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allgemein angenommen, dagegen der eigentliche CommissioySantrag, „die letztere nach der Weise des CwilpensionSreglementS zu ermitteln", mit 36 gegen 35 Stimmen abgewiesen worden war, wollte sich die Synode selbst nicht über die Frage der Centralisirung oder Provinzialisirung ausspre chen, und erklärte sich dahin, die ÄuSsührung der ausgesprochenen Grundsätze und Wünsche mit allen Modalitäten den hohen Behörden überlassen zu wollen, wobei sic das zuversichtlichste Vertrauen in die Hülfö- bereitwilligkeit des Staats setze, indem freilich nur unter dieser Voraus setzung die Sache ausführbar sei. Mit der morgenden Sitzung beginnt nun eine der wichtigsten Ver handlungen, die über die Verpflichtung der Geistlichen auf die Vckennt- nißschriften, worüber ein höchst gründliches und in feinen Vorschlägen die weiseste Milde beurkundendes Gutachten der ersten Commission, vom Re ferenten Oberconsistorialrath Nitzsch abgefaßt, schon seit vier Tagen das regste Interesse aller Synodalen in vertrauten Besprechungen wie in ern stem, stillem Nachdenken in Anspruch nimmt und woran doch die meisten, auch bei manchen je nach ihrem Standpunkte verschiedenen Ausstellungen, Grund zu Freude und Hoffnung finden. Mögen die nächsten Berichte darüber recht viel Erfreuliches und Tröstendes zu melden haben. In der ersten Mittheilung über die Vorbildung der Kandidaten (Nr. 191, S. 1747, Sp. I, Z. 41) ist in einem Votum über die väter liche Aufsicht von dem Mistrauen die Rede, daß die theologischen Fakul täten beschränkt würden, es muß aber heißen: die theologische Freiheit. Und in der zweiten (Nr. 193) ist ganz am Schluß die Abstimmung über Oeffcntlichkeit der Examina zu 31 — 31 angegeben, statt daß 39—31 wider die Oeffcntlichkeit stimmten. "Breslau, 13. Jul. Heute Morgen ist hier im Goldschmidt'schcn Saale die dritteRabbinerversammlung unter Zuspruch eines zahl reichen Publicums von Herren und Damen eröffnet worden. Von den 29 Theilnehmern, welche sich gemeldet haben, find drei durch unvorher gesehene Hindernisse abgchaltcn morden, die übrigen 26 sind die Landrab biner vr. Holdheim in Mecklenburg-Schwerin, Ur. Heß in Weimar, Ur. Herzfeld in Braunschweig, vr. Einhorn in Birkenfeld, Wechsler in Ol denburg, Gosen in Marburg, vr. Herxheimcr in Bcrnburg, die Ober rabbiner Formstcchcr in Offenbach, Kahn in Trier, Pick in Tcplitz, die Rabbiner Stein in Frankfurt a. M., vr. Geiger in Breslau, Ur. Jo- lowitz in Cöslin, Wagner in Mannheim, Ur. Sobernhcim in Bingen, Levy in Münsterberg, Friedländer in Brilon, vr. Philippson in Magde burg, Güldenstein in Buchau, Adler in Alzey, die Prediger Ur. Salo mon in Hamburg, Ur. Auerbach in Frankfurt a. M., Ben Israel in Koblenz, Adler in Worms, Goldstein im Mecklenburgischen, vr. Levy in Breslau, vr. Geiger eröffnete als Localrabbiner die Versammlung mit einer länger» Rede, in welcher er zunächst die aus so fernen Theilen unserö Vaterlandes hcrbeigekommenen Gäste im Namen der hiesigen Ge meinde bewillkommnete. Er wies dann auf die vielen Schwierigkeiten hin, auf welche das Streben der Rabbinervcrsammlungen gestoßen, welche aber diese nicht cntmuthigen konnten und werden. Die Rabbinerversammlung habe sich die Aufgabe gestellt, das religiöse Leben zu kräftigen und zu veredeln, und wenn die Versammlung sich auch bewußt sei, daß die Lö sung dieser Aufgabe erst nach Jahren und im Vereine vieler Kräfte er strebt werden könne, so werde sie doch, so viel an ihr sei, keine Mühe und keine Opfer scheuen, dem Ziele näher zu kommen. Die Rabbiner versammlung trete nicht als eine Synode von Geistlichen den Laien gegen über, sie achte die volle individuelle Freiheit in religiösen Dingen als das höchste Gut und sei auch von jeglicher kirchenrcchtlichen Bevorzugung der Geistlichen vor den Nichtgeistlichen weit entfernt, wie denn solche auch dem Judcnthume durchaus fremd sei. Die Versammelten träten aber als Män ner auf, welche mit den Urkunden deS Judenthums und dessen geschicht licher Entwickelung vertraut seien, mit steter Aufmerksamkeit die Bedürf, nisse und Gestaltungen des jüdischen Lebens ins Auge faßten und mit sol cher Kenntniß des Judenthums und seiner Bedürfnisse vor die Gemeinden hinträtcn und ihnen mehr Vorschläge, aus der Erfahrung des Lebens und den Ergebnissen der wissenschaftlichen Theologie gezogene Belehrungen als bestimmte Beschlüsse darreichten. Die Rabbincrversammlung wolle das Heilige befestigen und nur die Schlingpflanzen wegfchaffcn; wo sic zer störe, wolle sie dies nur, um aufbauen zu können. Hierauf sprach der Redner den Dank der Versammlung an die hohc Regierung aus, welche durch die ertheilte Concession dem großen Worte des erleuchteten Monarchen, das religiöse Leben von innen heraus ent wickeln zu lassen, auch auf dem Gebiete des Judenthums gehuldigt habe. Er schloß mit einem Danke an die hiesige Gemeinde und einem Gebete zur Erleuchtung der Versammlung. Dann wurde zur Wahl des Präsi denten, des Vicepräsidenten, der Sccretaire und deren Stellvertreter ge schritten. vr. Geiger wurde mit 18 Stimmen zum Präsidenten, Stein mit 1v St. zum Vicepräsidcntcn, vr. Auerbach mit 7 und A. Adler mit 14 St. zu Secretaircn, vr. Levy und vr. Einhorn zu Stellvertre tern gewählt, vr. Philippson, welcher mit vr. Auerbach Stimmengleich heit hatte, lehnte die Wahl ab. Nun folgte durch vr. Philippson die Berichterstattung über die verschiedenen cingclaufenen Anträge, woran sich eine weitere Verhandlung knüpfte, über welche sowie auch über die Nach mittagssitzung wir weiter berichten werden. * Äötn, 12. Jul. Seit vorgestern sind in Aachen die Heilig - thümcr der öffentlichen Verehrung ausgestellt, und bereits strömen von allen Seiten Tausende dahin, um dieses Anblicks, der nur alle sieben Jahre vergönnt ist, thcilhastig zu werden. Man glaubt, daß die Menge der Besucher der Ungeheuern Zahl, welche vor zwei Jahren der heilige Rock nach Trier zog, kaum nachstchen werde. (Es bestehen diese Hciligthü- mer in dem vintoum clomini sSchürztuch des Herrnj, der 8in<Ion muullu sdem leinenen Kleids und dem Suckarium clomini sSchweißtuch des Herrnj.) — Neulich kamen 82 Auswanderer jeden Alters und Geschlechts auf der Reise nach Amerika gegen Abend hier an. Da sie erst am andern Morgen mit der Eisenbahn weiter fahren konnten, so unterhandelten sie mit einem Wirth in der nächstgelcgciien Thorstraße wegen eines Lagers auf Stroh für die Nacht. Sic boten per Kopf 6 Pfennige, der Wirth aber bestand auf 7 Pf., und die sehr dürftig ausschende Achar, bei der sich viele Kinder befanden, zog cs vor, die Stadt zu verlassen und in der Promenade unter freiem Himmel zu übernachten. Sie klagten den Umstehenden jammernd, daß schon die Entrichtung von 6 Pf. Vtreugeld ihre spärlichen Mittel übermäßig in Anspruch nehmen würde. Oesterreich. Der Oestcrreichischc Beobachter vom 12. Jul. enthält Folgendes: „Die Allgemeine Zeitung vom 8. Jul. enthält einen Correspondcnzartikel aus Wien vom 4. Jul., worin die Rede von einem Gitter ist, welches das Monument des höchstscligen Kaisers Franz zu umgeben be stimmt sein soll. Wir bedauern die Allgemeine Zeitung, einen Korrespon denten zu haben, welcher Abgeschmacktheiten zu erfinden keinen Anstand nimmt, wie cs die find, welche derselbe über die Verzierungen dieses Git ters in seinen Bericht ausgenommen hat." (Es wurde nämlich in diesem Artikel gesagt, daß der Fürst v. Metternich nach erlangter Bewilligung des Kaisers das Gitter um das Monument auf seine Kosten verfertigen lasse, und daß dasselbe in der Mitte das kaiserliche, an den vier Ecken aber das fürstliche Wappen erhalten werde.) Spanien. Aus Madrid wird dem Journal des Debats vom 5. Jul. geschrie ben, daß die bei.den Wahlen bisher sehr fern gebliebene absolutistische Partei diesmal ihre Kandidaten mitstellcn wolle. Im Hotel des Her zogs de Vcraguas habe eine Versammlung ihrer einflußreichen Mitglie der stattacfunden und man habe dabei Folgendes beschlossen: Die absolu tistische Partei tritt-bei den Wahlen auf; die Gewählten müssen unter allen Umständen allen ihren Einfluß zur Verwirklichung des Vermählungs plans einsctzcn, welcher den Grafen v. Montemolin den Thron theilen sehen will; es wird ein Manifest in diesem Sinn erlassen werden. Vom Marquis de Viluma, den man diesem Plan für so günstig gestimmt hielt, wird jedoch versichert, daß er einer Bittschrift zu Gunsten dieses Prinzen seine Unterschrift verweigert habe. Sic hatte nur 20 in Madrid erhal ten. Das soll allerdings den guten Muth dieser Partei etwas nieder geschlagen haben. Ueber den muthmaßlichen Ausfall der Wahlen läßt die neue Einteilung in 349 Wahlbezirke wenig vorausschen; die Progres- sisten wollen noch immer vom Wahlkampfe fern bleiben. Großbritannien. London, 10. Jul. Das Oberhaus war gestern kurze Zeit versammelt, beschäftigte sich aber nur mit Annahme von Bittschriften und aus dem Unter- Hause hcraufgelangenden Bills. Lord Brougham wollte von Lord Camp bell, als neuem Kanzler für Lancaster, wissen, ob man mit großarti gen Truppcnsendungen nach Irland umgehe. (Die Times erwähnt ei nes solchen Gerüchts in Irland.) Es heiße nämlich, daß den Tag zuvor zwei Reiterregimenter dahin eingcschifft worden mären. Lord Campbell antwortete, daß dieses Gerücht mit seinem Kanzleramte gar nichts zu thun habe, und er auch nichts davon wisse. Lord Brougham bemerkte dagegen, und eS scheint nach dieser Bemerkung fast, als sei es ihm nicht sehr Ernst mit der Frage gewesen; er habe geglaubt, der Kanzler für das Herzogthum Lancqster hätte darum wissen müssen, da die Einschif fung in diesem Herzogthume zu Liverpool stattgefundcn haben solle. (Ge lächter.) Da nun aber der edle Lord nichts davon wisse, werde es mol überhaupt nicht wahr sein. Das Unterhaus verhandelte Eisenbahn sachen; Hr. Clinton nahm an der Stelle des verstorbenen Mitglieds für Carlow als ncugewählt seinen Platz ein. Von Hrn. T. S. Duncombe wurde eine Bittschrift des Herzogs Karl von Braunschweig übergeben, welcher klagt, daß er bei den Gerichten kein unparteiisches Recht finden könne, und noch manches Andere erdulden müsse, worüber er um eine Untersuchung des Hauses bat. Hr. Duncombe wird einen Antrag auf den Druck der Bittschrift stellen. — Die Königin hat gestern mit ihrem Gemahl und der königlichen Familie den Buckinghampalast wieder verlassen und ist nach Osbornchouse auf der Insel Wight zurückgekehrt. — In Halifax ist gestern die Wiederwahl des neuen Schatzkanzlcrs, Hrn. C. Wood, erfolgt. Ein Chartist, der Advocat George White, versuchte als Gegenkandidat aufzutrctcn, konnte aber Niemand finden, der ihm die erfoderliche Unterstützung gewährte. Die Wahl Lord Palmer - ston's in Tiverton findet heute statt. In Plymouth wird Lord Eb ring - ton vielleicht auf Schwierigkeiten stoßen; wenigstens wurde von einigen angesehenen Disscntern in einer vorbereitenden Versammlung das Verlan gen an ihn gestellt, daß er nicht wieder, wie bei der Dotiruna der May- noothcolleges, für Verwendung von Staatsgcldcrn zu kirchlichen Zwecken stimmen solle. Diese kirchlichen Parteien wollen nämlich von keiner Ver bindung zwischen Staat und Kirche missen. Da Lord Ebrington darauf sich nicht cinließ, wurde die Versammlung zuletzt so aufgeregt, daß es als das Nathsamstc erschien, dieselbe zu beendigen. Hr. Labouchcre, der neue Secretair für Irland, ist in Taunton gestern wieder gewählt worden. — Vorgestern fand Lord Stanley und Lord G. Bentinck zu Ehren in der Trafalgar Taverne zu Greenwich ein Banket der Protcctio- nistcn statt, dem nach Angabe der Morning Post, die cs gern zu einer hochbcdcutsamcn politifchcn Demonstration hcrauspuffcn möchte, 40 Pairs und 60 Unterhausmitglicder beiwohnten. Noch viel mehr edle Lords und chrcnwcrthe Gentlemen mären gern dabei gewesen, wenn es der Platz