze (3. Satz) bietet keine Schwierigkeiten. Scheinpflug: Lustspiel-Ouvertüre Paul Scheinpflug, geb. 1875 in Dresden, Schüler u. a. von Draeseke, fiel als Kom ponist erstmalig auf dem Baseler Tonkünstlerfest 1903 durch sein Klavierkonzert E-Dur auf; lenkte weiterhin das Interesse durch Kammermusik, eine Spieloper: Das Hof konzert (Berlin 1922) und mehrere gehaltvolle Orchesterwerke auf sich. Am bekanntesten wurde die heute gespielte Ouvertüre zu einem Lustspiel von Shakespeare. Es ist wohl „Was ihr wollt“ gemeint. Eine altenglische Melodie (16. Jahrhundert) ist mit in dem Werke benutzt. Dr. Kreiser.