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Donnerstag Nr. LU. 30. Julius 184«. Leimig. Di« Z-Mms riftllch «bettdö. Zu b«,i«he» durch alle Postämter det I»» und Ludiandei. Deutsche Allgemeine Zeitung. «rei« für das BkrrM- jakr v Lhlr. — Inserlionsgebuhr für de» Raum einer Zeil, r N-r. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz I» Uebe-bli». Deutschland. * Nürnberg. Der Kenig von Preußen. 0 Leipzig- LageS- befehl des Prinzen Johann. L EHemnits. Weber und Strumpfwirker. Karlsruhe. Landtag. »Kassel. Hr. Mackeldcy. Das Ministerium des Innern. Beschlagnahme einer Schrift. »Äus Holstein. Die Stände. Kiel- Hoher Besuch. Lraunschweig. Der ständische Ausschuß. Preutzen. ** Herlin. Der Handwerkervercin. Die Fahrt der polytech nischen Gesellschaft. Die neuen Zeitungen. -»Herlin. Deutsch-Katholiken und Lichtfreundc. »Äus -er Provinz preussrn. Dr. Rupp. — Die SchulconflictSsachen. ivefterreich. Das BundeScontingent. Gpanien. Don Francisco de Assis. Ein dänisches Consulat auSgeboten. Die Absolutisten. Wrotzdritanuien. Parlament. Die Laufe im Buckinghampalaste. Lord W. Russell. Da« Todtenfchaugericht in HounSlow. Die Nationalgeschenke für Hrn. Cobden. Der Kasernencinsturz in Ludiana. Nraukreich. Der Freihandelsverein in Bordeaux. General Lamoricibre. Marschall Bugeaud. Ein Pirat. Bisionen. zd Paris. Die Wahlen. Die Opposition. vriederlande. Wahlen. Bevölkerungsstatistik. Gchtvriz. Der große Rath von Schwyz. Der eidSgenösfische KriegSfonds. AtaUeN. »»Rom. Die Amnestie. — Die Amnestie. Cardinal Gizzi. MuDland und Polen. »Petersburg- Das UntcrrichtSwesen. Graf Uwaroff. Die Volksschulen. Wissenschaft und Kunst. »Posen. Theater. — Personalverzeichniß der preußischen Universitäten. Handel und Hndustrie. Berlin. «nkündigungen. Deutschland. * Nürnberg, 27. Jul. Mit dem mittägigen Eisenbahnzuge von Bam berg trafen gestern der König und die Königin von Preußen mit Gefolge hier ein und hielten im Gasthofe zum rochen Rosse Nachtlager. Die Herrschaften wohnten im Laufe des gestrigen Tags der Vesper in der Sebalduskirche bei und besuchten darauf das Nachhaus, die Burg und die zahlreichen interessanten Merkwürdigkeiten unserer Stadt. Der König war in Trauer gekleidet und trug das eiserne Kreuz am Knopfloch als einzige Auszeichnung. Die Königin, die ebenfalls um ihren Schwa ger Trauer angelegt Hatte, sah sehr leidend aus, und wir wünschen, daß die Bäder Ischls ihre leidende Gesundheit wieder stärken und Herstellen mögen. Heute früh reiste daS königliche Paar von hier nach Regensburg ab. Von dort geht der König nach Böhmen, die Königin nach Ischl. vLkipslN, 29. Jul. In Bezug auf den Abgang des Prinzen Jo hann als Gencralcommandant der Communalgarden ist folgender Tags- befehl veröffentlicht worden: „Dresden, 23. Jul. Se. Mas. der König haben auf mein unterthä- niastes Ansuchen mich von der Function eines Gcncralcommandanten sämmt- licher Communalgarden Sachsens zu entheben geruht. Indem ich solches denselben hiermit bekannt mache, nehme ich zugleich von der meiner Leitung «»vertrauten Lruppe herzlichen Abschied und spreche meinen aufrichtigen Dank für diejenigen wackern Männer aus, die mich in meiner beinah sech zehnjährigen Wirksamkeit, bei meinem Streben für Vervollkommnung des Institut» und Erhaltung und Förderung des guten Geistes in demselben, so thätig unterstützt haben. Insbesondere gilt mein Dank den gegenwärtigen und frühern Commandanten, welche diese mühsame Function, ungeachtet an derer öffentlicher und Privatgeschäfte, ja selbst bei fortdauerndem Dienst im Linicnmilitair, aus rein patriotischer Gesinnung übernommen haben. Möge ferner der Geist strenger Gesetzlichkeit, pünktlichen Gehorsams und echter Loyalität über den Communalgarden Sachsens walten; dann werde ich — obgleich getrennt von ihnen — der Frucht meiner Bestrebungen mich freuen können. Johann, Herzog zu Sachsen." tz EHemmts, 27. Jul. Weber und Strumpfwirker blicken nicht ohne Bangen nach dem Resultate in der bei dem Zollcongreß in Berlin aufs neue zur Verhandlung gekommenen Garn frage, vertrauen jedoch ganz der sächsischen Regierung. Sic erwarten zuversichtlich, daß dieselbe au den in dem darauf bezüglichen Dccret an die Stände ausgesprochenen Grundsätzen streng festhaltcn wird, djc die Verhältnisse der Weberei zur Spinnerei mit seltener parteiloser Wahrheit auffässen. Die Strumpf- Wirkerei namentlich, die sich ganz von selbst, ohne Treibhauspflcge, zu ungemeiner Ausdehnung cmporgcschwunaen hat und auf jedem Punkte der Welt der Concurrcnz getrost die Stirn bieten kann, ist besonders ihrer eigenthümlichen Hausindustrie wegen der Fürsorge des Staats um so mehr wcrth, als sic den Conjuncturcn des Welthandels stets unter worfen ist. Der Ucbergang vom sogenannten Schutz - zum Freihandels system in England macht aber die Berücksichtigung der Strumpswirkcrci um so nöthiger, je gewisser die englischen Wirker von jetzt an um so kräftiger in die Schranken treten werden. Erstes und dringendstes Erfo- derniß ist und bleibt die „Beschaffung guten wohlfeilen Materials für Zeug - und Strumpfwaarcn und die Erhaltung und Vermehrung des Ex ports dieser Fabrikate", Wer die Concurrcnz in Manufacturwäaren und zugleich den Andrang der Weber zur Arbeit einigermaßen kennt, wird damit übcrcinstimmen. Die augenblickliche Stockung in allen Geschäften, welche man schon für eine Folge des Mangels eines sogenannten „natio nalen Handelssystems" hat auSgeben wollen, können wir nicht in Anschlag bringen ; wir sehen solche, so dringend sie ist, für eine vorübergehende an; wir finden diese Concurrenz und den Andrang auch im gewöhnlichen Laufe der Zeit, und zwar nicht sowol vom Ausland als von der im Vergleich zum inländischen Bcdarfe zur Unterhaltung der Weber bestehenden in ländischen Ueberproduction herrührend. Dieser notorische Umstand wider legt am besten jenen Vorwurf, daß durch den Mangel eines „nationalen Handelssystems" alle Gewerbe zu Grunde gehen mußten. Allein incon- ftquent genug will man in der dennoch stattgefundcncn außerordentliche» Ausdehnung der Weberei und Wirkerei und i» dem Umstande, daß sie bei dem bestehenden Zolle von 2 Thlr. ohne Nückzoll das nicht unbedeu tende Quantum von circa 90,000 Ctr. ausführcn könne, den Beweis suchen, daß sie so leicht nicht zu ruiniren sei und einen weitern Zoll, ins besondere mit Rückzoll, ohne Nachthcil übenichmen könne. Dabei wird aber nicht bedacht, daß die Weberei wachsen konnte, so lange noch eine größere Einfuhr in Manufacturcn, welche später durch den Zoll von 50 Thlr. beschränkt wurde, von der inländischen Weberei zu ersetzen war; daß diese Einfuhr aber jetzt bis auf circa t500 Ctr. feine, meistens Modcwaaren beschränkt ist und eine Ausdehnung der inländi schen Weberei für den innern Ccnsumo mehr als erreicht ist; daß die Ausfuhr bei dem Nachtheilc, in welchem die deutschen Weber und Wir ker gegen englische in Zoll und Spesen mit circa 5—8 Proc. vom Wer- the gewöhnlicher Baumwollwaarcn sieben, nur in Waarcn hat bestehen können, auf welche das wohlfeile deutsche Arbeitslohn vorzüglich einwirkte. Die Ausdehnung Ler Weberei bringt aber auch zugleich die empfindlichere Einwirkung von Stockung im Absätze mit sich. Während früher bei ei ner Handcisstockung der auswärtige Bezug beschränkt werden konnte, sehen wir jetzt die ihn ersetzenden inländischen Weber fick zur Concurrcnz drän gen und daß äußerste Herabsetzung des Lohnes, wozu Einer durch den Andern gcnöihigt wird, leider den Verdienst der armen Leute schmälert, größern Absatz aber nicht erzwingen kann, wenn nicht Gelegenheit nach außen Lazu vorhanden ist. DaS häufige Streben, Lurch Verschlechterung der Qualität und Unrccüität der Waare den Preis zu ermäßigen, liefert nur einen Beleg für Len Ungeheuern Druck, ohne dem Absätze zu nützen, Lem cs noch mehr schadet. Rückzölle bei Höhen» EingangSzolle können auch nicht der Ausfuhr die erwartete Hülfe bieten, und ein höherer Ein- gangßzoll muß selbst mit Nückzoll immer der Handwcbcrei und -Wirkerei auch hinsichtlich ihres innern Verkehrs die größten Nachtheilc bringen. Diese beiden Branchen schweben mithin in arger Bedrängniß und man darf ibncn wahrlich nickt leichtsinnig noch mehr Last aufbürden. Ein Nückzoll für Export auf baumwollene Manufactc würde, wenn er eine nur nothdürftigc Gleichstellung mit dem Auslände bezwecken soll (wobei daö Inland noch immer um den Be' rg der Bc iehungsspcscn gegen das Ausland zurückstände), nicht nur in der Zollerhöhung, sondern für ganz baumwollxnc Waaren im vollen Betrag des Eingangszolles auf Twist, und für gemischte Waaren im ocrhältnißmäßigen Amhcik bestehen und sowol von den aus eingeführtcn verzollten wie von den aus inlän dischen Gespinnsten gefertigten Fabrikaten vergütet werden müssen, weil eine Unterscheidung derselben in der Waare nicht möglich ist; von letzterer würde ferner zwar nicht der Zoll, aber doch dessen Betrag im Preise an die Spinner bezahlt worden sein, daher diese Fabrikate'Ler Vergütung des Rückzolles zum Export eben so s.hr bedürfen würden. Der Nückzoll würde bicrdurch zur Ausfuhrprämie und, im ganzen Betrag des Einfuhr zolles gewährt, den Export unbczweifclt sehr fördern, wenn die damit verbundenen Schwierigkeiten der Zoucontrolc den Vorthcil nicht wieder auf- höbcn. Ein Nückzoll blos im Betrag einer Zollcrhöhung würde dagegen nur schaden und den Export vernichten, weil dabei gegen jetzt kein Vor theil, sondern nur die Unzuträglichrciton und NachUmle geboten würden. Im inner» Verkehre würden die Baumwollfabrikatc der Handwcbcrei durch Twistzollerhöhunq mit oder ohne Rückzoll unter allen Umständen leiden; denn jede Vertheuerung einer Waare vermindert deren Verbrauch. Zunächst ist eine Twistzollerhöhung nur im Privatiutercsse zu Gun sten der bestehenden Spinnereien beantragt worden. Freunde der In dustrie hegen aber ohne Zweifel auch vwlfach die Hoffnung, dadurch im allgemeinen Interesse Vermehrung der arrpmucreicn schneller hcrbcigcführt zu sehen. Soll indessen ein erhöhter Einqangszoll zur Anlage von Spin nereien aufmuntcrn, fo wird derselbe auf lange Zeit verbürg sein müssen, damit der daraus zu ziehende Gewinn mit den Koste» der Anlage, welche