Volltext Seite (XML)
IM sondern der Geist eines kräftigen nationalen Aufschwung-, biederer Ge sinnung und erhebender, nützlicher Thätigkcit regte sich in diesen Gesän gen und Reden, wie sie einer Jugend geziemen, an deren Stärke dereinst : das Vaterland erstarken soll. Das Thema des Tage« snL di« barmherzigen Schwestern. Der Klerus und die Orthodoxie arbeiten unermüdlich, diesen Orden hier cinzuführen. Viele in der Gemeinde und mit ihnen der Gemeinderath ar- : beiten entgegen. Demnächst, bei der Ergänzung des Stadtraths, wird der Kampf energischer geführt werden. Da cs nämlich fast einzig und allein von dieser Behörde abhängt, ob der Orden der barmherzigen Schwe stern hier cingeführt werden soll oder nicht, und da die Freunde des Or dens zu wenig Fürsprecher im Gcmcinderakhe haben, so wollen sie sieb : bei der neue» Gemcindcmahl alle mögliche Mühe geben, ihrem Zweck entsprechendere Elemente in den Stadtrath zu bringen. Dies wissen aber die Widersacher des Ordens sehr gut, und auch diese werden keine Mühe ' scheuen, die Wahlen in ihrem Sinn auszuführen. So kann nach vielen Jahren eine Gcmcinderathswahl wieder einmal allseitige Theilnahme er wecken, was lange nicht der Fall war. Daß man auch hier eS versucht, durch Verdummung des Volks ge- : wisse finstere Zwecke zu erreichen, beweist der Wiederabdruck esnes alten Buches, das sich mit Hexen-, Geister- und Teufels beseh wonnigen und mit allem jenem Aussatze beschäftigt, den nyr irgend die Nacht erfinden kann, um die Vernunft zu verbannen, die Leute ins Mittelalter zuruckzü- führcn und die Geister niedcrzudrücken. Das schöne Werk des Wieder abdrucks dieses Unfugs wird einer hiesigen Buchhandlung zur Last ge legt, die es nicht bloß aus Geldspcculation unternommen haben soll. Die Behörde hat das Büchlein, frcilick etwas spät, confiseirt und die Untersuchung ist cinzcleitct, denn abgesehen von der Verwerflichkeit des Buchs ist dasselbe auch ohne Censur erschienen. Preußen. * Berlin, 2-1. Mai. Soeben kommt mir eine sehr interessante kleine Schrift zur Hand, betitelt: „Belgien, Rheinland und Adolf Bartels", deren anonymer Verfasser von den denkwürdigen Sympathien, welche sich in Frankreich und Belgien zu Gunsten des polnischen Aufstandes kund gegeben haben, und namentlich von dem im Debats social in Brüssel er schienenen Aufruf des bekannten Rcvolutionsstimmführcrs Bartels zur Bildung einer belgisch-rheinischen Conföderation als Hebel des polnischen Bcfreiungswerkcs Veranlassung genommen hat, das Wesen und Treiben der in Frankreich und Belgien hausenden und von hier aus unablässig nach Deutschland übergreifenden Propaganda etwas näher zu beleuch ten. Die Schrift zerfällt in vier Abthcilungen, von denen die erste sich mit der Entwickelung und der Wirksamkeit der Propaganden beschäftigt; die zweite nähere Auskunft über die genannte Proclamätion und über die persönlichen Verhältnisse des Hrn. Bartels erthcilt; die dritte die Betrack tungen und Conseguenzen erörtert, welche das Journal de la Haye an die Proklamation geknüpft'hatte; die vierte endlich die Wirkungen schil dert, welche die Propaganda auf die belgische Constitution geübt hat. Wir können uns hier diesem Gange der Auseinandersetzung nicht weiter anschließcn und beschränken uns darauf, die Ideen des Verfassers in ih ren allgemeinsten Zügen wicderzugebcn. So widersprechend die Meinun gen über das Vorhandensein von Propaganden auch sein mögen, so gibt es deren doch zwei: die eine entstand in Rom, die andere in Parrs; jene der Ausdruck und die Organisation des erobernden Princips des Kätholicis- mus, nicht zu verwechseln mit jener stillen Macht deö Papstes und der Kirche, welche in den katholischen Dogmen begründet und in den Con - cordatcn anerkannt ist; diese der Ausdruck und die Organisation des er obernden Princips der Revolution, nicht zu verwechseln mit der stillen und segensreichen Wirksamkeit reformatorischer Gesche. Beide, so entgegen gesetzt sie einander in ihren Bestrebungen auch sind, haben fich in neue rer Zeit verbündet und wirken gemeinsam auf die Masse. Dieser Bund kam nach der Julirevolution zu Stande, in welcher die katholische Pro paganda ihr Terrain in Frankreich verloren hatte. Das erste Werk des neuen Bundes war die Eroberung Belgiens, von welchem Zwifchcnlande aus man auf der einen Seite Frankreich wicderzugewinnen, auf der an dern den Erbfeind, den Protestantismus, vor Allem Preußen, und zwar durch dessen eignes Leben, die Rhcinlande, anzufasscn sich bemühte. Bald nachdem Belgien erobert war und nun ein vollendetes Reich des Klerus und der Journalisten dastand, brach der Aufstand in Polen aus. Dieses Crcigniß weckte in der katholischen Propaganda thcure Erinnerungen frü herer Herrlichkeit, und auch die revslutionaire faßte bei den entschiedenen Sympathien Frankreichs und Belgiens für die Sache der polnischen Be freiung Hoffnungen auf erfolgreiche Wirksamkeit. So wurde auch Po len mit in die Bestrebungen der vereinigten Propaganden ausgenommen, welche nach dem unglücklichen Ausgange des Polenkricgs mächtigen Zu wachs in den zahlreichen Flüchtlingen erhielten, und seitdem hauptsächlich bildete sich dieses Lügcnsystcm der Propaganden aus, seitdem entstand ihr gemeinsamer Ruf nach Nationalität, auf die sie nichts geben, der Ruf nach Trennung von Kirche und Staat, nach völliger Freiheit des Unter richts, Freiheit der Presse, Freiheit der Association. Der Ausgangspunkt für die vereinte Propaganda ist Paris und Frankreich. Bon hier ab scheiden sich drei große Linien: eine franzüsisch- belgisch-rheinisch-polnische, eine französisch-italienisch-polnische und eine panslawisch-polnische. Die erste wendet sich hauptsächlich gegen Preußen, die zweite gegen Oesterreich, die dritte gegen Rußland. Die gegen Preu ßen gewendete Gruppe enthalt mehr katholisch-propagandistische als revo- lutionaire Elemente, welche auf deutschem Bbdcn keine Stätte finden^. Jammern die Propaganden vorzüglich über das Elend der Verträge von 18IL und über die „große Lüge der heiligen Allianz", weil sic wissen, daß trug, gab der Minister des Auswärtigen Hr. v. Dusch die Erklä rung ab, daß die Regierung den Theil des Antrags zurückwcise, wel cher verlangt, sic möge dem Bundestag eröffnen: daß, wenn cm Bun desgesetz über die freie Presse vor Ende des Jahres 18L7 nicht zu Stande käme, die qroßhcrzogl. Äirgiexung es für ihr« Pflicht halten wurde, das in Folge des Bundesbcschlusses vom 3. Jul. 1832 thcilwelse zurückgc- nommenc Preßgcsctz vom 28. Dec. 1831 entweder unverändert eher mit den von beiden landständischen Kammern zu bewilligenden Abänderungen in Baden wieder herzustcllen. Der Minister bemerkte, daß die Bundes- bkstimmungcn für die Regierung jedenfalls maßgebend sein müßten. Wenn sie auch von der Zweckmäßigkeit einer Acnderung der bundesgcsetzlichen Bestimmungen über die Presse überzeugt wäre, so könnte sic doch nicht erwarten, daß die Bundesversammlung darauf cingchcn werde; sie könne daher auch dort keine Anträge stellen, die im voraus als erfolglos er scheinen. Dies scheine auch der Antragsteller cingcfchcn und darum wei ter «»getragen zu haben, daß Modifikationen der Ccnsur in Betreff der Landesangelegcnheitcn cintrcten möchten. Er wolle nicht fragen, was für besonderes Heil die Kammer von dem vorausgehendcn Antrag erwarte, sondern nur aussprcchcn, daß die Regierung Anträge dieser Art mit Mis- Killigung zurückwcise. Dieser Erklärung entgegnete der Abg. Welcker: Die Kammer werde Grundsätze nicht anerkennen, welche dahin führen würden, daß Alles, was der Bund beschließe, ob mit Recht oder mit Unrecht, für den souverainen Fürsten und den souverainen Staat von Baden gelte. Dec Abg, Mathy dankte dem Antragsteller. Er könne sich dabei der Ahnung nicht entschlagen, daß diesem neunten Antrag auf Herstellung des natürlichen und in Baden gesetzlichen Rechts der freien Bürger, sich durch den Aus druck ihrer Gedanken von Thicrcn und Sklaven zu unterscheiden, nicht eben so viele weitere Anträge folgen würden. Mancher werde mit ihm fühlen, daß die Zeil der Entscheidung nahe, und daß, wer fortan öffent lich auftrcte, auf etwas mehr gefaßt sein müsse als auf die Kämpfe der Rednerbühne. Geheimrath Bckk äußerte, wie man von ihm am wenig sten erwarten werde, daß er gegen die Preßfreiheit im Allgemeinen den Schild erhebe, obgleich er auch die großen Nachtheile derselben kenne; denn ihre Vortheilc seien auf der andern Seite von der Art, daß, je nachdem der Zustand der Entwickelung eines Volks ist, sie als überwie gend erscheinen. Der zweite Theil seiner Rede war eine Apotheose des Bundestags, der „einzigen Stütze unserer Nationalität/unsres deutschen Gesammtstaats." Zur Unterstützung der Motion »ahmen noch die Abäg. Kapp, Mez, Gottschalk, Brentano, Schaaff und Knapp das Wort. Abg. Brentano richtete den Wunsch an die Regierung, daß die Oeffcntlichkcit hei Verhandlungen über Prcßvcrgehen, welche mit dem neuen Straspro- ccß ohnehin in das Leben trete» werde, sogleich provisorisch cingeführt werden möchte. Die Kammer beschloß einstimmig den Vorauödruck der Motion und die Bcrathung in dcn Äblhcilungcn. (Bad. Bl.) — Aus Freibura vom 20. Mai schreibt die dortige Zeitung: „Am IT Mai ist Hr. Prof. 1)>. H. Schreiber mit seiner bisherigen Haus hälterin in seiner Behausung vom protestantische» Pfarrer bürgerlich getraut worden." — Der augsburger Allgemeinen Zeitung wird aus Frankfurt a. M. vom 20. Mai berichtet: „Einige Zeitungen thcilcn mit, Hr. Günste habe in Folge seiner Ernennung zum Direktor des Criminalscnatß in Fulda auf die Stelle als Oberappcllationsgerichtsrath in Lübeck verzichtet. Dies ist nicht ganz richtig, da ihm die Stelle in Lübeck nach jener Ernennung aygctragcn und von ihm auch angenommen wurde. Vielmehr ist cr durch die Betrachtung, daß cr seit 20 Jahren nur als Kriminalist thätig ge wesen und nun in Lübeck auch auf das ihm fremd gewordene Gebiet des CivilprocesseS übergehen müffe, bestimmt worden, zurückzutretcn, und man ist nicht vermögend gewesen, dem gewissenhaften Manne seine Be denklichkeiten auSzurcden." 22. Mai. Das große Turnfest, das neulich hier statt- fand, hat einen so tiefen und wohlthucndcn Eindruck hinterlassen, daß die lebensmuthige Jugend jetzt ihre Mußestunden fast einzig und allein die sen, den Geist und den Körper erfrischenden Uebungcn widmet. Man nenne cs, wenn man will, eine Mode, aber cs wird eine bleibende Mode sein, sich der edlen Turnkunst hinzugebcn, und gewiß, sic wird allgemein werden, und man wird dann weder zwcrghafte Körperconstitutionen noch zwcrghafte Gesinnungen mehr finden. Um auf das erwähnte Turnfest zurückzukommen, woran etwa zehn Turngemcinden aus verschiedenen süd deutschen Städten, im Ganzen etwa 1000 Turner Theil nahmen, so war der moralische Eindruck, den dieses Fest hcrvorbrachtc, noch viel bedeut samer als das interessante Schauspiel selbst. Denn man kann sich nicht losreißen von dem tröstenden Gedanken, daß diese Turngcneration, die so viel daran setzt, den Körper abzuhärten und zu stärken, noch viel mehr Aufopferung den Mißgeschicken und Zcitstürmen gegenüber werde aufzu- bicten haben, wenn es nolh thut; man kann sich nicht losreißen von der Hoffnung, daß kein schwaches deutsches Vaterland mehr wird denkbar sein, wenn einmal Deutschlands ganze Jugend von den Tugenden und Vor zügen der Turnkunst wird durchdrungen sein, und daß der politische, sociale und kirchliche Egoismus an diesem kräftigen Bollwerke scheitern werde. Daß Mstr großes Turnfest jene höhere Bedeutung hatte, jene Zukunftsahnun gen hervorricf, konnte man schon an der so starken Betheiliguna von Sei ten fremder Turnvereine ersehen, sowie an dem begeisternden Empfange, der herzlichen Aufnahme und gastlichen Bewirthung, welche die verbrüder te» Turner hier gefunden haben. Noch mehr aber leuchtete diese sittlich schöne, nationale und sociale Bedeutung des Festes aus den Liedern, Re den und Toasten hervor, die auf dem Turnplatz und beim Festbanket so elektrisirend gewirkt baden und einen unvcrlöschlichen Eindruck hervor- ' brachten. Nicht der Geist einer verbitterten und gehässigen Demagogie,