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Nr. 2vo 1». Julius 184« Sountag Entlassung aus dem baicrischen Unterthancnverband nachgesucht hat. — - Man spricht von einer Landescollecte für die unglücklichen Bewohner der - kleinen oberpfälzischen Grenzstadt Tirschenreuth und der Umgegend, . die von einem furchtbaren Hagelwetter heimgesucht worden sind, dcs- - sen Verheerungen Alles übersteigen, was man je in der Art gelesen - hat. Sogar die Möbel in den Zimmern wurden mehrfach zertrüm mert. Erst mehrmals von großen Feuersbrünsten heimgesucht, werden die armen Tirschenreuther doppelt hart von dem neuen Unglücke betroffen. Für das Städtchen selbst soll sich der Schaden auf beiläufig 200,0üvFl. belaufen. — Nicht leicht hätte hier eine Eiscnbahnneuigkeit allseiti ger und angenehmer ansprechen können als die aus Wien von dem nun mehr erfolgten Beschlusse der österreichischen Regierung, bis Salzburg zu bauen. Dann wird unausbleiblich der Anschluß unserer Bahnen an die österreichischen dort erfolgen, und eine München-Salzburger Eisenbahn gehört seit einem Dccennium zu den hiesigen Licblingswünschen, wie denn auch zur Zeit der ersten Eisenbahnprojcctemachcrei ein hiesiges Handels haus schon ein Bauprivilegium erhalten hat. Reisende können nicht ge nug Worte finden, um den Fleiß zu schildern, mit welchem alle österrei chischen Bahnbauten gefördert werden. — Stu« der bairischen Stheinpfalz schreibt unterm 15. Jul. „Ein Protestant" dem Frankfurter Journal: „Gestern Nachmittag kam der Geistliche der deutsch-katholischen Gemeinde in Mannheim, Pfarrer Scholl, mit einem Freunde von Neustadt in Pfäffingen an. Letzterer erzählte mir, daß dieser Geistliche, von einer kleinen Reise kommend, sich einige Tage bei seinen Freunden und Glaubensgenossen in Neustadt habe aufhalten wollen, um zugleich die schönen Umgebungen dieser Stadt zu genießen; daß ihm aber von der dortigen Polizeibehörde, sobald sie von seinem Dort skin Kunde erhalten, nach einem kaum vicrundzwanzigstündigen Aufent halte daselbst bedeutet worden sei, binnen zwei Stunden die Stadt zu verlassen. Auf des Pfarrers Scholl Anfrage, aus welchen Gründen man ihm dies zumuthe, indem er gar nicht in seiner Eigenschaft als Geist licher und selbst ohne die äußerlichen Zeichen seines Standes, sondern nur in der vorerwähnten Absicht hier sei, wurde ihm die Antwort, daß dies auf eine Verordnung hin, alle Geistlichen der Deutsch-Katholiken aus dem Lande zu weisen, geschehe. Hierauf gingen einige angesehene Bürger und Freunde des Pfarrers Scholl, welche noch nichts von dieser erwähnten Verordnung gehört oder gelesen hatten, mit Lchtcrm auf das Landcommissariat, um sich Gewißheit über das Bestehen derselben zu ver schaffen, und erfuhren daselbst von dem Actuar, daß wirklich eine solche Verordnung seit mehren Monaten bestehe, und der Polizcicommissar nur seine Schuldigkeit gethan habe. Es war also vor der Hand nichts weiter dagegen zu machen, sodaß der unbescholtene, brave Geistliche einer christ lichen Konfession und Bürger eines befreundeten deutschen Nachbarstaats sich, gleich einem Verbrecher oder Vagabunden, aus unserer Pfalz mußte Ausweisen lassen; und so schied er, selbst erschüttert, unter dem innigsten Bedauern seiner ncustädter Freunde. Fragt hier nun der gesunde Men schenverstand, warum man einen Geistlichen der Deutsch-Katholiken auS einem Nachbar- und Bundesstaat aus dem Lande weist, deren Glauben auf daß einzige Lehrbuch der christlichen Religion, die h. Schrift, gcgrün- det'ist, so weiß ich wenigstens keinen vernünftigen Grund dafür zu finden, indem doch alle Gesetze und Verordnungen gegründet sein sollten. Ich bin daher gewiß, daß alle Unbefangenen, welche dieses lesen, das Gefühl mit mir theilcn werden, das ich bei dem Niedcrschrciben dieses empfunden habe." o Leipzig, 18. Jul. Die sechs Gchülfendeputirtcn der hiesigen Buch drucker veröffentlichen in Bezug auf die Bekanntmachung des Jnnungs- votstandes (Nr. 197) Folgendes: „Zur Erläuterung. Da nach demGene- ral-Znnungßstatut von 1780, ingleichcn nach dem Mandat von 1810, sowie nach dem Spccial-JnnungSstatut für die Buchdruckerinnung in Leipzig vom Jahre 1811, unter Innung in der Regel nur die Herren Buchdruckercibesitzer da selbst verstanden werden, keineswegs damit aber die, nach dem Specialstatut unter dem Namen Jnnungsverwandte gedachten Gehülfen, daher ihnen auch — außer in Betreff ihrer Unterstützungskassen — eine Stimme in Jnnungs- angelcgenheiten nirgend eingeräumt ist, so finden wir, die unterzeichneten Gchülfcndeputirten, indem nicht allen Lesern dieser Zeitung die Quellen und Zuflüsse unserer Unterstützungskassen bekannt sein können, uns veranlaßt, in Betreff der von den Herren Buchdrucker-Jnnungsvorständen erlassenen Be kanntmachung Folgendes zur nähern Verständigung zu bemerken: daß näm lich die Gehülfen, ziemlich 800 an der Zahl, es selbst sind, welche sich unterstützen, nicht aber, wie mit den Verhältnissen Unkundige nach jener Bekanntmachung leicht annchmen könnten, die Innung cs ist, welche sie un terstützt, indem, mit wenigen Ausnahmen, die Beiträge zu Unterstützungen an Durchreisende, Kranke, Invaliden, Witwen und bei Sterbcfällcn für jeden einzelnen Buchdruckergehülfcn sich jährlich ziemlich auf 7 bis 8 Lhlr., ja bei vielen noch darüber belaufen, ungerechnet die häufigen außerordent lichen Sammlungen in Folge von Bittschriften solcher Bedürftigen, welche entweder directe Ansprüche an die Kassen nicht mehr haben, oder—wie es oft der Fall — trotz der gewöhnlichen Unterstützungsmittel besonderer Hülfe bedürf- Ueberblick. Deutschland. ----- München. Das Bier. Das Ministerium. Fürst Wal lerstein. Hr. Kalb. Tirschenreuth. Eisenbahnen. — Die Deutsch-Ka tholiken in der Uheinpkalz. 0 Leipzig. Die Buchdrucker. »Plauen. Festmahl zu Ehren Braun'S. Karlsruhe. Landtag. Kassel. Ver tagung dcrStändcversammlung. — Der Großherzog vonHessen. »» Ham burg. Journalistik. Preutzen. ^»^Kerlin. Professor Staib in Bonn, -s Kerim. Prediger- wahl. Die Seminare. Die polytechnische Gesellschaft. * Magdeburg. Predigerwahl. »Köln. Hr. Welcker und der Zollverein. ivefkerreich. -4- Wien- Die Gewerbefreiheit. Die RedacteurS. Spanien. Der AncrkennungS - und Friedensvertrag mit Uruguay. Qua- rantaineverordnung. ISroGbrttanNien. Die Wahlen. Ibrahim-Pascha und Lord I. Russell. DaS Einkommen der ministeriellen Aemter. Der Spectatvr über O'Connell. Frankreich. Der Herzog von Aumale. Das Unglück auf der Nordbahn. Die Arbeiterunruhen bei ValencienneS. Gerüchte non Aenderungen im Ministerium. »»Paris. Das Eisenbahnunglück. Marschall Soult. Belgien. »Krüssel- Die Wahlreform. Schiffrennen. Schweiz. »Aus der westlichen Schweiz. Der Sondcrbund. — Hr. Sigrist. — Klosterbau. Ltalien. K Kam. Der Nachlaß des Papstes. Schweden und vkorwegen. Die Finanzen. Stutzland und Polen. Die Ehcschcidungssachen von Verbrechern. 4Rrakau. Berichtigung. Perfonalnachrichten. Wissenschaft und «uns». Petersburg. Verfügung in Betreff der Akademiker.- — Alpenreise. — Dem. Rachel. Handel und Industrie. »Acklin. Gas- und Wasserleitung. »Krüs sel. Kartoffel- und Steinkohlenproduction. »Petersburg. Postwesen. »Leipzig. Börsenbericht. »Berlin- Eisenbahn. — Berlin. Ankündigungen. Deuts chland. — München, 14. Jul. Die Hitze ist so groß und abspannend und der Neuigkeiten von nur einigem Belang gibt es so wenige, daß sich aus diesem Doppelgrunde fast alle unsere Unterhaltung dermalen wieder um das liebe Bicrthcma bewegt. Wo gutes, besseres oder das beste Bier zu finden fei, ist die tägliche Parole, und daß die Ungeheuern Vorräthe der Keller des Hofbrauhaufes bereits bis zum letzten Tropfen ausgetrun- kcn worden sind, war zwar ein längst vorausgesehenes Ercigniß, es hat aber doch vor zwei Tagen halb München in eine eigcnthümliche Art von Erstaunen versetzt, nachdem man seinen Eintritt nicht mehr in Abrede stel len konnte. Unsere Zeitungen enthalten zum Theil sehr rührende Betrach tungen über diesen harten Schlag, der die Trinker getroffen hat, und manche Leute sieht man Gesichter machen, nicht unähnlich jenen der Her ren Kornkipper und Wucherer auf den beiden jüngsten Getrcidcschran- nen. Unter so bewandten Umständen bedarf cs drastischer Mittel, um an öffentlichen Orten oder überhaupt in geselligen Kreisen die Unterhaltung einer öffentlichen Tagcsfrage zuzuwenden. Welche Ministcrialveränderun- gcn werden wir noch erleben? Geht Fürst Ludwig v. Wallerstein noch außer Land? Was ist's mit unserm ehemaligen Heiligengeistpsarrer? Das Gerücht, Hr. v. Abel werde das Ministerium des Innern (nach Trennung des Fachs des Bauwesens von demselben) an den Baron v. Schrenk abtretcn und dagegen gleichzeitig das Ministerium der Justiz und das der Finanzen übertragen erhalten, wird jetzt so allgemein als wahr erzählt und geglaubt, daß wir wol Anstand nehmen müssen, demselben ferner geradezu zu widersprechen. Um die Zeit der Ankunft deS Königs in Augsburg, wo er dem Lager beiwohnen wird, soll der Vorhang von den lange besprochenen Ministerialveränderungsgeheimnissen weggezogcn werden! — Furst Ludwig v. Wallerstein ist vor einigen Tagen nach einem Landaute Reimlingen abgereist, wo er wol die Entscheidung über eine Zukunft abwarten wird. Der König soll persönlich sehr geneigt ein, den Grafen v. Lurburg dessen Wunsche gemäß auf dem Gesandt- "chaftsposten in Paris zu lassen; aber je länger desto schwieriger fcheint es zu werden, dem Fürsten v. Wallerstein eine andere Mission zu geben. Gewiß ist, daß die Frage über seine Sendung mich Paris noch keines wegs definitiv entschieden ist, und nicht minder gewiß ist, daß der Fürst selbst diese jeder andern weit vorzieht. Unser ehemaliger Schulinspector und Pfarrer Kalb dahier war bald nach seinem in Berlin erfolgten Uebertritte zur protestantischen Kirche so gut wie verschollen. Da er selbst nicht einmal für seine innigsten Be kannten dahier irgend ein Lebenszeichen mehr von sich gab, konnte es kaum befremden, daß endlich das Gerücht Glauben fand, er sei gestorben. Jetzt vernimmt man, daß derselbe vom König von Preußen eine Pension von 2VÜ Thlr. bezieht, bis seine Anstellung erfolgt sein wird, und daß er behufs der Gelangung zu einer solchen bei den hiesigen Behörden die WM Datsche Allgemeine Zeitung. UM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»